Stimmt, das traurig war bezogen auf die Zeugung, nicht auf die Gemütslage der Menschen. Der Rest, also das mit dem Umkehrschluss, gilt dennoch. Dann also so:
Auch wenn es bei natürlich gezeugten Menschen leider viele unglückliche Umstände bei der Zeugung gibt, bedeutet das nicht, dass natürliche Fortpflanzung PER SE falsch ist.
Daraus folgt auch, und das will er sagen, da bin ich sicher, aber direkt formuliert hat ers im Antwortschreiben nicht:
Ihr persönliches Schicksal spielt für meine grundsätzliche Einschätzung keine Rolle. Denn,
auch wenn es bei künstlicher Befruchtung Positivbeispiele gibt, bedeutet das nicht, dass sie richtig ist.
Mondschaf, das mit dem Georg-Büchner-Preis war lustig. War auch nötig bei dieser Geschichte, die ansonsten ja echt nur zum Kopfschütteln ist. Das mit dem fürchten finde ich dann auch recht unwürdig.
Er fürchtet sich vor dem Aussterben der Genealogie, vor dem Aussterben der für ihn die Welt ordnenden Kategorie "Geschlecht". Mit Geschlecht meint er nicht Männlein und Weiblein, sondern:das Geschlecht der Greiners, der Müllers etc., dem misst er ja so hohe kulturelle Bedeutung zu. Bei zu vielen Menschen ohne nachvollziehbare Herkunft sieht er die zivilisierte Weltordnung aus den Angeln gehoben. Da gehts ihm ganz klar wieder nicht um Einzelschicksale derer, die gerne etwas über ihre biologischen Eltern erfahren hätten, nein, die Sache ist globaler aufgehängt. Und religiös. Weil sowohl im Alten Testament die langen Ahnenreihen so wichtig sind, als auch im Neuen Testament das sogenannte Jesusgeheimnis ein Knackpunkt ist, also,eigentlich hat Jesus ja diese und jene menschliche Abstammung, andererseits ist er direkt von Gott gezeugt.... Da hat er in Glaube und Literatur Schlüsselszenen zusammengeklaubt, in denen Abstammung als so wichtig empfunden wird, und hat dabei den Bezug zum echten Leben verloren. Weil das echte Leben längst zeigt, dass Genealogie nicht der kulturstiftende Nabel der Menschheit ist. So sieht er es aber.
Jetzt hab ich hier höchst unwissenschaftlich ohne die entsprechenden belegenden Zitate vor mich hin interpretiert, man möge es mir nachsehen. Aber so sehe ich aus den einzelnen Puzzlesteinen ein recht klares Gesamtbild.
Er kommt nicht von der Beschäftigung mit künstlicher Befruchtung auf diese seltsamen Theorien, sondern er hat sich über die Bedeutung von Genealogie wissenschaftliche Gedanken gemacht und dazu "Belege" in der Literatur/ Kultur gefunden. dann fällt ihm auf: Moment, da gibts ja grad ne medizinische Entwicklung, da wird Genealogie "aufgeweicht". himmel, wie grundsätzlich beängstigend und falsch, unbedingt ordentlich mal draufhauen...
So, jetzt reichts mir mit der psychologisch-interpretatorischen Durchleuchtung dieses Herrn.