CDU für ein Verbot der PID

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Wölfchen
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Beitrag von Wölfchen »

Leider habe ich erst heute reingeguckt, der Artikel, den mijo zitiert, ist super!

Den Gesetzentwurf von C. Flach, P. Hintze (u.a.) habe ich beim Deutschlandfunk im Volltext gefunden http://www.dradio.de/download/129691/, wahrscheinlich kennen ihn die meisten schon. Ich fand ihn sehr aufschlussreich. Mit einer solchen Anwendung könnte ich leben.
Wäre bei unserer Chromosomenanalyse (vor ICSI) etwas rausgekommen, wären wir vermutlich ins Ausland gegangen, um die Risiken zu senken.. Es wäre schön, wenn die betroffenen Paare das nicht mehr müssen.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Danke Wölfchen, das ist ein sehr begrüßenswerter Gesetzentwurf. Ich hoffe sehr, dass es dazu oder zu einer ähnlichen Fassung kommen wird. Im Moment bin ich angesichts der starken reaktionären Kräfte im Bundestag noch sehr skeptisch.
Liebe Grüße, Rebella
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Wölfchen
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Beitrag von Wölfchen »

Gern geschehen. Ich bin auch recht angetan von dem Gesetzentwurf. Weniger sollte es nicht werden, auch wenn ich ebenfalls Zweifel habe, dass der Erfolg haben wird,...

Die Seite von dradio.de ist übrigens sehr empfehlen, sie haben sehr viele interessante Artikel zum Thema PID.
Gleich werde ich mal gucken, was die Tagesthemen so bieten, vermutlich nichts neues mehr, da ich heute ziemlich viel gelesen habe. Aber wenn bestimmte Politiker sich zu den Themen äußern, steigt bestimmt mein Blutdruck wieder an *g*.
mijo
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Beitrag von mijo »

Wisst ihr was ich mich schon länger frage: Der BGH hat ja ganz klar auf den Widerspruch zwischen einem PID-Verbot und der Straffreiheit von Spätabbrüchen hingewiesen. Könnte es dann nicht sogar sein, dass ein Verbot vom BGH oder auch vom BVG gleich wieder einkassiert werden würde? Der Widerspruch würde dann ja immer noch bestehen. :-?
Und ist es nicht auch ein extremer Widerspruch, dass die Pränataldiagnostik jeder Schwangeren offen steht (sogar für den Fötus riskante Verfahren) und die PID aber strengen Auflagen unterworfen werden soll?
So richtig will das nicht in meinen Kopf gehen. :wink:
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Wölfchen
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Beitrag von Wölfchen »

Hallo zusammen,

der Tagesthemenbeitrag gestern war echt mau! Wir haben noch "heute nacht" gesehen, das war deutlich differenzierter dargestellt.

mijo, ich habe das Urteil nicht gelesen, von daher weiß ich nicht genau, was der BGH bemängelt hat.
Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass ein totales PID-Verbot vorm BVerfG landet und dort direkt wieder kassiert wird. Da müssten den Abgeordneten (bzw. die Ministerien) schon sehr gut formulieren, um eine wirklich wasserfeste Variante zu finden. Und wenn man sich die letzten größeren Gesetze anguckt, dann erweckt das - zumindest bei mir - den Eindruck, dass die das nicht besonders gut können.
Der Widerspruch bliebe tatsächlich bestehen und es ist die Frage, was wirklich schützenswerter ist, ein 8-Zeller oder ein Fötus. Wobei das vermutlich wieder ein Vergleich von Äpfeln und Birnen ist. Das Embryonenschutzgesetz schützt schließlich die Embryonen. Bei der Abtreibung geht es - wenn ich mich nicht völlig irre - darum, dass das Leben der Mutter gefährdet sein könnte.

Wenn ich Zeit habe, gucke ich mal, ob ich das Volltexturteil finde, und lese es dann.

Im Moment hoffe ich einfach mal darauf, dass der Gesetzentwurf durchkommt - man wird ja noch träumen dürfen :wink:.
LG
Wölfchen
mijo
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Beitrag von mijo »

Wölfchen: Ein Schwangerschaftsabbruch bleibt auch über die 14.SSW hinaus straffrei, wenn mit dem Abbruch eine "schwere Beeinträchtigung des geistigen Gesundheitszustand der Schwangeren abgewendet" wird. (vgl. § 218 a (2))
Nur so lässt sich die Abtreibung von Down-Kindern (und das ist der häufigste Grund für einen Spätabort) überhaupt rechtlich vereinbaren, denn so eine Schwangerschaft stellt für eine Frau ja keine körperliche Gefahr dar.
Ich habe eh das Gefühl, dass gerade die Kinderwunsch-Paare häufig missverstanden werden. Ich habe z.B. noch kaum ein Paar getroffen, dass über eine PID nachdenken würde, nur um das übliche Risiko einer Chromosom-Störung zu reduzieren. Das steht häufig auch in keinem Verhältnis, immerhin können bei der PID auch gesunde Embryonen geschädigt werden, was wiederum zu einer Verschlechterung der Schwangerschaftschancen führt. Ich jedenfalls wäre das Risiko nicht eingegangen und unser persönliches Risiko war ohnehin eher gering.
Viel mehr geht es doch darum Paaren zu helfen, die eine Erbkrankheit in sich tragen, die halt in den meisten Fällen zu Aborten führen (wenn sich der Embryo überhaupt so schnell entwickelt) oder halt zu deutlich gravierenderen Behinderungen bzw. zu einer stark eingeschränkten Lebenserwartung des Kindes. Und das bedeutet für ein Paar auch eine schwere psychische Belastung. Ich würde mir wünschen, dass einer der PID-Gegner im Bundestag einfach mal ein Gespräch mit so einem Paar suchen würde. Sich einmal die Geschichte von mehreren Aborten oder fehlgeschlagenen ICSI anhören würde. Es wird so viel um das eigentliche Thema herum "geschwafelt" und dabei verliert man die Betroffenen völlig aus den Augen.
Ich hatte letztens ein Gespräch mit meinem Vater über das Thema und er hat eine wirklich entscheidene Frage gestellt: "Was hat dieses Thema eigentlich auf dem CDU-Parteitag verloren?"
Tja, was wohl: Die Betroffenen haben keine Lobby. Ein großer Teil der Bevölkerung steht Kinderwunsch-Paaren auch heute noch mit vielen Vorurteilen entgegen. Und es ist ein Thema an dem eine "christliche" Partei wunderbar ihr "Profil" schärfen kann.
*mecker*

P.s. Hier findest Du übrigens das Urteil :wink:
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Wölfchen
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Beitrag von Wölfchen »

mijo, mein Mann und ich müssen "nur" eine ganz normale ICSI machen, um ein Kind bekommen zu können und ich finde den Aufwand schon erschreckend.

Ich bin definitiv für den Gesetzentwurf und finde es sehr sehr schade, dass sich keiner (oder kaum einer) mal mit den Betroffenen unterhält.

Das, was ich mit dem Vergleich von Äpfeln und Birnen meinte, war auf die juristische Betrachtungsweise bezogen. Das Embryonenschutzgesetz will - wie der Name schon sagt - den Schutz eines Embryos, da steht das (potentiell) ungeborene Leben im Vordergrund. Bei der "Spätabtreibung" wird - wie du schriebst - auf das Wohl der Schwangeren abgestellt, wenn das ernstlich bedroht ist, ist eine Abtreibung erlaubt. Daher war mein Vergleich "Was schützenenswerter ist, ein 8-Zeller oder ein Fötus" von der juristischen Seite her nicht korrekt, es war mehr ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.

Das Urteil vom BGH habe ich übriges gelesen, mir fehlen noch die letzten zwei Seiten, es ist sehr gut begründet, warum sich der Arzt nicht strafbar gemacht hat, für Laien aber vermutlich schwer verständlich, da es sehr juristisch ist.

Ich denke auch, dass viele Kinderwunschpaare vollkommen falsch verstanden werden. Wir wollen ein Kind, das ist doch erstmal das vorrangige Ziel.
Die Paare, die PID in Anspruch nehmen müssen, sind oftmals gar keine "klassischen" Kinderwunschpaare. Sie brauchen die PID, um ein gesundes Kind zu bekommen, und meistens nicht, um schwanger zu werden.
Mir ist es relativ egal, wie mein Kind aussehen wird, ich will kein Designerbaby und es muss auch nicht "perfekt" sein, was es bei den Eltern auch gar nicht ginge :wink:. Nach dem derzeitigen Stand würden wir auch keine PID in Anspruch nehmen, wozu auch, der Chromosomenbefund war unauffällig.

Was das Thema auf dem CDU-Parteitag verloren hat? Gute Frage, und bei der knapp ablehnenden Entscheidung reicht es nicht einmal, um das Profil zu schärfen.

Ich habe mich heute schon über die Beiträge in den Nachrichten gestern ausgelassen. Im ZDF - heute Nacht - haben sie eine betroffene Frau, die dank PID, endlich keine FG mehr erleiden musste, vorgestellt. Das fand ich deutlich besser als das Gelaber vom Designerbaby in den Tagesthemen.
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Wölfchen
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Beitrag von Wölfchen »

mijo, wir müssen uns überschnitten haben. Ich wollte das Urteil auch gerade einstellen *g*.
amaia80
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Beitrag von amaia80 »

Mir persönlich ist das ganze immer noch zu eng gefasst.
Ausnahmefälle, Ethikkommission? Was soll das?

Mein Mann und ich haben im Ausland eine ICSI mit PID machen lassen ohne großes Theater oder sonstwas. Unsere Chromosonsätze waren normal. Bei uns in der Familie gibt es keine bekannten Erbkrankheiten. Also wären wir nach dem Entwurf schon mal gar kein Ausnahmefall. Und was war? Alle Embryonen die es bis ins 8Zellstadium geschafft hatten, hatten Chromosonanomalien. Immer verschiedene (Monosomie x, Monosomie 18, Monosomie 22 usw.). Fazit: Kein Transfer und Lösung Eizellspende, da meine Eizellen wohl nicht von guter Qualität sind.
Und wir sind ein ganz normales Paar damals Anfang 30.
Aber wahrscheinlich kommt sowas durch und dann wird wieder heimlich sich durchgeschummelt, dass doch jeder in den Genuß kommt der es will.
Verstehe nicht warum man in diesem Land wegen allem so ein Theater machen muß, was woanders Gang und Gebe ist (vor allem in katholischen Ländern, siehe Spanien). Aber na ja, wir halten uns ja für überlegen.
Gruß
Amaia
mijo
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Beitrag von mijo »

Wölfchen:
Wie? Sag bloß ihr habt die ICSI nicht machen lassen, um ein blauäugiges und blondes Mädchen zu bekommen *g*
Ich glaube auf diese Designerbaby-Geschichte kann nur jemand kommen, der selbst nicht diesen Weg gehen musste. Ich hätte mein Kind lieber auf konventionelle Weise gezeugt, dem stand aber nun einmal die Zeugungsfähigkeit meines Mannes entgegen. Dem Designerbaby-Vorbehalten stelle ich gerne entgegen, dass mir 22 EZ entnommen wurden. 6 ließen sich gut befruchten und einer der zwei Embryonen hat sich eingenistet. Damit gehöre ich zu den 30%, die das Glück haben, dass es gleich beim ersten Transfer klappt. Außerdem gehen bis zu 12.SSW noch einmal 15% der Embryonen ab.
Letztendlich entstehen aus 100 Embryonen (der Einfachheit halber lasse ich die Zwillingsschwangerschaften einfach mal weg) gerade einmal 12 Kinder. Wenn man nun auch noch vorher nach bestimmten äußerlichen Merkmalen selektiert, dann wären es deutlich weniger. Wenn sich das irgendein Irrer antuen möchte, um sein Designerbaby zu bekommen: Na dann bitte! Aber es ist einfach lächerlich zu glauben, dass das zur Norm werden würde. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Belastungen so eine IVF-Behandlung für eine Frau darstellt.

In einem muss ich Dir übrigens widersprechen (vielleicht hab ich Dich auch einfach falsch verstanden):
Den PID-Paaren, die ich bisher kennenlernen durfte, ging es nicht in erster Linie darum ein gesundes Kind zu bekommen. Es ging ihnen viel mehr darum überhaupt ein lebensfähiges Kind zu bekommen. Ein Frau hatte schon 7 (!) FG erlitten (sowohl nach spontanen Schwangerschaften, als auch nach IVF-Schwangerschaften) als sie nach Tschechien gingen und sich nach PID herausstellte, dass alle erzeugten Embryonen eine schwere Chromosom-Störung aufwiesen. Erst dann kam heraus, dass wohl der Mann an dieser Störung "Schuld" war. Deshalb mussten sie auf HI umschwenken. Wäre die PID in Deutschland erlaubt, hätte man ihr sicherlich einige FG ersparen können.
Mit dem Wissen um solche Fälle macht es mich wirklich wütend, wenn sich eine hochschwangere Frau Nahles hinstellt und sagt, es gäbe nun einmal kein Recht auf ein Kind.
Klar, wenn man selbst das Glück hat mit 40 noch spontan schwanger zu werden, dann kann man sich natürlich schön weit aus dem Fenster lehnen... :-?

P.s. Ich wäre vorerst mit diesem Gesetzesentwurf auch zufrieden. Aber fast alles ist besser, als ein striktes Verbot der PID.
Ich finde übrigens nicht, dass ein 8-Zeller schützenswerter ist, als ein Fötus. Aber der Gesetzgeber sieht das wohl etwas anders :wink:
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