Umgang mit PID

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gollum
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Umgang mit PID

Beitrag von gollum »

Hallo,

ich bin noch nicht lange hier unterwegs und habe auch lange mit mir gekämpft, ob ich mich anmelden soll, da das alles ja doch ein sehr intimes Thema ist. Habe mich aber dazu entscheiden, dass Austausch wertvoll für mich ist.

Ich wollte mal diejenigen unter euch fragen, die eine PID haben durchführen lassen oder dies planen: Habt Ihr dies in Eurem Verwandtschafts- und Freundeskreis erzählt?
Ich gehe bisher sehr offen mit diesem Thema um. Zum einen weil einige Freunde mittlerweile dann doch öfter fragen, wie unsere Planung aussieht und ich diese dann nicht belügen möchte. Zum anderen aber auch, da ich gerne Menschen um mich habe, die wissen, was mich beschäftigt (und so ein Thema beschäftigt einen ja wohl DAUERND!) und auch Menschen, die für mich da sind, wenn es mir deswegen mal nicht so gut geht.
In der Verwandtschaft wissen es weniger Menschen, aber die, die mir wichtig sind, wissen es.

Die Frage, die ich mir stelle, ist die: wie geht man irgendwann (wenn hoffentlich alles geklappt hat) dem Kind gegenüber damit um? Und wenn man dies dem Kind nicht sagen möchte, ist da nicht die "Gefahr" da, dass dieses es versehentlich durch Dritte mitbekommt?

Ich selbst habe lange gebraucht, um für mich zu akzeptieren, dass PID für uns die einzige Möglichkeit ist, sicher zu gehen, dass die bei uns vorliegende Erbkrankheit, die zur Erblindung führt, endlich in der Familie ausstirbt.

Wie geht ihr damit um?

Viele Grüße,

gollum
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luzie773
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Beitrag von luzie773 »

Hi,

wenn Du nicht gerade auf PID angewiesen wärst, würdest Du dann jedem erzählen wo und wie Dein Kind gezeugt wurde?

Für mich persönlich ist das sehr privat. Wenn jemand direkt fragt, dann gebe ich auch gerne Auskunft, aber proaktiv erzähle ich zu unserem Kiwu und unseren weiteren Plänen bezüglich ICSI und PID eher nichts.

Und ich würde vermeiden wollen, dass es mein Kind von Dritten erfährt.

VG, Luzie
Bild Baujahr 76, SD-Unterfunktion, V.a. Autoimmunthyreopathie, aktuell 125 µg L-Thyrox, leichte Gelbkörperschwäche, neg. PC-Test, AMH 2,29, leicht erhöhte Killerzellen, PAI-1 4G/4G homozygot, MTHFR heterozygot, 3 fehlende KIR-Gene
Bild Baujahr 73, Spermiogramm prima

KiWu seit 01/2010
09/2011-09/2012 5 IUIs
11/2012 IVF (12 EZ, Nullbefruchtung)
03/2013 ICSI (18 EZ, Nullbefruchtung)
05/2013 Spontanschwangerschaft, MA 8.SSW
09/2013 Spontanschwangerschaft, MA 10.SSW
07/2014 Spontanschwangerschaft, MA 11.SSW
06/2015 gesunde Spontanschwangerschaft

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich finde deine Frage sehr interessant und berechtigt, liebe gollum.

Wir hatten keine PID. Aber unsere Kinder sind durch Samenspende entstanden. Da geht es ja auch um das Thema, mit wem spricht man darüber.

Ich kann es gut nachvollziehen, dass du Menschen brauchst, mit denen du dich darüber austauschen kannst. Zwangsläufig kannst du es dann aber auch nicht mehr ausschließen, dass euer Kind dann von einem Dritten von dieser Art der Zeugung erfährt.

Und genau deshalb würde ich früh mit dem Kind darüber sprechen und ihm vielleicht zuerst sagen, dass wir gut aufgepasst haben, damit es selbst nicht wie Tante X oder Onkel Y blind wird. Dann ist es darauf schon mal stolz. Später wird es dann fragen, wie ihr das gemacht habt. Da kann man das dann erklären.

Leider ist die PID ja mit einem Makel belegt. Es kann immer (auch aufgrund von Anregungen von außen) die Frage kommen, was, wenn ICH diese Blindheit gehabt hätte, dann hättet ihr MICH nicht genommen? Dafür braucht man dann gute Antworten. Zum Beispiel diese, dass man zu dem Zeitpunkt noch kein ICH hatte und dieses erst später kam. Oder dass man es eben genauso geliebt hätte, wenn es erblindet wäre. Oder dass ohne die PID ganz andere Embryonen entstanden wären und gerade eben dieses Kind sowieso nicht.

Ich glaube jedoch, wenn das Kind früh Bescheid weiß und früh stolz auf seine Geschichte ist, dann ist für dieses Kind alles o.k. Verschweigt ihr es ihm und es hört vielleicht erst als Jugendlicher oder Erwachsener davon, könnte es für das Kind ambivalent werden. Genau, wie bei den Kindern aus Samenspende.
Liebe Grüße, Rebella
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gollum
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Beitrag von gollum »

Vielen Dank für eure Antworten!

Liebe Luzie: Nein, wenn ich nicht auf PID angewiesen wäre, würde ich nichts erzählen. Dann wäre ich aber vermutlich auch bereits schwanger und das Thema wäre nicht omnipräsent für mich.
Da ich mittlerweile auch fast dreißig bin, seit fast vier Jahren verheiratet bin und mit meinem Mann seit 12 Jahren zusammen bin, werden wir auch recht häufig direkt gefragt, wie das denn eigentlich aussieht. Sprichst du dann nur mit deinem Partner darüber? Mir tut es gut, mich auch mit Dritten darüber zu unterhalten.

Liebe rebella: Danke für die Ratschläge, die Themen PID und Samenspende sind ja wirklich auch gut zu vergleichen. Wussten es bei euch eure Freunde?

Viele Grüße,

gollum
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo gollum,

interessante und gute frage.
ich wäre auf deine frage nicht gekommen, obwohl ich ein großer freund von aufklärung bin!

wenn du so willst, stellt sich eine ähnliche frage - und in meinen augen wesentlich krasser - doch jeder frau, die pränataldiagnostik macht??
bei der fruchtwasseruntersuchung nehmen frauen ggf. ein abortrisiko von 1-2% in kauf, damit sie die sicherheit haben, bestimmte behinderungen ausschließen zu können.
manche wollen es nur wissen, andere würden abtreiben bzw. treiben ab.

für diese kinder wäre es so, wie du beschreibst. nur dass sie zum zeitpunkt der pränataldiagnostik in meinen augen schon richtige menschen waren, da war klar, dass da ein mensch draus wird und dass es nicht mit der nächsten regelblutung abgeht, weil es sich vielleicht ohnehin nicht eingenistet hat!

wie wäre das für ein kind, zu wissen, dass seine eltern 1-2% risiko auf sich genommen haben, dass es es überhaupt nicht gibt, damit es nicht eine der wenigen behinderungen hat, die mit der FU erkannt werden können?

ich bin lange im forum und es hat hier seit ich dabei bin noch keine der frauen, die insbesondere invasive pränataldiagnostik machen lassen, deine interessante frage gestellt.

das ist wohl der grund, wieso ich so überrascht bin.

ich habe keine PID machen lassen, aber wir haben auch keine erbkrankheiten, es gab keinen grund dazu.

bei der PID hätte ich - zumindest jetzt in der theorie - kein schlechtes gewissen dem kind gegenüber gehabt (wohingegen invasive pränataldiagnostik und abtreibung für mich persönlich gerade wegen des kinderwunsch-weges nicht in frage kam - ohne damit über andere urteilen zu wollen). weil zu dem zeitpunkt, wo die PID gemacht wird, ja noch höchst ungewiss ist, ob es überhaupt je zu einer schwangerschaft kommt. es wird ja viel diskutiert, ab wann ein mensch ein mensch ist, für mich sind das, was da untersucht wird, noch keine menschen, aber natürlich kann da jeder eine andere meinung haben.

eine ähnliche frage stellt sich ja auch, wenn nach einer schwangerschaft kryos übrigbleiben und diese verworfen werden, weil kein weiteres kind gewünscht wird.

da könnte ein kind ja - deinen gedanken folgend?? - ggf. auch denken, dass es nicht da wäre, wenn es anstelle der kryos später "drangekommen" wäre.

ob ich das einem kind sagen würde, das habe ich nicht zu ende gedacht. es gibt da sicher eine grenze, also ich würde meinen kindern z.b. nicht erzählen, wann wir wie verhütet haben, da hätten ja auch kinder entstehen können, die es nun aufgrund unserer entscheidung vielleicht nicht gibt.

das ist das, was mir spontan dazu einfällt, ob es dir viel bringt, weiss ich nicht, durch das aufweisen mehrerer ähnlicher fragen wird deine frage ja nicht beantwortet.
ich bin auf den fortgang der diskussion sehr gespannt!

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo gollum, wir haben damals mit niemandem darüber gesprochen, aber das war auch belastend. ... Wir haben genau deshalb mit niemandem darüber gesprochen, weil wir befürchteten, unser Kind könne es sonst von einem Dritten erfahren.

Hallo Mondschaf, deine Argumentation zu der Frage gefällt mir. :-) :-) :-)
Liebe Grüße, Rebella
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luzie773
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Beitrag von luzie773 »

gollum hat geschrieben: Liebe Luzie: Nein, wenn ich nicht auf PID angewiesen wäre, würde ich nichts erzählen. Dann wäre ich aber vermutlich auch bereits schwanger und das Thema wäre nicht omnipräsent für mich.
Da ich mittlerweile auch fast dreißig bin, seit fast vier Jahren verheiratet bin und mit meinem Mann seit 12 Jahren zusammen bin, werden wir auch recht häufig direkt gefragt, wie das denn eigentlich aussieht. Sprichst du dann nur mit deinem Partner darüber? Mir tut es gut, mich auch mit Dritten darüber zu unterhalten.
Hallo Gollum,

ich kann Dir versichern, die Fragen lassen irgendwann nach. Ging mir in Deinem Alter, kurz nach der Hochzeit auch so. Mittlerweile sind wir 19 Jahre liiert, davon knapp 13 verheiratet, Kiwu besteht erst seit 5 Jahren (da kamen schon keine Fragen mehr :wink:).

Wenn ich das Bedürfnis auf Austausch habe unterhalte ich mich mit meinen Stammtischmädels, also ebenfalls Betroffenen (wenn auch aus unterschiedlichsten Gründen und nicht explizit PID).
Nach meiner Erfahrung können Außenstehende sich in unsere Situation nur sehr bedingt reinversetzen.

Mondschaf, meine Mutter hat aufgrund zwei vorheriger Fehlgeburten bei der Schwangerschaft mit mir eine FU machen lassen. Das weiß ich seit ca. 15 Jahren. Ehrlich gesagt kann ich gut nachvollziehen, warum sie das gemacht, da ich mich ja leider in einer ähnlichen Situation befinde. Über das was wäre wenn nachzudenken empfinde ich als müßig, denn dann würde ich vermutlich nicht existieren.

VG, Luzie
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo luzie,

oops, ich hoffe, dass ich mich nicht missverständlich ausgedrückt habe. ich möchte keineswegs das recht zu einer FU und ggf. auch zu einer abtreibung in frage stellen! wir hatten in der verwandschaft ein stark behindertes kind und weiss daher aus eigener erfahrung, dass das eine familie sehr überfordern kann.

ich hatte die von mir aufgeworfenen fragen nicht als rhetorische fragen mit einer vordefinierten antwort verstanden (vielleicht klangen sie zu sehr nach erhobenem zeigefinger? das sollte nicht so sein!!) , sondern ergebnisoffen.
ich kann Dir versichern, die Fragen lassen irgendwann nach. Ging mir in Deinem Alter, kurz nach der Hochzeit auch so. Mittlerweile sind wir 19 Jahre liiert, davon knapp 13 verheiratet, Kiwu besteht erst seit 5 Jahren (da kamen schon keine Fragen mehr
hmm, ob das mit dem alter zusammenhängt oder eher einer veranlagung ist, sich prinzipiell eben mehr oder weniger fragen zu stellen, weiss ich nicht. wir waren auch lange zusammen und nicht das jüngste paar mit kinderrwunsch, dennoch hatten wir anfangs sogar mit der idee der ivf probleme.
das ist wohl eher eine typfrage.
ich finde solche fragen total spannend und würde sie und die anschließenden gedanken in meinem leben vermissen. ;-)

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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luzie773
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Beitrag von luzie773 »

Mondschaf, ich glaube Du hast mich gründlich missverstanden :lol:
Mondschaf hat geschrieben:hallo luzie,

oops, ich hoffe, dass ich mich nicht missverständlich ausgedrückt habe. ich möchte keineswegs das recht zu einer FU und ggf. auch zu einer abtreibung in frage stellen! wir hatten in der verwandschaft ein stark behindertes kind und weiss daher aus eigener erfahrung, dass das eine familie sehr überfordern kann.

ich hatte die von mir aufgeworfenen fragen nicht als rhetorische fragen mit einer vordefinierten antwort verstanden (vielleicht klangen sie zu sehr nach erhobenem zeigefinger? das sollte nicht so sein!!) , sondern ergebnisoffen.
Ich hab mich damit nicht angegriffen gefühlt, es ist sicher eine berechtigte Frage. Da ich aber selbst betroffen bin, bzw. auch auch Sicht des betroffenen Kindes Antworten kann, kann ich Dir sagen, dass die FU meiner Mutter für mich keine Rolle spielt und ich mich durch das Wissen als Kind nicht belastet fühle.
Mondschaf hat geschrieben:
ich kann Dir versichern, die Fragen lassen irgendwann nach. Ging mir in Deinem Alter, kurz nach der Hochzeit auch so. Mittlerweile sind wir 19 Jahre liiert, davon knapp 13 verheiratet, Kiwu besteht erst seit 5 Jahren (da kamen schon keine Fragen mehr
hmm, ob das mit dem alter zusammenhängt oder eher einer veranlagung ist, sich prinzipiell eben mehr oder weniger fragen zu stellen, weiss ich nicht. wir waren auch lange zusammen und nicht das jüngste paar mit kinderrwunsch, dennoch hatten wir anfangs sogar mit der idee der ivf probleme.
das ist wohl eher eine typfrage.
ich finde solche fragen total spannend und würde sie und die anschließenden gedanken in meinem leben vermissen. ;-)


Damit wollte ich ausdrücken, dass irgendwann die Fragen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis nach der Kinderplanung nachlassen. Irgendwann scheinen alle anzunehmen, dass man entweder keine Kinder will oder es nicht klappt.
Die Entscheidung zu künstlicher Befruchtung und IFV war für uns auch ein Herantasten über GVnP und IUI, der sich ca. 1 Jahr hingezogen hat.

VG, Luzie
gollum
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Beitrag von gollum »

Hallo,

interessante Aspekte, die ihr da ansprecht. Danke für die Antworten!

Natürlich lassen die Fragen nach, da aber alle Freunde und Verwandte wissen, dass ich immer schon Kinder haben wollte, fragen sie eben doch ab und an nach - und das dürfen sie auch! Ich finde, man kann da schon drüber sprechen, ich wusste schon auch bei meinen Freundinnen, wann sie die Pille abgesetzt haben und mit der Familienplanung loslegten. Wir sind da wohl recht offen im Umgang miteinander. Zumindest wir Frauen. Die Männer sind da etwas anders. Mein Mann würde wohl auch am liebsten mit niemandem darüber sprechen, aber an ihm liegt es halt auch nicht, dass wir diesen Weg gehen müssen...

Gestern hat meine Frauenärztin mir schonmal Folsäure und Vitamin D verordnet, jetzt geht es irgendwie richtig los. Das ist zugleich unheimlich aber auch sehr spannend...

Liebe Grüße,

gollum
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