Stellungnahme der evangelischen Kirche

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Da ich gerade mal wieder an einem Aufsatz schreibe. Hier ein Auszug daraus, der die Regelungen im ESchG als Folge der christlichen Dogmatik zeigt:


Die katholische Kirche manifestiert ihre Haltung zur Menschenwürdethematik in einem Lehrschreiben von 1987: „Vom Augenblick der Empfängnis an muss jedes menschliche Wesen in absoluter Weise geachtet werden, weil der Mensch auf der Erde die einzige Kreatur ist, die Gott „um ihrer selbst willen gewollt“ hat, und die Geistseele jedes Menschen von Gott „unmittelbar geschaffen“ ist; sein ganzes Wesen trägt das Abbild des Schöpfers“ (Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 1987, S. 12). Dieser Bewertung schließen sich auch viele einflussreiche Positionsinhaber der evangelischen Kirchen an. Nach einer EKD-Erklärung vom 22. Mai 2001 steht auch der frühe Embryo unter dem Schutz der Menschenwürde, so dass sich Abwägungen zu Präimplantationsdiagnostik oder embryonaler Stammzellforschung von selbst verböten.
In vergangenen Jahrhunderten galt die Menschwerdung christlicherseits erst ab dem 40. Tag nach der Befruchtung für Jungen und ab dem 80. Tag nach der Befruchtung für Mädchen. Diese Ansicht hat man aufgrund der wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in den Naturwissenschaften aufgegeben und den Eintritt der Geistseele auf den Moment der Kernverschmelzung vor verlagert und die befruchtete menschliche Eizelle als „Person“ definiert. Vor verlagert hat man damit auch die Betreibung der christlichen Dogmatik, nach der ein vorgeburtlicher Mensch - und die befruchtete Eizelle ist ja nun nach christlicher Definition ein solcher - nicht abgetrieben werden darf bzw. nun nach Befruchtung außerhalb des Mutterleibes geradezu einen Anspruch hat, in diesen wieder übertragen zu werden. Da dieser Anspruch aufgrund des Rechtes der Mutter, über ihren Körper zu bestimmen und damit die Übertragung eines Embryos abzulehnen, nicht erfüllt werden kann, hat man mit dem Embryonenschutzgesetz entschieden, dass gar nicht erst mehr Embryonen kultiviert werden dürfen, als der Mutter übertragen werden sollen.
Nach der christlichen Lehre also besteht eine unumstößliche Menschenwürde ab dem Moment der Befruchtung (Kernverschmelzung), weil die Christen meinen, genau in dem Moment würde die Geistseele in den Körper einziehen und weil sie meinen, der Mensch wäre das Ebenbild ihres Gottes. Die Regelung im deutschen Embryonenschutzgesetz entspricht der Forderung der christlichen Kirchen, das sich entwickelnde menschliche Leben exakt ab dem Zeitpunkt der Kernverschmelzung mit Menschenwürde zu belegen, und damit sein Verwerfen zu verhindern, die Präimplantationsdiagnostik und die Stammzellforschung abzulehnen.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

http://www.kirchentag.net/index.php?id= ... 0997197199

Hat wer in Köln Lust, das zu besuchen, sich dort vielleicht bei der Diskussion zu Wort zu melden und uns dann zu berichten?

Immerhin, die Namen einiger Referenten sprechen für sich:

Abendreihe Bioethik

Programmheft Seite: 83
Donnerstag
20:00–22:00 Fortpflanzungsmedizin - eine Hilfe für Familien?


Wasteland Green, Berlin (Musik)

Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, Hannover (Referent/in)

Dr. Ralph Charbonnier, Hannover (Moderation)

Prof. Dr. Hartmut Kreß, Sozialethiker, Bonn (Referent/in)

Dr. Eva Schindele, Wissenschaftsjournalistin, Bremen (Referent/in)

Dr. Markus Braig, Berlin (Moderation)

Dr. Peter Platteau, Arzt, Dilbeek/Belgien (Referent/in)

Mirjam Thanner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut für Medizinmanagement und, Bayreuth (Anwalt des Publikums)

Dr. Vera Christina Pabst, Pastorin, Wittmund (Anwalt des Publikums)

Dr. Giselind Berg, Medizinsoziologin an der TU Berlin, Berlin (Referent/in)

Prof. Dr. Heribert Kentenich, Frauenarzt, Reproduktionsmedizin, Psychotherapie, Berlin (Referent/in)

Dr. Tanja Krones, Ärztin und Soziologin Universität Marburg, Marburg (Referent/in)
Liebe Grüße, Rebella
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JBB
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Beitrag von JBB »

Fortpflanzungsmedizin - eine Hilfe für Familien?
Das scheint ja kein Thema für unsere aktiven Protestanten hier zu sein. :o

Warum nicht?
Liebe Grüße
Bea

mit zwei erwachsenen ICSI Kindern
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Was mich so freut, Prof. Kentenich ist dabei. Und Prof. Hartmut Kreß (der Theologe, der mich damals bei dem DGGG-Kongreß so verblüfft hat). Und ich habe von dem gerade einen sehr gut durchdachten Artikel gelesen. Der Mann ist auf alle Fälle was wert für uns.

Ich wäre da echt hin gegangen. Könnte bei sowas am Liebsten ´nen eigenen Vortrag halten. Naja, bei ´ner Diskussionsrunde wäre ja zumindest ein etwas längerer Redebeitrag drin gewesen. Aber leider ist´s mir zu weit.
Liebe Grüße, Rebella
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caster
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Ich auch

Beitrag von caster »

Hallo Ihr Lieben,

ich würde da auch gerne hinfahren, ist mir von der Ostseeküste aber auch zu weit.

Vielleicht findet sich ja noch jemand, das wäre sehr schön.

Rebella, sag mal woran schreibst du denn?? Wird das eine Doktorarbeit?

Liebe Grüße

Christina
Wer aufgibt, hat schon verloren.
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Beitrag von rebella67 »

Christina, nee, ´ne Doktorarbeit wird das nicht. Ich wurde in den letzten Monaten etwas phylosophisch insperiert durch eine Kommunikation mit Edgar Dahl. Ich habe auch einige seiner Literaturtips gelesen. Und jetzt hatte ich die Eingebung, selbst was zum Embryonenschutz zu schreiben. Leider zieht es sich etwas hin, da ich zu wenig Zeit habe. Aber ich werde schon noch damit fertig. Mal sehen, was sich dann damit machen läßt ...
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hm, die Veranstaltung ist schon vorbei. 6.-10. Juni Donnerstag war wohl gestern. Etwas spät dafür. Aber vielleicht läßt sich ja mal der Prof. Kreß konsultieren. Wenn wieder sowas ist, ob wir als Interessenverband eingeladen werden können. Versuchen. Ich hätte einfach gern was dazu gesagt, dass ja jeder glauben oder nicht glauben kann, was er oder sie will, dass ich aber als Atheistin nicht gern dazu gezwungen werde, mittels Embryonenschutzgesetz nach christlichem Glauben zu handeln und mir damit evt. die Chance auf ein Kind zu nehmen. Mal so ein Apell, dass die für ihre eigene Gruppe ja gern Gesetze machen können, aber bitte nicht darüber hinaus. (Nun, das werden sie bestimmt nicht hören wollen. Weiß schon.)
Liebe Grüße, Rebella
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lola!
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Beitrag von lola! »

Moin!
Ich gestehe: ich bin Diakonin in der ev.-luth. Kirche, ich war beim DEKT und ich habe als Betroffene diese Veranstaltung besucht. :wink: (Diese Anfrage wurde gerade in "meinen" Heimatordner verlinkt)

Rebella, ich erinnere, dass wir auch schon einmal zum Thema Kirche PNs ausgetauscht haben.
Nun bin ich rethorisch weder so gewandt wie Du, noch habe ich so viel gelesen (weder zum Thema KB noch zur Theologie - ich arbeite als Pädagogin mit christlichem Hintergrund, wobei mein Glaube eher auf Emotion als auf Dogma beruht!)
Ich erkläre das alles vorweg, weil ich Deine Beiträge zum Thema Kirche (in der Regel Katholische Kirche) als so heftig und ablehnend empfinde, dass ich zwar bereit bin, hier von der Veranstaltung zu berichten, aber kein Interesse an einer Kräfte zehrenden und für mich auch manchmal verletzenden Diskussion habe. Dabei ist nicht verletzend, was Du an rationalen Argumenten vorzuweisen hast, aber - nochmal - mein Glaube beruht viel auf Emotion und eigenem Erleben. Da ist es nicht so toll, so rigoros abgelehnt zu werden!
(Das Embryonenschutzgesetz wurde meines Wissens nicht von der Kirche sondern von der Regierung erlassen! Und leider ist es bei den meisten Gestzen so, dass es Menschen gibt, die sich davon benachteiligt fühlen oder es objektiv auch sind. So ist das in einer Demokratie. Das macht es nicht besser - kann aber "der Kirche" auch nicht vorgeworfen werden. Dass sie sich an Diskussionen beteiligt ist ihr gutes Recht! Du diskutierst als Atheistin doch auch gern über den Glauben :wink: )

So, nun aber zu der Veranstaltung auf dem DEKT.
Ich bin da hingegangen, weil mich oft ärgert, wie mit dem Thema KB umgegangen wird. Wir sind seit knapp 3 Jahren mit erfolglosen Versuchen beschäftigt, meine nächsten Kollegen wissen davon, stehen mir toll zur Seite - und trotzdem war ich immer unsicher, was mein "Arbeitgeber" wohl sagen würde. Ich bin also eher angespannt zu diesem Abend gegangen!
Wenig belesen haben mir auch die Namen im Vorfeld nix gesagt, ich hab einfach nur zugehört und auf mich wirken lassen, ohne Notizen zu machen! Das Publikum konnte nicht mit Wortbeiträgen teilnehmen, sondern Fragen an die "Anwälte des Publikums" abgeben, diese wurden zum Podium weiter gereicht.

Es startete mit einem Vortrag von Frau Schindele (Wissenschaftsjournalistin), der sich mit der Eizellspende befaßte und die "Ausbeutung" der Frauen gerade in Osteuropa anprangerte und den Egoismus der Frauen kritisierte, die so zu einem Kind kommen wollten. Und wie denn wohl das Kind später damit umgehen solle? Wenn es unaufgeklärt irgendwann einmal fragen würde ...
Auch die Risiken der Stimulation wurden eher horrormäßig dargestellt.
Ich fand das alles sehr pathetisch und dachte, das Publikum solle gleich zu Beginn so entsetzt werden, dass danach nur noch Ablehnung der KB möglich ist. (Wobei die Frage der Abstammung ja durchaus auch bei HI-Kindern oder Adptivkindern berechtigt ist - aber dazu äußerte sich Frau Schindele nicht)

Es folgte ein Arzt aus Belgien (ein anderer als aufgeführt - solche kurzfristigen Veränderungen sind auf dem lang geplanten DEKT Gang und Gäbe), der erklärte, warum die Behandlung in Belgien viel freundlicher und erfolgreicher sei - eben weil es dort kein Embryonenschutzgesetz gibt! Er erklärte die Vorteile von PID und der Möglichkeit mehrere Embryonen länger zu kultivieren. Er hat auch das ganze KB Verfahren erklärt und die Darstellung der Stimuation nochmal gerade gerückt!
Die Stimmung kippte! Er hat toll gesprochen und deutlich gemacht, dass das Embryonenschutzgesetz (16 Jahre alt) nicht zeitgemäß und der medizinischen Entwicklung unangepaßt ist. Der "Kinderwunsch-Tourismus" sei also vorprogrammiert, wenn Deutschland da nicht etwas verändere!

Der Sozialethiker Dr. Kreß war auch wirklich gut anzuhören und sehr deutlich: aus der Sicht der Ethik ist das bestehende Embryonenschutzgesetz abzulehnen, weil veraltet und der Situation nicht angemessen. Klasse, vielen Dank! Und er erntete viel Beifall!

Frau Käßmann (Landesbischöfin "meiner" Kirche) hat erst einmal deutlich gemacht, dass ungewollt kinderlos nicht nur an "unfruchtbar" liegen muß - sie erinnerte an Singels, die den richtigen Partner noch nicht gefunden hätten, oder Menschen, die dem Richtigen definitiv zu spät begegneten, oder an Paare, in denen ein Partner keine Kinder möchte, ...
Ungewollt Kinderlos sei immer viel Schmerz und brauche Unterstützung und Hilfe. Zum Embryonenschutzgesetz hat sie sich nicht explizit geäußert, sie erschien in ihrer Grundhaltung aber auch eher einer Änderung zuzustimmen. Sie wurde später am häufigsten gefragt, was denn der Glaube denen geben könne, die es letztlich nicht zu einem Kind schaffen. Ihre Antwort war: Den Schmerz wahrnehmen und begleiten, aber auch deutlich machen, dass der Mensch sich nicht durch seine Kinder definiert. Jeder Mensch ist wertvoll, auch ohne Kind! Das müsse die mutmachende Botschaft bleiben!

In der folgenden Diskussion ging´s natürlich nochmal um die Frage der "Selektion" gerade in Bezug auf mögliche Behinderungen. Und darum, wie sich denn das Verhältnis Kind-Eltern entwickele. Und wenn man denn das Gesetz verändern würde, wo dann die Grenzen gesetzt würden, ...

Ich fand den Abend erstaunlich gut! Die Grundstimmung war: nach gutem Überlegen und angemessenen Grenzen sollte das Embryonenschutzgesetz verändert werden (ohne genaue Vorschläge zu nennen), um kinderlosen Paaren ihren Weg zu erleichtern und eben den so kritisierten Tourismus (gerade mit hin und wieder illegalen Tendenzen in Osteuropa zur Eizellspende) zu verhindern.

Frau Käßmann als Vertreterin der Kirche hat meines Erachtens die Waage gehalten, zwischen dem Blick auf die Würde des Menschen (des Ungeborenen, aber auch des Kinderlosen) und der Anerkennung des Schmerzes der Betroffenen. Auch wenn sie nicht deutlich für eine Gesetzesänderung eingetreten ist (wozu sie nicht angefragt war), hat sie eine Änderung auch nicht abgelehnt!

Worte wie Klonen oder "Kind nach Maß" sind nicht gefallen, alle Vorstellungen schienen recht realistisch. Auch der vermeintliche "Egoismus" der kinderlosen Mutter wurde gut entkräftet und es wurde deutlich, dass dem Wunsch nach mehr Kindern in Deutschland leider auch Gesetze im Weg stehen, die es kinderlsoen Paaren unnötig schwer machen!

Nochmal: ich war erstaunt! Nicht nur, dass der Kirchentag das Thema überhaupt anbietet, sondern auch wirklich fitte Menschen einlädt, die fundiert Auskunft geben können. Die Diskussion war von Fakten geleitet und nur wenig emotional/dogmatisch.
Es scheint also in der Evangelsichen Kirche nicht nur im Kleinen möglich (in der eigenen Gemeinde mit den Kollegen) über KB zu sprechen, sondern auch auf anderen Ebenen. Schön!

Viel mehr kann ich jetzt nicht mehr erinnern, aber falls ihr noch Fragen habt - nur zu! Vielleicht regen sie ja noch Erinnernungen wieder an!
Liebe Grüße, Lola
Nach 3 Jahren Kinderwunschbehandlung ...
... 2 TESEn ...
... 1 Gebärmutterspiegelung ...
... 6 Stimulationen ...
... 5 Punktionen von insg. 25 Eizellen (davon waren 23 reif) ...
... 9 befruchteten Eizellen ...
... 7 transferierten Embryonen ...
... in 4 TFs ...
... sind wir nun am Ende unserer Kraft, unserer Nerven und unserer finanziellen Mittel angelangt!
Dabei sind wir immer noch ungewollt kinderlos
und glücklich miteinander!

Nach mehr als einem Jahr Pause wagen wir nun einen neuen Weg.
Mal sehen, welche Überraschungen er für uns bereit hält ...
1. HI - Mai 09 - negativ
2. HI - August 09 - negativ
3. HI - September 09 - negativ

Letzten Endes: Auch nach 5 Jahren Kinderwunschbehandlung sind wir ungewollt kinderlos - und werden es bleiben.
Aber ich weiß: Wir sind glücklich miteinander und werden auch zu zweit eine tolle Zeit haben!

___________________________
And in the end ...
...the love you take
is equal to the love you make
JBB
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Beitrag von JBB »

Hallo Lola,

danke für deinen interessanten Bericht über diese Veranstaltung. Es freut mich zu hören, dass man in der evangelischen Kirche beginnt, sich über die Probleme der ungewollt Kinderlosen Gedanken zu machen.
Insbesondere hat mich gefreut, dass die Diskussion überwiegend sachlich verlaufen ist.

Mein damaliger Kontakt zur EKD war leider nicht so erfolgreich und hatte letztendlich dazu geführt, dass mein Mann und ich geschlossen aus der Kirche ausgetreten sind. Wir haben uns gesagt: Wenn eine Institution dagegen arbeit, dass solche Kinder wie Timo und Valeska geboren werden, dann können wir als Eltern dieser Kinder diese Institution nicht mehr unterstützen.
Eine der zentralen Aussagen der EKD dazu war zB: "Kinderlosigkeit ist kein Unglück".....
Dabei ist nicht verletzend, was Du an rationalen Argumenten vorzuweisen hast, aber - nochmal - mein Glaube beruht viel auf Emotion und eigenem Erleben. Da ist es nicht so toll, so rigoros abgelehnt zu werden!
An dieser Stelle muss ich dir entschieden widersprechen. Rebella lehnt nicht die Menschen an sich ab, die religös sind. Sie hat auch schon mehrmals zum Ausdruck gebracht, dass sie für Religionsfreiheit ist. Dem persönlichen Glauben des Einzelnen bringt sie den nötigen Respekt und Toleranz auf.

Was Rebella (und auch mich) auf die Palme bringt, dass die Religion nicht Privatsache bleibt, sondern dass die Kirchen versuchen, über ihren gesellschaftlichen und politischen Einfluß auf das Leben nicht-religiöser Menschen Einfluß zu nehmen!!!

Zum Beispiel Religionsunterricht:
Rebella bekämpft nicht den Religionsunterricht an sich, sondern ist der Meinung, dass Religionsunterricht nichts an staatlichen Schulen zu suchen hat. Laut Grundgesetz haben wir den Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat. Der Religionsunterricht gehört zu den kirchlichen Trägern und die Eltern, die das möchten, können ihr Kind am Religionsunterricht teilnehmen lassen und die anderen lassen es eben.
Das Embryonenschutzgesetz wurde meines Wissens nicht von der Kirche sondern von der Regierung erlassen!
Diese Aussage ist nur bedingt richtig. Die Gesetzgeber verlassen sich bei solchen Gesetzen auf die Empfehlungen der ethischen Kommisionen und in diesen Kommisionen sitzen nun mal viele Kirchenvertreter. Wenn die so richtig Stimmung machen gegen KB, dann fallen auch die Gesetze entsprechend gegen uns aus.

Ich persönlich bin auch strikt gegen die Trennung von Kirche und Staat. Schau mal in den nahen Osten, da kannst du die Auswirkungen von einem "Gottesstaat" betrachten. (das ist natürlich das genaue Extrem, nicht dass ich hier gleich Prügel beziehe :wink: ).
Liebe Grüße
Bea

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lola!
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Beitrag von lola! »

Aaalso, ich wollte und will mich wie gesagt gar nicht auf große Diskussionen einlassen, aber drei Dinge:

1. Ich habe auch nie wahr genommen, das Rebelle mich als Person abgelehnt hat, aber noch einmal: Mein Glaube ist in Erlebtem und Emotionalem begründet, nicht in dem was Kirchenverteter gesagt oder getan haben. Wenn dann heftigst argumentiert wird, dass Religion und Glaube der Menschheit nur Probleme, Kriege und Zwänge bringen, ist das für mich verletzend. (BIn ich mit meinen Emotionen und Erlebnissen so falsch? Muß ich mein ganzes Fühlen und Denken in Frage stellen?)
Das ist eher mein Problem, als von Rebella wissentlich und willentlich herbei geführt. Aber da ich das weiß, versuche ich solche Diskussionen zu meiden!

2. Ist es denn nicht so, dass Eltern (und später die Kinder selbst) entscheiden können, ob das Kind am Religionsunterricht teilnimmt?!
Ich bin für Trenung von Staat und Kirche (und denke, du bist das auch und hast Dich nur vertippt?), denke aber, dass Menschen wissen sollten, in welcher Kultur sie leben. Da gehört bei uns der christliche Einfluß dazu, ob man das nun mag oder nicht. Mir ginge es im Religionsunterricht nicht darum, Kinder zum Glauben zu erziehen (das geht eh nicht!), sondern ihnen die Religion zu erklären. Was sie damit tun, ist ihre Sache!
Anders herum gefragt: warum sollten Nicht-Christen Weihnachten, Ostern oder Pfingsten frei haben? Es ist ja für sie kein Festtag!
Das klingt schärfer als ich´s meine. Aber entweder oder!

3. Zum Embryonenschutzgesetz: Ja, Politiker lassen sich beraten. Mal von denen, mal von jenen. Nochmal: das ist Demokratie. Ich find das auch oft doof und fühle mich von vielen Gesetzen ungerecht behandelt (und habe natürlich auch ein Interesse an bessere Umgan mit KB) - aber sich an Diskussionen zu beteiligen ist gutes Recht der Kirche in einem Land der freien Meinungsäußerung. Da bilden sich viele Lobbys, deren Arbeit man gutheißen kann oder auch nicht.

Fazit: ich bin keinesfalls missionarisch engagiert. Ich denke, der Glaube ist an vielen Stellen Privatsache, hat aber Auswirkungen auf mein Menschenbild und meine Meinung - die ich dann auch kund tue, als Person in erster Linie und dann erst als Christin!
Und ich glaube, dass sich die kirchliche Arbeit vor Ort sehr oft unterscheidet von dem, was hohe Amtsträger und kirchliche Vertreter verkünden. Mir war immer wichtiger, an der Basis für gute Arbeit zu sorgen - dabei bleibe ich auch mit meinem offenen Umgang unseres Kinderwunsches und Weges, der im Kleinen oft Tabus bricht und Gespräche ermöglicht.

Liebe Grüße, Lola
Nach 3 Jahren Kinderwunschbehandlung ...
... 2 TESEn ...
... 1 Gebärmutterspiegelung ...
... 6 Stimulationen ...
... 5 Punktionen von insg. 25 Eizellen (davon waren 23 reif) ...
... 9 befruchteten Eizellen ...
... 7 transferierten Embryonen ...
... in 4 TFs ...
... sind wir nun am Ende unserer Kraft, unserer Nerven und unserer finanziellen Mittel angelangt!
Dabei sind wir immer noch ungewollt kinderlos
und glücklich miteinander!

Nach mehr als einem Jahr Pause wagen wir nun einen neuen Weg.
Mal sehen, welche Überraschungen er für uns bereit hält ...
1. HI - Mai 09 - negativ
2. HI - August 09 - negativ
3. HI - September 09 - negativ

Letzten Endes: Auch nach 5 Jahren Kinderwunschbehandlung sind wir ungewollt kinderlos - und werden es bleiben.
Aber ich weiß: Wir sind glücklich miteinander und werden auch zu zweit eine tolle Zeit haben!

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And in the end ...
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