Bayerische Ethikkommission befasst sich mit Embryonenspende

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rebella67
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Bayerische Ethikkommission befasst sich mit Embryonenspende

Beitrag von rebella67 »

http://www.bayern-evangelisch.de/www/bi ... ryonen.php

Wenn der verlinkte Beitrag auch eher eine ablehnende Haltung zur Embryonenspende zeigt bzw. einige Merkwürdigkeiten aufzeigt ( ... ) ist er immerhin ein Zeichen dafür, dass sich offenbar etwas bewegt.

Vielleicht lassen sich die Mitglieder der bayerischen Ethikkommission überzeugen, wenn wir ihnen ein paar nette Briefchen und Mails schicken.

Ein Votum für die Embryonenspende in Bayern könnte andere Bundesländer folgen lassen.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Diese Damen und Herren bilden übrigens die bayerische Bioethik Kommission:

Vorsitzende: Marion Kiechle, Prof. Dr. direktion.frauenklinik(at)lrz.tum.de
Universitätsprofessorin für Frauenheilkunde, Direktorin der Frauenklinik und Poliklinik der Technischen Universität München

Stellvertretender Vorsitzender: Reinhard Böttcher, Prof. Dr.
Präsident des OLG Bamberg a. D.

Robert Antretter, MdB a.D. Robert.Antretter(at)lebenshilfe.de
Vorsitzender der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V.

Susanne Breit-Keßler, Oberkirchenrätin
Regionalbischöfin im Kirchenkreis München und Oberbayern

Maria E. Fick, Dr. med. maelfi(at)t-online.de
Mitglied im Vorstand der Bayerischen Landesärztekammer

Konrad Hilpert, Prof. Dr. moraltheologie(at)kaththeol.uni-muenchen.de
Universitätsprofessor für Moraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität

Hildegund Holzheid holzheid(at)ethikrat.org
Präsidentin des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts München a.D.

Nikolaus Knoepffler, Prof. Dr. mult. n.knoepffler(at)uni-jena.de
Lehrstuhlinhaber für Angewandte Ethik und Leiter des Ethikzentrums der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Weihbischof Dr. theol. Dr. rer. pol. Anton Losinger
Diözese Augsburg

Albrecht Müller, Prof. Dr. Albrecht.Mueller(at)uni-wuerzburg.de
Universitätsprofessor am Institut für Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Peter O. Oberender, Prof. Dr. peter.oberender(at)uni-bayreuth.de
Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth

Trutz Rendtorff, Prof. Dr. theol. T.Rendtorff(at)lrz.uni-muenchen.de
Prof. em. für Systematische Theologie und Ethik an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München

Josef Schuster, Dr. med. Dr.JosefSchuster(at)web.de
Präsident des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern

Sabine Stengel-Rutkowski, Prof. Dr. SStengelR(at)aol.com
Professorin für Humangenetik an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Christa Prinzessin von Thurn und Taxis
Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes

Helmut Wolf,
Leiter des Bereichs Medizin und Klinische Forschung sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Novartis Pharma GmbH Deutschland
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Da die Bischöfin Breit-Keßler mir seit Februar nicht auf mein Schreiben geantwortet hat, habe ich jetzt mehrere andere Mitglieder der Bayerischen Ethikkommission angeschrieben. Ich hoffe, dass es dann auch mal eine Resonanz gibt.
Liebe Grüße, Rebella
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Nicki-13
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Beitrag von Nicki-13 »

Wow, Rebella!
Ich finde es einfach super, wie du da immer wieder den Finger in die Wunde legst!
Ganz herzlichen Dank für dein Engagement!!!
Liebe Grüße
Nicki
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Das ist übrigens das, was ich im Februar an Frau Breit-Keßler geschrieben habe:

Sehr geehrte Frau Breit-Keßler,

ich bin Mutter von 2 Söhnen nach Samenspende, 14 und 10 Jahre alt und engagiert für die Rechte ungewollt Kinderloser, sowie für die Rechte von Familien nach Gametenspenden. Ich bin zudem seit über 11 Jahren aktive Userin in den beiden größten deutschen Kinderwunschforen, Moderatorin im Forum „Heterologe Insemination“, regionale Ansprechpartnerin von di-familie.de, Mitorganisatorin von regionalen DI-Familientreffen und darf auf inzwischen mehrere Gespräche zum Thema unerfüllter Kinderwunsch auch mit Politikern zurück blicken.

Bitte nehmen Sie sich etwas Zeit, mein zugegeben langes Schreiben zu durchdenken. Ich bekomme das nicht kürzer hin, weil es so viel zu sagen gibt.

Mit großem Interesse habe ich den Artikel: „Bioethik-Kommission befasst sich mit der Adoption von Embryonen“ auf Ihrer evangelischen Webseite gelesen, der hoffen lässt, dass es erstmals ernste Bestrebungen in Deutschland gibt, die Embryonenspende zu ermöglichen.

Zu Ihrer Entscheidungsfindung als Mitglied der bayerischen Bioethik-Kommission möchte ich Ihnen einige Gedankenanregungen geben.

Bezüglich der Motive von Wunscheltern fragen Sie sich: Welche Bedingungen stellen Eltern an das potentielle Kind? Welche Erwartungen haben sie? Wollen sie gar, wie in England bereits geschehen, ein Kind als "Ersatzteillager" für ein bereits geborenes, krankes Kind? – Dazu möchte ich Ihnen itteilen, dass ich – insbesondere im Forum Heterologe Insemination - schon hunderte von Geschichten gelesen habe, in denen Wunscheltern auch über ihre Motive schreiben. Und die Motive sind immer, dass sich die Betreffenden einfach nur ein Kind wünschen. Bei der Spenderauswahl – die in Deutschland ja nur mit sehr eingeschränkten Informationen stattfindet – kommt es den Paaren lediglich darauf an, dass der Spender eine gewisse Ähnlichkeit hier mit dem künftigen sozialen Vater hat und dass es Übereinstimmungen in den Interessen gibt. Damit ist nicht gemeint, dass man erwartet, das Kind soll unbedingt dieselben Interessen haben wie die Eltern. Damit ist lediglich gemeint, dass man sich wünscht, dass sich das künftige Kind in der Familie wohl fühlen soll und dass nach außen der Schein einer ganz herkömmlichen Familie gewahrt wird. Letzteres auch deshalb, WEIL wir mit unserer Familienkonstellation noch immer nicht gesellschaftlich anerkannt sind, WEIL man sich vor bösen Zungen fürchtet und WEIL man einem zukünftigen Kind ersparen will, dass es in der Schule wegen seiner Entstehung evt. geärgert wird oder dass es sich wegen seiner Andersartigkeit im Tempereament nicht zu seiner Familie zugehörig fühlt. Übrigens gerade in solchen Gegenden, die sehr kirchlich geprägt sind, auf Dörfern, in kleinen Städten, in Bayern z.B. mehr als im Norden, ist die Geheimhaltung der Familiengeschichte am Größten. Man fürchtet sich sogar vor Unverständnis in der eigenen Familie. Diese Geheimhaltung, die eigentlich aufgrund einer gewissen gesellschaftlichen Nichtanerkennung erfolgt, führt dazu, dass die Kinder heute immer noch häufig nicht über die Art ihrer Entstehung aufgeklärt werden, geht also zu Lasten unserer Kinder. Noch nie habe ich gelesen, dass jemand eine Samen-, Eizell- oder Embryonenspende annimmt, weil das Paar oder die Frau sich ein Kind mit bestimmten Eigenschaften wünscht. Diese Art der Familiengründung erfolgt immer nur deshalb, weil die natürlichen Voraussetzungen für ein genetisch eigenes Kind fehlen und weil der Wunsch nach einem Kind bzw. Kindern, das Bedürfnis einer Familiengründung, sehr fundamental ist.

Meines Wissens ist es auch noch nie vorgekommen, dass ein Paar eine Gametenspende angenommen hat, um ein Ersatzteillager für ein bereits bestehendes Kind in die Welt zu setzen. Hier bitte ich Sie doch, auf Ihre Wortwahl und Argumentation zu achten. Bei dem Fall in England ging es um eine Präimplantationsdiagnostik und nicht um eine Embryonenspende. ( Außerdem sollte das jüngere Kind auch kein Ersatzteillager sein, sondern, wenn ich mich recht erinnere, durch eine Knochenmarkspende dem älteren Geschwisterkind das Leben retten. Ich gehe davon aus, dass auch hier das jüngere Kind von seinen Eltern genauso geliebt wird, wie das ältere Kind.) Ich bin verärgert über solche Vermischungen in der Argumentation gegen eine sinnvolle Methode der Familiengründung und bitte deshalb um eine saubere Trennung. Das ist doch dasselbe, als würden Sie gegen das Radfahren argumentieren, weil Autos Abgase ausstoßen oder gegen das Trinken von Orangensaft, weil Kaffe Coffein enthält.

Analog sagen Sie: „Damit verbunden ist eine enorme Erwartungshaltung. Wenn Eltern eine solche Auswahl treffen, dann betrachten sie ihr Kind als Investition. Das erschreckt mich. Früher hat man gesagt: Die Frau ist guter Hoffnung. So einen Satz kann man heute weithin vergessen! Unsere Eltern haben uns noch genommen, wie wir "geliefert" wurden, mit allen Schwächen und schönen Seiten. Vielleicht hatten sie sich manchmal auch etwas anderes vorgestellt. Aber sie haben uns akzeptiert, wie wir waren. Es ist heillos, wenn Menschen versuchen, von der ersten bis zur letzten Sekunde steuernd und bestimmend in das Leben einzugreifen und so Gott zu spielen.“ - Ich kenne unter den mehreren hundert Geschichten, die ich gelesen habe, keine, in denen ein Kind als Investition betrachtet wurde oder wird (auch wenn Wunscheltern tatsächlich viel Geld und Nerven „investieren“ müssen, um ihr Kind zu realisieren). Nur wenige deutsche Paare lassen sich Samen von amerikanischen Samenbanken schicken, bei denen – im Gegensatz zu Deutschland – eine sehr detaillierte Spenderauswahl erfolgt. Aus den Internetforen kenne ich ca. 5 Paare, die das getan haben. Aber nicht, weil sie unbedingt ein Genie als Spender haben wollten, sondern weil sie sicher gehen wollten, dass das Kind auf Wunsch seinen Erzeuger und auch seine Halbgeschwister später kennen lernen kann. In Amerika gibt es das donor sibling registery und darüber kommunizieren Familien, die Kinder von demselben Spender haben, miteinander. – Auch Eltern nach Samen-, Eizell- oder Embryonenspende sind „guter Hoffnung“, nehmen ihr Kind so, wie es kommt, mit allen seinen Schwächen und schönen Seiten, akzeptieren und lieben es, wie es ist. Das weiß ich ganz sicher aus vielen Berichten und aus eigenen Erfahrungen.

Sie sagen: „Die Medizin wird immer mehr ökonomisiert. In Ländern wie England, Russland oder Zypern gibt es Kliniken, in denen ein Embryo quasi in einem Zimmer von einem Paar erzeugt und im Nachbarzimmer einem anderen eingesetzt wird. Hier geht es längst um Selektion: Da möchten die künftigen Eltern etwa eine Sportstudentin mit blonden Haaren gepaart sehen mit einem hoch intelligenten Akademiker. Die Embryonenadoption dort ist ein riesiges Geschäft. Viele Kliniken werben mit der Qualität der Embryonen und Samen. Da geht es nicht nur um die Frage, ob das künftige Kind ein Junge oder ein Mädchen sein soll, sondern hier wird gezielt nach Eigenschaften und Fähigkeiten ausgewählt.“

Dieses von Ihnen dargestellte Szenario gefällt mir so auch nicht. Ich würde hier jedoch nicht den potentiellen Eltern die Schuld in die Schuhe schieben (und ihnen unterstellen, sie wollten unbedingt die blonde Sportstudentin und den Akademiker), sondern mehr den örtlichen Gesetzen und den Medizinern. Hier spielen vor Allem auch Dynamiken des freien Marktes eine Rolle, die nicht sinnvoll gesteuert werden. Ich habe die Geschichten von einer Reihe von Paaren gelesen, die tatsächlich ins Ausland gehen und dort keine herkömmliche Embryonenspende annehmen, die aus der Kinderwunschbehandlung eines anderen unfruchtbaren Paares stammen, sondern bei der es voneinander fremde Spender und Spenderinnen gibt. Ich habe diese Paare gefragt, warum sie das machen. Und ich habe zur Antwort bekommen, weil die direkte Auswahl eines Spenders oder einer Spenderin größere Erfolgschancen bietet. Man muss sich dazu vorstellen, dass die Paare häufig schon eine lange Kinderwunschkarriere hinter sich haben und dann einfach nur noch zum Ziel kommen wollen. Da nimmt man dann das, was die größten Erfolgschancen bietet. Also nicht unbedingt eine blonde Sportstudentin, sondern eine möglichst junge Spenderin mit Erfolg versprechenden Eizellen und einen Spender mit einem Top Spermiogramm. Das ist im Übrigen auch mit „Qualität“ von Samen und Eizellen gemeint. Die „Qualität“ sagt etwas darüber aus, wie Erfolg versprechend die Gameten sind und ist keine Bewertung von Spender und Spenderin als Mensch. – Für mich unverständlich ist diese Form der Embryonenspende im Ausland, bei der es einen aktiven Spender und eine aktive Spenderin gibt, oft auch nicht (viel) teurer als eine Embryonenspende von einem unfruchtbaren Paar, das seinen eigenen Kinderwunsch nach IVF/ICSI abgeschlossen und noch „übrige“ kryokonservierte Embryonen hat, die es gern spenden will. Warum ist das auch nicht viel teurer? Schließlich werden doch Spender und Spenderin bezahlt.
Und bei dem gespendeten Embryo des unfruchtbaren Paares wurden fast alle Kosten schon von diesem Paar übernommen. (Stimulation incl. der teuren Medikamente, Eizellentnahme, Befruchtung, diverse weitere Arzttermine, Kryokonservierung) und bedürfen keiner weiteren Bezahlung mehr. Hier ist doch der Punkt, an dem die ausländischen Ärzte recht gut verdienen.

Und hier ist auch ein ganz wichtiger Punkt, der FÜR eine Ermöglichung der Embryonenspende in Deutschland spricht. Wenn selbige hier zugelassen wird unter der Voraussetzung, dass nur „übrige“ Embryonen aus IVF / ICSI anderer Paare von diesen Paaren gespendet werden dürfen und dass die bereits entstandenen Kosten dem Empfängerpaar nicht nochmals in Rechnung gestellt werden dürfen, dann wird die Embryonenspende in Deutschland damit deutlich kostengünstiger für die Empfänger und damit eine echte Alternative zu der heute immer mehr im Ausland praktizierten
oben von mir dargestellten Methode. Sie verhindern damit insbesondere die Ausbeutung von Spenderinnen in armen Ländern und außerdem die Entstehung von Kindern, für die es möglicher Weise tatsächlich später zum Problem wird, durch Auswahl eines anonymen Spenders und einer anonymen Spenderin gezeugt worden zu sein. In unseren Nachbarländern erfolgt die Embryonenspende so gut wie immer anonym. Ein Kind hat aber ein Recht auf Wissen über seine Herkunft. Wir in Deutschland könnten das doch besser machen und nur offene Embryonenspenden
erlauben. Das heißt, dass die Daten des Spenderpaares zumindest für das Kind sicher und unabhängig von der Gunst des Arztes hinterlegt werden.

Sie fragen: „Darf es sein, dass ein Kind nie erfährt, woher es stammt? Darf es zum Objekt des elterlichen Handelns werden?“ – Meine Antwort. Dass ein Kind ein Recht auf Wissen über seine Herkunft hat, hat der Bundesgerichtshof schon vor vielen Jahren festgestellt. Nur ist dieses Recht auch bei Kindern aus Samenspenden immer noch nicht umgesetzt, obwohl verschiedene Politiker das mindestens seit 1985 (!) immer wieder festgestellt haben (Dazu habe ich eine Chronik, die ich Ihnen gern schicke.).

Das aktuelle Urteil von Hamm vom 6.2.2013 (Sarah P., die ein Recht auf Herausgabe ihrer Daten eingeklagt hat) bringt uns sicher die Chance, dass der Gesetzgeber nun auch mal tätig wird, nur fertig ist das Gesetz damit noch nicht. Und wenn es zu einer vernünftigen Regelung kommen sollte, dann auch nur für Kinder aus Samenspende, nicht für die vielen in Deutschland lebenden Kinder aus einer Embryonen- oder Eizellspende.– Wir brauchen in Deutschland ein zentrales Spenderregister. Und zwar gleich für alle Daten aus Samen-, Eizell- und Embryonenspende. Das ist eine ganz wichtige Forderung, die wir DI-Eltern stellen und die bisher bei der Bundesregierung
leider noch immer keine Anerkennung gefunden hat. Wir brauchen zusätzlich eine eindeutige Rechtslage, die Spender von eventuellen Rechtsansprüchen durch das Kind ganz eindeutig freistellt. Nur unter diesen Bedingungen werden noch mehr Eltern dazu bereit sein, ihre Kinder aufzuklären, Mediziner dazu bereit, Daten herauszugeben und Spender dazu bereit, eine (halb)-offene Spende zu akzeptieren. Wenn Sie die Embryonenspende in Bayern zulassen, dann bedenken Sie dies bitte gleich mit.

Schaffen Sie hier eine eindeutige Rechtslage. Sie können damit zum Vorbild für andere Bundesländer werden und viel wirksamer als bisher das Wort für Kinder aus Embryonen- /Gametenspende erheben.

Wie meinen Sie das mit „darf ein Kind Objekt elterlichen Handelns sein?“ Was glauben Sie, in welcher Beziehung unsere Kinder mehr Objekt elterlichen Handelns sind als herkömmlich entstandene Kinder? Was glauben Sie, ist in unseren Familien anders? Wenn ich mir die Familien der Freunde unserer Söhne anschaue, kann ich im Verhältnis Eltern – Kinder keinen grundsätzlichen Unterschied zu meiner eigenen Familie finden. …

Sie sagen: „In den USA sind inzwischen rund 600 sogenannte "Sternenkinder" geboren worden. Es gibt dort Fälle, in denen genetische Eltern plötzlich sehen wollen, wie es ihren Kindern geht, und die sozialen Eltern geraten in Panik, weil sie fürchten, dass ihnen ihr Kind genommen wird. Es darf nicht sein, dass ein Embryo zum Spielball von Eltern und der Gesellschaft wird. Es bedarf weitreichender Überlegungen, bevor Gesetze beschlossen werden, die Embryonenadoption ermöglichen.“ – Dass es
weitreichender Überlegungen bedarf, finde ich auch. Siehe oben. Aber ich glaube, wir und Sie können das packen. Die Embryonenspende könnte insbesondere dank Ihrer Ethikkommission in einem Paket mit einer vorbildlichen gesetzlichen Regelung eingeführt werden. – Kennen Sie das amerikanische Snowflakes Programm? (http://www.nightlight.org/snowflake-embryo-adoption/ ) Ich habe darüber vor Jahren einen Bericht gesehen. Als Atheistin kann ich nicht unbedingt die Motive dieser Organisation teilen, dass jeder kryokonservierte Embryo „gerettet“ werden muss.
Jedoch finde ich das, was dort praktiziert wird, ganz interessant. Dort gibt es Spenderpaare und Paare, die sich zur Embryoadoption bewerben. Die Spender suchen dann die Empfänger aus. Das führt dazu, dass zwischen den Beteiligten eher Harmonie herrscht und dass die Familien oft untereinander Kontakt halten. Warum müssen wir (Sie als Mitentscheiderin in der Ethikkommission, die Gesellschaft und auch empfangende Eltern) das als so furchtbar betrachten, dass die genetischen Eltern mal dieses Kind sehen möchten? Warum werden da immer gleich Schreckgespenster gemalt? Warum können wir es nicht erstmal als normal betrachten, dass es solche Beziehungen gibt? Gerade erst wurde im ZDF Info Kanal der Film: „Das Kind der Anderen“ gezeigt. Da war eine Familie nach Eizellspende mit einer privaten Spenderin, die Kontakt halten. Das sah sehr normal und harmonisch aus. Auch der damalige Bericht über das Schneeflocken-Programm zeigte Spender- und Empfängerfamilie gemeinsam im Urlaub. Ist es nicht eigentlich sogar besser für ein Kind, so aufzuwachsen als mit dem lebenslangen Suchen nach der Abstammung?

Sie fragen: „Haben diese genetischen Geschwister das Recht, sich gegenseitig kennenzulernen? Oder dürfen nur die Eltern über ihre Kinder verfügen?“ – Ich habe ein Problem mit Ihrer Ausdrucksweise. Zuerst „Objekt elterlichen Handelns“, dann „verfügen“. Welche Eltern „verfügen“ denn über ihre Kinder???? Ist das nicht auch eine Rhetorik, die auf eine Ablehnung von Gametenspenden abzielt? – Zu den Geschwistern: Ich bin für die Aufklärung aller dieser Kinder über ihre Entstehung ab dem Kindesalter und auf jeden Fall vor der Pubertät. Wenn Kinder oder auch erwachsene Menschen, die aus so einer Spende hervor gegangen sind, gern ihre Halbgeschwister kennen lernen möchten und das wichtig für sie ist, warum sollte man ihnen das nicht ermöglichen? – Wenn wir ein zentrales Spenderregister hätten, könnten dort auch die Halbgeschwister dokumentiert werden. Und wer Halbgeschwister kennen lernen will, könnte sich doch in das Register mit diesem Wunsch eintragen lassen. Und wenn das nächste Halbgeschwister mit diesem Wunsch kommt, warum sollte man da nicht vermitteln? Über das donor sibling registery in Amerika haben sich schon viele Halbgeschwister kennen gelernt und ich höre und lese daraus nur positive Erfahrungen.

Ich möchte noch einmal zusammenfassen, wie ich mir eine Embryonenspende in Deutschland vorstelle. Gespendet werden sollten nur übrige Embryonen aus IVF / ICSI nach ausdrücklichem Wunsch der genetischen Eltern. Diese Embryonen sollten eine hinreichend gute Erfolgsaussicht haben. Es sollten nicht nur vollständig befruchtete Embryonen gespendet werden dürfen, sondern auch Vorkernstadien. Die genetischen und die Empfänger-Eltern sollten idealer Weise für Offenheit sein. Das heißt, die Spendereltern sind bereit, dem erwachsenen Kind ein gewünschtes Kennenlernen zu ermöglichen. Die Empfängereltern klären das Kind über die außergewöhnliche
Herkunft auf. Die Gesetze müssen so geändert werden, dass eine zentrale Datenspeicherung erfolgt und das Kind in keinem Fall finanzielle Ansprüche an die Spendereltern hat. Idealer Weise ermöglicht ein Spenderregister auch die Kontaktaufnahme zwischen Halbgeschwistern.

Ich bin mir sicher, dass ein solcher Schritt nicht nur unter den potentiellen Empfängerpaaren für Jubel sorgt, sondern auch unter den potentiellen Spenderpaaren. Denn wie oft lese ich, dass Paare schweren Herzens ihre kryokonservierten Embryonen auftauen und verwerfen lassen. Viel lieber hätten sie diese an ein anderes Paar gespendet. …

Respektieren Sie doch einfach auch die Eltern, die sich zu einer Spende ihrer „übrigen“ Embryonen an ein unfruchtbares Paar entscheiden.


Sehr geehrte Frau Breit-Keßler,

ich hoffe, ich konnte in Ihnen etwas bewegen. Wenn Sie Fragen haben, antworte ich Ihnen gern.

Mit freundlichen und hoffenden Grüßen, ...
Liebe Grüße, Rebella
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