"Adoptivopa"

Alle Fragen und Probleme, die man doch lieber anonym diskutieren möchte.
Antworten
Mary-Anne

"Adoptivopa"

Beitrag von Mary-Anne »

Heute möchte ich euch anonym zu eurer Meinung befragen.

Meine Schwiegermutter hat 4 Kinder, davon sind zwei nicht von ihrem Ehemann, sondern aus einer außerehelichen Beziehung. Der Vater meines Sohnes hat erst vor ein paar Jahren davon erfahren, dass er einen anderen leiblichen Vater hat. Er konnte ihn nicht mehr kennenlernen, da dieser bereits verstorben war.

Ich habe ihn gefragt, wie er dazu steht und er meinte zu mir, das sei nicht wichtig. Sein nicht leiblicher Vater WAR für ihn der Papa, denn er habe sich um ihn gekümmert wie ein richtiger Vater und er hatte seine Frau deswegen nicht verlassen.

Nun habe ich ihn gefragt, wann er das seinem Sohn sagen möchte, aber er meinte wieder: Es spiele keine Rolle. Wenn ich es unbedingt sagen wolle, könne ich es tun aber er werde es nicht sagen weil es total unwichtig sei.

Nun liegt dieser "Adoptivopa" im Sterben und ich frage mich wieder, ob ich es meinem Sohn sagen soll oder nicht. Er ist übrigends 15 Jahre alt, wird es wohl also verstehen.

Wie würdet ihr euch verhalten?
Benutzeravatar
Zwergerlfee
Rang2
Rang2
Beiträge: 1559
Registriert: 23 Jul 2003 20:59

Beitrag von Zwergerlfee »

Hallo,

Ich habe gerade deine Zeilen gelesen.

Ich würde es deinen Mann entscheiden lassen zu sagen, ob nun der Opa sein leibl. Opa ist oder nicht.

Habe eine Freundin mit der selben Problematik, ihr heissgeliebter Papa ist nicht ihr Papa, ihr wurde es mit 18 Jahren gesagt, sie war total weg. Ihren leibl. Vater hat sie bis jetzt nicht kennengelernt und will es auch nicht, er hat nie nach ihr gefragt wie es ihr geht oder so, deshalb wäre er nicht wichtig.

Es hängt von deinem Mann ab, ob er das Weltbild eures Sohnes "in Frage" stellen möchte, er kennt es nicht anders - Oma-Opa, Mama Papa, um dann noch zu sagen, da gibt es noch einen anderen Opa, der aber nicht mehr lebt, hätte ja zumindest in dieser Sitation keine Relevanz (oder eine Schlechte, da ja der nun doch nicht Opa gesundheitlich angeschlagen ist, und der Enkel sich von ihm abwenden könnte).


Wir haben selber Adoptiert und sind der Meinung, dass unsere Kinder es wissen müssen, dass sie adoptiert sind (obwohl unser grosser hat es ja sowieso mitbekommen mit 2 Jahren). Ob die Kinder dann sagen, dass sie leibl. Eltern haben oder nicht, ist ihnen überlassen, wir jedenfalls werden es nicht auf die Grosse Glocke hängen in Schule oder Umfeld, ganz egal, sie sind unsere Kinder, und ganz normale Kinder, und wir sind ihre Eltern, wobei wir natürlich in der Familie sagen, sie haben die Chance ihre leibl. Eltern kennenzulernen, wir mit ihnen in nach Russland fahren werden, damit sie ihre leibl. Eltern kennenlernen (wir werden sie nicht dazu drängen, aber sie haben die Möglichkeit wenn sie ihre Wurzeln herausfinden möchten). Sie wachsen auch diesbezüglich zweisprachig auf, um dann auch mal die Chance zu haben, mit ihren Verwandten persönlich sprechen zu können, bzw mit ihren Geschwistern die bei der leibl. Mutter in Russland leben.

Wir reden offen mit unseren Kindern über das Thema adoption, bzw werden es tun, weil so ganz "koscher" ist ihnen das noch nicht ganz. Bei uns war es eine Volladoption = die Mutter hat sie auf die Welt gebracht, um ihnen ein Leben zu schenken, und hat sie nicht abgetrieben. sie hat ihnen also das Wertvollste in ihrem Leben geschenkt, deshalb ist sie eine gute und liebevolle Mutter, wir können erahnen, warum sie sie zur Adoption freigegeben hat (Armut, Geldmangel), trotzdem ist sie eine ausgezeichnete Mutter, da sie sie zur Adoption freigegeben hat, um ihnen ein Leben zu ermöglichen von dem man in Russland nur träumen könnte. Aber wie unsere Kinder dann damit umgehen, bleibt ihnen überlassen, ob sie es ihren Partnern oder ihren Kindern und Kindeskindern erzählen werden, ist uns eigentlich egal, wir lieben unsere Kinder weil wir sie grossziehen, weil wir soviele Hochs und Tiefs mit ihnen durchmachen, weil sie uns Freude schenken und auch unserem Leben den Sinn geben, den wir ohne dieser Adoption nie zu träumen gewagt hätten.

Bei euch wäre ja auch die gerichtliche Frage abzuklären, hier in Österr. ist es so, dass selbst wenn die Frau während der Ehe von einem anderen Mann ein Kind bekommen soll, das Kind als ehelich gilt und der Ehemann automatisch der Vater ist (kenne mich aber da so genau auch nicht aus).

alles liebe
Susi
Benutzeravatar
Pebbles
Rang4
Rang4
Beiträge: 7730
Registriert: 30 Mär 2002 01:00

Beitrag von Pebbles »

Hallo,


also FReunde der Familie haben auch ein Kind adoptiert - vor über 50 Jahren. Liegt also schon alles länger zurück.


Das adoptierte Kind hat es erfahren(war ja damals noch nicht selbstverständlich) und hat sich entschieden es ihren Kindern nicht zu sagen.
Die Grosseltern sind inzwischen gestorben und die Enkel/Urenkel wissen es bis heute nicht.


Wenn es jemand sagt, finde ich nur der Betroffene.
Meistens ist es doch so, das die "Eltern und Grosseltern" in diesem Fall, immer die Eltern/Grosseltern sind, egal ob verwandt oder nicht.


Viele grüsse
pebbles

:lol:

Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.
Benutzeravatar
Sonnie
Rang2
Rang2
Beiträge: 1841
Registriert: 26 Jan 2004 13:19

Beitrag von Sonnie »

Man sollte aber auch an die primär Betroffenen denken, und zwar an die Kinder!
Sie haben auch Rechte!

Wenn ich mich in die Lage des Kindes hineinversetze, fände ich es überhaupt nicht gut, wenn mir jemand solche wichtigen Sachen aus meinem Leben verschweigen würde.
Wie ich - als Kind - dann damit umgehe, kann ich dann ja immernoch selber entscheiden. Vielleicht ist es mein Weg, so weiter zu leben, wie bisher und es zu ignorieren... vielleicht mache ich mich auf die Suche nach den unbekannten Wurzeln...

Kinder haben ein Recht darauf, zu erfahren, wer ihre leiblichen Eltern oder Großeltern sind, und wer nicht.
Deshalb würde ichs deinem Sohn irgendwann sagen, Mary-Anne. Der Zeitpunkt sollte aber auch günstig sein. Und ob ers momentan ist...
Du wirst das schon richtig machen!

Liebe Grüße, Sonnie
3 ICSI neg. danach spontan schwanger!
__________

Bild
__________

JE GLÄNZENDER DIE FASSADE
DESTO BESSER WIRD ETWAS VERSTECKT
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

Hallo Mary-Anne,

als Mama durch heterologe Befruchtung lese ich derartige Diskussionen ja im Hi Forum häufig. Da geht es allerdings schon um den unbekannten Ursprung väterlicherseits. Die Meinungen sind da geteilt. Es heißt, Kinder haben das Recht, über ihre Herkunft informiert zu werden (bin inzwischen auch überzeugt davon). Zunehmend mehr Paare entscheiden sich deshalb heute für die Aufklärung ihrer Kinder. Sehr viele sind aber weiterhin dagegen. Einfach deshalb, weil sie befürchten, ihrem Kind mit Aufklärung eher zu schaden.

Ich denke aber, daß solche Fakten in der zweiten Generation nicht mehr sooo dramatisch betrachtet werden sollten. Der Vater ist doch um einiges wichtiger als der Opa. Ich denke nicht, daß Euer Sohn deshalb in eine Lebenskrise geraten könnte. Er könnte auch nicht das Gefühl haben, von Euch belogen worden zu sein, wenn Ihr es selbst doch noch nicht so lange wißt. Vielleicht findet er es einfach nur interessant zu wissen. Immerhin denkt doch jeder darüber nach, welche Eigenschaften er denn nun mit verschiedenen Verwandten gemeinsam hat.

Dein Mann hat gesagt, daß es ihm egal ist, ob Euer Sohn das weiß. Damit kannst Du selbst entscheiden und mußt keine Angst haben, die Familie Deines Mannes damit zu verletzen. Ich denke, daß ich es an Deiner Stelle sagen würde. Auch wenn es wirklich nicht so wichtig ist, wie Dein Mann sagt (finde ich persönlich sehr schön, daß Dein Mann es so sieht). Oder gerade deshalb. Es ist nicht so wichtig, daß man daraus ein Familiengeheimnis machen sollte. Irgendwann erfährt Euer Sohn es vielleicht doch. Und dann fragt er sich berechtigt, warum Ihr ihm das verschwiegen habt. Vielleicht findet Euer Sohn diesen Tatbestand persönlich wichtiger als Dein Mann.

Viele Grüße, Rebella
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
Antworten

Zurück zu „Total anonym“