Kryomaterial

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anonymbenutzer
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Kryomaterial

Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo,

mich beschäftigt ein Thema, über das ich mir vor der KiWu-Behandlung wenig Gedanken gemacht habe.

Wir haben nach IVF- Behandlungen zwei wunderbare Kinder bekommen, sind überglücklich und dankbar. Jetzt ist noch befruchtetes Material über, ich habe große Probleme mit dem Gedanken es zu vernichten.Immerhin ist aus diesem Material unser zweites Kind entstanden.
Und irgendwie habe ich auch ein ungutes Gefühl, was damit passiert - wird es wirklich vernichtet oder vielleicht doch "weiterverwendet" ? Immerhin spielt Geld eine große Rolle, traue der Praxis nicht so ganz über den Weg.... wahrscheinlich absoluter Unsinn, aber es beschäftigt mich....

Kennt Ihr dieses Gefühl?
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich kann mir das gut vorstellen, dass es solche Gefühle gibt. Selbst war ich damals froh, dass am Ende kein Kryomaterial mehr übrig war. Wir wollten auch nur zwei Kinder, aber ich denke, ich hätte diesen Embryonen noch eine Chance gegeben, wenn ich mich dazu in der Lage gefühlt hätte.

Weiterverwendet wird es in Deutschland ganz sicher nicht. Darum musst du dir keine Sorgen machen. Ich allerdings hätte es lieber zur Embryonenadoption frei gegeben, statt dass es verworfen wird.
Liebe Grüße, Rebella
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hasebärin
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Beitrag von hasebärin »

Hallo Anonymbenutzer......

wir sind noch nicht soweit :D das zweite steht noch an......irgendwann mal.....aber ich habe auch schon darüber nchgedacht, was wäre wenn.......hab schonmal irgendwo davon gehört, daß ein Paar seine Kryos abgeholt hat........man könnte sie irgendwo unter einem Baum begraben oder so.......dann ist zumindest die Gewißheit da.....das nix passiert......Ich glaub, so würden wir das machen..... :hallo:
Bild
Liebe Grüße von der Hasebärin
und dem MoPo
und 3 Sternchen im Herzen

<a href="http://lilypie.com/"><img src="http://lbyf.lilypie.com/k7ZMp2.png" width="400" height="80" border="0" alt="Lilypie Kids Birthday tickers" /></a>

Kein Wissen scheint schwerer zu erwerben als die Erkenntnis, wann man aufhören muß -Jonathan Swift-
Unsere Versuche für ein Geschwisterchen enden nach einem Negativ, einer MA in der 10.SSW, einer biochemischen SS (das waren unsere 3 Kryoversuche aus der Glücks-Icsi) und einer ICSI mit katastrophaler Ausbeute, einer reifen und eine unreifen Eizelle...die eine ließ sich befruchten...letzter SS-Test am 22.03.10....negativ. Nach der PU sagt meine Tochter zu mir: "Mama, warum weinst du? Ich bin doch da!" Wie recht sie doch hat......
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo,

über diesen gefühlsmässigen Zwiespalt wurde ja schon öfter diskutiert.

Aber wegen der Idee des " Begrabens" ... um sicher zu sein wird ja auch das schwierig, wenn man seinem Doc oder dem Labor nicht vertraut..

Ein symbolisches Abschiednehmen, das man wie auch immer mit einem persönlichen Ritual vollzieht finde ich persönlich eine sinnvolle Sache

..aber ich frage mich tatsächlich was das gefühlsmässig und an echter Sicherheit denn bringen soll, sich den Einzell- Fast-Embryo im Vorkernstadium im Labor aushändigen zu lassen.

1. wäre es auch dann nicht kontrollierbar für Euch ob ein Embryo drin ist ( gut man könnte noch mal ins Mikroskop schauen) aber erkennt dann auch nicht, ob er denn beweisbar von Euch stammt,

2. was würde das Labor denn ganz konkret aushändigen können ?

Ein etwa 13 cm langes Kryoröhrchen mit bunter Kappe, Beschriftung mit Euren Daten.. so wie hier:

http://www.cryobiosystem-imv.com/site_f ... y2_pma.asp

3. wie groß ist den der eingefrorene Einzell-Fast-Embryo denn real ?
0,1- 0,15 mm

http://www.embryology.ch/allemand/iperi ... gie02.html

zum Vergleich ein Wassertropfen ist 2-3mm groß..
selbst eine ein paar Tage Blastozyste ist real kleiner als der Punkt am Ende dieses Satzes " . "

Man könnte sich ein Foto des PN/ Präembryo geben lassen...und dann etwas überlegen für sich..

Für mich ist diese ganze Problematik bei der assistierten Fortpflanzung,
dass man sich Ärzten, Labors ausliefern oder fast blind vertrauen muss
..vor allem wird all das unter einer medizinischen Lupe mit Ultraschall Transfer, Werten, Fotos vollzogen.. die aber gefühlsmässig und auch rational nicht so einfach zu verarbeiten ist.

Dann folgt 2 Wochen lang das fast absolute Nichts Nichtwissen, Irritation Ängst Hoffnung...manche schrieben ja auch schon sie hätten dann wenn die Blutung einsetzt " Ihren" Embryo oder irgendwelche Strukturen gesehen...woran man erkennt wie symbolisch ode rmit persönlichen Fantasie all das aufgeladen ist

aber das kann ja nach 14 Tagen NIE sein...zeigt aber das Bedürfnis und Problem mit dieser Symbolik und der Unfassbarkeit irgendwie real umgehen zu können.
welle1
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Beitrag von welle1 »

Schreibe heute nicht als anonymbenutzer, bitte nicht wundern... :-)

Danke für Eure Antworten! Es tut einfach gut andere Gedanken und Meinungen zu diesem Problem zu lesen!

Komisch, vor der KiWu-Behandlung war es für mich wirklich nur gefrorenes ArbeitsMATERIAL, jetzt eben nicht mehr.... es sind immerhin zwei wunderbare Kinder daraus entstanden !

Mein grösster Wunsch wäre es, mit den vorhandenen Eizellen einen weiteren Versuch zu starten. Aus medizinischer Sicht aber viel zu gefährlich, im Hinblick auf die Verantwortung mit zwei Kindern einfach zu risikoreich. Meinem Kopf ist es klar, mein Bauch kämpft und kämpft.....

Und es stimmt schon, wenn ich das Material abhole, mitnehme und unter unserem Apfelbaum vergrabe ist es wohl ein Akt des Abschiedsnehmens, aber wer garantiert mir, dass ich wirklich das richtige Material habe...????

Bin einfach etwas hilflos, werde mich aber wohl mit dem Gedanken des Auftauens anfreunden müssen.

Viele Grüße!

Welle
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Ich für meinen Teil glaube auch, dass das Material ganz bestimmt "in der Mülltonne" landet.

Dennoch finde ich das ein interessantes Thema. Noch steht mir das alles bevor (wir haben noch keine Kryos). Im Moment denke ich auch eher in Richtung "Arbeitsmaterial". Wer weiß, wie es ist, wenn sich "inside" etwas draus entwickelt.

Dennoch würde ich persönlich die Kryos von der Klinik aus verwerfen lassen - glaube ich - denn (ähnlich wie bei einem frühzeitigen Abgang einer befruchteten Eizelle) kann ich mir nicht vorstellen, dass man zu denen so richtige Emotionen aufbaut - oder???

Das sind aber alles nur theoretische Gedanken, denn noch stecke ich nicht wirklich drin.

@welle1
Weshalb siehst du mit 2 vorhandenen Kindern Risiken??? Ich kann mir das Leben mit 3 und mehr Kindern auch sehr schön vorstellen...... :-) Dein Bauchgefühl wäre so auf jeden Fall beruhigt und die Schwangerschaftsrate liegt ja mit 20% (je nach Vorgeschichte) nicht so hoch.
Wenn eine Schwangerschaft für dich keine körperlichen und wirtschaftlichen Katastrophen darstellt, dann gibt es doch für deine Kinder auch keine Gefahr und ich würde es einfach versuchen. Schließlich kannst du die Behandlung locker angehen, weil du ja weniger Erfolgsruck hast ;-)
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

@ welle: warum zweifelst Du daran, dass die Kryos, die Du Dir eventuell für eine "Beerdigung" aushändigen läst, wirklich Eure sind? Im Umkehrschluss müsstest Du ja auch Zweifel haben, ob Eure Kinder wirklich genetisch von Euch stammen :roll:

Vor allem mein Partner hatte immer große Bedenken, wenn er sein Becherchen abgab mit seinem "Material". Man kann nur darauf vertrauen, dass die Klinik ordentlich arbeitet und nichts vertauscht. Aber selbst Neugeborene sind ja in letzter Zeit schon vertauscht worden, ohne dass die leiblichen Eltern dies wirklich bemerkt hätten :?:

Das Embryonenschutzgesetz in Deutschland wir verhindern, dass Eure Kryos für Forschungszwecke gebraucht werden. Oder lagert Ihr die Kryos im Ausland? Dann sieht die Situation natürlich anders aus. Aber ganz ehrlich, ich fände es sogar gut, wenn meine Kryos nicht einfach in den Müll geworfen werden, sondern wenn daraus positive Impulse für die embryonale Stammzell-Forschung entstehen.

Ich wünsche Euch, dass Ihr zu einer für Euch guten Entscheidung findet :knuddel:
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo welle, ich hätte da auch kein Mißtrauen. In Deutschland gehen die Ärzte ein viel zu hohes Risiko ein, wenn sie Embryonen für die Forschung weg geben. Da droht ihnen die Klinikschließung. Wer will das schon? Die Ärzte in Deutschland trauen sich nicht mal, Embryonenspende zu machen, obwohl das Embryonenschutzgesetz das nicht sicher verbietet. Einzig die Tatsache, dass es ihnen zum Nachteil ausgelegt werden kann, hindert sie daran.
Liebe Grüße, Rebella
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anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo,


Die Paare im Ausland werden natürlich auch gefragt, ob sie ihre Zellen oder Embryonen spenden, die Ethik und die Rechte werden auch im Ausland nicht einfach unterschlagen..es gibt dort auch Gesetze, dass die Embryonen nur eine maximale Zeit aufbewahrt werden dürfen..


im Ausland kann auch niemand einfach die Keimzellen oder auch gezeugte Embryonen gegen den Willen der Spender, des Paares einfach für Forschung oder Handel ...verwenden..

Meiner Meinung nach kann man für sich den Umgang mit einem eingefrorenen Einzeller ehrlicherweise nur symbolisch abhandeln.

Wie will man denn real einen kleines Mikro-Pünktchen eine einzige Zelle die nach Auftauen dann bald zerfällt in in ihrem Aufbewahrungs-Medium ...denn beerdigen, das kann doch nur symbolisch rituell gehen aber doch nicht konkret ?

Den Hauptaspekt sehe ich auch hier beim Problem wie man persönlich damit umgeht, dass man diesem eingefrorenen menschlichen Einzell-Keimling keine Chance geben kann.

O.K. die Statistik die ja auch im Eschgesetz klar gilt, beruhigt hier nicht, denn die 3er Regel geht ja ganz klar davon aus, dass im Schnitt statistisch erwartbar immer ein bis zwei Embryonen absterben, so ist dann der Würdeschutz bei uns absurd-seltsam auf Dreiergruppen beschränkt mit zugleich kalkuliertem aber in der Natur erwartbarem "Verlust"

Auch dass Frauen welche die Einnistung mit der Pille oder Spirale verhindern vermutlich kein Problem mit dem "Chancen verwehren" haben wird für Andersempfindende kein Argument sein.

Vielleicht wäre es für so Empfindende besser wenn es eine gesetzliche Aufbewahrungsgrenze gäbe ?
Für andere wäre das aber Bevormundung..

Vielleicht wäre es gut im Forum etwas dazu zu erstellen etwa:
" Überlegungen zu Kryo.."
will man lieber eine individuelle Aufbewahrungsgrenze vorher festlegen, mögliche Trennung des Paares, mögliche gesundheitliche oder biografische Zukunft welche einen zwingen könnte, den/die Kryos zu verwerfen...
Schuldgefühle wegen des Nichtchance-Gebens...Gedanken zum symbolischen Abschied...

Übrigens dürfen wir nie vergessen, dass wir alle auch kulturell immer auch christlich-europäisch mitgeprägt sind, dass sofort ab dem Moment der Zeugung eine Art menschliche Seele existiere ..in Asien/Buddhismus empfinden die Leute das anders:
Nach der in Japan verbreiteten buddhistischen Vorstellung ist das Am-Leben-Erhalten von Hirntoten ein schwerwiegend unethisches Verhalten, weil es die Pflichten der Lebenden gegenüber dem Toten verletzt. Abtreibungen sehen die Japaner dagegen eher als eine bedauernswerte Notwendigkeit an. Zum Ausgleich werden in buddhistischen Tempeln Statuen verkauft oder Rituale abgehalten, mit denen sich die Eltern bei dem abgetriebenen Fötus entschuldigen und ihm eine Wiedergeburt unter glücklicheren Umständen wünschen.

Der Buddhismus kennt das Konzept der Sünde nicht. Stattdessen bestimmt das Karma - die Konsequenzen dessen, was man im Leben an Gutem oder Schlechtem tut - das Schicksal in den nächsten Leben im Zyklus der Seelenwanderung. Was man in diesem Leben sät, erntet man im nächsten.

Wenig Probleme hatten die japanischen Politiker daher mit der Forschung an embryonalen Stammzellen. Gerade wurde in Japan beschlossen, künftig eine ganze Reihe solcher Zelllinien aus überzähligen menschlichen Embryonen zu züchten und den Forschungsstätten des Landes zur Verfügung zu stellen. Unter vielen Buddhisten herrsche die Vorstellung, dass der Seele während der Reinkarnation ein Mitspracherecht bei der Auswahl des nächsten Körpers zustehe, sagt der amerikanische Buddhismusexperte Robert Thurman, und die würde wohl kaum einen überzähligen Embryo wählen. «Eine Seele mit Geschmack springt doch nicht in eine Petrischale», scherzt der Professor von der Columbia University, «wer möchte sich schon in so einer Umgebung rumtreiben?»

Quelle: http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b26 ... 8cd10.aspx


auf Friedhöfen stehen dann kleine Figuren mit Kindermützchen und Lätzchen..was uns eher bizarr erscheint..im link hier sind ein paar Bilder ( rechter Rand) und auch genaue Glaubenserklärung dazu ( katholische Kirche hier bei uns lästert übrigens moralisch abfällig darüber..die Ablass-experten..na ja..)
siehe Abschnitt: Jiz&#333; und die Wasserkinder

http://www.univie.ac.at/rel_jap/ikon/jizo.htm
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