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Autor: Prof. Dr. med. Gerd Richter / Zentrum für Innere Medizin und Ethikkommission /Klinikum der Phillips-Universität Marburg
Befragt wurden “genetische Hochrisikopaare“ und Paare einer Kontrollgruppe
( Vorbehalt der Studienergebnisse: Während die Erhebung dieses Meinungsbildes für die Zielgruppe repräsentativ ist, wurde die Kontrollgruppe nicht nach Zufallskriterien gezogen und kann daher nicht als repräsentativ eingestuft werden. Diese wird zurzeit in einem Nachfolgeprojekt ermittelt.)
Zusammenfassung :
( habe hierbei sinngemäss d. Begriff "Zielgruppe"
durch "Hochrisikogruppe" ersetzt)
- Pro Legalisierung PID:
81 %, davon 89 % d. Hochrisikogruppe / 73 % d. Kontrollgruppe
- Kontra PID , gesetzl. Beibehaltung d. Verbots :
19 % ; davon 11 % d.Hochrisikogruppe / 27 % d. Kontrollgruppe
- Auffassung, PID sei für alle genetischen Erkrankungen zulässigDabei war allen Befragten durch eine Informationsbroschüre bekannt, welche medizinischen und ethischen Vor- und Nachteile mit der Präimplantationsdiagnostik verbunden sein können und dass die PID in Deutschland verboten ist.
- Entscheidung über die Legitimität sollte betroffenen Familien überlassen werden :
37 % Hochrisikogruppe u. 20 % d. Kontrollgruppe
(dies sind Paare mit am „ wenigsten gesunden Kindern – erstgeborenes Kind häufiger und subjektiv schwerer betroffen “)Bei aktuell bestehendem Kinderwunsch gaben 16,8 Prozent der Hochrisikogruppe an, dass die Präimplantationsdiagnostik im Ausland für sie die wahrscheinlichste Möglichkeit zur Erfüllung des Kinderwunsches sei.
Einstellung zum präimplantativen Embryo ( E. vor Transfer) , kategorisiert:
..„mein Kind“ oder „eher mein Kind“ : 78,7 %
„eher ein Zellhaufen“ oder „ein Zellhaufen“ : 21,3 %
„Die hohe Zustimmung zur PID geht demnach nicht mit einer moralischen Geringschätzung des präimplantativen Embryos einher.“
Aufgrund dieser Befunde lässt sich der Konflikt, der zum Wunsch nach einer Präimplantationsdiagnostik oder aber zum Abbruch einer Schwangerschaft nach positiver pränataler Diagnostik (PND) führt, bei den Hochrisikopaaren als äquivalent beschreiben. Gemäß den Ergebnissen sind PID und PND für die Paare, die sich vor allem subjektiv durch eine erbliche Erkrankung schwer belastet fühlen und die dennoch einen starken Kinderwunsch haben, die einzigen Alternativen. Diese Paare werden entweder wissentlich eine Schwangerschaft mit Vorbehalt einer PND eingehen oder die PID in Anspruch nehmen.
Einstellung gegenüber Behinderten:
- Hochrisikopaare , die aufgrund ihrer eigenen Betroffenheit die Reproduktionsmedizin nutzen, weisen eine eher positive Einstellung gegenüber behinderten Menschen auf.
- Paare der Kontrollgruppe, die sich bei altersentsprechendem Durchschnittsrisiko für eine pränatale Diagnostik aussprachen, sind behinderten Menschen gegenüber negativer eingestellt.
LG BirgitDie Studie zeigt, dass der Anteil derjenigen, die die Präimplantationsdiagnostik uneingeschränkt (das heißt jenseits medizinischer Indikationen) erlauben würden, genauso hoch ist wie der Anteil derjenigen, die sich für ein Verbot der PID aussprachen. Diejenigen, die sich für eine sehr liberale Gesetzgebung der Präimplantationsdiagnostik aussprachen, hatten eine deutlich weniger positive Einstellung gegenüber behinderten Menschen.