Stellungnahme der evangelischen Kirche

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caster
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Danke

Beitrag von caster »

Liebe Lola,

vielen Dank für deinen Bericht. Ich fand ihn sehr spannend.
Ich glaube, dass der Weg zu gesetzlichen Änderungen schon noch seeeeeehr weit ist, aber ein Schritt in die richtige Richtung war diese Veranstaltung ja sicherlich.

Mir wird es in meiner persönliche Betroffenheit nichts im engeren Sinne bringen, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Übrigens ganz nebenbei, der Religionslehrer an unserer Schule ist mein Lieblingskollege - aber zum Glück auch nicht übereifrig missionarisch.

Ganz herzliche Grüße

Christina
Wer aufgibt, hat schon verloren.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Lola,

vielen Dank für deinen interessanten Bericht. Mich würde noch interessieren, ob die anwesenden Kirchenvertreter irgendwelche Rückschlüsse für ihre zukünftige Arbeit gezogen haben oder ob irgendjemand einen Ansatz des Nachdenkens hatte, den bisherigen Kurs zu ändern. Erfreulich ist jedoch erstmal der positive Tenor.

JBB hat mich ja hier schon erklärt (danke, Bea) und ich kann das nur so unterzeichnen. Es ist nicht die Tatsache, dass Menschen ein Bedürfnis haben, an übernatürliche ihnen positiv gesonnene Kräfte zu glauben, die ich kritisiere. Kritisieren tu ich, dass dieses Bedürfnis von machthungrigen Menschen ausgenutzt wird. Auf diesem Weg haben sich ja auch die Kirchen gebildet. Die bedauernswerten gläubigen Menschen hatte man leicht unter dem Scheffel.
Liebe Grüße, Rebella
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JBB
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Beitrag von JBB »

Hallo Lola,

nö, "große" Diskussionen über das Thema Kirche hatten wir hier schon viele und wir wollen nicht noch eine zusätzliche starten, wenn es dir so sehr an die Nieren geht.

Erlaube mir noch meinen "Senf" zu deinen drei Punkten:

zu1
Ich konnte wirklich nicht ahnen, dass die Erwähnung des Themas an sich dich schon verletzt. Das ist so eine merkwürdige Haltung, dass ich im Leben nicht darauf gekommen wäre.
Ich kenne es üblicherweise so: Wenn jemand von etwas überzeugt ist, dann ist derjenige doch auch bereit, seine Einstellung zu begründen und sich über das Thema auszutauschen.
Wenn jemand sich weigert, "seinen" Standpunkt zu vertreten, dann würde ich das immer als Zeichen von Unsicherheit deuten.

Nun gut, bei dir ist das eben anders. Das müssen wir hier respektieren.

Allerdings: Du schreibst auch, du seist "Diakonin", du hast also ein offizielles Amt in der Kirche. Angenommen, ein Mitglied deiner Gemeinde bittet dich um ein Gespräch und konfrontiert dich mit den Fragen, die Rebella bewegen. Bist du dann nicht verpflichtet, dich auf diese Fragen einzulassen oder brichst du dann in Tränen aus? (Sorry, ist echt nicht zynisch gemeint, nur etwas provokativ).


zu2
Feiertage wie zB Weihnachten wurden von der Kirche bewußt auf alte heidnische Feiertage gelegt, um den Heiden den Umstieg auf die neue Religion zu erleichtern.
Du feierst sicher auch nicht Sylvester, weil du nicht an die Geister glaubst, die durch das Feuerwerk vertrieben werden sollen? :wink:
Oder der 1. Mai (ein gewerkschaftlicher Tag für die Arbeiter) sollte nicht für Beamte gelten?

Aber mal im Ernst: Ich bin auf jeden Fall für die Einführung von bundeseinheitlichen Feiertagen, die unabhängig von der Konfession Werte vermitteln.
Rebella hatte einen schönen Vorschlag, zB offizieller Kindertag
Weitere Vorschläge: Tag der Senioren, Tag der Minderheiten (gegen Rassismus), usw

Zum Thema Religionsunterricht: Mein großer Sohn konnte erst auf dem Gymnasium zwischen katholischer Religion, ev. Religion und dem Fach "Werte und Normen" wählen. In der Grundschule gab es nur einheitlich das Fach "Religion".

Mich nervt es SEHR, dass die Kirchen einen alleinigen Anspruch auf die Wertevermittlung erheben!!!
Ich kann meine Kinder OHNE Religion erziehen und denen trotzdem vernünftige Werte beibringen. Ich sage nicht, dass ich es BESSER kann als MIT Gott, aber eben auch nicht schlechter.


zu3
Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn Politiker sich beraten lassen. Dabei sollten aber Experten gehört werden, die wirklich etwas von der Sache verstehen. In unserem Fall also zB die Patientenorganisationen, Ärzte und auch Menschen, die sich mit ethischen Fragen beschäftigen. Religiös eingestellte Menschen sollten aber nicht an Gesetzen beraten, die auf alle (also auch auf nicht-religiöse) Auswirkungen haben.
Religionsvertreter sollten nur innerhalb ihrer Insititionen an Gesetzen mitwirken, die dann auch nur für die Mitglieder dieser Religionsgemeinschaft gelten. Das wäre konsequent im Sinne des Prinzips "Trennung von Kirche und Staat."

dabei bleibe ich auch mit meinem offenen Umgang unseres Kinderwunsches und Weges, der im Kleinen oft Tabus bricht und Gespräche ermöglicht.
Prima, genau diesen Umgang mit dem Thema brauchen wir, um die Mitmenschen für die Sorgen der ungewollt Kinderlosen zu sensibilisieren.
Liebe Grüße
Bea

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lola!
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Beitrag von lola! »

Guten Morgen,

sorry das ich mich jetzt erst wieder melde, war auf einer Fortbildung.

Rebella, bitte, gern geschehen und danke, dass Du meinen Wunsch respektierst!
Anwesende Kirchenvertreterin im Podium war nur Frau Käßmann und von geplanten Schritten klang nichts durch - leider!

Der Evangelischen Kirche heute noch generell Machthunger zu unterstellen halte ich für falsch und eine überaltete Vorstellung von der Kirche.
Zitat von dir: "Die bedauernswerten gläubigen Menschen hatte man leicht unter dem Scheffel."
Ich fühle mich weder bedauernswert, noch unter dem Scheffel! Auch wenn ich mit vielen Dingen in der Institution Kirche nicht einverstanden bin, ändert dass nichts an meinem Glauben und meinem Kampf für Gerechtigkeit - manchmal auch gegen den Arbeitgeber :wink:


Liebe Bea, genau solche Formulierungen (s.o.) sind es, die ich als verletzend empfinde! Ebenso sind Deine "Provokationen" sehr merkwürdig bei mir angekommen. Vielleicht bin ich da tatsächlich etwas empfindlich, was ausschließlich daran liegt, dass ich hier im Forum nie das Gefühl hatte, wirklich zu diskutieren, sondern nur von althergebrachter und zum Teil auch nicht mehr zeitgemäßer Kritik überrollt zu werden. Es kamen keine Fragen, sondern geballte Ablehnung. Der muß ich mich nicht aussetzen.
Fragen und Gesprächen in der Gemeinde stehe ich immer offen gegenüber, respektiere dabei jeden Zweifel und jeden "Atheisten". Ich erwarte aber auch, in meinem Glauben respektiert zu werden, ohne als "merkwürdig", "unsicher" und "bedauernswert" betitelt zu werden.
Sicher macht es das nur geschriebene Wort, dem jede Gestik, Mimik und Betonung fehlt, hier besonders schwer, den "Unterton" richtig herauszuhören. Und ich weiß auch, dass ihr diese Worte nicht explizit auf mich bezogen habt (vorausgesetzt, der Satz "Nun gut, bei dir ist das eben anders. Das müssen wir hier respektieren." hat keinen ironischen Unterton?!), aber eurer Generalkritik an der Instituition Kirche und den hohen Amtsträgern, die sicher viele Fehler gemacht haben und auch heute noch machen, fallen eben auch "die kleinen dummen Gläubigen" zum Opfer.

Die Feiertagsfrage habe ich nie konsequent zu Ende gedacht, aber als meinerseits provokative Anfrage formuliert. Und du wirst lachen: Silvester ist mir tatsächlich wurscht! Ich feiere am Vorabend des 1. Advent mit Konfis "Kirchensilvester", um ihnen das Kirchenjahr zu erklären. Der 31.12. hat für mich keinen besonderen Reiz und keine Bedeutung.

Und gab es in der Grundschule nicht die Möglichkeit, euren Sohn vom Religionsunterricht befreien zu lassen? Meines Wissens ist das so (wobei das jedes Bundesland an den Schulen anders vorgibt).

Und zum Schluß: was befähigt denn Politiker zu ihren Entscheidungen? Denken christliche Menschen nicht über ethische Fragen nach? Vermitteln Kirchen schlechte Werte, so dass sie ncht gehört werden sollten? Warum dürfen Arbeitgeberlobbyisten zu Themen gehört werden, die überwiegend Arbeitnehmer betreffen? Da müsste man Deine Frage noch deutlich weiter denken - was sicher spannend wäre!
Aber die Kritik "mal wieder nur an die Kirche zu richten" finde ich diskriminierend und verletzend!
Nochmal, ich habe eine Grundhaltung durch meinen Glauben, ja! Aber ich denke, fühle, entscheide und handele als Mensch dieser Gesellschaft und habe das gleiche Recht wie alle auf freie Meinungsäußerung und freie Entfaltung meiner Persönlichkeit - zu der meine Religion gehört!

Liebe Grüße von der nicht diskutierenden Lola :wink:
Nach 3 Jahren Kinderwunschbehandlung ...
... 2 TESEn ...
... 1 Gebärmutterspiegelung ...
... 6 Stimulationen ...
... 5 Punktionen von insg. 25 Eizellen (davon waren 23 reif) ...
... 9 befruchteten Eizellen ...
... 7 transferierten Embryonen ...
... in 4 TFs ...
... sind wir nun am Ende unserer Kraft, unserer Nerven und unserer finanziellen Mittel angelangt!
Dabei sind wir immer noch ungewollt kinderlos
und glücklich miteinander!

Nach mehr als einem Jahr Pause wagen wir nun einen neuen Weg.
Mal sehen, welche Überraschungen er für uns bereit hält ...
1. HI - Mai 09 - negativ
2. HI - August 09 - negativ
3. HI - September 09 - negativ

Letzten Endes: Auch nach 5 Jahren Kinderwunschbehandlung sind wir ungewollt kinderlos - und werden es bleiben.
Aber ich weiß: Wir sind glücklich miteinander und werden auch zu zweit eine tolle Zeit haben!

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JBB
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Beitrag von JBB »

Hallo Lola,

tja, nun bin ich ratlos. Ich habe nur an EINER einzigen Stelle "gestichelt" und dann auch gleich bewusst dazu geschrieben, dass es nur provozieren, nicht aber verletzen sollte (das hätte es, wenn es zynisch gemeint worden wäre).
Von daher habe ich keine Ahnung, welche "Formulierungen" du meinst.

Es ist natürlich schwierig, über das Thema sachlich zu diskutieren, wenn der andere sich bei jedem Kritikpunkt sofort "verletzt" fühlt.

An einer Stelle schreibst du:
Dabei ist nicht verletzend, was Du (Rebella) an rationalen Argumenten vorzuweisen hast, aber - nochmal - mein Glaube beruht viel auf Emotion und eigenem Erleben.
Dann wieder:
Fragen und Gesprächen in der Gemeinde stehe ich immer offen gegenüber, respektiere dabei jeden Zweifel und jeden "Atheisten
Auf der einen Seite teilst du uns mit, dass dich (auch sachliche) Argumente / Kritikpunkte verletzen, auf der anderen Seite behauptest du, Fragen und Gesprächen über Religion offen gegenüber zu stehen.

Ich habe immer noch nicht richtig kapiert, auf WELCHER Ebene du zu einem Gespräch über Religion bereit bist?
Es kamen keine Fragen, sondern geballte Ablehnung.
Nein das stimmt so nicht. Hier wurden schon wiederholt ernsthaft Fragen zu diesem Thema gestellt. Zum Beispiel hier in dem von mir eröffneten Ordner.
Oder zum Beispiel hier
http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 64#1690764

Zum Thema Religionsunterricht:
Ich bin DAFÜR, dass in der Schule Werte vermittelt werden. Aber ich finde es nicht gut, dass die Kirchen darauf einen Ausschließlichkeitsanspruch haben.
Keine Ahnung, ob man sich "befreien" lassen kann. Als Marco in die Grundschule ging, habe ich mir solche Gedanken noch gar nicht gemacht und Timo ist erst 4 Jahre alt.
Ich frage mich, warum es nicht möglich sein sollte, von Anfang an das Fach "Werte und Normen" anzubieten, in der AUCH christliche Werte vermittelt werden können.
Vermitteln Kirchen schlechte Werte, so dass sie ncht gehört werden sollten?
Meiner persönlichen Meinung nach vermitteln Kirchen auch schlechte Werte.
Beispiele:
- Frauen sind weniger wert als Männer (Priesterverbot)
- Homosexuelle Männer und Frauen sind weniger wert als heterosexuelle Menschen (oder dürfen Homos in der Kirche heiraten?)
- Diskriminierung von ungewollt Kinderlosen (durch die Ablehung der KB)

Natürlich vermitteln Kirchen auch gute Werte.

Deshalb ist es auch wichtig, dass man über dieses Thema redet und sich die gläubigen Menschen nicht hinter dem Schutzschild verbergen: "Über Glauben kann man nicht diskutieren........"

Insgesamt glaube ich, dass wir schon wieder mitten in der Diskussion gelandet sind.

Daher "zurück zu den Wurzeln".

Meine wichtigste Aussage dabei ist:

Von mir aus kann jeder seinen persönlichen Glauben haben, solange er nicht andere damit tangiert. Mal als Beispiel für die KB: Wenn jemand aus religiösen Gründen gegen die KB ist, dann ist das in Ordnung so. Natürlich respektiere ich dann seinen Entschluß, sich gegen KB auszusprechen. Diese Entscheidung betrifft dann aber nur denjenigen selber.
Wenn aber die Kirchen ihre Moralvorstellungen ALLEN ANDEREN aufdrücken wollen, dann finde ich das nicht mehr lustig.

Was glaubst du denn, wie verletzt ICH war, als ich realisiert hatte, dass sich die Kirchen dagegen aussprechen, dass SOLCHE Kinder wie Timo und Valeska geboren werden?

Das, was für mich moralisch an erster Stelle steht, nämlich unser Familienglück, wird von den Kirchen mit den Füßen getreten?

Von daher kann ich es einfach nicht verstehen, warum von den christlichen ungewollt Kinderlosen keine Welle der Empörung hochschwappt.

Oder andersseits: Wenn ich die Wertevorstellungen der Kirchen gut finde, dann muss ich mich auch daran halten oder? Warum halten sich die Christen aber nicht daran? So nach dem Motto, ich picke mir nur das raus, was mir passt?

Ehrlich, ich kapier es nicht.
Liebe Grüße
Bea

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lola!
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Beitrag von lola! »

Liebe Bea, ich kann Deine Kritik an vielen Stellen verstehen und nachvollziehen.

MEINE Kritik ist, dass Du generell "die Kirche" verurteilst - da gibt es konfessionelle Unterschiede und sehr individuelle Prägungen. Das hat nichts mit "ich picke mir nur raus, was mir gefällt" zu tun, sondern mit dem Bilden einer eigenen Meinung und manchmal auch der Kritik innerhalb des Glaubens und vor allem innerhalb der Institution! Bei mir kommt Deine Kritik immer als "alles über einen Kamm geschert" an - und da bist Du dann nicht zimperlich. Ich glaube aber, dass Du so vielen einzelnen Gläubigen nicht gerecht wirst und wehre mich dagegen als bedauernswert, machthungrig, übergriffig, etc. bezeichnet zu werden.

Stimmt, wir stecken mitten in der Diskussion und wie Du siehst habe ich mich nicht vor lauter Angst verkrochen. Ich bin nicht jetzt akut verletzt - ich habe immer nur versucht zu erklären, wo Du / ihr verletzend rüber kommt in der Diskussion oder alten Diskussionen - die ich weder verlinken noch nachlesen kann und mag. Ich hab sogar dazu geschriebn, dass ich weiß, dass ihr euch nicht explizit auf mich bezieht - woher kommt also Deine Ratlosigkeit?
Ich bin auf einer Ebene zum gespräch bereit, auf der jedem Gesprächsteilnehmer das Gleiche Daseins- und Meinungsäußerungsrecht zusteht. Bei Diskussionen hier im Forum hatte ich leider häufiger das Gefühl, dass dem nicht so ist!


Ich glaube schon, dass christlich orintierte Menschen denkfähig sind und an ihrer eigenen Kirche Kritik üben, nur nicht so dogmatisch ablehnend und endgültig, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten und mit der Hoffnung Änderungen innerhalb der Kirche herbeizuführen!

Zitat:"Von mir aus kann jeder seinen persönlichen Glauben haben, solange er nicht andere damit tangiert." Aber tangierst Du nicht auch das Leben von gläubigen Menschen mit Deiner Kritik?

Nochmal: ich kann Deine Verletzung und Deine Enttäuschung über die Stellungsnahme "der Kirche" über Euer Familienglück gut verstehen, ABER dabei geht es dann um die Institution und die Amtsträger. Hast Du mal mit dem Ortspastor gesprochen? Hätte der eine Taufe verweigert? Ich hoffe, nicht!
Ich denke und handle immer von der Basis aus und weiß mich dort mit meinem Kinderwunsch und der Begleitung während der KB gut aufgehoben! Solch eine Erfahrung hätte ich Dir auch gewünscht!
Kirche ist nicht nur toll - aber sie ist auch nicht nur verachtenswert! Und die Menschen, die sich in ihr engagieren und im Glauben Kraft finden sind es auch nicht!

Liebe Grüße, Lola
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Dabei sind wir immer noch ungewollt kinderlos
und glücklich miteinander!

Nach mehr als einem Jahr Pause wagen wir nun einen neuen Weg.
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3. HI - September 09 - negativ

Letzten Endes: Auch nach 5 Jahren Kinderwunschbehandlung sind wir ungewollt kinderlos - und werden es bleiben.
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atonne
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Beitrag von atonne »

Hallo, ihr Lieben,

nachdem ich Lola gebeten habe, hier mal vom Kirchentag zu schreiben, sollte ich mich vielleicht auch mal zu Wort melden :D. Danke, Lola, erst mal für Deinen Bericht! Ich finde ihn sehr ermutigend.

In Berlin ist das Fach "Ethik" inzwischen Pflichtfach, dagegen der normale Religionsunterricht nur Wahlfach. Es gibt neben dem christlichen Wahlunterricht auch islamischen.
Was ich daran gut finde, dass die Kirchen (auch islamische) an den Schulen unterrichten, ist, dass es dann unter staatlicher Kontrolle bleibt. Das finde ich insbesondere wichtig, um Fanatismus, wie er oft außerhalb der Schulen gelehrt wird, zu vermeiden.
Ich habe übrigens damals als Kind freiwillig den evangelischen Unterricht besucht. Meine Eltern hätten mich nie gezwungen, es war eher so, dass sie überrascht waren, dass ich das machen wollte. Unser Lehrer war einfach toll, aber er hat mich nicht zum Glauben bekehrt, denn ich bin auch heute noch überzeugte Atheistin.

Ich denke, man muss differenzieren zwischen der eher gemäßigten evangelischen Kirche und der doch eher dogmatischen katholischen Kirche. Den Einfluß der Kirchen auf die Politik werden wir wohl kaum verhindern können, ehrlich gesagt, finde ich es viel schlimmer, dass Wirtschaftsunternehmen einen ebenso großen oder größeren Einfluß auf die Politik haben, denn die haben oft nicht einmal eine Moral.
Und habt ihr euch schon mal gefragt, ob die Parlamente wirklich pluralistisch besetzt sind, wenn mehr als die Hälfte ehemalige Beamte (Lehrer usw) sind? Das finde ich auch bedenklich, denn der normale Arbeiter ist überhaupt nicht vertreten...
Ich weiß aus sicherer Quelle, dass viele Politiker eher auf ihre Berater hören, als auf die eigene Meinung. Da finde ich, dass im ganzen System was faul ist.
Und was KB angeht, waren es übrigens die "unchristlichen" Grünen, die aus einem merkwürdigen Frauenbild heraus die KB verteufelt haben und damit nicht unbedeutend für die Einschränkungen verantwortlich sind.

Nachdenkliche Grüße, Atonne

TESE im Februar 2005 (D) und August 2009 (D) und PESA (TR) im Juli 2012 erfolgreich
-- 1. Praxis (D)
2 ICSIs April/Mai 2005 und Juli 2005, 1 Kryo Dezember 2005, TF von insgesamt 4 Embryos - NEGATIV
-- 2. Praxis (D)
4 ICSIs Juli 2006, März 2007, September 2007 und November 2007, TF von insgesamt 8 Embryos - NEGATIV
-- 3. Praxis (D)
3 ICSIs Oktober 2008, März 2009 und September 2009, 1 ICSI ohne TF Juli 2009, 1 Kryo ohne TF Juli 2009, TF von insgesamt 7 Embryos - 1x biochemische SS, sonst NEGATIV
-- 4. Praxis (Ö)
2 ICSIs April/Mai 2010 und November 2010, 1 ICSI ohne TF Februar 2011, 3 vor PU abgebrochene ICSIs März 2010, September 2010 und August 2011, TF von insgesamt 3 Embryos - 1x biochemische SS, sonst NEGATIV
-- 5. Praxis (D)
4 ICSIs Dezember 2011, Februar 2012, April/Mai 2012 und Juli 2013, 1 vor PU abgebrochene ICSI April 2012, TF von ingesamt 5 Embryo - 2x biochemische SS, sonst NEGATIV
-- 6. und letzte Praxis (TR)
- 2 ICSIs Juli 2012 und Mai 2013, 1 ICSI ohne TF Dezember 2012, 2 vor PU abgebrochene ICSIs November 2012 und April 2013, TF von insgesamt 4 Embryos - 1x biochemische SS, sonst NEGATIV


Wir stellen uns auf einen langen Atem ein...

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Mit dem besten Hund der Welt für immer im Herzen - Du hast uns in schweren Zeiten begleitet und fehlst uns auf Schritt und Tritt :cry:!
JBB
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Beitrag von JBB »

Hi Lola,

natürlich besteht jede Institution aus vielen unterschiedlichen Menschen, aus guten Menschen, schlechten Menschen und Millionen von Grauwerten dazwischen.

Wenn ich über "die Kirche" spreche, dann meine ich die Institution an sich, die nach aussen durch ihre offiziellen Stellen vertreten wird. Ich meine nicht die Menschen an sich, die zu dieser Kirche gehören. Wie denn auch, ich kann doch nicht pauschal eine große Masse von Leuten ver/-beurteilen. Wahrscheinlich meinst du das mit "über den Kamm scheren".

Das ist wohl auch das große Mißverständnis. Ich spreche über den Einfluß der Institution Kirche (beider Konfessionen) auf unsere Gesellschaft, du aber fühlst dich auf der menschlichen Ebene angesprochen.

Es ist aber nun mal so, dass die Meinung meines "Ortspastors" nun mal niemanden in der großen Politik interessiert. Was nützt mir selbst das größte Verständnis des örtlichen Pastors, wenn seine Vertreter gleichzeitig offiziell Stimmung machen gegen KB?

Ja du wirst lachen, wir haben tatsächlich vor unserem Kirchenaustritt mit unserer örtlichen Pastorin gesprochen. Mir war es wichtig, unsere Gründe darzulegen. Genau wie von mir vermutet, hatte sie wirklich "großes Verständnis" für unsere Situation. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir aber darum, mit den "Machern" Kontakt aufzunehmen. Mit der EKD habe damals auch regen Mailverkehr gehabt.
Ich bin auf einer Ebene zum gespräch bereit, auf der jedem Gesprächsteilnehmer das Gleiche Daseins- und Meinungsäußerungsrecht zusteht.
Das klingt ja sehr schön und harmoniebedürftig. Aber wir stossen in vielen Diskussionen auch auf Grenzen. Ich versuche mal ein Beispiel zu finden. Nehmen wir mal an, eine Diskussionsteilnehmerin würde schreiben, dass sie es als berechtigtes Erziehungsmittel findet, ihre Kinder ordentlich zu züchtigen. Würdest du ihr dann auch das "gleiche Daseins- und Meinungsäußerungsrecht" zustehen?
Sicher nicht, du würdest doch bestimmt antworten, dass du diese Handlungsweise nicht richtig findest und dann deine Meinung begründen, oder?
Ok, es war nur ein hinkendes BEISPIEL. Damit wollte ich nur ausdrücken, dass wir in jeder Diskussion auch an Stellen kommen, an denen wir das Handeln oder die Meinung anderer bewerten .
Bei Diskussionen hier im Forum hatte ich leider häufiger das Gefühl, dass dem nicht so ist!
Ja, das ist hier im Forum leider genauso wie auch im echten Leben. Nur dass es sich hier aus der Anonymität des Netzes noch leichter austeilen lässt als "draussen".

So, hier donnert es gerade gewaltig und ich schicke mein Posting erstmal unfertig ab, bevor es hier zu Stromschwankungen kommt :roll:
Liebe Grüße
Bea

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Beitrag von JBB »

Aber tangierst Du nicht auch das Leben von gläubigen Menschen mit Deiner Kritik?
Ich glaube, da zäumst du das Pferd von der falschen Seite auf. Denn zuerst war die Kirche da, die offizielll gegen KB wettert und sich somit direkt in mein Leben einmischt und mir ihre Werte aufdrücken will. DESHALB habe ich angefangen, die Kirche zu kritisieren.

Wieso kann man sich denn nicht wie folgt einigen:

Die "Kirchen" als Institution versuchen zukünftig nicht mehr, sich in die Gesellschaft / Politik einzumischen. Sie machen zukünftig nur noch Gesetze, die nur für "ihre" Gemeinschaft gelten.

Dann brauchen auch Leute wie "wir" euch auch nicht mehr zu kritisieren, weil es uns dann auch wirklich nichts mehr angeht, welche Aussagen ihr macht.

Wäre das ein Deal auch in deinem Sinne?
die ich weder verlinken noch nachlesen kann und mag.
Moment, DU hattest zuerst behauptet, hier im Forum gäbe es keine sachlichen Diskussionen über das Thema, sondern nur verletzende. Daher meine Hinweise zu den anderen Diskussionen, in denen es meines Wissens überwiegend um die Sache geht (klar gibt es immer mal vereinzelt unsachliche Kommentare, aber ich meine den überwiegenden Ton).
Nun sagst du wiederum, du hättest keine Lust, das alles nachzulesen. Nun ja, was solls :o
Ich glaube schon, dass christlich orintierte Menschen denkfähig sind und an ihrer eigenen Kirche Kritik üben, nur nicht so dogmatisch ablehnend und endgültig, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten und mit der Hoffnung Änderungen innerhalb der Kirche herbeizuführen!
Das impliziert ja, wir hätten behauptet, christlich orientierte Menschen seien nicht denkfähig. Das ist natürlich nicht richtig.

Welche "eigenen Möglichkeiten" meinst du denn konkret? Das entspricht doch nicht der Realität, beispielsweise schweigen die meisten ungewollt Kinderlosen in "ihrer" Kirche und machen einfach heimlich die Behandlung. Was glaubst du, wie viele der Betroffenen Christen "im Rahmen ihrer Möglichkeiten" sich für Änderungen in der Kirche eingesetzt haben und auf welche Art und Weise?
Hätte der eine Taufe verweigert? Ich hoffe, nicht!
Nein, das habe ich wohl falsch erklärt. Natürlich wollte mir keiner die Taufe meiner Kinder verweigern. Die Auskunft der Kirchen war "frei übersetzt" wie folgt:
"Wir sind gegen KB, aber wenn das Kind erst mal geboren ist, dann ist es ein Geschenk Gottes und in der Kirchengemeinde willkommen".

DAS habe ich eben nie kapiert. Wie kann ich mich erst dagegen aussprechen, dass Kinder auf diese Art und Weise gezeugt werden und dann aber behaupten, sie seien ein Geschenk Gottes. Das lässt sich doch nicht trennen. Wenn ich auf die "Gesetze" der Kirche gehört hätte, wäre das "Geschenk Gottes" doch gar nicht erst entstanden!
MEINE Kritik ist, dass Du generell "die Kirche" verurteilst - da gibt es konfessionelle Unterschiede und sehr individuelle Prägungen
Ich kann es hier nur in Bezug auf KB wiedergeben: Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche haben sich gegen die KB ausgesprochen. Welche anderen konfessionellen Unterschiede meinst du denn? Ich hatte mich auf die beiden großen Konfessionen beschränkt.
Kirche ist nicht nur toll - aber sie ist auch nicht nur verachtenswert! Und die Menschen, die sich in ihr engagieren und im Glauben Kraft finden sind es auch nicht!
Ich habe nie etwas anderes behauptet.

Nochmals: Solange sich diese Kirchen / Menschen innerhalb der Kirche nicht in mein persönliches Glück einmischen wollen, möchte ich es auch nicht wagen, ihre religiösen Überzeugungen in Frage zu stellen.
Liebe Grüße
Bea

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

(Achtung, das sind meine Antworten auf die Beiträge heure vor 14:00 Uhr. Den Rest muß ich erst noch lesen und für morgen lassen.)

Hm, da wäre vielleicht mal eine Korrespondenz mit der Käßmann fällig. Bea, was meinst du? Wir verweisen sie auf dieses Event und fragen mal, ob ihre Kirche aufgrund der dort vorgetragenen Erkenntnisse gedenkt, etwas an ihrer Einstellung zu ändern. Also, insbesondere die Einstellung zum Embryonenschutzgesetz. Aber auch die zur Unterstützenswürdigkeit der assistierten Befruchtung. Und gleich vorsichtshalber, warum sie trotz der Erkenntnisse nichts ändern werden. Und, ob sie sich vielleicht netterweise dazu durchringen könnten, in dem Punkt dann wenigstens keinerlei Einfluss auf eine staatliche Entscheidung bezüglich des ESchG auszuüben, da dieses ja für alle Menschen in unserem Land verbindlich ist und nicht nur für die Christen.
Nun, ich verspreche mir wieder nicht viel davon. Aber du weißt, ich kann´s nicht lassen. Möchtest du so was mal formulieren oder soll ich?
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
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