hallo allerseits,
interessante diskussion hier. ich finde es etwas vorschnell, jemanden gleich in die recht ecke zu stellen, nur weil sie sich gedanken darüber macht, ob ivf/icsi-kinder eventuell später überdurchschnittlich viele probleme bei ihrer reproduktion haben und ob es somit im wirtschaftlichen interesse der krankenkassen liegen könnte, entsprechende behandlungen zu finanzieren.
das ist doch eine legitime fragestellung. es haben sich auch mediziner über das thema kb und fehlbildungen gedanken gemacht, wie entsprechende studien zeigen. z.b.
http://www.klein-putz.net/forum/viewtopic.php?t=16414
es stimmt sicher, dass speziell fruchtbarkeitsstörungen bei ivf/icsi-kindern noch nicht vollständig, d.h. über alle relevanten altersgruppen hinweg untersucht werden können, da louise brown ja gerade mal ihren 25. geburtstag hatte. andererseits lässt sich auch bei der ersten generation dieser kinder sicher schon einiges dazu sagen, denn sie ist bereits seit längerem im reproduktionsfähigen alter.
peg, manches, was du schreibst, leuchtet mir ein, aber ich finde deine argumentation trotzdem aus folgenden gründen letztlich nicht überzeugend:
1. fehlen eben bis jetzt die wissenschaftlichen beweise speziell für die fertilitätsprobleme (ich hab die oben angegebenen studien daraufhin nicht nochmal geprüft, entsinne mich aber, dass da nichts speziell zu drinstand) und solange die fehlen, sollte doch wohl "im zweifel für den versicherten" gelten.
2. der argumentation von ovaria bezügl. deiner vergleiche mit der tierzucht kann ich mich nur anschließen, da hier nach sehr einseitigen kriterien gezüchtet wird, was bei menschen doch garnicht zur debatte steht. es gibt zumindest bei gezüchteten hunden und katzen soviel inzucht, dass sie sowieso alle möglichen krankheiten haben, ich vermute, dass das bei nutztieren ähnlich oder sogar noch schlimmer ist. das problem der inzucht gibt es auch mindestens bei deinem kuh-beispiel, wenn die züchterin seit 20 jahren nur kühe aus eigener zucht nimmt. klar, dass sich da gesundheitliche probleme der tiere - egal welche - in kurzer zeit auf die gesamte population vererben. aus diesem grund scheinen mir die beispiele wirklich nicht übertragbar zu sein. es ist unwahrscheinlich, das generell kiwu-patienten bei ihrer reproduktion auf kiwu-patienten - auch noch solche mit derselben indikation - treffen, auch wenn diese wahrscheinlichkeit natürlich über die generationen hin immer mehr zunimmt.
3.
Insofern bringt es den Krankenkassen auf lange Sicht gar nichts, wenn sie die Repro-Medizin besonders fördern.
diese aussage bedarf einer zahlenmäßigen analyse. rein wirtschaftlich betrachtet, bringt einer krankenkasse ein potentieller ivf/icsi-patient sehr wohl was, sobald er beiträge in einer höhe zahlt, die über die kosten seiner kiwu-behandlung hinausgehen. ob dass der fall sein wird, weiss man natürlich vorher nicht. ob ein kind einen guten job kriegt oder später anderen auf der tasche liegt, können die eltern ja bei aller mühe auch nur ansatzweise beeinflussen. bei dieser art der wirtschaftlichkeitsberechnung müssen so viele faktoren berücksichtigt werden, dass sich eine halbwegs repräsentative statistische aussage vermutlich garnicht treffen lässt und schon garnicht über mehrere generationen hinweg.
4. du hast in meinen augen recht, dass sich kiwu-behandlung insofern von manchen anderen krankheiten unterscheidet, weil hier keine symptome kuriert werden. die kiwu-behandlung ist aus meiner sicht vergleichbar mit anderen hilfen wie rollstühlen, brillen, hörgeräten usw. auch hier werden keine ursachen geheilt, sondern es gibt sozusagen einen workaround, der zumindest in manchen fällen von der kk übernommen wird (warum die brillen nicht mehr gezahlt werden, ist mir als brillenträger übrigens völlig unverständlich, davon mal abgesehen
).
5. der argumentation
Beispiel: Eine Entzündung der Eileiter muß selbstverständlich behandelt und auch von den KK bezahlt werden. Treten in Folge davon Vernarbungen auf und damit ein Verschluß der Eileiter, würde ich das nicht mehr als Krankheit, sondern als Folge der Krankheit ansehen. So wie man eine Narbe in der Haut nicht unbedingt als Krankheit bezeichnen würde, sondern als Folge davon.
kann ich nicht folgen. dann dürfte die kk ja auch keine behandlung von krankheiten zahlen, die die folge von nebenwirkungen von medikamenten sind, die bei der behandlung einer anderen krankheit eingesetzt wurden oder folgen anderer krankheiten wie kopfschmerzen aufgrund von rückenproblemen o.ä..
6. ob sich jemand subjektiv aufgrund von unfruchtbarkeit krank fühlt oder nicht, ist wohl individuell sehr verschieden. mag sein, dass du dich davon nicht beeinträchtigt fühlst, aber andere fühlen sich dadurch zutiefst unvollständig. du hast insofern recht, dass ich sicher auch lieber unfruchtbar wäre als z.b. krebs oder aids hätte, wenn ich mich entscheiden müsste. andererseits gibt es auch minderschwere krankheiten, deren therapie von der kk übernommen wird und mit denen der eine oder andere kinderwünschi besser leben könnte als mit unerfülltem kinderwunsch.
7.
Aber irgendwo wird man ohnehin die Grenze ziehen müssen, oder? Ob finanziell oder auch, weil man nicht alles mitmachen möchte. Wo das bei mir sein wird, weiß ich noch nicht. Ich bin ja noch am Anfang. Ansichten können sich da durchaus ändern. Vielleicht bin ich in einem Jahr zu mehr bereit als heute??? Oder aber zu gar nichts mehr?
auch das ist für mich kein überzeugendes argument. natürlich muss jeder kinderwünschi ein ende finden, entweder endet die behandlung mit dem ersehnten kind oder mit einer zuwendung zu anderen zielen. ich fand es trotzdem äußerst beruhigend, dass ich bei meinen drei versuchen im letzten jahr nicht zu allem anderen noch den finanziellen druck hatte, dass ich eventuell tausende von euro für nichts zahle. die frage ist ja nicht, DASS man ein grenze zieht, sondern WO man sie zieht.
da nicht nur die krankenkassen, sondern auch z.b. die rentenkassen ein interesse an nachwuchs haben, wäre eine staatliche finanzierung vielleicht fairer. insbesondere jetzt, wo kinderlose doppelt bestraft werden, weil sie einerseits 50-100% der teuren behandlungen bezahlen müssen und, wenn sie im schlechtesten fall tausende von euro und viel kraft für nichts in den sand gesetzt haben, auch noch mehr pflegeversicherung berappen dürfen.
im übrigen kann man über die definition der WHO sicher streiten, aber solange das nunmal so definiert ist, sollten auch die konsequenzen daraus gezogen werden, also kostenübernahme für kiwu-behandlungen.
gruß
mondschaf