unlogische Formulierung im §27 a SGB V

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rebella67
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unlogische Formulierung im §27 a SGB V

Beitrag von rebella67 »

Hallo,

darf der Mensch eigentlich ein Gesetz machen, das einem Naturgesetz widerspricht? Dass der Stein nach oben fällt und nicht nach unten?

"eine hinreichende Aussicht besteht nicht mehr, wenn die Maßnahme drei Mal ohne Erfolg durchgeführt worden ist" - boh, das wissen wir doch viel ´besser, dass die Erfolgsraten erst nach dem 6. Versuch signifikant sinken.

Eigentlich müßte eine solche Formulierung doch ungültig sein, oder?


Hier mal der Auszug aus dem §27 a SGB V:

"(1) Die Leistungen der Krankenbehandlung umfassen auch medizinische Maßnahmen zur Herbeiführung einer Schwangerschaft, wenn

1. diese Maßnahmen nach ärztlicher Feststellung erforderlich sind,

2. nach ärztlicher Feststellung hinreichende Aussicht besteht, daß durch die Maßnahmen eine Schwangerschaft herbeigeführt wird; eine hinreichende Aussicht besteht nicht mehr, wenn die Maßnahme drei Mal ohne Erfolg durchgeführt worden ist"
Ovaria
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Beitrag von Ovaria »

Hi Rebella,

na logisch ist das nicht logisch....was hattest du denn sonst erwartet?!

persönliches Beispiel: 4 ICSIs, eine biochem. SS, nach Ablauf der Versuche weitere Diagnostik aus eigenem Antrieb: Diagnose genetisch bedingte Gerinnungsstörung....Konsequenz: ohne Heparin wäre eine SS kaum geglückt.

Und nu? - Pechgehabt! Mein Man ist mittlerweile eh 50+ und sollte sich somit ohnehin nicht mehr fortpflanzen.....warum dann eigentlich noch arbeiten gehen und Sozialabgaben bezahlen....oder wählen gehen.....oder weiter in diesem tollen Land leben?!

Ich schätze und respektiere dein Engagement sehr.....manchmal ist es nur so hilf- und sinnlos an Vernunft, Gerechtigkeit oder Logik zu appellieren, denn das sind Werte, die unser politisches System nur noch auf dem Papier aber nicht mehr in der Realität repräsentiert. Die neue Form der "repräsentativen Demokratie" in D ist Mangelverwaltung und oder strukturierte Insolvenzverwaltung bis in die absehbare staatliche Nichtexistenz oder Auflösung.

Grauenhaft, aber real....ohne dir damit persönlich zu nahe treten zu wollen: mir erscheint es da fast schon naiv auf Widersprüchlichkeiten im Gesetz hinzuweisen, würde ja bedeuten, daß es einen der Gesetzesmacher auch nur ansatzweise interessierte.....glaub ich nicht mehr.

LG Ovaria
"All animals are equal, but some animals are more equal than others."

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Stella38
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Beitrag von Stella38 »

eine studie hat doch mal ergeben dass die 50+ männer bessere sgs haben als junge männer...weil noch nicht so lange von umwelt verhunzt.
irgendwie ist alles scheiße hier. ich musste ja auch wg. geburttag meine versuche ohne zusatzuntersuchungen in 8 monaten wegballern. die wollen keine kinder in dem land. sie kriegen ihr fett weg in meinem roman, dass es sich gewaschen hat....
Liebe Grüße
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1 Abbruch vor PU November 03
3. ICSI negativ 2004/2005

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hm, ich meinte es eher so, dass es sich vielleicht lohnen könnte, RA von Langsdorff mal darauf aufmerksam zu machen. Vielleicht gibt es hier einen Ansatzpunkt für die Sammelklage?

Stella, ich bin ja auf Deinen Roman schon soooo gespannt!
Liebe Grüße, Rebella
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

:D Hi allerseits -

ich möchte überhaupt nicht die Willkürlichkeit des Gesetzestextes in Frage stellen....aber ein Punkt scheint mir doch recht wichtig:

Ich bin erstaunt darüber, dass die Ärzteschaft bei den allerwenigsten Forumsbeiträgen in Kritik gerät, immer nur die böse, böse Politik, die alles wegkürzt...
Es ist doch offensichtlich, dass mit den finanziellen Mitteln der Kassen auf ärztlicher Seite jahrelang geradezu verschwenderisch und zum Teil ganz und gar unsinnig umgegangen wurde.
Ich kenne mittlerweile massenhaft Real-Life-Kiwu-Fälle, wo
- Paaren, die definitiv keine Repro-Behandlungen brauchen (einfache Behebung des Fruchtbarkeitsproblems durch "normale, ursächliche Behandlung"), Reprobehandlungen sehr schnell angedreht wurden - teuer, teuer für die Versichertengemeinschaft...
- Auch noch nach -zig negativen Reprobehandlungen überhaupt keine fachgerechte Ursachenforschung freiwillig stattfand, wieso IVF/ICSI nicht klappt....da wird auch viel Geld in den Wind geschossen...

Etc.
Ich denke, dass auf Seiten der Ärzteschaft zum Teil eine irre Misswirtschaft getrieben wurde / wird, mit dem Ergebnis, dass die Betroffenen indirekt durch doofe, willkürliche Entscheidungen des GGebers (der verständlicherweise die Kosten eindämmen möchte) die Leidtragenden sind. *mecker* *mecker* *mecker* *mecker* *mecker* *mecker*

Ich find's auf der Ebene nicht schlecht, dass sich die KIWU-Patienten jetzt auch wg. ihrer finanziellen Beteiligung kritischer mit dem Tun und Lassen der Ärzte umgehen müssen; dass sie auch viel eher "positive Ergebnisse" einfordern, als zu Zeiten, zu denen sie nur ihre Chipkarte abgaben.

Viele Grüße....
LOUIS ARTHUR ist da! *14.05.04

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Ovaria
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Beitrag von Ovaria »

Da hast du recht, Rebella...wenn der nette Jurist sich da reinknien möchte - nur zu. Was Sammelklagen angeht ist mir die Gundlage für eine solche immer noch etwas unklar....bin aber auch keine Juristin. Hätten wir nicht auch so schon genug "Munition" gehabt für sowas? Z.B. bei den überausunsinnigen Altersgrenzen conta Menschenrecht nach WHO/UNO-Charta? Ist in dem Zusammenhand auch schonmal an den Europäischen Gerichtshof gedacht worden von Expertenseite (z.B. betroffene Juristen o.ä.)?

@Veronique:
Da ist was dran was du schreibst, aber ich kann einfach nicht glauben, daß die Politiker die uns betreffenden Reforminhalte im Hinblick auf verbesserte Diagnostik, Durchführung oder Beratung vor KB gemacht haben....lese ich retrospektiv die Argumentation eines Herrn Wodrag (SPD) oder einer Frau Bender (Grüne).....so mag mir das einfach nicht gelingen. Von den religiösen Fundamentalisten mal ganz zu schweigen. Mir will sich - auch mit einigem Abstand - wirklich immer noch nicht erschließen, warum z.B. eine Bischofskonferenz Einfluß auf meinen Uterus und dessen Inhalt nehmen sollte.

Den Malus des Systems, den du da ansprichst, der ist wirklich da; solange Behandler für die Behandlung mehr Geld bekommen (egal, wie fehlerhaft oder unbefriedigend oder gar tödlich das Ergebnis ist) als sie für gute Prävention oder Behandlungserfolg entlohnt werden....tja, solange wird sich nur marginal etwas ändern - leider. Das hätte man aber in 8 Jahren Regierungsverantwortung ändernd auf den Weg bringen können, inclusive entscheidenden Strukturveränderungen zur Entscheidung über das EmschG....das ist nicht geschehen und darüber bin ich am meisten stinkig und enttäuscht.

Ich finde unser Land hat einfach zu viele ideologische Knoten im Gefüge, die es sich einfach nicht mehr leisten kann, die aber immer noch heftig umkämpft und verteidigt werden....zum Teil mit "Waffen" wie "political correctness" oder kultivierten Vorurteilen - da kann ich leider keine der Parteien exkulpieren und semipolitische Lobbies leider auch nicht. Wieder mal ein gutes Argument für mehr basisdemokratische Elemente oder ein viel stärkeres Gewicht der Stimme von Betroffenen. Dafür wiederum würden politische Strukturen verändert werden müssen....und da schließt sich der Teufelskreis zu unseren Ungunsten.

Für mich persönlich sehe ich da die Lösung des Konflikts nur in einem möglichst authentischen, offenen Umgang mit der Realität ungewollter Kinderlosigkeit, der Behandlung, dem Ergebnis (positiv oder negativ)....es werden immer mehr betroffene Menschen und wenn die alle NICHT schamhaft schwiegen (was nicht einfach ist!) dann ließe sich schon mehr bewirken.

LG Ovaria
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Veronique, das mag ja so sein. Aber willst Du mit der Begründung, dass Ärzte auch Paaren, die eigentlich mit geringerer Hilfe zu ihrem Wunschkind kommen könnten, manchmal auch eine IVF verkaufen, rechtfertigen, dass andere Paare, die überhaupt keine Chance (und kein Geld ) haben, immer kinderlos bleiben müssen? Ich habe ja hier auch schon einige Male geschrieben, dass ich nicht prinzipiell gegen eine Eigenbeteiligung bin. Aber doch bitte in einer anderen Größenordnung und einkommensabhängig.

Und warum kommen jetzt die Paare, die noch bessere Chancen hätten, nur deshalb darauf, dass IVF nicht nötig ist, weil es so teuer ist? Sie könnten doch eigentlich auch schon aus dem Grund darüber nachdenken, weil so eine Behandlung mit Belastungen anderer Art verbunden ist. Ich denke mal, der springendere Punkt ist die Informiertheit. Wer sich informiert, kommt schneller dahinter, falls es noch einen besseren Weg gibt. Und wer dies nicht tut, wird vielleicht auch eine teure ICSI bezahlen, obwohl auch eine insemination gereicht hätte ....
Liebe Grüße, Rebella
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