IMSI--lohnt es sich bei uns?

Für fachliche Fragen an die Spezialistin Frau Zeitler

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Moderator: sonjazeitler

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milhetmama
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IMSI--lohnt es sich bei uns?

Beitrag von milhetmama »

Sehr geehrte Fr. Zeitler!

Wir planen unseren nächsten Versuch im Herbst.
Unsere Klinik bietet u.A. IMSI an. Ich bin gerade am rechercheren, ob sich 400-500 Euro extra zu zahlen lohnt.

Kurz zu uns:
Wir haben schon ein Kind, das nach 8 Versuchen (ICSI/Kryo) entstand.
Wir haben schon 4 Versuche (ICSI/Kryo) für das 2. Kindlein hinter uns.
Wir haben seit dem 3. Versuch immer Blastozystenkultur gehabt, etwa 60% unsere Embryonen wurden zu Blastozysen (fast immer expandierte in A Qualität).

Ich wurde einmal vor meinem Kind SS mit FG, und nach meinem Kind waren alle Transfere zwar positiv (1x biochem.SS, 1xkein TF wegen sehr schlechtem SG-->Ursache war ein Infekt, 1xZwillings SS mit FG in der 10.Woche.)

Der SG meines Mannes schwankt zw. Kryptozoospermien (war nur 1x der fall) und OATIII
Bei d. Erstgespräch in d. neuen Klinik waren es etwa 100.000 Spermien im Ejakulat, beim Versuch etwa 1000.000.
Es wurden von meinem 18 reife Eizellen (von insg. 26 punktierte) 9 Eizellen befruchtet. Davon wurden beim Frischfersuch 5 Eizellen weiterkultiviert: Es gab 2 expandierte Blastos in A und in B Qualität, und wurde mit Zwillingen SS (FG in der 10.SSW).
Beim Kryo wurden die restliche 4 Eizellen weiterkultiviert, es gab 2 Frühe Blastos am Tag 5, die beide andere Embryonen waren noch vital, hinkten aber hinterher!

Ich habe mal gehört, dass nach den Tag 5 (??) übernehmen die Spermien die Entwicklung vom Embryo. (Stimmt das?)
Da es meistens z. Abort kam, und sonst alles abgeklärt ist (immunologie, Gerinnung, KIR, SD...einfach alles), überlege ich, ob es sinnvoll wäre, IMSI machen zu lassen, da dabei ja die besten Spermien ausgesucht werden, die am unwahrscheinlichten Gendefekte haben....

was meinen Sie?
Geht IMSI, wenn d. Spermiogramm um d. 1000.000 Spermien enthält? (teilweisse auch nur um die 100.000?), es sind so um die 5% normal geformte Spermien dabe.
Wirkt IMSI auf befruchtungsrate un Qualität positiv aus?

Danke für Ihren Antwort!
Meine Wunschkinder:
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sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

IMSI wird sich sehr wahrscheinlich nicht steigernd auf die Befruchtungs- und Entwicklungsraten auswirken.
Es wird jedoch in einigen Artikeln beschrieben, dass bei Fällen stark eingeschränkter Spermiogrammwerte ( geringe Anzahl + Motilität, <1% intakte Spermien) die Auswahl der Spermien per IMSI dazu führt,dass das Abortrisiko, nach eintreten einer SS, sinkt.
Sie schreiben, 5% der Spermien sind morphologisch in Ordnung.
Nach WHO gilt dieser Wert als Normalbefund d.h. auch bei ICSI sollte es möglich sein, normal geformte Spermien für die Injektion auszuwählen.
Als Alternativen, um die Auswahl der Embryonen für den ET zu optimieren, wäre die Kultur im Embryoscope denkbar oder PID, ist in Deutschland jedoch für diesen Zweck nicht erlaubt.

Alles Gute

Sonja Zeitler
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milhetmama
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Beitrag von milhetmama »

Sehr geehrte Fr. Zeitler,

Vielen Dank für Ihren Antwort.
Leider kommt für uns PID nicht in Frage, da wir noch 3 Versuche in D. haben, was wir nach KK-wechsel 100% bezahlt bekommen.
Warum wäre Embryoskop gut?

Nur wg. Verständnis für mich. Da bei Embryoskop die Embryonen "nur" bis z. Tag 5 "beobachtet" werden. Und am Tag 5, wie ich schon schrieb, haben wir immer sehr gute embryonen...

Aber, wie geschrieben, seit meiner Septumentfernung wurde ich bei jedem TF schwanger, aber immer FG, oder 1x biochem. SS.
Also, es wäre dann doch besser IMSI zu machen, um d. evtl. Abortsrisiko zu senken?

mfG
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sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

sie schreiben von einer 60%igen BC-Rate für Ihre Embryonen.
Bei der Kultur der Embryonen im Embryoscope kann man sehr genau beobachten, welche Embryonen
den optimalem Entwicklungsverlauf folgen (z.B der Zeitabstand zw. der Bildung der Vorkerne und der ersten Zellteilung oder der Zeitdauer zw. 2-Zeller zum 4-Zeller).
Zusätzlich kann man unterscheiden, bei welchen Embryonen Blastomere (Zellen des Embryo) mit Auffälligkeiten vorkommen. Manche Embryonen zeigen vielkernige (=nicht regulär) Blastomere, reguläre Embryonen zeigen einkernige Zellen. Zum einen ergeben sich aus den Beobachtungen Hinweise auf den Anteil regulärer Embryonen, zum anderen können für den ET am Tag 5 die Embryonen identifiziert werden, die sich regulär zur BC entwickelt haben.

Alles Gute
Sonja Zeitler
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butterfly_80
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Beitrag von butterfly_80 »

Hallo Frau Zeitler,

vielleicht kann ich mich bei dieser Frage noch mit reinschleichen. Sie haben geschrieben, dass bei schlechtem Spermiogramm die IMSI ggf. Sinn macht. Gilt das auch für TESE Spermien?

Vielen Dank,

butterfly
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,
ob IMSI für TESE-Spermien eventuell einen Vorteil bringt, hängt
zum einen von der jeweiligen Qualität der TESE-Probe (Gesamtzahl beweglicher Spermien)
und zum anderen von der Ursache der Azoospermie ab.
Wenn die Ursache der Azoospermie eine Sterilisation ist, ist der Entwicklungs- und Reifungsprozess der Spermien nicht beeinträchtigt. In solchen Proben findet man meistens ausreichend viele, gut bewegliche und normal geformte Spermien. IMSI statt ICSI sehe ich nicht als Vorteil.

Wenn jedoch die Spermienbildung und Reifung gestört sind, ergeben sich sehr unterschiedliche Befunde bzgl. Anzahl und Spermienmorphologie.
In manchen Proben findet man nur bis zu 10 beweglich Spermien (Suchzeit ev. sogar 2 Stunden),
deren Morphologie meist eingeschränkt ist bzw. Unterschiede in der Morphologie so eindeutig zu erkennen sind, dass IMSI keinen zusätzlichen Vorteil bringt.
In den TESE-Proben, in denen die Spermienkonzentration relativ hoch ist (mehr als 100 bewegliche Spermien), ist die Suchzeit deutlich niedriger und es gäbe noch die Zeit, mittels IMSI eine Optimierung der Spermienauswahl durchzuführen.
Das IVF-Labor vor Ort kann an Hand des aktuellen Befundes am besten beurteilen und besprechen, inwiefern IMSI von Vorteil sein kann.

Alles Gute
Sonja Zeitler
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butterfly_80
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Beitrag von butterfly_80 »

Liebe Frau Zeitler,
witzigerweise bin ich auf diesn alten Beitrag gerade per Google Suche gestoßen.
Mein Mann hatte inzwischen eine Behandling mit Medikamenten, es sind Spermien im Ejakulat, aber nur eine Handvoll. Schwanger bin ich 2x nur kurz gewesen.
Dann haben wir tatsächlich eine TESE durchführen lassen, da die Spermien im Hoden wohl weniger geschädigt sind, aber es hat sich nur eine von 17 EZ befruchten lassen, trotz EZ Aktivierung. Die Spermien sehen zum größten Teil morphologisch nicht gut aus. Suchzeit ist mehr als 10 Min., wir haben 7 Proben.
Wir werden aus finanziellen Gründen in den nächsten Jahren nur 1 oder max 2 Behandlungen durchführen können, und danach bin ich vermutlich zu alt, also kann man für einen Versuch so viele Proben wie nötig auftauen, und das Ejakulat dazu nehmen.
Wir würden sehr gerne die IMSI durchführen lassen, da uns immer wieder gesagt wurde, dass es an den Spermien liegt und sie "katastrophal" aussahen.
Ist so etwas technisch möglich oder würde es zu viel Zeit in Anspruch nehmen? Macht es Ihrer Meinung nach bei diesem Befund Sinn?
Vielen Dank im voraus.
Butterfly
Gast

Beitrag von Gast »

butterfly, hattet ihr nicht mal vor eine Behandlung mit Spendersamen zu machen? Was ist denn daraus geworden, nur interessehalber?

Mit IMSI und TESE kenne ich mich leider nicht aus...
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

nach ihren Angaben scheinen nur sehr wenige vitale + motile? Spermien in der TESE-Probe enthalten zu sein
und es besteht gar keine große Möglichkeit Spermien nach IMSI-Kriterien auszuwählen bzw. für eine Injektion auszuschließen.
Die Meinungen zu der Durchführung von IMSI sind sehr unterschiedlich.
Die SS-Raten werden eher nicht erhöht, jedoch wurde eine gewisse Abnahme der Abortraten berichtet.
In ihrem Fall wäre die Erzielung einer höheren Befruchtungsrate wünschenswert.
Daher sollte der Biologe vor Ort beraten, in wie weit die Voraussetzungen für die IMSI gegeben sind
oder ob eventuell eine Behandlung der Spermien mit Theophyllin in Frage kommt.

Alles Gute

Sonja Zeitler
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