Eizellen-, Embryonen- und Samenspende als Selbsthilfe-Idee

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Gast

Eizellen-, Embryonen- und Samenspende als Selbsthilfe-Idee

Beitrag von Gast »

Hallo,
gerade kam mir eine Idee, wie man eine Zulassung der Eizellenspende und eine besseren gesetzlichen Rahmen für die Samenspende bei einer Reform des Embryonenschutzgesetzes besser "verkaufen" könnte: Indem man für die Idee wirbt, dass künftig sowohl Eizellen-, Samens und Embryonenspenden von betroffenen Paaren, die in Kinderwunschbehandlungen sind, durchgeführt werden.
- Z.B. könnte dann eine Frau, die wegen hochgradiger Fertilitätsproblemen ihres Mannes einen IVF/ISCI-Versuch unternimmt, für den Fall, dass eine Befruchtung aller gewonnenen Eizellen nicht möglich ist, die "überzähligen" Eizellen spenden; bei meiner Frau und mir war diese Situation vor zwei Jahren gegeben, aber die Spendenmöglichkeit gibt es ja nicht, und so wurden 10 gut ausgebildete Eizellen "weggeschmissen".
- Auch könnten verstärkt Männer, die selbst voll zeugungsfähig sind, aber deren Frauen unter Fertilitätsproblemen leiden, für Samenspenden angeworben werden. Diese Männer wären möglicherweise viel eher zu einer Spende als "yes-Donator" bereit und wären aus meiner Sicht dann auch die geradezu "idealen" Spender, die im Falle eines späteren Informationswunsches eines HI-Kindes sehr gut vermitteln könnten, warum sie zu einer Samenspende bereit waren. Das ist mit Medizinstudenten, die als finanzielles Zubrot Samenspender sind, nun doch viel problematischer.
- Ebenso wäre es der Öffentlichkeit sicher am ehesten vermittelbar, dass betroffene Kinderwunsch-Paare bereit sind, auch ihre "überzähligen" Embryonen anderen Paaren, die nur auf diese Weise zu einer Schwangerschaft kommen können, zu spenden.
Der Kerngedanke ist also, dass man den Gedanken der Selbsthilfe unter betroffenen Kinderwunsch-Paaren in den Mittelpunkt stellt. So könnte man den verschiedenen Befürchtungen, die mit diesen Themen verbunden sind (angeblich "Unnatürlichkeit" bei Samenspende; "Ausbeutung von Frauen" bei Eizellen- oder Embryonenspende) entgegenwirkt. Auch wäre es meines Erachtens - auch aus eigenen Erfahrungen meiner Auseinandersetzungen mit der Möglichkeit von HI - für die betroffenen Paare sehr entlastend, wenn sie wüssten, dass die von ihnen benötigte "Spende" eine wirkliche Spende von einem anderen Menschen oder anderen Paar ist, der/das sich mit der Thematik aus eigener Betroffenheit auseinandergesetzt und bewusst für die Spende ohne materiellen Hintergrund entschieden hat.
Nun, was haltet ihr von der Idee? Oder ist das ein alter Hut, der schon früher mal bei der Gesetzesreformversuchen als Argumentation versucht wurde?
:räusper: und Gruß
von
B.
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hi berti,

ich weiss nicht, ob so schon mal argumentiert wurde.
ich habe hier nur öfter von paaren gelesen, denen es sehr leid tat, ihre kryos, die sie aus unterschiedlichen gründen nicht mehr nehmen konnten der wollten, zu verwerfen. etwas anderes blieb ihnen in deutschland nicht übrig.

aus meiner sicht passt dein vorschlag auch gut zum deutschen embryonenschutzgesetz. mir ist unverständlich, wieso man zwar nur so viele embryonen kultivieren darf, wie die frau eingesetzt bekommt etc., aber andererseits standardmässig alles verworfen wird, was nicht bei den biologischen eltern eingesetzt wird.

bei den amis gibt es solche bestrebungen bezügl. embryonenspende, diese initiativen werden oft von ultrachristlichen leuten durchgeführt (mir eher nicht sympathish :wink: obwohl ich die idee an und für sich gut finde und nicht-anonyme embryonenspende sofort machen würde).

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Lieber Berti,

es gibt leider zu deinen Vorschlägen Kontra-Argumente.

Zitat: „dass künftig sowohl Eizellen-, Samens und Embryonenspenden von betroffenen Paaren, die in Kinderwunschbehandlungen sind, durchgeführt werden.“

Das müsste dann aber generell kostenlos erfolgen. Sonst kommt wieder das Argument, die Betreffenden würden dazu gezwungen sein, ihre Gameten bzw. Embryonen zu verkaufen, um ihre eigene Behandlung zu bezahlen. So was find ich ganz ehrlich auch nicht witzig.

Zitat: „könnte dann eine Frau, die wegen hochgradiger Fertilitätsproblemen ihres Mannes einen IVF/ISCI-Versuch unternimmt, für den Fall, dass eine Befruchtung aller gewonnenen Eizellen nicht möglich ist, die "überzähligen" Eizellen spenden“
Das ist doch aber ausschließlich in den Fällen so, wo nach einer TESE keine Spermien in der TESE-Probe gefunden wurden. Also nicht soooo häufig. Für die Spenderinnen, die sich ja selbst aus vollem Herzen ein Kind wünschen, könnte daraus später der Konflikt entstehen, dass irgendwo auf der Welt ein Kind von ihnen herum läuft, sie selbst aber kinderlos geblieben sind. Dennoch halte ich ein solches Vorgehen auf ausdrücklichen Wunsch der Frau, von der die Eizellen stammen, für o.k. Das Gegenargument der Politiker bleibt dann aber immer noch die angeblich „gespaltene Mutterschaft“, die nie untersucht und natürlich nicht bewiesen wurde, aufgrund derer man aber schon die Eizellspende verbietet, um die potentiellen Kinder zu schützen, indem man sie eben gar nicht erst auf die Welt lässt.

Zitat: „Auch könnten verstärkt Männer, die selbst voll zeugungsfähig sind, aber deren Frauen unter Fertilitätsproblemen leiden, für Samenspenden angeworben werden.“

Könnten natürlich. Aber zumindest solange diese Männer nicht Vater geworden sind, kann auch für sie das Problem auftreten, dass irgendwo ein Kind von ihnen herum läuft, obwohl sie nicht Vater geworden sind. Alle diese Männer könnte man zumindest nicht nehmen, da ja auch von anderen Spenderbewerbern nur jeder 10. genommen wird, weil das Spermiogramm meist doch nicht gut genug ist, um auch noch nach dem Einfrieren gute Chancen zu bieten. Ich habe auch mal gelesen, dass es durchaus solche Spender gibt. Ich weiß nicht, ob die Ärzte da infrage kommende Männer von Patientinnen ansprechen. Ich könnte mir mal vorstellen, dass das aus Pietätsgründen nicht gemacht wird.

Zitat: „dass betroffene Kinderwunsch-Paare bereit sind, auch ihre "überzähligen" Embryonen anderen Paaren, die nur auf diese Weise zu einer Schwangerschaft kommen können, zu spenden.“

Für diesen letzten Punkt: Meine volle Zustimmung.

Ich habe noch eine ganz andere Konstruktion in meinem Kopf. Wir z.B. hatten ja die heterologe IVF. Da hätten wir natürlich einen Spender nehmen können, dessen Frau auf Eizellen angewiesen ist. Dann hätten wir uns die Embryonen geteilt. Nichts mit einfrieren. Jeder bekommt die Hälfte. Im Idealfall bekommen beide Familien ihre Kinder und haben sogar noch Kontakt untereinander. Allerdings könnte auch das schief gehen, wenn nämlich ein Paar dabei kinderlos bleibt. Wenn die Spenderin zuerst schwanger wird, muss die Empfängerin ja auch erstmal ziemlich lange warten, bis wieder gespendet werden kann. Und vielleicht möchte die Spenderin dann auch nicht mehr. … Das wäre auf jeden Fall ein Ding, das von beiden Paaren gut durchdacht sein müsste und wo die Paare auch miteinander gut umgehen können müssten. Ich würde es aber nicht für gerechtfertigt halten, das zu verbieten.
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo rebella,

zu der argumentation, was passiert, wenn der kinderwunsch der spender im gegensatz zu dem der empfänger unerfüllt bleibt: das ist natrlich ein problem.
dieses problem gibt es doch aber jetzt in deutschland bei der HI und in anderen ländern auch mit der eizellspende bereits. es sind doch meist eher jüngere leute, die spenden und sich zu dem zeitpunkt wahrscheinlich nicht viel gedanken darum machen, dass sie selbst eines tages ohne nachwuchs bleiben könnten.
ich könnte mir vorstellen, dass ein kiwu-paar solche möglichkeiten sogar realistischer bedenken kann als ein student, der sich mal eben schnell mit samenspenden ein paar euro verdient.

zu dem argument der bezahlung: einen kostendeckungsbeitrag fänd ich hier durchaus angemessen, da den spendern ja auch erstmal kosten entstehen, z.b. müssen sie kryos, von denen sie nicht wissen, ob sie sie brauchen werden, erstmal einfrieren lassen.

liebe grüße

mondschaf
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Gast

Beitrag von Gast »

Danke Mondschaf, so ähnlich wollte ich Rebella auch antworten:
Der Konflikt, der entsteht, wenn der/die Spenderin selber kinderlos bleibt, ist mir als Problem insofern nicht klar, als es sich ja um eine freiwillige echte Spende handeln würde, bei der der/die Betroffenen sich diese Möglichkeit natürlich zu durchdenken hätten. Und so würde man dann wirklich reflektierte Spender oder Spenderinnen haben, die aus eigener Betroffenheit wissen, was sie tun und warum sie das tun. Eine geringe Unkostenerstattung hielte ich dabei durchaus für statthaft, aber mehr sollte es nicht sein. Ein Spender muss nicht noch privat drauflegen müssen, aber es sollte eben kein kommerzielles Interesse durch ein "Honorar" erzeugt werden, wie das jetzt der Fall ist.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Zitat Mondschaf: "ich könnte mir vorstellen, dass ein kiwu-paar solche möglichkeiten sogar realistischer bedenken kann als ein student, der sich mal eben schnell mit samenspenden ein paar euro verdient."

Das ist sicher richtig. Aber der Student leidet selbst nicht unter ungewollter Kinderlosigkeit. Für ihn kann - zumindest zunächst - nicht die Situation entstehen, dass er selbst ungewollt kinderlos dasteht, dafür aber das Paar, an das er gespendet hat, ein Kind bekommt. Selbstverständlich kann ihm das später im Leben passieren, wenn er eigene Kinder haben möchte und es nicht geht. Das ist aber gefühlsmäßig irgendwie anders gelagert.

Selbstverständlich stimme ich aber mit euch überein, dass man das einem spendenwilligen Paar nicht verbieten sollte, zu spenden. Letzten Endes ist es die eigene bewußte Entscheidung, mit deren Konsequenz man notfalls auch leben muss.

Über das Argument der Bezahlung kann man natürlich diskutieren. Einerseits ist es richtig, einen Kostendeckungsbeitrag an die Spender z.B. von Embryonen zu geben. Andererseits könnten sich Paare, denen die Finanzierung schwer fällt, sich dadurch echt genötigt fühlen. Besser wäre es, wenn das Paar nicht selbst finanzieren muss, aber auch kostenlos spenden kann. Das nenne ich dann eine wirklich freie Entscheidung.
Liebe Grüße, Rebella
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sweetheart73
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Ich kann doch meine Eisbärchen nicht wegwerfen!

Beitrag von sweetheart73 »

Hallo,

ich weiß nicht so recht, wohin mit meinem "Problem".
Ich denke, es paßt ganz gut zu der Thematik, die in diesem Beitrag angesprochen wurde.
Und ich stelle mein Anliegen jetzt einfach mal rein in der Hoffnung, daß mir jemand eine Antwort geben kann bzw. daß ein interessiertes Paar sich meldet.

Nach erfolgreichem Kryotransfer im letzten Jahr habe ich nun meine beiden Wunschkinder.
Allerdings habe ich noch 5 Kryos auf Eis liegen.
Unsere Familienplanung ist nun theoretisch abgeschlossen.
Nur: Was mache ich mit meinen 5 Eisbärchen?
Wegwerfen? Auf keinen Fall!
Der Forschung zur Verfügung stellen? Niemals!
Innerhalb von Deutschland verschenken? Ist verboten!
Also was tun?
Dieser Gedanke beschäftigt mich nun schon seit dem positiven Schwangerschaftstest.
Mir sind meine Eisbärchen einfach sehr ans Herz gewachsen, und es bricht mir das Herz, wenn ich mir vorstelle, daß sie jetzt noch viele Jahre tiefgefrohren rumliegen müssen.
Außerdem kostet mich die Lagerung ja auch jedes Jahr richtig viel Kohle.
Leider möchte mein Mann kein weiteres Kind mehr, aber zum Verwerfen der Embryos sind wir Beide nicht bereit.

Mein Mann hatte nun die Idee, ob es vielleicht möglich wäre, hier in Deutschland ein Kinderwunschpaar zu finden, dem ich die Embryonen zur Verfügung stellen könnte, das damit ins Ausland fährt und sich die Kryos dort einsetzen läßt.
Meine Kinderwunschärztin hat mir zugesagt, daß sie mir die Kryos in einem geeigneten Transportgefäß aushändigen würde. Ich darf dann damit machen, was ich möchte.
Meine erste Idee war, mit den Kryos ins Ausland, z. B. nach Tschechien in eine Reproduktionsklinik zu fahren, um sie dort zu spenden. Nur dort hat niemand Interesse an gespendeten Kryos, deren Spender dort nicht die notwendigen Tests durchlaufen haben. Bei uns wurde alles getestet (HIV und Hepatitis, bis auf Syphillis). Ich war zum Entnahmezeitpunkt auch noch 35.
Ich habe keine finanziellen Interessen. Ich möchte nur, daß unsere Eisbärchen eine Chance zum Leben und Aufwachsen bei einem netten Paar bekommen.

Ich wäre sehr dankbar, wenn sich jemand meldet, der sich mit der Thematik auskennt, ob das möglich ist oder noch besser, wenn sich ein Paar melden würde, das sich die Kryos im europäischen Ausland einsetzen lassen möchte.


Freundliche Grüße

sweetheart73. :baby:
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Sweetheart,

es gab hier schon hin und wieder Paare, die solche Gedanken hatten. Ich habe in solchen Fällen vorgeschlagen, es so zu versuchen, wie du hier schreibst. Bisher habe ich aber nie eine Rückmeldung bekommen, ob das tatsächlich schon mal jemand gemacht hat. Ihr könntet hier also Pionierarbeit leisten.

Dass deine Ärztin die Embryonen aushändigen würde, halte ich für sehr ehrenwert. Wenn es gelänge, die Embryonen im Ausland als die eigenen des Empfängerpaares auszugeben, wäre die Sache gewiss am Leichtesten. Weil, in Tschechien und manch anderen Ländern gibt es normalerweise nur anonyme Spenden. Vielleicht würden sie die Embryonen aber auch in Spanien transferieren?

Ich glaube, du wirst am Meisten Aufmerksamkeit bei den Adressaten deines Postings erhalten, wenn du das noch mal direkt ins Eizellspendeforum setzt oder setzen läßt. Dort sind ja gerade die Frauen mit einem potentiellen Interesse. Auch unter www.eizellspende.de könntest du sicher Kontakte finden.

Vielleicht findest du im Forum auch Paare, die mal ihre eigenen Embryonen mit ins Ausland genommen haben und ihre Erfahrungen aufschreiben.
Liebe Grüße, Rebella
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sweetheart73
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Vielen Dank

Beitrag von sweetheart73 »

Hallo Rebella,

vielen herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort.
Ich habe nach einigem Stöbern in den einzelnen Foren jetzt auch gemerkt, daß ich wohl die meisten Chancen im Forum zur Eizellenspende habe.
Gerade eben habe ich um Freischaltung für dieses Forum gebeten.
Dort würde ich mein Anliegen auch nochmals vorbringen.

Ich danke Dir ganz herzlich für Deine Info und werde jetzt gleich noch die von Dir angegebene Seite besuchen.


Liebe Grüße von

Sweetheart73.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Wenn ich dir helfen konnte, sweetheart, dann freut es mich außerordentlich. Ich würde mich auch freuen, wenn du hier irgendwann mal berichtest, was daraus geworden ist.

Hier findest du User, die evt. hinsichtlich des Transportes Fragen beantworten können: http://www.klein-putz.net/forum/viewtopic.php?t=62506

Viel Glück!
Liebe Grüße, Rebella
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