Prednison - Dr. Peet

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Moderator: Dr.Peet

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jesst
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Prednison - Dr. Peet

Beitrag von jesst »

Dr. Peet, können Sie mir sagen, welche Rolle genau das Medikament Prednison bei der Eizellspende spielt?

Wir haben 2015 einen Sohn durch EZS bekommen, damals nahm neben anderen Medikamenten immer ein über den anderen Tag 1 x 5mg Prednison, dann 2 x am Tag 5mg, am nächsten Tag wieder wieder 1 x 5mg usw..

Im Februar hatten wir nun unseren ersten Kryoversuch fürs Geschwisterchen. Ich sollte jeden Tag 2 x 5mg Prednison nehmen. Der Versuch war leider negativ.

Jetzt planen wir unsere letzen Kryos abzuholen und laut meinem Vorplan soll ich das Prednison wieder einnehmen wie 2015. Ok, einerseits hatte es damals ja geklappt, aber andererseits war doch der Versuch jetzt mit mehr Prednison negativ. Das irritiert mich irgendwie.

Vielen Dank und Grüße
Dr.Peet
Praxis für Fertilität - Kinderwunsch
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Beitrag von Dr.Peet »

Hallo,
viele Kliniken verabreichen Cortison unter der Annahme, dass es durch ein „Herunterfahren“ der körpereigenen Abwehr zu einer verringerten Abwehr des transferierten Embryos kommt.
Diese Vorstellung ist aber wissenschaftlich nicht haltbar.
Den letzten Artikel, den ich dazu im „Human Reproduction“ dem „Ärztebummi des Reproduktionsmediziners“ fand fasst so zusammen (ich hoffe Sie bekommen das englisch halbwegs hin!):
Corticosteroid therapy in assisted
reproduction – immune suppression
is a faulty premise
Sarah A. Robertson1,†*, Min Jin1,2,†, Danqing Yu2,

Submitted on December 26, 2016; resubmitted on June 15, 2016; accepted on June 30, 2016
ABSTRACT: There is ongoing interest in immune-suppressant corticosteroid drugs such as prednisolone to treat infertility in women with
repeated IVF failure and recurrent miscarriage. The rationale draws on the pervasive but flawed view that immune activation is inconsistent
with normal pregnancy. This ignores clear evidence that controlled inflammation and activation of the immune response is essential for
embryo implantation. Generally, the immune response actively promotes reproductive success – by facilitating endometrial receptivity and
tolerance of the foreign embryo, and promoting vascular adaptation to support placental morphogenesis. The peri-conception immune
response also establishes developmental trajectories that can impact on fetal growth and gestational age at birth. Here, we describe immune
changes accompanying conception that could be impeded by inappropriate corticosteroid administration. While women with specific clinical
conditions may benefit from the anti-inflammatory and immune-deviating actions of prednisolone and related drugs, it is incorrect to assume
a ‘one-size-fits-all’ approach. Better diagnostics and more preclinical studies are essential to define patient groups, build evidence for efficacy
and fine-tune treatments so as not to inhibit essential actions of immune cells. We argue that unless overt immune pathology is evident,
utilization of corticosteroids is not warranted and may be harmful. In most women, perturbing immune adaptation at implantation is expected
to adversely influence placental development and impair immune-mediated quality control mechanisms, potentially elevating risk of altered
fetal growth and developmental programming, congenital anomalies and preterm birth.
Daraus kann man wiederum aber nicht schließen, dass es nicht Gründe geben könnte Cortison anzuwenden. Aber eben nicht als „Smarties“!
Unter Anderem wird interessant sein, ob die Anwendung von Kortison bei einer Erhöhung uteriner NK Zellen (gewonnen durch Biopsie) zur Verbesserung der Implantation führt!
Auch unsere Praxis führt solche Untersuchungen- und Behandlungen durch (Stichwort: Biopsie zur Messung der uNK Zellen und Plasmazellen bei Implantationsversagerinnen).
Grüße
Peet
Disclaimer:
Als Arzt bin ich rechtlich verpflichtet nur allgemeine Informationen zu geben, die das konkrete und individuelle persönliche ärztliche Gespräch nicht ersetzen können. Insofern kann auch keine Haftung für meine Auskünfte gegeben werden. Nach §7 Abs.3 Berufsordnung der Ärztekammer Berlin, darf die individuelle ärztliche Behandlung, insbesondere Beratung, nicht ausschließlich über Computerkommunikationsnetze durchgeführt werden.
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Dr. Peet gibt Antworten auf Fragen aus seiner persönlichen Fachkenntnis und seiner persönlichen Einschätzung heraus. Seine Antworten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, gelegentlich sind es auschließlich Meinungen und Eindrücke, die sich auf den betreffenden Fall beziehen.
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