Informationen zum Blastozystentransfer

In diesem Ordner sollen Studien zur Reproduktionsmedizin gesammelt werden.
rebella67
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Informationen zum Blastozystentransfer

Beitrag von rebella67 »

Hallo, Ihr Lieben,

Dr. Breitbach hat eine Informationssammlung zum Thema ?Blastozystentransfer? begonnen. Hier könnt Ihr Euch informieren, aber auch, falls Ihr was Interessantes zu dem Thema wisst, Ergänzungen dazu schreiben.

http://wunschkinder.net/wacko/wakka.php ... entransfer

Gruß, Rebella
loulou69
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Beitrag von loulou69 »

Hallo Rebella
irgendwie komme ich da nicht rein, kannst du vielleicht den Text hier reinkopieren? Würde mich sehr interessieren, danke!
manda
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Beitrag von manda »

Ich weiß zwar nicht, ob das der richtige Artikel ist, aber den habe ich unter wunschkinder.net gefunden:

02 November 2003 - 21:11
Blastozystentransfer verbessert die Schwangerschaftsrate nicht
Bewertung:
Ob ein Transfer von Embryonen im sogenannten Blastozystenstadium Vorteile hat gegenüber der Rückgabe am 2.-3. Tag nach der Befruchtung ist sehr umstritten. Diese Studie zeigt, daß der späte Transfer zu keiner Verbesserung der Schwangerschaftsrate führt.

In einer sogenannten prospektiven und randomisierten Studie der Freien Universität Brüssel wurde untersucht, ob sich andere Erfolgsraten nach einem Blastozystentransfer ergeben als nach einem Transfer am 2. Tag nach der Befruchtung. Hintergrund der Studie ist, daß der Blastozystentransfer in der Öffentlichkeit aber auch der Fachpresse oft als die bessere Methode dargestellt wird, da die Auswahl der Embryonen besser sein soll als bei dem konventionellen Verfahren. Der Beweis für diese Behauptungen jedoch fehlt.

193 Behandlungszyklen bei 191 Paaren wurden für diese Studie ausgewertet. Einschlußkriterien waren: Alter der Frau < 39, weniger als 4 IVF-Zyklen in der Vorgeschichte und 4 oder mehr befruchtete Eizellen am Tag nach der Eizellentnahme. Diese Patientinnen wurden nach einem Zufallsprinzip den verschiedenen Behandlungsprotokollen zugeordnet. In 94 Zyklen erfolgte der Transfer am 2. Tag nach der Punktion und in 99 Zyklen am 5. Tag.

Die Embryonen wurden 18 Stunden nach der Befruchtung in ein glucosefreies Medium umgesetzt, die Embryonen für den späten Transfer zusätzlich nach 66 Stunden in ein spezielles Blastozystenmedium. Zwei oder drei Embryonen wurden in Abhängigkeit von der Morphologie beim Transfer zurückgegeben.

Am zweiten Tag nach der Punktion wurden durchschnittlich 2,1 (± 0,4) und am fünften Tag1,9 (± 0,3) Embryonen transferiert. Nach einem Tag 2-Transfer kam es in 44,1% zu einer erfolgreichen Schwangerschaft (Geburt) nach 5 Tagen in 37,1%. 22% Mehrlingsschwangerschaften nach einem frühen Transfer standen 36% nach Blastozystentransfer gegenüber. Diese Unterschiede sind statistisch nicht signifikant.

Zehn Patientinnen (10,1%) hatten nach 5-tägiger Kultur keine Embryonen mehr für einen Transfer zur Verfügung, da sämtliche Embryonen im Verlauf der verlängerten Kultur abgestorben waren.

Für die untersuchte Patientengruppe (< 39 Jahre alt und weniger als 4 Behandlungszyklen in der Vorgeschichte) ergibt sich kein Vorteil durch den Blastozystentransfer.

Human Reproduction, Vol. 18, No. 10, 2145-2150, October 2003

Viele Grüße,

manda.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Lou,

der Link hat sich wohl etwas geändert: http://www.wunschkinder.net/infosammlun ... sfer&v=8lo.

Schön von Dir, manda, daß Du diese Studie hierher kopiert hast. Darauf wird ja auch bezug genommen. Ich kopiere gleich noch den Text, der allerdings jederzeit geändert werden kann. Aktuelles steht also (falls dies jemand nach langer Zeit liest) weiterhin dort.

Gruß, Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Einleitung

Vorab eines: Auch in Deutschland ist der Blastozystentransfer im Rahmen einer Reagenzglasbefruchtung erlaubt, auch wenn verschiedentlich anderes behauptet wird. Hierbei werden die Embryonen bis zum 5. Tag nach der Punktion kultiviert und man hofft dadurch eine Verbesserung der Einnistung zu erreichen.


Der Blastozystentransfer im Ausland kann für bestimmt Patientinnen Vorteile haben. Dort ist es möglich, daß man mehr als 3 Embryonen so lange weiterkultviert, bis sie sich zu Blastozysten? entwickelt haben (ca. 5. Tag nach der Punktion) und dann die besten auswählt. Diese Möglichkeit gibt es Deutschland nicht, hierzulande kann man nur drei Embryonen weiterkultivieren und dadurch ist nicht gewährleistet, daß tatsächlich ausreichend Embryonen dies überleben, denn nur sehr gute Embryonen entwicklen sich im Reagenzglas so weit. Einen wesentlichen Vorteil gibt es also in Deutschland nicht mit dieser Methode.
Studie zu Blastozystentransfer (2003)


Es ist jedoch auch umstritten, ob der späte Transfer am 5. Tag einen Vorteil gegenüber dem am Tag 2 oder 3 hat. Dies wurde zumindest durch die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahre 2003 in Frage gestellt: Blastozystenstudie aus Human Reproduction? 2003
Diskussion aus dem Forum zu dieser Studie


1. Im 2?4 Zellstadium lassen sich keinerlei Aussagen über die Chancen einer möglichen Schwangerschaft treffen. Die ersten Teilungen sind ?Leihteilungen? und gehen nur von der Eizelle aus. Lassen sich Embryonen über das 8 Zellstadium hinaus kultivieren sind die Chancen für eine Schwangerschaft deutlich gestiegen. Arreste? finden meist im 4 Zellstadium statt.


Das stimmt. Diese Teilungen finden manchmal sogar ohne eine echte Befruchtung statt. Arreste finden meist im 4-Zellstadium statt. Genau das ist der Punkt. Kultiviert man bis Tag 3 also bis zum 8-Zellstadium (und nicht zwingend wie hier gesagt darüber hinaus), dann kann man schon sehr viel über das Entwicklungspotential der Embryonen sagen. Offensichtlich gilt dies aber auch bereits für das 4-Zellstadium, anlässlich der Vortrags wurde dieser Punkt (Tag 2 oder 3) jedoch auch diskutiert


2. Ein Blastozystentransfer entspricht mehr der natürlichen Entwicklung, da die Embryoenen am 5. Tag in die Gebärmutter transferiert werden und nicht am 2. oder3. Tag. Zu diesem Zeitpunkt würden sie sich normalerweise im Eileiter? befinden.


Stimmt. Jedoch ist dieser theoretisch-biologische Denkansatz nicht unbedingt gewinnbringend in der Praxis umzusetzen. Man hat aus diesem Grunde intratubar?e Embryotransfer?s (TET?) durchgeführt (ich selbst auch eine lange Zeit), leider ohne Verbesserung der Schwangerschaftsraten.


3. Unsinnige Behandlungen könnten Paaren erspart bleiben, bei denen sich die Embryonen nicht über 5 Tage kultivieren lassen. Ich halte es für ethisch verwerflich nicht lebensfähige Embryoenen zu transferieren und Paaren damit falsche Hoffnungen zu machen. Vielleicht ist das mal ein anderer Aspekt des Embryonenschutzes, da lebensfähige Embryonen nicht die Chance bekommen sich weiter zu entwickeln indem sie vernichtet oder eingefroren werden.


Es ist in keiner Studie zu diesem Thema nachweisbar gewesen, daß Embryonen, die sich im ?Reagenzglas? nicht bis zum 5. Tag weiterentwickelten, dies in der Gebärmutter nicht doch getan hätten. Es stellt sich in der Tat die Frage, welche Patienten von dieser Therapie profitieren. Bei älteren Frauen weisen ca. 60% der Eizellen genetische Defekte auf und ca. 40% der Blastozysten. Die Darstellung, daß bei einer Kultur bis zum Blastozystenstadium die Problematik genetisch nicht intakter Embryonen nicht mehr stattfindet, ist falsch.


4. Alle Statistiken von Instituten die diese Möglichkeit anbieten beweisen genau das Gegenteil, viele Paare, die sich in Deutschland behandeln ließen uns nicht schwanger wurden, sind im Ausland auf Anhieb schwanger geworden.


Eben nicht, wie die Studie zeigt. Und die Behandlung im Ausland hat Vorteile, das bestreitet niemand. Nämlich die der Selektion. Und diese ist auch schon von Vorteil am 3. Tag, darum geht es. Nochmal: Es hat noch keine kontrollierte, randomisierte Studie den Vorteil der zwei zusätzlichen Tage in der in vitro Kultur zeigen können. Meine persönliche Meinung zum Ausland: wenn auf hohem medizinischen Niveau gearbeitet wird, dann ist die Möglichkeit zur Selektion ein Vorteil. Leider muß man sagen, daß nicht viele Zentren diesen Vorteil zun nutzen wissen.


5. Immer mehr deutsche Reproduktionsmediziner haben einen Sinneswandel vollzogen und bieten den Blastozystentransfer mittlerweile an.


Mehr aus Marketinggründen als aus echter Überzeugung. Und über die Sinnhaftigkeit dieses Verfahrens hierzulande kann man aufgrund der fehlenden Möglichkeit zur Embryonenselektion? eigentlich nicht streiten.


6. Das Embryonenschutzgesetz? ist unsinnig, da ein per ICSI gezeugter Embryo abgetrieben werden kann, man aber nicht mehr als 3 Embryonen kultivieren darf.


D´accord!


!!7. Studien, die von Universitäten erstellt worden, sind immer mit Vorsicht zu genießen. Ich kenne das noch von meiner eigenen Zeit an der Uni. Welcher Auftraggeber stand hinter dieser Studie ?


Ich nehme dem Kollegen, der diese Studie vorstellte, ab, daß ihn nur die Frage umtrieb, ob er mit dem Blastozystentransfer etwas sinnvolles macht. Er ist sicherlich über den Verdacht erhaben, mal eben ein weiteres ?Paper? raushauen zu wollen. Dazu ist sein Standing in der Szene viel zu gut (und das mit Grund).


8. Ich halte diese Studie schlichtweg für eine Fälschung, täuscht sie auch völlig falsche Tatsachen vor. Auch in dieser Studie fand eine Selektion beim Transfer von Embryonen die nur 2 Zage kultiviert wurden statt. Natürlich wird das nicht explizit erwähnt.


In meiner Zusammenfassung wurde das nicht explizit erwähnt. In der Studie schon. Und genau darum geht es ja auch: Unter der Voraussetzung, daß man die Embryonen selektieren kann, ist welche Methode besser?


Um mal ein anderes Beipsiel zu nehmen, welches ich oben schon erwähnt habe: Vor mehr als 10 Jahren war der Transfer in den Eileiter sehr en vogue. Eben weil die Embryonen zum damals üblichen Zeitpunkt des Transfers normalerweise im Eileiter sind. Das Konzept war sehr schlüssig, erste Studien zeigten deutlich verbesserte Schwangerschaftsraten. Aber nachdem man dann randomisierte und kontrollierte Studien zu diesem Thema durchführte, merkte man schnell, daß es leider nicht so einfach ist, wie es zunächst aussah.


Weiteres Beispiel: Assisted Hatching?: Dem Embryo durch Anritzen der Hülle das Schlüpfen und Einnisten zu erleichtern...Wunderbare Idee. Das musste einfach besser sein. Und war es in den ersten Studien auch. Nicht aber in kontrollierten und randomisierten Studien.


Die Liste der Methoden, die konzeptionell einfach eindeutige Verbesserungen erwarten liessen, dies aber nicht halten konnten ist sehr lang.

Literaturlinks

von Rebella


(1)
Ein Argument gegen die Vertretbarkeit einer späteren Selektion könnte in diesem Artikel zu finden sein: http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=38271. In diesem Artikel wird u.a. auf mögliche Schäden hingewiesen, die durch die nicht ganz mit der natürlichen Umgebung übereinstimmenden Kulturbedingungen im Reagenzglas entstehen können.


(2)
Dr. Singer (http://www.singer.ch/blasto.html) lehnt den Blastozystentransfer deshalb ab, weil sich Embryonen, die im Blastozystenstadium transferiert wurden, wohl besonders häufig nochmals teilen und dadurch zu viele Mehrlingsschwangerschaften entstehen würden.


Mein Kommentar dazu:
Interessieren würde es mich, was noch in der Studie der Stanford-University drin steht. Ich gehe mal davon aus, daß auch was darüber drin steht, wie hoch die Mehrlingsrate beim Blasto-Transfer insgesamt ist, abhängig davon, wie viele Embryonen übertragen werden. Dr. Zech, der ja hier wahrscheinlich von Dr. Singer kritisiert wird, betont ja, er transferiert grundsätzlich nicht mehr als 2 Embryonen und senkt damit den Anteil der Mehrlinge deutlich. Ob das Risiko bei eineiigen Zwillingen höher ist als bei zweieiigen? ? Da habe ich mich noch nicht mit beschäftigt.
Ich finde den ausschließlichen Hinweis auf die eineiigen Zwillinge einseitig.


(3)
Höhere Erfolgsraten durch Selektion lassen sich auch ohne Blastozystentransfer erreichen:
http://www.thieme.de/gebfra/04_03/fsn_03.html
http://humrep.oupjournals.org/cgi/conte ... /18/9/1858
(Studienergebnisse zum Single-Embryo-Transfer nach Selektion am 3. Tag)
loulou69
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Beitrag von loulou69 »

Vielen Dank!
manda
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Beitrag von manda »

Hallo Rebella,

dankeschön - ich hatte den Artikel auf die Schnelle nicht gefunden.

Viele Grüße,

manda.
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Knuddelteufel
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Beitrag von Knuddelteufel »

Hi zusammen,

weiß zwar nicht, ob es stimmt, aber ich hörte in letzter Zeit immer mehr, dass hier in D. viele Repro-Ärzte sich bemühen, Blastotransfer wie im Auslanf endlich durchführen zu können, d.h., genauso wie in Österreich.....mehr als 3 EZ weiterkultivieren lassen bis zum Blastotransfer!

Stimmt das so, oder ist es nur Gerüchte? :-? :roll:
Liebs Grüßle von Conny
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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

kann mir jemand mal genau erklären, was bei der Selektion gemacht wird (meine nicht PID)????
Habe 6 ET hinter mir, davon 2 in Brüssel, alle negativ (auch nach Immu)!
Überlege jetzt nochmal einen Versuch in D zu machen, bin mir aber nicht sicher ob Selektion einen wirklichen vorteil bringt.
Habe immer nur 5-6 EZ.

Gruß
Abbie :D
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Knuddelteufel,

leider sieht es wohl im Moment so aus, daß man in Österreich Gefahr läuft. Daß da die Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen auch verboten wird. Hoffen wir mal, daß es nicht so kommt.

Liebe Grüße, Rebella
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