Rebellas Aufklärungstagebuch

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Unser ältester Sohn ist inzwichen 18 und er hat vor ein paar Wochen an einer Studie teilgenommen, bei der erwachsene Menschen, die aus einer Samenspende entstanden sind, befragt wurden. Das fand ich echt lieb von ihm, denn als ich ihn darum bat, antwortete er mir, er würde darin keinen Sinn sehen. Er wüsste gar nicht, was er da sagen sollte, weil es doch eh keine Rolle spielt. - Ich habe ihm dann gesagt, dass er gerade deshalb teilnehmen sollte, WEIL es für ihn keine Rolle spielt. Hat er dann auch gemacht. Es kam eine nette Frau, die eine Doktorarbeit zu dem Thema schreibt und hat ihn befragt. - Ich konnte ja nicht dabei sein, aber er erzählte mir hinterher, er durfte auch was von seinem Lieblingsfußballverein erzählen. :-)
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo rebella,

das find ich ja nett von eurem großen, dass er einer doktorandin hilft und mit seinen aussagen vielleicht auch zum verständnis dafür beiträgt, dass nicht die der fakt der spende an sich, sondern das verschweigen davon das ist, was ggf. die familien zerrüttet.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ja, Mondschaf, das hast du gut erkannt. Das war tatsächlich seine Hauptmotivation. Er fand es gut, eine Doktorarbeit zu unterstützen. :-)


Etwas anderes noch aus einem Gespräch der letzten Tage. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob wir da zunächst über die Samenspende gesprochen haben oder nicht. - Nein, ich glaube, es ging in dem Gespräch um den Tod, den mein Sohn nicht akzeptieren wollte. Er stellte sich vor, mal 150 zu werden. Es gäbe ja schon so viele technische Fortschritte, die das mal ermöglichen könnten. Oder vielleicht könnte der gealtete Körper durch eine Kunst-Konstruktion ersetzt werden, so dass man damit noch ewig weiterleben könnte. So die Vorstellung meines Sohnes. - Ich bezweifelte dies und sagte, wir können ja alle schon so glücklich sein, dass wir überhaupt leben. Denn wir alle haben unser Leben doch so vielen riesengroßen Zufällen zu verdanken. Das ergänzte mein Sohn damit, dass wir auch sehr glücklich darüber sein können, wo wir geboren wurden. Nämlich in Deutschland, wo wir doch einigermaßen sicher leben können und einen guten Lebensstandard haben im Vergleich zu den meisten anderen Menschen auf der Welt.

Und ich finde, das war eine sehr weise Aussage. Darauf kommt es nämlich am allermeisten an. Dagegen sind doch Ansprüche einiger weniger in der Öffentlichkeit auftretender donogen gezeugten Menschen, bei beiden genetischen Elternteilen aufgewachsen sein zu wollen, Luxusansprüche erster Güte.
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

rebella67 hat geschrieben: Und ich finde, das war eine sehr weise Aussage. Darauf kommt es nämlich am allermeisten an. Dagegen sind doch Ansprüche einiger weniger in der Öffentlichkeit auftretender donogen gezeugten Menschen, bei beiden genetischen Elternteilen aufgewachsen sein zu wollen, Luxusansprüche erster Güte.
dein sohn hat mit der aussage sicher recht, wir haben das glück, in einem reichen land geboren zu sein.
nur denke ich, dass es schwierig ist, wünsche mit anderen wünschen zu vergleichen.
so wie du argumentierst, könnte man auch jemandem sagen, der ungewollt kinderlos ist, freu dich, dass du keinen krebs hast.
das stimmt sicher einerseits.
hätte ich die wahl zwischen krebs oder einer anderen oft tödlichen krankheit und ungewollter kinderlosigkeit gehabt, hätte ich mich für die letzte entschieden. trotzdem war diese zeit sehr schwierig und belastend für mich.

liebe grüße
mondschaf
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Das ist wiederum auch richtig, Mondschaf.

Jeder darf äußern, was belastend für ihn ist. Und was für den einen belastend ist, muss für den anderen noch lange nicht belastend sein.

Nur halte ich eine Anspruchshaltung von einigen wenigen erwachsenen donogen gezeugten Menschen, die donogene Familiengründung sollte es für niemanden geben, für übergriffig. Bei allem Verständnis für ganz individuelle Träume. Und bei aller Unterstützung von Entwicklungen zur Speicherung von Spenderdaten, zur Aufklärung, usw. Ich will damit sagen, es ist schon unsere Pflicht, auf die induviduellen Bedürfnisse unserer Kinder einzugehen. Nur wenn wir alles aus unserer Sicht Mögliche getan haben und dann ein Kind trotzdem äußert, ihr hättet mich nicht in die Welt setzen dürfen, dann kann man es eigentlich nur in seine Schranken weisen. Und da halte ich es für legitim, zu zeigen, dass andere Menschen mit derselben Geschichte eben genau die Aussage getroffen haben, wie sie von meinem Sohn kam.
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

liebe rebella,

gibt es wirklich kinder aus samenspende, die ihren eltern sagen, dass sie sie nicht in die welt hätten setzen dürfen?
ich glaube, DAS würde ich als elternteil an mir abprallen lassen.
wer nicht leben will, dem steht es frei, sein leben zu beenden... so eine aussage ist für mich ein fieser verhandlungstrick...

es ist sicher schwierig, zu bestimmen, was hier nun richtig und was falsch ist. als wir kinder waren, glaubten die eltern (auch bei adoption oder pflege im übrigen), sie tun das beste, wenn sie ihren kindern ihre herkunft verheimlichen.
sicher wird es eltern gegeben haben, die das zusätzlich für den für sie am einfachsten weg befanden. ich stelle es mir jedenfalls schon etwas schwierig, oder eher sehr aufregend vor, eines tages mit der aufklärung anzufangen und dabei entspannt zu sein. dem ist die generation vor uns aus dem weg gegangen. für uns war das ja einfach, weil mein sohn das wegen seines alters ja schon wusste.
leute wir ich hätten eher mit dem herumtragen eines solches geheimnisses ihr problem gehabt. das hätte mich nun wieder belastet.

trotzdem bin ich gespannt, was die generation nach uns dann so als richtig empfindet.
wobei die reaktion deiner söhne und bis jetzt auch die entspannte reaktion unseres adoptivkindes auf den offenen umgang damit ja ein beweis ist, dass wir nicht ganz falsch liegen. ;-) :knuddel:

liebe grüße

mondschaf
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebes Mondschaf,

ich weiß nicht, ob es Kinder aus Samenspende gibt, die das so zu ihren Eltern sagen. Es gibt aber ebensolche Menschen, die das öffentlich und auch vor Politikern, die an unseren Gesetzen arbeiten, kundtun, dass sie die DI nicht erlauben würden und schon gar nicht für förderungs- oder unterstützungswürdig halten. Das begründen sie dann damit, wie schlecht es ihnen persönlich damit gehen würde. Sie beeinflussen damit die Gesetzeslage bzw. versuchen, diese zu beeinflussen und damit zu erreichen, dass es ungewollt kinderlosen Paaren noch schwieriger gemacht wird, ihre Familie zu gründen. Sie sprechen auch nicht nur über die Samenspende, sondern sie meinen, aus ihrer Position zu wissen, dass man Eizell- und Embryonenspende verbieten müsse.

Das nenne ich übergriffig.
Liebe Grüße, Rebella
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Ayana
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Beitrag von Ayana »

gibt es wirklich kinder aus samenspende, die ihren eltern sagen, dass sie sie nicht in die welt hätten setzen dürfen?
Naja, so unvorstellbar finde ich das nicht, wobei ich dahingestellt lassen würde, ob das jemand "im Eifer des Gefechts" einmalig äußert, oder ob jemand das wirklich sozusagen als Lebenseinstellung hat.

Aber es gibt ja z.B. auch Menschen, die mit einer Behinderung auf die Welt gekommen sind und der Meinung sind, ihre ELtern hätten sie nicht in die Welt setzen sollen. Es gibt sogar welche, die ihre Eltern deswegen verklagt haben...

Es gibt aber ebensolche Menschen, die das öffentlich und auch vor Politikern, die an unseren Gesetzen arbeiten, kundtun, dass sie die DI nicht erlauben würden und schon gar nicht für förderungs- oder unterstützungswürdig halten. Das begründen sie dann damit, wie schlecht es ihnen persönlich damit gehen würde. Sie beeinflussen damit die Gesetzeslage bzw. versuchen, diese zu beeinflussen und damit zu erreichen, dass es ungewollt kinderlosen Paaren noch schwieriger gemacht wird, ihre Familie zu gründen. Sie sprechen auch nicht nur über die Samenspende, sondern sie meinen, aus ihrer Position zu wissen, dass man Eizell- und Embryonenspende verbieten müsse.
Ähnliches gibt es auch bei Adoptierten: Adoptierte Erwachsene, die sich vehement und pauschal gegen Adoptionen aussprechen, Adoptionen am liebsten verbieten lassen wollen, die auch äußern, sie hätten es vorgezogen, abgetrieben worden zu sein...
Auch da ist die Begründung meist, dass es ihnen persönlich damit schlecht geht.

Wobei ich bei beiden Themen (DI und Adoption), m.E. ernstzunehmende kritische Argumente gibt.
Und es gibt sicher DI-gezeugte und adoptierte Menschen , die aus verschiedensten Gründen damit nicht glücklich sind.
Aber das Verabsolutieren der eigenen Meinung bis dahin, dass man allen anderen Leuten DI bzw. Adoption verbieten möchte, weil man selber ein Problem damit hat, ist selbstverständlich hochproblematisch bzw., wie Rebella es formuliert hat, übergriffig.

Viele Grüße
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ein schöner Einwurf von dir, liebe Ayana. Ich wusste bisher nicht, dass es adoptierte Menschen gibt, die die Adoption verbieten lassen wollen. Hast du da irgendwas dazu, was ich mal nachlesen kann?

Von Menschen mit Behinderungen kenne ich eher das Gegenteil. Ablehnung der PID für alle, weil man selbst gerne lebt und deshalb meint, Menschen vorschreiben zu müssen, dass sie grundsätzlich jedes Kind austragen müssen. - Da ist man dann als Eltern aber sehr in der Zwickmühle, denn man kann schlicht nicht wissen, was das Kind, das es später einmal gibt oder geben könnte, denn wollte. ...
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Ayana hat geschrieben:
Es gibt aber ebensolche Menschen, die das öffentlich und auch vor Politikern, die an unseren Gesetzen arbeiten, kundtun, dass sie die DI nicht erlauben würden und schon gar nicht für förderungs- oder unterstützungswürdig halten. Das begründen sie dann damit, wie schlecht es ihnen persönlich damit gehen würde. Sie beeinflussen damit die Gesetzeslage bzw. versuchen, diese zu beeinflussen und damit zu erreichen, dass es ungewollt kinderlosen Paaren noch schwieriger gemacht wird, ihre Familie zu gründen. Sie sprechen auch nicht nur über die Samenspende, sondern sie meinen, aus ihrer Position zu wissen, dass man Eizell- und Embryonenspende verbieten müsse.
Ähnliches gibt es auch bei Adoptierten: Adoptierte Erwachsene, die sich vehement und pauschal gegen Adoptionen aussprechen, Adoptionen am liebsten verbieten lassen wollen, die auch äußern, sie hätten es vorgezogen, abgetrieben worden zu sein...
Auch da ist die Begründung meist, dass es ihnen persönlich damit schlecht geht.
[/quote]

liebe ayana,

bei der samenspende ist es ja einfach. die kinder entstehen ja erst garnicht, wenn sie nicht praktiziert ist.
nur was ist denn die alternative derer, die adoption ablehnen? wollen sie die LE zwingen die kinder zu behalten? sollen sie anstelle dessen als pflegekinder zu pflegeeltern kommen? sollen sie in heimen aufwachsen?
das würde mich mal interessieren.

liebe grüße

mondschaf
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