Beckmann Sendung vom 10.01.11

mijo
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Beitrag von mijo »

Im Grunde genommen geht es doch eigentlich nur um die Frage "Wann beginnt das Leben" und ich finde es eigentlich eine Frechheit, dass der Gesetzgeber sich in dieser Frage so stark von den christlichen Kirchen beeinflußen lässt.
Es gibt keine universelle Antwort auf die Frage. Ich bin der Meinung, dass sich diese Frage jeder selbst beantworten muss.
Für mich beginnt das Leben weder mit der Befruchtung noch mit der Einnistung. Ich bin jetzt in der 22.SSW und obwohl ich mein Kind spüren kann und es mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, schützen würde, bin ich mir nicht sicher, ob es in dem Sinne schon lebt. Tatsache ist: Es ist von meiner Gunst abhängig. Ohne mich kann es zur Zeit nicht überleben! Keiner kann in diesem Statium meine Rolle einnehmen und trotzdem glaubt der Gesetzgeber, er habe das moralische Recht, sich in diese Beziehung grundlegend einzumischen. Und dabei läßt er sich auch noch massiv von religiösen Vereinnigungen leiten. Damit habe ich wirklich ein Problem.
So lange ein Mensch so abhängig von einem anderem ist, kann man nicht von eigenständigem Leben sprechen und so lange können auch nicht die gleichen Rechte für ihn gelten, wie für eigenständige Menschen.
Ich weiß, dass meine Einstellung erst einmal erschreckend klingt. Aber wenn man sich einfach mal von den moralischen Richtlinien der Kirche löst, dann gibt es eigentlich kaum eine andere Antwort. Wer hat schon das Recht über den Körper eines anderen (in dem Fall einer Schwangeren) zu bestimmen? So bald das Kind auf die Welt gekommen ist bzw. außerhalb des Mutterleibes überleben kann, gelten natürlich alle Grundrechte. Übrigens auch die Religionsfreiheit, für die zwar das Grundgesetz keine Einschränkungen vorsieht, der Staat es aber nicht für nötig empfindet, sie für unsere Kind auch konsequent umzusetzen :-?
So, das ist der Schluß auf den ich in den letzten Tagen gekommen bin :wink:
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Da kann ich dir nur zustimmen, mijo. Die Frage danach, ab wann der Mensch ein Mensch ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten und ist glaubensabhängig. Da wir jedoch Glaubensfreiheit haben, sollte jede potentielle Mutter diese Frage nach ihrem persönlichen Glauben beantworten dürfen und ihre persönlichen Schlussfolgerungen ziehen.

Das "Leben" allerdings hat schon lange vorher begonnen. Das Leben der Spermien beginnt mit der Spermiogenese und das Leben der Eizellen beginnt schon im Körper noch nicht mal geborener Mädchen, wenn ich mich recht erinnere. Wir hätten viel zu tun, wenn wir jede Eizelle und jedes Spermium vor dem Absterben retten müssten.
Liebe Grüße, Rebella
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mijo
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Beitrag von mijo »

Stimmt. Ein weiblicher Fötus verfügt schon in der 20.SSW über mehrere Millionen EZ. Die meisten sind schon bei der Geburt nicht mehr vorhanden *g*
Das absurde ist doch, dass der Gesetzgeber "christlicher", als die Natur sein will. Die Natur hat nämlich kein Problem damit selbst Föten noch zu "selektieren".
Bei der ganzen Diskussion wird auch immer völlig untern Teppich gekehrt, dass die meisten dieser Embryonen es nicht einmal ins Blastozysten-Stadium schaffen.
Und was ist eigentlich mit der Spirale und der Minipille? Das sind beides Verhütungsmittel, die nicht zwingend eine Befruchtung verhindern. Dafür werden die Embryonen dann an der Einnistung gehindert. Ach das Ganze ist so scheinheilig *mecker*
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pancho81
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Beitrag von pancho81 »

Naja, der katholische Verein ist ja auch gegen die Pille, gegen die Spirale und gegen Kondome. Von daher bleiben sie sich ja schon treu in ihrer Linie der Ignoranz :argh:
Aber ob man heutzutage noch so denken darf... *mecker*
Einen großen, zwei kleinere und ein mini Sternchen ganz fest im Herzen...

1. HI 15.11.11
01.12.11 BT... negativ :-(
2. HI Spontanzyklus 15.12.11
29.12.11 Pipi Test negativ :-(
10/12 Geburt einer gesunden Tochter

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mijo
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Beitrag von mijo »

Ja, die katholische Kirche schon. Aber ich rede hier vom deutschen Gesetzgeber und da dürfte der katholische Standpunkt einfach keine Rolle spielen. Die katholische Kirche kann ja gerne Richtlinien für ihre Mitglieder erlassen, aber mehr nicht.
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pancho81
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Beitrag von pancho81 »

mijo hat geschrieben:Ja, die katholische Kirche schon. Aber ich rede hier vom deutschen Gesetzgeber und da dürfte der katholische Standpunkt einfach keine Rolle spielen. Die katholische Kirche kann ja gerne Richtlinien für ihre Mitglieder erlassen, aber mehr nicht.
Das unterschreib ich sofort. Die Kirche hat bei der Gesetzgebung nichts zu suchen.
Es passt jetzt hier vielleicht nicht unbedingt rein, aber z.B. in muslimischen Länder hat man immer "Angst" davor, dass die Religion die Politik zu sehr beeinflusst. Es wird von anderen Ländern auch sehr genau beobachtet, dass Religion und Politik getrennt wird.
Aber uns hier wollen sie die Meinung der Kirche ausfzwingen. und hier ist es in Ordnung, wenn die Religion die Politik beeinflusst... Das ist wieder typisch Deutschland :argh:
Einen großen, zwei kleinere und ein mini Sternchen ganz fest im Herzen...

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mijo
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Beitrag von mijo »

Na das ist doch ganz einfach!
Islam: Falsche Werte
Christentum: Gute Werte *g*
Dass auch der Pabst uns Frauen am liebsten wieder zu in der Küche-stehenden-Gebärmaschinen degradieren würde, wird dabei gerne vergessen.
Ich könnte mich auch immer kaputt lachen, wenn jemand der Meinung ist, dass unsere gesellschaftlichen Werte auf Jesus zurück zuführen seien. Und was war davor? Haben die Menschen tatsächlich erst seit 2000 Jahren so etwas wie Werte, die das Zusammenleben regeln? Das ist doch absurd.
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yegua
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Beitrag von yegua »

Ein Aspekt, der meiner Meinung nach zu Unrecht völlig außen vor gelassen wird, ist, daß es hier bei der ganzen Diskussion auch und vor allem um die Würde der Frau geht. Nichts ist so weiblich, wie ein Kind zu empfangen, es auszutragen und zu gebähren. Es ist das weiblichste, was ein weiblicher Mensch tun kann und berührt damit ganz stark den Kern weiblicher Identität. Sämtliche Eingriffe auf dieser Ebene berühren immer den Kern weiblicher Identität und damit die Würde. Einer Frau zu sagen: Wir, die Gesellschaft muten Dir zu, einen kranken Embryo transferieren zu lassen und dann sämtliche, tragische Konflikte, die sich daraus ergeben können, durchstehen zu müssen, verletzt zutiefst die Würde der Frau. Und das, obwohl es ein leichtes ist, diese Tragödien zu vermeiden. DAS ist frauenverachtend. Das paßt damit natürlich hervorragend in das katholische Weltbild, die Weiblichkeit immer nur für ihre eigenen Zwecke benutzte und beherrschte und nach Möglichlkeit niedermachte, wo immer es geht.
Menschenwürde gegen Menschenwürde ist nicht abwägbar. Es geht hier nicht nur um die Freiheitsrechte der Frau ( Selbstbestimmungsrecht) sondern eben auch um ihre weibliche Menschenwürde. Damit sind wir auch auf einer juristischen Ebene angelangt, die eine Abwägung nicht mehr zuläßt. Es stellt somit die Frage, inwieweit das EmbSchG verfassungswidrig sein könnte, denn es greift in die Menschenwürde der Frau ein. Darüberhinaus kann man sich auch die Frage stellen, inwieweit hier die Frau zum Objekt gemacht wird und nicht mehr Subjekt gesetzlicher Tätigkeit ist. Wäre dann auch verfassungswidrig.
Ich verstehe überhaupt nicht, warum bei derartigen Diskussionen immer nur einseitig Vertreter der katholischen Kirche beteiligt werden. Der Katholizismus ist keine Staatsreligion, es gibt eine Trennung von Staat und Kirche und dementsprechend haben religiöse Wertvorstellungen in einem Gesetz nichts zu suchen. Schließlich gilt das Gesetz für alle, auch wenn sie aufgrund anderer Religiosität oder ohne Religion völlig andere Wertvorstellungen haben. Wenn die katholische Kirche ihren Mitgliedern Wertvorstellungen vorschreiben will und die sich daran halten wollen, bitte schön. Aber mich sollen sie mit ihrem Mist verschonen. Warum werden denn nicht Angehörige anderer Religionen oder Agnostiker oder Atheisten dazu gehört? Weil Muslime oder Juden dazu eine viel vernünftigere Einstellung haben? ( Wobei in sämtlichen monotheistisch-patriacharlischen Religionen nicht gerade frauenfreundlich sind...)
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