Tumorgenetische Beratung

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anonymbenutzer
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Tumorgenetische Beratung

Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo,

ich möchte Euch um Eure Meinung fragen. Es gibt eine tumorgenetische Beratungsstelle in Hannover (MHH), und jeder kann dort sein familiäres Risiko auf bestimmte Krebsarten bestimmen lassen anhand eines Stammbaums, den man vorab ausfüllt.

Eine gute Sache, dachte ich. Wenn es negativ ausfällt. Doch, wie ist es, wenn ich erfahre, daß ich ein Risiko auf eine Krebsart habe? Keiner weiß, ob es wirklich passiert oder wann. Ist doch ein Unterschied, ob mit 40 oder mit 70! Ist mein Leben dann verkorkst, weil ich weiß, daß ich zu 90 % daran erkranke?

Ist Unwissenheit besser? Verdrängen kann ich diese Gefahr nicht aus meinem Leben, einige liebe Familienangehörige sind an Krebs verstorben, wie soll ich das ignorieren für mich, mein Leben, und meine Familie und auch weitere Familienplanung?

Hat jemand diese Beratung gemacht?

Ich würde mich freuen, Eure Meinung zu lesen.

Gruß,

Anonymina
peg
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Beitrag von peg »

Hallo,

ich war noch nie zu einer tumorgenetischen Beratung. Aber ich weiß, daß ich ein erhöhtes Risiko für eine bestimmte Tumorart habe. Das regt mich nicht weiter auf. Ich gehe eben früher zur Vorsorge als andere Leute. Ist aber zum Glück auch eine Krebsform, die im Frühstadium erkannt, zu fast 100% heilbar ist.

Welche Information erwartest Du aus dieser Untersuchung? Hätte es Konsequenzen für Deinen Kinderwunsch?
Daß Du ein Krebsrisko von 0% hast, kommt sicher nicht dabei raus :wink: . Sowas gibts gar nicht.
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo,

ich finde, das ist typabhängig.
Ich persönlich würde lieber wissen wollen, was auf mich zukommt. Mich hat immer sehr empört zu lesen, wenn z.B. ärztliche Diagnosen einem Todkranken nicht mitgeteilt werden, sondern aus "Schonung" falsche Hoffnungen geschürt werden. Ich wollte wissen, was Sache ist, um meine Angelegenheiten noch regeln zu können.

Daher würde ich, wenn in der Familie ohnehin bestimmte Krebsarten häufig sind und es eine Möglichkeit gibt, die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, dies nutzen.

Vielleicht führt es ja dazu, daß man das Leben nicht als selbstverständlich nimmt und wirklich jeden Tag so lebt, daß er gut genutzt ist.

Bei meiner Familie ist in der weiblichen Linie Brustkrebs vorgekommen. Also gehe ich zu den Vorsorgeuntersuchungen. Und daß es - statistisch gesehen - eine von zehn trifft, wissen wir ja ohnehin.

Es könnte aber rechtlich bzw. finanziell für bestimmte Versicherungen wichtig sein, daß Du sie vorher abschließt. Wenn Du z.B. eine Zusatz-Krankenversicherung noch möchtest oder vielleicht auch bei einer Lebensversicherung. Jedenfalls bei den PKVs kenne ich es so, daß ausdrücklich nach Vorerkrankungen gefragt wird und bisher behandelnde Ärzte von der Schweigepflicht entbunden werden müssen, sonst nimmt die Versicherung eine nicht.
Falls Du so etwas vorhast, würde ich es vor der Beratung machen, damit Du noch guten Gewissens den Schein ausfüllen kannst.

Wie gesagt, ich finde, es ist typabhängig, wie gut man damit klarkäme. Ob ein drohender Krankheitsausbruch wie ein Damoklesschwert über einer hinge und jeden gesunden Tag zuvor verschatten würde. Oder ob ein Krankheitsrisiko dazu führen würde, nicht das Leben so zu planen, als hätte einem jemand garantiert, daß man 60, 70, 80 Jahre alt wird. Insgeheim geht man doch davon aus, ein gewisses Alter zu erreichen.

Das bekannte Krankheitsrisiko könnte eine doch dazu bringen, wahrzunehmen, daß das Leben kurz und kostbar ist und jeder gesunde Tag ein Geschenk.

Was Kinder betrifft, so läßt sich doch vordenken, wie sie bestmöglich versorgt werden könnten, wenn man es nicht mehr schafft, sie bis in die Volljährigkeit zu begleiten. Der Partner wird ja auch noch da sein oder Familie oder Verwandte.

Alles Gute für Deine Entscheidung.
LG Heuteanonym
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Den letzten Beitrag kann ich gern unterschreiben. So würde ich das für mich selber auch sehen.

Wir haben ja jetzt auch die politische Diskussion, wie man mit der Möglichkeit umgehen soll, über genetische Untersuchungen viel mehr über den Menschen heraus finden zu können, als es bislang möglich war. Es ist z.B. denkbar, daraus eine optimale Therapie von Krankheiten herzuleiten. Ich habe die Diskussion darum bisher nicht soooo verfolgt, aber vielleicht solltest du dir die Für und Wider mal heraus ziehen.

Letzten Endes stehe ich auf dem Standpunkt, dass das jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er oder sie das wissen will. Und vor einer Entscheidung sollten wir gut informiert sein.
Liebe Grüße, Rebella
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