IVF Register 2010 erschienen

In diesem Ordner sollen Studien zur Reproduktionsmedizin gesammelt werden.
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rebella67
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IVF Register 2010 erschienen

Beitrag von rebella67 »

Ab sofort könnt ihr unter www.deutsches-ivf-register.de den neuen Jahresbericht einsehen. Dieses Mal für das Jahr 2010.

Neu ist dieses Mal eine Abbildung der kumulativen Geburtenraten pro Zyklusnummer. Wenn auch hier die Zahlen von nur 2 herausgepickten Zentren aus Deutschland und den USA vorgestellt werden und man bei einem unterdurchschnittlichen Zentrum ein paar Prozentpunkte abziehen muss, so ist die Aussagekraft doch immer noch ganz gut.

Auch wird dieses Mal ganz offiziell auf den so genannten deutschen Mittelweg verwiesen: "dass das
Embryonenschutzgesetz (ESchG), wie sich auch durch das Urteil des BGH aus 2010 und die Bundestagsentscheidung zum Präimplantationsgesetz im Juli 2011 zeigt, durchaus Interpretationsspielraum bietet. Es ist biologisch völlig unbestritten, dass nicht jede befruchtete
Eizelle im Vorkernstadium die Fähigkeit besitzt, sich zu einem Embryo zu entwickeln.
Bei einer Verlängerung der Kulturdauer von 2 auf 5 Tage werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht alle kultivierten Zellen das Blastozystenstadium am fünften Tag erreichen. Da das ESchG in § 8 (1) die Entwicklungsfähigkeit aber als entscheidendes Kriterium der Definition eines Embryos ansieht, hat sich in vielen Regionen Deutschlands eine von namhaften Juristinnen und Juristen, sowie Reproduktionsmediziner/-innen entwickelte liberale Auslegung des ESchG,
der sogenannte „Deutsche Mittelweg“ etabliert. In jedem einzelnen Fall wird dabei nach der individuellen Konstellation des Paares (Alter, Anzahl und Verlauf vorangegangener Behandlungen
etc.) mit dem Paar gemeinsam festgelegt, wie viele befruchtete Eizellen über das Vorkernstadium hinaus weiter kultiviert werden sollen, damit nach einer invitro Kulturdauer von bis zu 5 Tagen
eine Anzahl von maximal zwei entwicklungsfähigen Embryonen transferiert werden kann. Dies können dann im Einzelfall auch mehr als 3 Vorkernstadien sein."

In diesem Zusammenhang ist auch die Grafik über die Entwicklung der Kulturdauer in Tagen interessant. Angesichts dieser Entwicklung staune ich allerdings, dass die Zahl der geborenen Kinder / Transfer in den letzten 10 Jahren nur so unwesentlich gestiegen ist. Diese relativ konstant gebliebene Zahl dürfte jedoch auf die Reduzierung der Mehrlingsraten zurückgehen. Dies wiederum ein positiver Trend.

Die Dauer des Kinderwunsches bis zur ersten Behandlung ist von 1997 bis 2010 von 5,3 Jahren auf 3,7 Jahre zurückgegangen, wenn sich dieser Rückgang auch seit der Gesundheitsreform 2004 verlangsamt hat. Insgesamt dürfte das ein Spiegel besserer Aufgeklärtheit sein. Dennoch ist im selben Zeitraum das mittlere Alter der behandelten Frauen um 2,2 Jahre angestiegen, das mittlere Alter der zugehörigen Männer um 3 Jahre. In 2004 gab es hier einen gehörigen Rutsch nach oben.

Neu sind auch die klinischen Schwangerschaftsraten in Abhängigkeit vom Transfermonat. Demnach kommt man häufiger zum Erfolg, wenn der Transfer im März/ Aril oder im September stattfindet. Nicht so erfolgreich sind Transfere im Februar oder Juli. Eine Erkenntnis, die mich persnlich besonders dankbar sein lässt, da meine Kinder Februar- und Juli-Kinder sind. :-) Allerdings schwanken die Erfolgsraten hier um 1,6%, also auch nicht ganz so stark.

Am Schluss des Registers finden wir wieder die klinischen Schwangerschaftsraten pro Transfer bei den 100 größten Kinderwunschzentren. Angesichts der Tatsache, dass sich inzwischen 124 Zentren am IVF Register beteiligen, bleibt da noch einiges im Dunkeln. Wer die Tabelle liest und in einem eher kleinen Zentrum behandelt wird, sollte die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass hier die klinischen Schwangerschaftsraten pro Transfer auch unter dem in der Tabelle dargestellten geringsten Wert von 12% liegen kann. Auch ist diese Tabelle immer ein bisschen sowas, wie ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen, da die klinischen Schwangerschaftsraten pro Transfer nach dem Blastozystentransfer automatisch höher liegen, während bei der Betrachtung der selben Fälle die klinische Schwangerschaftsrate pro Punktion gleich hoch sein kann.

Erstmals wird auch eine Wechselrate in % angegeben. Das gibt Auskunft darüber, wieviele Patienten nach dem ersten Behandlungszyklus zu einem anderen Zentrum wechselten. Die Raten liegen hier zwischen 2 und 26%, also bei etwa 13%. In der Tendenz verweisen die erfolgreichsten Zentren die geringeren Wechselraten, wobei es auch hier wieder erstaunliche Ausnahmen gibt.
Liebe Grüße, Rebella
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anonym0815
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Beitrag von anonym0815 »

Hallo,

kann ich auch irgendwo ersehen, welche Zentren im einzelnen welche SS-Raten oder Baby-Take-Home-Raten haben?

Hintergrund: wir waren angeblich im "besten" KWZ Deutschlands. Mich würde interessieren, ob das belegt ist!?

Und die gleiche Frage dann fürs Ausland: gibt es hier auch übersichten? Die Homepages versprechen ja teilweise schwindelerregende 61% Chance...schön wärs! :-?

Vielen Dank vorab!

Taikos
tshok
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Beitrag von tshok »

Schauen wir uns die Zahlen mal genauer an:
Seite 10,kumulativen Geburtenraten pro Zyklusnummer (Deutsche Werte in etwa, da abgelesen)


Kumm. Geb.! Rest! neuer Rest !Geb./Vorz.Rest!

28,5 71,5 71,5% 28,50%
42 58 81,1% 18,88%
52 48 82,8% 17,24%
59,5 40,5 84,4% 15,63%
67,5 32,5 80,2% 19,75%
71,5 28,5 87,7% 12,31%
Nach der ersten Runde sinken also die Werte für die verbliebenen Kinderlosen Paare des ausgewerteten Zentrums. Aber genau dann kommen ja die Kryos dazu (in D: 34%).

Zum Vergleich die entsprechenden Werte des US Zentrums (nur 15% Kryos)
25 75 75,0% 25,00%
40 60 80,0% 20,00%
52,5 47,5 79,2% 20,83%
62 38 80,0% 20,00%
68,5 31,5 82,9% 17,11%
71,5 28,5 90,5% 9,52%



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klinischen Schwangerschaftsraten in Abhängigkeit vom Transfermonat (Seite 28 )

Die Werte Schwanken zwischen 28,0 und 29,3 bei IVF
und 27,75 und 29,0 bei ICSI.

Die Schwankungen sind also wirklich nicht so berauschend.
Nicht desto trotz wäre es interessant hinter die Einflussfaktoren zu kommen die diese Verläufe generierten.

Ich spekuliere mal:
Gab es in den entsprechenden Montaten mehr "frische" Paare (Erstversuch)?
Wurden einige (die mit vielen Kryos) mit Kryo-Zyklen versorgt, so dass in den schlechten Monaten mehr von den Paaren mit weniger guten Ergebnissen übrig blieben?
Spiegeln sich hier Praxis-intere Abläufe und Urlaubsbsverhalten der Paare wieder (Weihnachtsferien, Sommerferien)
etc. etc.

Es muss also nicht unbedingt etwas mit dem Wetter und dem Sonnenschein zu tun haben! :wink:
anonym0815
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Beitrag von anonym0815 »

Hallo, danke für deine Antwort, aber ich meine konkrete Zahlen pro Zentrum. Wenn ich also exakt wissen will, welche Rate ein bestimmtes Zentrum hat?!
tshok
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Beitrag von tshok »

Für Deutschland gibt es so was nicht!
(vergl. http://www.wunschkinder.net/aktuell/wis ... iken-4591/)

Man kann nur auf die Seiten der einzelnen Zentren gehen und dort nach deren Statistiken fahnden, so sie denn überhaupt etwas veröffentlichen.

National gibt es nur
http://www.deutsches-ivf-register.de/jahresbericht.htm
Der einzige anonymisierte "Vergleich" ist beim Bericht 2010 auf Seite 32 zu finden.

Für Europa und die Welt sucht man dir Links auf
http://www.deutsches-ivf-register.de/
durch.


Zentren bezogene Daten gibt es in den USA
http://www.cdc.gov/art/ART2009/PDF/ART_2009_Full.pdf

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Zu den 61% im Ausland:
Na ja, wenn es 30 EZ gibt, gut 20 EZ sich befruchten lassen, diese weiter kultiviert und man dann am Ende mit einigen Blastos dasteht, von denen man die Überzähligen einfriert ...

In D-Land würde man die überzähligen PN-Zellen einfrieren und nach und nach per Kryo-Transfer zurücksetzen. Die Kumulative Rate muss dabei gar nicht schlechter sein, es Bedarf halt einiger Monate mehr ...

Aber vielleicht sieht du Dir mal diese Stellungnahme an:
http://www.ivf-muenchen.de/behandlung_i ... d/no_title
http://www.ivf-muenchen.de/uploads/kind ... en_brb.pdf
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Taikos,

man hat sich in Deutschland bewusst dazu entschieden, die einzelnen Ergebnisse nicht zu veröffentlichen. Wobei es ganz wenige Zentren gibt, die das auf ihrer Homepage tun. Im Allgemeinen muss man die Zentren selbst ansprechen und nach ihren Statistiken fragen. Dabei ist es dann sehr wichtig, dass man die wenigen selektiven Zahlen, die man erhält, auch richtig einordnet.

Auch beim Vergleich mit Auslandstatistiken muss man vorsichtig sein. Es gibt nicht immer die gleiche Bezugsbasis.

Hier hatte ich schon mal was zu IVF RFegistern anderer Länder geschrieben: http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 23&start=0
Hier kannst du dir einen Vortrag von mir herunter laden, in dem es auch um die Vergleichbarkeit der Daten geht: http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... &&start=40
Liebe Grüße, Rebella
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anonym0815
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Beitrag von anonym0815 »

Ganz lieben Dank - da hab ich ja am Wochenende was zu lesen! :wink:
Zahra
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Beitrag von Zahra »

Es ist wichtig das ihr versteht, das es bei diesem sog. deutsches-ivf-register um "EINE" Klinik aus den USA und um "EINE" Klinik aus Deutschland geht.
Es sind also Zahlen von jewals nur "Zwei" Kliniken, die einander verglichen werden.
(das geht auch aus S.10, 2. Absatz hervor. )

Da ich keine unerlaubte Werbung für ein Kiwu Zentrum machen möchte, kann mich wer Interesse hat, gerne per PN (Zwecks Namen des Kiwu Zentrums in Deutschland) anmailen.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

@Zahra: Aber nur bei dem Schaubild auf Seite 10 geht es um je eine Klinik. Insgesamt ist das DIR eine Statistik von über 100 deutschen Kliniken, was (nahezu) alle sein dürften.

Ja, mich interessiert das, welche Kliniken das sind. Ich freue mich, wenn du mir das per PN mitteilst.
Liebe Grüße, Rebella
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Reverie
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Beitrag von Reverie »

Zahra hat geschrieben:Es ist wichtig das ihr versteht, das es bei diesem sog. deutsches-ivf-register um "EINE" Klinik aus den USA und um "EINE" Klinik aus Deutschland geht.
Es sind also Zahlen von jewals nur "Zwei" Kliniken, die einander verglichen werden.
(das geht auch aus S.10, 2. Absatz hervor. )

Da ich keine unerlaubte Werbung für ein Kiwu Zentrum machen möchte, kann mich wer Interesse hat, gerne per PN (Zwecks Namen des Kiwu Zentrums in Deutschland) anmailen.
Liebe Zahra,

ich würde mich auch sehr über eine PM von Dir freuen!

Lieben Dank und liebe Grüße!
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