Ost/West ... Unterschiede

Alle Fragen und Probleme, die man doch lieber anonym diskutieren möchte.
anonymbenutzer
Rang1
Rang1
Beiträge: 963
Registriert: 19 Mär 2006 09:47

Ost/West ... Unterschiede

Beitrag von anonymbenutzer »

Mich würden ja mal doch einige sachen interessen; grd von denjenigen, die die Wende vor 20 Jahren bewusst erlebt. haben.

Egal nun von welcher Seite.... habt ihr nun mehr Vorteile oder Nachteile?

Ständig höre ich von den "Ossis" ach was ging es uns rüher gut. Ok, ich kanns verstehen, Job und alles stand ... ich möchte ncht twauschen .. von heute auf morgen in ein ganz anderes System reingedrüngt zu werden ... sicherlich hefig.

Leider vergessen was ich immer so merke die "Ossis" jedoch auch, dass es den Wessis auch oft vorher besser ging -Stundelohn,Arbeit usw.-.

Sorry für Schreibfeherl ... Tastatur hängt total bei mir grad.

PS: evtl. oute ich mich gern auch mal am Ende des Threds
Inselchen
Rang2
Rang2
Beiträge: 1528
Registriert: 03 Mai 2009 16:41

Re: Ost/West ... Unterschiede

Beitrag von Inselchen »

ich war fast 14 als die wende kam, habe sie somit schon bewußt erlebt, aber echte auswirkungen - egal ob positiv od. negativ - hatte sie für mich nur indirekt. die schule ging weiter, mein leben ging weiter. ich habe allerdings die angst und die unsicherheit meiner eltern bemerkt. es wußte ja keiner wie es weitergeht. meine eltern hatten glück, konnten sich eine berufliche zukunft aufbauen, meine mutter war z. b. nie arbeitslos, mein vater nur kurz. meine eltern wünschen sich die "alten zeiten" nicht zurück und ich auch nicht. schon allein deshalb nicht, weil ich sonst meinen freund nie kennengelernt hätte :wink:. auf der anderen seite gab es viele im bekanntenkreis meiner eltern für die sich nach der wende alles verschlechtert hat, in gewisser weise kann ich verstehen warum sie wieder zurück wollen. vielen haben vor allem tatsächlich an dieses system geglaubt und die wende hat sie tief erschüttert. in so einer situation neigt der mensch eben dazu die vergangenheit zu glorifizieren, nur das gute und nicht das schlechte zu sehen, viell. ist das so eine art zuflucht ...
anonymbenutzer hat geschrieben:
Leider vergessen was ich immer so merke die "Ossis" jedoch auch, dass es den Wessis auch oft vorher besser ging -Stundelohn,Arbeit usw.-.
das gab/gibt es wohl auf beiden seiten, wie ich oben schon schrieb ging es auch vielen "ossis" damals besser als jetzt und das sind oft die, die sich die alten zeiten wieder zurückwünschen. und so wird es wohl auch bei den "wessis" die ewig gestrigen geben, die ihre "früher war alles besser-mentalität" gnadenlos ausleben. und so wie die von mir beschriebenen "ossis" nicht daran denken, was die wende für einige "wessis" bedeutet, so denken auch die von dir beschriebenen "wessis" nicht daran, was die wende für einige "ossis" bedeutet hat.
anonymbenutzer
Rang1
Rang1
Beiträge: 963
Registriert: 19 Mär 2006 09:47

Beitrag von anonymbenutzer »

Ich war zur Wende im mittleren Teenageralter und habe sie bewusst miterlebt. Für mich und meine Familie war die Revolution von unten wirklich nur positiv. Meine Eltern waren aktiv bei den Leipziger Montagsdemonstrationen, ich selbst durfte zweimal dabeisein. Und obwohl man damals nicht wusste, wie alles ausgeht, spürte man doch eine ganz besondere Stimmung, einen Zusammenhalt unter den Menschen für ein gemeinsames Ziel.
In der Schule war va. das erste Wendejahr spannend, weil manche Lehrer plötzlich nicht mehr unterrichten durften, gleichzeitig viel über Politik gesprochen wurde und man mit seiner eigentlichen Meinung nicht mehr hinterm Berg halten musste.
Ähnlich wie bei meiner Vorschreiberin war und ist meine Familie nie von Arbeitslosigkeit betroffen. Und ich selbst bin nach dem Abi -wie soviele auch- in den Westen gegangen und habe es nie bereut. Meinen Mann und meine eigene Familie hätte ich nicht ohne Wende und bin schon allein daher absolut glücklich, wie alles gekommen ist. Erst durch die Ereigniosse vor 20 Jahren sind Biographien wie meine möglich geworden, ich heule noch jetzt bei Dokumentationen darüber. Es ist für mich immer noch sehr ergreifend.
Im übrigen ärgere ich mich selbst über "Landsleute" die hier wohnen und sich nicht integrieren wollen und fühle mich selbst nicht mehr als "Ossi", sondern mein zuhause ist da wo ich jetzt wohne.
"Früher war alles besser" - ich denke, das ist kein Ost-Westproblem. Die gute alte Zeit halt...
BB.
Benutzeravatar
Macchiata
Rang5
Rang5
Beiträge: 10906
Registriert: 03 Dez 2005 14:52

Beitrag von Macchiata »

Hallo,

ich war 17, als die Mauer fiel und wohnte im sog. Zonenrandgebiet. Wir waren oft in der DDR und in Ost- Berlin. Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern.

Undankbare Menschen gibt es auf beiden Seiten. Aber mir geht es auf den Geist, wenn ich höre, wie besser es doch früher war in der DDR. Da, denke ich, muss man unterscheiden, politisch und privat.

Politisch war die DDR ein Unrechtsstaat, und es ist gut, dass keiner mehr unter ihr leiden muss. Zudem ist unser aller Leben friedensstabiler durch Wegfall des Eisernen Vorhangs.

Privat kann ich als Wessi nicht mitreden, wie es im Osten war. Ich denke, wenn man politisch nicht leiden musste, war es ein gutes Leben, organisiert und mit anderen Freiheiten, wie Berufsstätigkeit der Frau durch vorhandene Krippenplätze.

Wir im Westen haben sicherlich durch die Wiedervereinigung auch viele Einbussen, aber dafür sind wir wieder ein deutsches Volk.

Unterschiede zwischen Ost und West wird es vermutlich für die geben, die die Teilung noch gut im Kopf haben. Wir sind doch ganz anders gross geworden und erzogen worden, da sind Unterschiede total normal.

Und jammern tun Ossis und Wessis gern und suchen sich gern den jeweils anderen als "Schuldigen" aus 8)
Viele liebe Grüsse von Macc!!!


.....und der Kaffeefamilie:

<a href="http://smiles.26l.de/smile.45720.html" target="_blank"><img src="http://s3.rimg.info/ef6e8565a50e8218fd0 ... 34c763.gif" border="0" alt="smiles" /></a>


<a href="http://daisypath.com/"><img src="http://davf.daisypath.com/4jxLp1.png" width="400" height="80" border="0" alt="Daisypath Anniversary tickers" /></a>




<a href="http://lilypie.com/"><img src="http://lbyf.lilypie.com/x1mXp1.png" width="400" height="80" border="0" alt="Lilypie Kids Birthday tickers" /></a>




<a href="http://lilypie.com/"><img src="http://lbyf.lilypie.com/4Hecp2.png" width="400" height="80" border="0" alt="Lilypie Kids Birthday tickers" /></a>







Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

Ich glaube gar nicht, dass es so viele Menschen gibt, die die Mauer gern wieder aufstellen würden. Vielleicht ist das ein Vorurteil?

Ich bin in der DDR aufgewachsen und war 1989 gerade in meinem letzten Studienjahr. Der Mauerfall war für mich (nach der Geburt unserer Kinder) das aufregendste Ereignis meines Lebens. Das war einfach ein großer Befreiungsschlag. Zuerst bedeutete das für mich Reisefreiheit, dann "Westgeld", aber auch Meinungsfreiheit. Auf jeden Fall auch Befreiung von der sozialistischen Indoktrination. Ich habe mehrfach darunter gelitten, dass ich zu Dingen gezwungen wurde, die nicht meine waren. Sowas war nun vorbei.

Ich habe ja nun einige Jahre der Arbeitslosigkeit erlebt, auch hätte ich wahrscheinlich, wenn die Mauer nicht gefallen wäre, einen besseren Job gehabt als ich ihn dann doch nur hatte. Einfach, weil mein DDR-Studium mich bei Bewerbungen doch hinter Mitbewerbern zurück wirft. Allerdings ist das für mich kein Grund, mir die DDR zurück zu wünschen. Der Lebensstandard, den ich hätte dort mit Arbeit führen können, den habe ich heute schon als Arbeitslose erreicht. Und das mit viel mehr Zeit für meine Kinder. Für ´nen Job würde ich mich nicht wieder einsperren lassen.

Dazu möchte ich sagen, dass ich durchaus eine schöne Kindheit erlebt habe. Die habe ich allerdings meinen Eltern zu verdanken. Diesen aufgezwungenen Sozialismuswahn habe ich von dem Tag an gehasst, wo man uns die blauen Halstücher verabreicht hatte.

Wir hatten im letzten Jahr ein Klassentreffen. Ich komme leider aus einer Gegend, wo die Väter vieler meiner Klassenkameraden in der Armee waren. Ich sage euch, keiner von denen bereute den Mauerfall. Und die, bei denen die Eltern früher rote Socken waren, die waren am häufigsten in den Westteil ausgewandert, um auch dort wieder ein besseres Leben zu führen als die, die zurück geblieben sind.
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
JBB
Rang3
Rang3
Beiträge: 3595
Registriert: 10 Feb 2002 01:00

Beitrag von JBB »

Ich komme auch aus dem Osten, allerdings Schlesien. Meine Eltern haben sich jahrzehntelang um die Ausreise bemüht. Haben sogar Haus und Hof verkauft, um die entsprechenden Stellen "schmieren" zu können. Hat alles nichts genutzt, der Antrag wurde immer abgelehnt.
Als meine Schwester aufs Gymnasium wollte, mussten meine Eltern versprechen, keinen Ausreiseantrag mehr zu stellen, sonst wäre sie nicht aufgenommen worden.
Letztendlich klappte es nur mit einem Reisevisum für einen Teil der Familie. Der Preis dafür war aber hoch. Meine Mutter und ich mussten fast drei Jahre warten, bis wir nachkommen durften.

Ich wünsche mir die Mauer sicher nicht zurück und bin froh, in Freiheit leben zu dürfen.
Liebe Grüße
Bea

mit zwei erwachsenen ICSI Kindern
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

Das klingt hart, Bea. Ging es dir bei diesen Erfahrungen auch noch so, dass dir die Tränen gekommen sind als du wieder die Bilder vom Mauerfall gesehen hast?

Ich wollte damals Finanzwirtschaft studieren. Ich hätte da einen ganz tollen Platz bekommen können bei der Staatsbank (mit einem Teil des Gehaltes in West), wenn meine Familie alle Westbeziehungen aufgegeben hätte. Ich hätte diesen Studienplatz gern gehabt. Aber nicht für diesen Preis. Wir hatten noch nicht mal so viel Bekanntschaft. Nur eine Art Onkel, der uns alle halbe Jahr mal ein Paket mit Schokolade und Ähnlichem geschickt hat, sowie eine Brieffreundschaft. "Wirtschaftlich" betrachtet hätte sich der Tausch vielleicht gelohnt, aber ich fand das so verräterisch. Nee, kein Ding für mich.

Bin auch froh, dass diese Zeiten vorbei sind.

Heute gilt es allerdings, eine weitere - unsichtbare - Mauer einzureißen. (Siehe mein heutiges Posting im Ordner Embryonenschutzgesetz.) Ich hoffe, dass wir darauf nicht wieder 28 Jahre warten müssen.
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
PeerGynt
Rang0
Rang0
Beiträge: 9
Registriert: 18 Feb 2010 20:01

Beitrag von PeerGynt »

Ich bin auch ein "Ossi", Jahrgang 70. Ich habe the thread erst jetzt gefunden - also sorry fuer den spaeten Beitrag ;-)

Wenn man Ostalgie etc diskutiert muss man 2 Dinge klar unterscheiden: den Mauerfall und die Wiedervereinigung. Es gibt wenige Ossis, und sicher noch weniger Wessis, die *ernsthaft* wieder eine Mauer bauen wollen: nicht nur wegen die Freiheiten und die oekonomischen Veraenderungen, die mit dem Mauerfall einhergehen, sondern auch des politische Klimas und die persoenlichen Perspektiven wegen, die sich damit verbinden.

Auf der anderen Seite ist die Wiedervereinigung fuer viele von uns sehr ueberraschend gekommen. Und ich persoenlich bin noch immer tief traurig ueber die verpassten Chancen, die eine reformierte DDR uns haette geben koennen. Sicher, vielleicht waere dass auch in die Hose gegangen, oder waere im weltpolitischen Rahmen nicht realistisch durchfuehrbar gewesen. Trotzdem: diese verpassten chancen sind es, denen ich nachtrauere...

So wie die Wiedervereinigung nun einmal gelaufen ist, ist meine Heimat ind er Tat von einem Tag auf den anderen verschwunden (*) - das schmerzt.

Liebe Gruesse, Peer.


(*) Naja, genau genommen ist sie wohl einfach "uber ein paar Jahre hinweg mit etwas mir sehr fremden ersetzt wurden, an dass ich mich noch immer nicht ganz gewoehnt habe...
Zuletzt geändert von PeerGynt am 19 Feb 2010 22:41, insgesamt 1-mal geändert.
<img src="http://lbyf.lilypie.com/tuNop1.png" width="400" height="80" border="0"/>
<img src="http://lb2f.lilypie.com/wBXXp1.png" width="400" height="80" border="0"/>
Benutzeravatar
Macchiata
Rang5
Rang5
Beiträge: 10906
Registriert: 03 Dez 2005 14:52

Beitrag von Macchiata »

Hallo Peer,

das kann ich gut verstehen, dass es hart ist, dass es den Staat, in dem man aufgewachsen ist, nicht mehr gibt.

Von welchen verpasssten Chancen sprichst Du? Wer hätte eine reformierte DDR finanzieren sollen? :?:
Viele liebe Grüsse von Macc!!!


.....und der Kaffeefamilie:

<a href="http://smiles.26l.de/smile.45720.html" target="_blank"><img src="http://s3.rimg.info/ef6e8565a50e8218fd0 ... 34c763.gif" border="0" alt="smiles" /></a>


<a href="http://daisypath.com/"><img src="http://davf.daisypath.com/4jxLp1.png" width="400" height="80" border="0" alt="Daisypath Anniversary tickers" /></a>




<a href="http://lilypie.com/"><img src="http://lbyf.lilypie.com/x1mXp1.png" width="400" height="80" border="0" alt="Lilypie Kids Birthday tickers" /></a>




<a href="http://lilypie.com/"><img src="http://lbyf.lilypie.com/4Hecp2.png" width="400" height="80" border="0" alt="Lilypie Kids Birthday tickers" /></a>







Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

Für mich war das nicht hart. Die Städte, in denen ich bis dahin gewohnt hatte, gab es weiterhin. Sie haben nur ihr Gesicht verändert. Größtenteils positiv. Es hat eine Weile gedauert, mich an manches zu gewöhnen. Aber mit Anfang 20 sollte man noch flexibel genug sein ...
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
Antworten

Zurück zu „Total anonym“