Ergebnis meiner Umfrage zu Aufklärungsplänen

[rebella67]

Diese Umfrage hatte ich im September 05 in den Foren für Heterologe Insemination gestartet:

Hallo an alle,

mich interessiert gerade mal die "Kinder-Aufklärungsquote" hier im Forum. Begründet, warum und warum nicht, haben ja hier schon viele. Aber ich möchte hier einfach mal eine kleine Statistik anfertigen. Daher wäre es schön, wenn Ihr mir kurz auf folgende Fragen antworten könntet:
1. Bitte Euern Status: Entscheidungsphase, Behandlungsphase oder schon Mama/Papa
2. Werdet Ihr Eure Kinder über die Art ihrer Entstehung aufklären (ja/ nein/ weiß noch nicht/ es gibt dazu noch unterschiedliche Auffassungen zwischen den Partnern)
3. Hat sich Eure Entscheidung zum Thema Aufklärung im Laufe Eurer Kinderwunschkarriere geändert? Wann?
4. Redet Ihr im Freundes- oder Verwandtenkreis über das Thema (ja, sehr offen/ ja, sehr eingeschränkt/ nein, mit Niemandem/ nein, ist aber geplant)

Ich freue mich über jede Antwort.


Und das war das Ergebnis:

48 Frauen und 2 Männer haben, auch stellvertretend für ihren Partner, auf meine Fragen geantwortet = 50 Paare

3 der Frauen stehen nicht in der üblichen Mann-Frau-Beziehung und werden deshalb gesondert betrachtet.
Die beiden allein stehenden Frauen und die Frau mit dem Mann nach einer geschlechtsanpassenden OP werden ihre Kinder über die Art ihrer Entstehung aufklären. In diesen Fällen ist das logisch, weil die Kinder irgendwann von allein Fragen stellen werden. Die Frauen sprechen mit ihren Freunden und Verwandten über das Thema, allerdings tun dies zwei von ihnen nur in einem eingeschränkten Kreis, wünschen sich aber mehr Offenheit.


Die übrigen 47 Paare lassen sich aufteilen in 4 Gruppen:
3 sind in der Entscheidungsphase,
20 sind in der Behandlungsphase,
5 sind schwanger
19 sind bereits Eltern.

Von den 47 Paaren sagen 23, dass sie ihr Kind nicht über ihre Entstehungsgeschichte durch Spendersamen aufklären werden. 10 von diesen Paaren äußerten aber, die Frau wäre in ihrer Entscheidung unsicher oder ihre Entscheidung hängt von der ihres Mannes ab.
8 Paare sind noch unentschlossen.
16 Paare sagen klar, sie werden es ihrem Kind sagen.
6 dieser Paare haben ihre ursprüngliche Absicht, ihr Kind nicht zu informieren, aufgegeben. Dies geschah vorrangig nach dem Lesen von Informationen zum Thema Aufklärung, nach einem Treffen mit der IDI-Gruppe oder nach einem Seminar von Petra Thorn.

Unter den 16 Paaren, die sich für Offenheit gegenüber den Kindern entschieden haben, sind bereits 10 Elternpaare. 6 von 16 Paaren haben ihre ursprpüngliche Meinung geändert. Alle diese Paare haben auch bereits mit Freunden oder Verwandten darüber gesprochen. Meist nur in eingeschränkt, in 3 Fällen aber auch sehr offen.

Unter den 23 Paaren, die sich dafür entschieden haben, es ihrem Kind nicht zu sagen, sind 7 Elternpaare. 8 von 23 Paaren, die es ihrem Kind nicht sagen wollen, haben aber Eingeweihte. Die Zahl der Eingeweihten ist hier mit 1 - 4 Personen sehr eingeschränkt.

Von den 19 Elternpaaren haben sich bereits 10 für Aufklärung entschieden (gut 50%). 5 der 10 Paare hatten ursprünglich beabsichtigt, ihre Kinder nicht in das Geheimnis einzuweihen. 2 Paare sind sich in ihrer Entscheidung unsicher.
Von den 28 Befragten, die noch nicht Eltern sind (einschließlich der Schwangeren), haben sich bisher erst 6 für Aufklärung entschieden. Weitere 6 Paare sind sich in ihrer Entscheidung unsicher.
Insgesamt 28 Paare haben mit wenigstens einer Person aus dem Familien- oder Freundeskreis über die HI gesprochen. 14 Paare haben nur 1 - 3 Eingeweihte.

Schlussfolgerungen:
(1) Mal so für uns:
Schön, dass wir inzwischen so einen hohen Anteil von Müttern haben!
Die Aufklärungsquote bei www.wunschkinder.net ist höher als die bei www.klein-putz.de. Vielleicht liegt das daran, dass drüben schon intensiver drüber diskutiert wurde?
Auch die Aufklärungsquote unter denen, die schon wenigstens 2 Jahre im Forum sind, liegt über dem Durchschnitt.
Ich hatte vorher geschätzt, 80% der Paare im Forum hätten sich für Aufklärung entschieden und 50% der Paare, die noch nicht Eltern sind. Habe mich damit also reichlich verschätzt.

(2)
Eine Entscheidung für Aufklärung des Kindes erfolgte häufig nach umfangreicher Information zum Thema (Lektüre, Treffen mit der DI-Gruppe oder Seminar bei Petra Thorn).
Viele Frauen machen ihre Entscheidung von der ihres Mannes abhängig. Männer entscheiden sich deutlich häufiger als ihre Frauen gegen Offenheit. Das mag an ihrer speziellen Situation liegen, aber vielleicht informieren sich die Männer einfach zu wenig?
Der Anteil der Aufklärungswilligen unter den Eltern ist deutlich höher. Das bestätigt, dass Eltern sich in einer späteren Entwicklungsphase und mit zunehmender Information häufiger noch um entscheiden.
Petra Thorn sagt, etwa 10% der deutschen Paare würden es ihren Kindern sagen. Von den Paaren, die ihr Seminar besucht haben, würden dies 90% tun. Mit 34% Paaren pro Aufklärung und 17% Unentschlossenen liegen wir da etwa im Mittelfeld. Trotzdem möchte ich nicht behaupten, dass unser Forum nur halb so viel bewirken kann wie Frau Thorn, weil ich denke, die Entscheidung, ein Seminar von Frau Thorn zu besuchen, setzt bereits eine gewisse Aufgeschlossenheit voraus.
Der Anteil der Elternpaare, die andere Personen in das Familiengeheimnis eingeweiht haben, entspricht mit 60% etwa dem Anteil, der auch in der schwedischen Studie von Gottlieb, Lalos und Lindblad ?Die Geheimhaltung der Spendersamenübertragung gegenüber dem Kind: Der Einfluss der schwedischen Gesetzgebung auf die Entscheidung der Paare? (veröffentlicht 2000) festgestellt wurde. Die schwedische Studie ergab, dass 18% der 8 - 11-jährigen Kinder ihre Entstehungsgeschichte kannten. Hier liegen wir mit unseren potentiellen 34 - 50% (je nachdem, wie sich die Unentschlossenen und bisherigen Aufklärungsgegner noch entscheiden) deutlich darüber.

Etwas relativieren möchte ich mein Ergebnis mit der Vermutung, das die Kinder-Aufklärungsquote derjenigen User im Forum, die nur lesen und sich sicher teils aufgrund größerer Hemmnisse nie äußern, geringer sein wird.