Im Bauch einer anderen...

Die heterologe Insemination ist eine Insemination mit Spendersamen.

Hinweis: offen zugänglich.

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Nela01
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Im Bauch einer anderen...

Beitrag von Nela01 »

Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, seinem Kind zu sagen, dass es Anfang des Jahres ein Geschwisterchen bekommen wird.

Denn dieses Baby wächst nicht in meinem Bauch, sondern im Bauch eines befreundeten Frauenpaares, die sich logischerweise den Wunsch nach einem Kind nur mit Hilfe eines Mannes erfüllen können. Dieser Mann ist mein Mann. Wir haben im Vorfeld lange darüber gesprochen und schlussendlich war ich diejenige, die quasi die Fäden zusammengeführt und diese Konstellation ermöglicht hat.

Dennoch ist es eine sehr sensible Situation. Immerhin werden wir uns in den nächsten Wochen gegen das Auftauen unserer noch eingefrorenen befruchteten Eizellen entscheiden müssen, da meine Schwangerschaft und die Geburt lebensbedrohlich waren. Dieses Risiko kann und will ich jetzt, da unsere Tochter auf der Welt ist, nicht eingehen. Und nun wächst da ein Kind im Bauch einer anderen. Dieses Kind hätte ich auch gern bekommen. Aber so ist das Leben.

Die Situation ist ähnlich, wie vor vier Jahren – damals wuchs nach vielen Versuchen und einer traurigen Fehlgeburt mein Kind in meinem Bauch. Die Eizellen, die dies alles ermöglicht haben, hat mir meine beste Freundin „geschenkt“. Und nach fast sieben Jahren Kinderwunschzeit genießen wir unser kleines mittlerweile schon fast „großes“ Glück jeden Tag aufs Neue.

Meine „kleine“ Traurigkeit soll und wird diesem neuen Glück nicht im Wege stehen. Ich habe vorher viel darüber nachgedacht ob und wie mich diese Situation beschäftigen wird.

Mir gelingt es, mich auf die Freude zu konzentrieren. Meistens jedenfalls. Ich freue mich, dass es im ersten Versuch der beiden geklappt hat. Ich freue mich, dass diese beiden tollen Frauen jetzt Eltern werden, denn sie werden ganz tolle und liebevolle Eltern sein. Und ich freue mich auch, dass unsere Tochter ein kleines „Geschwisterchen“ bekommen wird.

Sicher gehen wir ein kleines Risiko als Familie ein – denn niemand kann zu 100 Prozent sagen, wie sich die Gefühle aller entwickeln werden. Doch dieses Risiko gehen wir alle ganz bewusst ein denn es ist so winzig klein im Vergleich zu dem großen Glück, das hoffentlich im Januar das Licht der Welt erblickt.

Ja, es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, seiner kleinen Tochter zu sagen, dass ein Geschwisterchen, im Bauch einer anderen Frau unterwegs ist. Sie findet es toll und fragt als erstes: Wird Vxxx jetzt ganz dick? Und: Kann ich das mal sehen? Beides beantworte ich mit einem überzeugten Ja. Ihre beiden „Halbbrüder“ (die Kinder meiner besten Freundin) sieht sie ja auch regelmäßig und alle in unserem Umfeld wissen Bescheid. Das macht den Umgang mit dem Thema ganz einfach und selbstverständlich. Und genau so wird es mit dem neuen Geschwisterchen sein. Wir alle möchten offen mit der Entstehung umgehen.

Eine Konkurrenzsituation in Bezug auf die Mutterschaft gab es bei uns nie. Und auch jetzt fühlt es sich „eindeutig“ an. Eltern sind diejenigen, die den Kinderwunsch haben und alles dransetzen diesen Traum wahr werden zu lassen. Die genetischen Spender (mein Mann für das Frauenpaar und meine Freundin für uns) sind weiterhin Lieblingsfreunde und Lebensbegleiter. Aber keine Eltern. Und das ist auch gut so.

Ach ja, es ist schon unglaublich was alles möglich ist. Glaubt alle an Eure Träume. Ich wünsche Euch Glück, Mut und Kraft und ganz viel Freude.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Nela,

ich danke dir herzlich für das, was du hier geschrieben hast.

Deine auch ambivalenten Gefühle kann ich gut verstehen. Aber euer Familienprojekt ist großartig. Auf diese Weise bekommt eure Tochter noch einen Bruder oder eine Schwester. Wenn ihr euch ab und an mal trefft, ist das sogar ganz real. Wenn ihr alle offen miteinander umgeht, seid ihr Vorbild für Viele.

Ich freue mich, wenn du hier irgendwann schreibst, wie es damit weiter gegangen ist.

Allen Beteiligten wünsche ich viel Glück!
Liebe Grüße, Rebella
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Nela01
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Beitrag von Nela01 »

Hallo Rebella,

gern berichte ich wie es jetzt weiter geht, denn heute haben die beiden werdenden Mütter zum ersten Mal einen Ultraschall gemacht. Das kleine Herz schlägt wie verrückt. Ich drücke fest die Daumen, dass alles gut geht. Die beiden sind ganz aus dem Häuschen und haben meinen Mann und mich sofort per Facetime informiert. Wir freuen uns alle sehr und drücken ganz fest die Daumen. Ich habe es auch schon einigen wenigen engen Freunden gesagt - denn mich hat das Ganze ja auch beschäftigt. Die Reaktionen waren überrascht aber sehr positiv! Komisch ist immer der erste Satz: Du, ich wollte Dir sagen, dass Exxxxx (mein Mann) nochmal quasi "Vater" wird... ;-)

LG
Nela
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo Nela01,

für mich spricht so viel liebe und freude aus deinem beitrag und ich wünsche eurer - erfrischend unkonventionellen - (zumindest genetischen) großfamilie alles gute!!! ich lese neben der liebe eine sehr genaue selbstreflektion heraus. und denke, dass das trotz der von dir beschriebenen bestehenden kleinen risiken gelingen wird, wenn ihr alle so achtsam seid. *dd* *dd*

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
Nela01
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Beitrag von Nela01 »

Hallo Rebella, hallo Mondschaf,

seit langem stöbere ich nun einmal wieder durch das Forum. Ich bin dankbar, dass unsere Familienplanung mittlerweile abgeschlossen ist. Das Kind aus obigem Beitrag ist mittlerweile 1,5 Jahre alt und wir alle freuen uns unendlich darüber, dass es ihn gibt.

Durch die Erfahrungen mit der Eizellspende meiner besten Freundin an mich, aus der unsere Tochter entstanden ist, war uns der offene Umgang von Beginn an wichtig.

Wir sind nun tatsächlich eine besondere Form der Patchworkfamilie: unsere Familie, mit Tochter aus der Eizellspende meiner besten Freundin und natürlich deren Familie und der kleine Junge, der mithilfe meines Mannes und einem befreundeten Frauenpaar gezeugt wurde. Mit klaren Zuständigkeiten und Beziehungen. Eltern sind jeweils die, die sich das Kind am Meisten gewünscht und es geboren haben. Da wir in räumlicher Distanz leben ist es auch nicht schwierig sich abzugrenzen.

Die Kinder insgesamt vier involvierten Kinder gehen total locker und offen damit um und haben (vermutlich weil es wirklich klar zwischen uns geregelt, gefühlt und gelebt wird) keine Probleme damit.

Wir sehen uns mehrfach im Jahr - auch gern für einige Tage im gemeinsamen Urlaub - , die Kinder kennen sich als "Geschwister" und auch Familie und Freunde sind im Bilde und nehmen am Leben der jeweils anderen (auf Distanz) teil.

Ich habe immer gehofft, dass das alles so gut funktioniert - Gewissheit hat man allerdings nur, wenn die Entscheidung bereits getroffen ist. Das ist und bleibt ein Risiko.

Wir freuen uns immer wieder darüber, dass wir den Mut hatten diese Risiken miteinander einzugehen. Vertrauen, Ehrlichkeit, Offenheit und Zuversicht ins eigene Leben und alle Beteiligten waren dabei für uns der Schlüssel.

Ich wünsche Euch allen alles Gute, viel Mut, Offenheit, Zuversicht und ein gutes Bauchgefühl zur richtigen Zeit :-)

Nela
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

liebe Nela,

was du schreibst, klingt einfach nur schön!!
solche geschichten, die gut ausgehen, lese ich sooo gerne. :lol: vor allem, wenn sie "echt" und nicht nur ausgedacht sind...

vielen dank für deine rückmeldung und eurer großen familie weiterhin alles gute!

liebe grüße

mondschaf
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