Reaktion auf Schwangerschaftsverkündung

Hier antwortet Frau Silke Schwekutsch von www.kindeshalb.de

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Kosmee
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Reaktion auf Schwangerschaftsverkündung

Beitrag von Kosmee »

Liebe Silke, liebe Forumsmitglieder,

ihr wisst ja, dass ich es manchmal schwer habe mit Reaktionen anderer - bislang bezüglich der Kindeslosigkeit, nun leider auch angesichts einer bestimmten Reaktion auf meine Schwangerschaft.

Dass ich das hier mitteile, liegt daran, dass ich mich selbst frage, ob ich da "komisch ticke". Ich will mir über mich selbst klarer werden.

Erstaunlicherweise haben sowohl meine Schwiegermutter als auch meine beste Freundin neben herzlicher Freude auch sofort geäußert, "daran habe ich jetzt gar nicht mehr geglaubt" oder "damit habe ich jetzt gar nicht mehr gerechnet".

Mich schmerzt das, obwohl ich den Zweifel durchaus nachvollziehen kann und dieser mir selbst nicht fremd ist. Ich selbst hegte auch Zweifel, "ob das jemals klappt", doch ich hatte immer noch Hoffnung (sonst hätten wir ja nicht weiterprobiert) - doch offenbar im Gegensatz zu mir nahe stehenden Menschen.

Vielleicht hingt der Vergleich, doch mir fiel spontan ein, dass es ein bisschen folgender Situation ähnelt:
Ein Prüfung büffelt wie verrückt für eine ihm überaus wichtige Prüfung und versemmelt sie dreimal. Den vierten Prüfungstermin teilt er niemandem mit, um den inneren Druck nicht noch zusätzlich zu erhöhen - und besteht! Freudestrahlend und stolz teilt er seinen Erfolg mit, wird beglückwünscht und hört im selben Atemzuge: "Damit hätte ich ja jetzt gar nicht mehr gerechnet!"
Wird eine solche Aussage - wenn auch ehrlich gemeint - den Prüfling nicht schmerzen?

Ich habe mich gefragt, was genau mir daran eigentlich wehtut und mir fiel Folgendes ein:

1. Ich kämpfte mit aller Kraft um eine mir überaus wichtige Sache und stelle hinterher fest, dass die mir liebsten Menschen, nicht mehr an einen glücklichen Ausgang meines Kampfes glaubten. Damit fühle ich mich plötzlich so allein (wenn auch nur rückblickend).

2. Ich habe den Eindruck, der andere dachte in der Vergangenheit, ich solle besser aufgeben. Das unterfüttert (genau wie es schon zu Zeiten der ungewollten Kinderlosigkeit die gut gemeinten, aber unerwünschte Ratschläge vermochten) mein Gefühl "etwas falsch gemacht zu machen". Dieser Mechanismus scheint (zumindest bei mir) sogar nach Eintreten einer Schwangerschaft noch zu wirken - obwohl ich ich mir sicher bin, dass das Dranbleiben für mich genau richtig war (selbst wenn ich jetzt nicht schwanger wäre).

Mich würde interessieren, ob jemand nachvollziehen kann, dass diese Reaktion mich schmerzt und ob jemand das kennt.

Ich selbst habe in beiden Fällen sofort reagiert und gesagt, dass mich das verletzt (und warum), wenngleich ich den Zweifel gut verstehen kann. Ich kam dann zum Glück mit beiden gut auseinander, dennoch beschäftigt mich die Sache noch. Bin sehr gespannt, ob ich das noch öfter hören werde. Habe mit dem Outing ja gerade erst begonnen.

Liebe Grüße in den Abend!
Kosmee
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Kosmee, ich denke spontan, dass dieser Ausspruch einfach nur eine unüberlegte Aussage derjenigen war bzw. auch mit zum Ausdruck ihrer Freude gehört. Denn wie oft erreichen wir selber noch etwas, mit dem wir eigentlich nicht mehr gerechnet haben? Und dann freuen wir uns auch und sagen, wie schön, damit habe ich nicht mehr gerechnet. Aber umso schöner jetzt.

Dein Vergleich mit der Prüfung hinkt insofern, dass der Ausspruch in dem Zusammenhang geheißen hätte: "Ich hätte dir das jetzt nicht mehr zugetraut." Das lässt sich nicht auf den Kinderwunsch übertragen, weil es ja nicht euer Versagen war, dass es bisher nicht geklappt hat, sondern bisher einfach nur Pech, jetzt aber Glück, das sich im Zusammenhang mit euern großen Bemühungen eingestellt hat.

Ist es denn schlimm, wenn die anderen in der Vergangenheit gedacht haben, ihr solltet es aufgeben, weil es doch nichts bringt? Sie haben sich eben geirrt.

Das Gefühl, etwas falsch zu machen oder sogar falsch zu sein, stellt sich immer dann ein, wenn man Mißerfolg hat oder hatte. Oder aber, wenn andere einem das von außen suggerieren. Das ist vermutlich so ein Relikt, das du aus deinen Fehlversuchen noch mit dir herumschleppst. Man ist noch sensibel und horcht auf jede vermeintliche Bestätigung, dass man auch wirklich falsch ist. Mir geht das gerade so mit dem Job. Bin da mehrfach gestrauchelt (wobei vielleicht nicht einmal in meiner Verantwortung) und habe jetzt im neuen Job andauernd das Gefühl, man guckt mich argwöhnisch an, weil man mir eh nichts zutraut. Weil ich ja sowieso falsch bin.
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
Kakoli
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Beitrag von Kakoli »

Mir wurde das auch gesagt und mir hat es auch wehgetan. Es war so als wenn ich um etwas gekämpft hätte und während ich vertrauten von meinem Kampf erzählen, die dachten lass die mal reden, klappt eh nicht

Meine eine Freundin hat sogar kurz vor dem erfolgreichen Versuch der icsi, war also schon ss, gesagt, ich soll doch nicht traurig sein, wenn es wieder nicht geklappt hat

Man fühlt sich so als hoffnungsloser Fall abgestempelt

Interessanter Weise habe ich mich aber vor ein paar Tagen mit einer anderer Freundin unterhalten, die den Kinderwunsch sehr lasch betreibt, obwohl die 39 wird und rückblickend festgestellt wie extrem konsequent ich das trotz diverser Rückschläge- immerhin 7x negativ- durchgezogen habe

Aber das ist die heutige Sichtweise

Damals ging es mir echt richtig schlecht und das habe ich auch ausgestrahlt. Dementsprechend bin ich wahrscheinlich auch so gesehen worden
Ich '74
Er ' 77
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

liebe kosmee,

hmm, ich habe den eindruck, dass du da vielleicht - ich kenne ja deine verwandten nicht und beim geschrieben wort gehen nuancen verloren - mehr oder etwas anderes hineininterpretierst als gemeint wurde.

du schreibst ja, du hast durch die bemerkungen im nachgang das gefühl, den kampf alleine gekämpft zu haben, wo du doch meintest, dass dir menschen zur seite stehen und die anderen könnten in wirklichkeit gemeint haben, dass du besser hättest aufgeben sollen.

man kann doch die bemerkung auch ganz anders interpretieren wie ungefähr: "mensch, das find ich ja toll. es hat ja so lange gedauert und ich habe so mit dir mitgefiebert und ich war ja schon dabei, die hoffnung zu verlieren und hatte große angst, dass du in ein tiefes loch fällst, wenn es nun endgültig nichts wird. das hätte mir so leid getan, weil ich es dir so gewünscht habe. mensch, wie freu ich mich."

wie wäre ohne den kinderwunschweg denn deine reaktion auf eine entsprechende mitteilung von jemandem gewesen?
ich würde rückwirkend manches nicht mehr sagen, was ich zu anderen in solchen situationen gesagt habe, bevor wir ungewollt kinderlos waren.

im adoptionsforum geht es manchmal auch um vermeintlich rohe aussagen der umgebung. wir wurden da weitestgehend mit bemerkungen verschont. an eine bemerkung erinnere ich mich noch, es meinte eine familie, mann, das ging ja ganz schön schnell bei euch. ich kann mich erinnern, dass sich im forum welche durch genau diesen kommentar ganz arg verletzt fühlten. weil sie eben viele versuche, dann das anerkennungsverfahren und eine längere wartezeit hinter sich hatten und zudem sehr viel ungewissheit. wo doch manche schwanger werden, sobad sie die pille abgesetzt haben. und diese ganzen mühen und die mit dem kinderwunsch verbrachten jahre wären eben von dem, der die bemerkung macht, nicht wahrgenommen oder bagatellisiert worden.

ich persönlich fand die bemerkung nett, es wurde mit freude und mitgefühl gesagt, für mich ist da das "wie" wichtiger als das "was". am ersten tag mit unserem kind war gerade eine festivät im dorf und es wunderten sich natürlich viele, wieso wir plötzlich zu viert aufkreuzten und es freuten sich ganz viele mit uns.
ehrlich gesagt wär ich niemals auf die idee gekommen, das jemand sich diese bemerkung verletzt fühlen könnte. :oops: :oops: weil für mich als das kind da war, die belastung durch die wartezeit usw. nicht mehr wirklich präsent war.
nun neige ich manchmal selbst zu schnoddrigen kommentaren :oops: :oops: es hängt sicher auch davon ab, was man selbst so sagt.
bezogen auf das kind war sie ja sogar korrekt, erst war er garnicht bei uns und dann gleich über drei jahre alt.

richtig sauer würde ich werden, wenn leute vorurteile gegenüber adoptierten kindern hätten - zum glück bei uns nicht der fall.
und was mich seinerzeit tief getroffen hat, war die bemerkung "einmal ist keinmal" nach meiner fehlgeburt hier im klein-putz-forum. also wie man etwas dermaßen taktloses als selbst betroffene schreiben kann, das kann ich immer noch nicht fassen. meine ansprüche an sensibilität sind höher, wenn ich weiss, dass diejenigen selbst auch betroffen sind und sich mit dem thema auskennen. bei kommentaren von leuten, die von dem thema nicht betroffen sind, gehe ich ggf. meistens davon aus, dass sie sie freundlich meinen, keine ahnung haben und dann vielleicht ohne es zu wollen ungeschickt sind.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
Kakoli
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Beitrag von Kakoli »

Ich denke dass solche Bemerkungen - die bestimmt nicht böse gemeint sind- einen, der gerade dabei ist nicht mehr kinderlos zu sein und dessen Bemühungen sich ausgezahlt haben, härter treffen, als wenn das Kind auf der Welt und z.b 6 Monate ist

In meiner Wartezeit auf die geschwisterrunde habe ich auch einiges vergessen was dann wieder hochkam als es auch mit dem zweiten nicht klappte

Außenstehende können sich das aussmass ihrer Bemerkungen leider nicht vorstellen

Leider muss ich aber einräumen dass man oder zumindest ich auch wieder ein wenig der Sensibilität verliere, die ich in der aktiven Kinderwunsch zeit hatte. Ich war mit einer Freundin - der obigen 39-jährigen mit Kinderwunsch - versbredet und ihre Schwester, gerade frisch schwanger nach gvnp in meiner Klinik- und ich sagte, jetzt müsse ich zuerst ihr gratulieren

Wäre unter normalen Umständen bestimmt, aber ich hätte es echt besser wissen müssen und ich selbst wäre von so einer Bemerkung damals sehr gekränkt gewesen
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Kosmee
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Beitrag von Kosmee »

Ihr Lieben,
wie schön, dass ihr mir über Nacht geantwortet habt! Das hat mich wirklich noch sehr beschäftigt, doch gestern Abend im (Krankhaus)bett fiel mir plötzlich ein, dass die Aussage "des Nicht-mehr-dran-geglaubt-habens" bei mir so einen Schmerz auslöst, weil sie vermutlich einen ganz alten Schmerz anrührt – einen aus den Jahren meiner Kindheit. Denn damals vermittelte mir meine Mutter sehr erfolgreich, dass ich "dümmer als die Polizei erlaubt sei" und "dass ich nicht so toll bin wie die Nachbarskinder oder die Kinder in der Krippe, in der sie arbeitete". Solange ich zurückdenke, hatte ich immer Angst zu versagen (obwohl ich bei Lichte betrachtet schon vieles erreicht habe, doch die Erfolge ändern nichts an der tiefverwurzelten Angst, dass ich doch irgendwann als eigentlicher Versager enttarnt werde).

Insofern, liebe Rebella, ist deine Korrektur meines Prüfungsvergleiches genau der Punkt, denn mein inneres Ohr hörte: "Das hätte ich dir/euch jetzt gar nicht mehr zugetraut." (obwohl das nicht der O-Ton war!). Danke für den Hinweis!

Die Frage, ob es denn schlimm sei, wenn andere in der Vergangenheit dachten, wir sollten besser aufgeben, beantwortet mein Gefühl mit „ja“. Dennoch weiß mein Verstand, dass natürlich jeder denken darf, was immer er für richtig hält – und doch tut mir weh, wenn andere darüber urteilen, ob ich etwas weiterversuche oder aufgebe. Beide Menschen haben ihre Kinder auf Anhieb bekommen und können sich im Grunde einfach nicht wirklich wissen, was sie an meiner Stelle getan hätten, weil sie nie in der Situation waren.

Ich wünschte mir schon während der Behandlungen, die Menschen würden mich einfach meinen Weg gehen lassen, statt mir zu Urlaub, zu Entspannung, zu einem anderen Mann, zu Loslassen, zu Eizellspende, zu Adoption zu raten. Das ist genau die Einmischung, die ich noch nie schätzte. Und hier kommt sie eben nachträglich nochmal ans Tageslicht. Aber Rebella, du hast schon Recht. Und gestern Abend dachte ich nach Absenden meines Posts auch: „K., jeder ist doch frei, sich seine Gedanken zu machen und sich dabei auch manchmal zu irren. Es sind die Gedanken der anderen. Im Grunde musst du dich davon nur innerlich abgrenzen. Ich habe weitermachen wollen und das war für mich richtig so – auch wenn andere darüber anders dachten. Man schwingt eben nicht immer im Gleichklang.“

Dass mit dem Hören und dem "was wirklich gemeint war" ist ja immer so eine Sache für sich. So, wie du schreibst, Mondschaf, war es sicher in Wirklichkeit gemeint. Dass ich es anders hörte, lag vermutlich an den in meiner Seele hinterlassenen Spuren aus meiner Kindheit, die durch die Kinderwunschzeit und die tatsächlichen Misserfolge nochmal aufgerissen worden sind. Gut, dass ich meinen Verstand und Mitmenschen habe, die mich daran erinnern, dass meine Unfruchtbarkeit kein persönliches Versagen ist, an dem ich die Schuld trage - doch es fühlt sich zunächst einmal genau so an. Gefühl und Verstand schätzen manchmal dieselbe Sache vollkommen verschieden ein.

Ich war auch als großes Kindergartenkind überzeugt davon, zu dumm zu sein, jemals lesen und schreiben erlernen zu können. Das Gefühl, nichts zu vermögen und zu nichts zu taugen, war also schon frühzeitig in mir verankert und offenbar wird es in Momenten des tatsächlichen Misserfolgs oder des Zweifels in meiner Umwelt wieder sehr stark reaktiviert. Insofern ist es sogar ein Segen, dass das jetzt nochmal passiert ist, damit ich mir des alten Fluchs wieder bewusst werde und ihm nicht zuviel Macht schenke. Denn es bestünde ja die Gefahr, mich von Menschen, die durch ihre (eventuell ganz anders gemeinten) Aussagen an dem alten Schmerz rühren, zu distanzieren.

Da aber Kakoli diesen Schmerz kennt und sich angesichts derselben Aussage (genau wie ich) als „hoffnungsloser Fall“ eingestuft fühlte, kann ich mir vorstellen, dass es nicht nur ausschließlich meinen eigenen Anteil gibt, sondern dass es vielleicht wirklich eine Aussage ist, die hätte anders formuliert werden können, um nicht am Schmerz der eingeschränkten oder abhandenen Fruchtbarkeit (wer immer von beiden davon betroffen ist) zu rühren. Dass die Aussage dies vermag, wissen Menschen ohne oder mit schnell erfülltem Kinderwunsch vermutlich einfach nicht.

Das wird mich und ich werde es bestimmt noch eine Weile bewegen, doch ich bin schon einen Schritt weiter als noch gestern Abend und danke euch herzlich für eure wertvollen Rückmeldungen!

Liebe Sonntagsgrüße von Kosmee

P.S. Rebella, ich wünsche dir alles Gute für den neuen Job, viel Mut und gesundes Zutrauen!
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
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dochnoch
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Beitrag von dochnoch »

Hallo Kosmee,
so wie ich es verstanden habe, wussten deine Verwandten ja gar nichts von deiner genauen Situation, also dass es für dich so schwierig war, dass du es im Hintergrund weiter probiert hast etc.
Vielleicht wäre die Reaktion anders ausgefallen ,wenn sie mehr Details gekannt und die ganze Zeit mitgeführt hätten?

Wenn du es kannst, würde ich die Worte nicht so auf die Golgwaage legen, sie haben sich herzlich mit dir gefreut, das ist doch das Wichtigste!

Liebe Grüße
dochnoch
Jahrgang '67
nach über 10 Jahren Kinderwunsch jetzt dochnoch weitere Versuche, diesmal EZS
2.7. SET Transfer bei Zech/Pilsen
14.7. Pipitest positiv
3.8. US bei 7+2 - alles zeitgerecht, kurze Blutung bei 7+4 - ein paar Tage Ruhe
11.08. US bei 8+3 - alles gut!
unerwarteter US an 9+5 bei Beratungsgespräch im KH, wunderschön, sogar in 3D und mit Kindsbewegungen
4.9. US bei 11+6, alles bestens, Kind wie immer genau in der Plantabelle - das hat es von mir ;-)
8.9. US bei 12+3, alles perfekt, besser geht es nicht, die Ärztin war extrem begeistert
10.9. TMMV, komplikationslos verlaufen
15.9. Kontroll US, alles super
5.10. bei 16+2 regulärer Termin, alles bestens, Tendenz 'Junge'
19.10. 'Beruhigungs-US' bei 18+2 wegen rosafarbenem Schleim und starkem Druck, alles gut
30.10. Feindiagnostik beim FA, alles top, es wird definitiv ein Junge
9.11. Feindiagnostik beim Spezialisten im KH, Diagnose vasa prävia
18.11. Zwischen-US wegen sehr häufigem harten Bauch, alles gut, das Kind ist ca. eine Woche voraus, geschätzt 570g
10.-24.12. KH wegen vorzeitiger Wehen, Lungenreife bekommen
18.12. US im KH, Kind super entwickelt, 1kg geschätzt, aber immer zu viel Fruchtwasser
30.12. FA Termin, soweit alles OK, bis auf Fruchtwasser, Zervix noch bei 2,6cm, Tendenz abnehmend
07.01. alles gut, Zervix wieder bei 3cm, der Kleine wiegt ca. 1350g
31.01. nach ein paar Tagen Krankenhaus wegen Zervix bei 1,8cm wieder nach Hause entlassen. Keine Infektionen o.ä. nur viel zu viel Fruchtwasser, was vermutlich die Zervix schwächt, Kind wiegt ca. 2000g, alles bestens
04.02. Kontrolle im KH, Gewicht bei 2300g, alles chic
15.02. stationäre Aufnahme zur Überwachung der vasa prävia bis zum Kaiserschnitt, Gewicht des Kleinen bei ca. 2600g
23.02. geplanter Kaiserschnitt wegen vasa prävia bei 36+3
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Kosmee
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Beitrag von Kosmee »

Hallo dochnoch,
das ist ein Missverständnis: Beide wussten, welchen Weg wir gegangen sind. Einzig den letzten Wechsel nach Tschechien haben wir nicht mehr detailliert mit ihnen besprochen, jedoch wussten sie um die Überlegung und wie schwer mir dieser Schritt fiel.

Viele liebe Grüße,
Kosmee
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Silbermond48
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Beitrag von Silbermond48 »

Liebe Kosmee,
ich glaube auch eher, daß Sie nicht wussten wie Sie darauf reagieren sollten. Sie waren wahrscheinlich wirklich überrascht.
Frage: Wie war denn vorher immer die Reaktion darauf, daß Ihr in eine KIWU Klinik geht?

Wenn ich es schaffe und die Schwangerschaft erhalten bleibt und ich es dann meiner Mutter sage wird die Antwort wahrscheinlich krasser ausfallen als bei Dir!!!
Wobei ich Ihr nichts von den Kliniken und Versuchen gesagt habe (wir waren immer direkt im Ausland). Sie hatte nur im Januar mitbekommen, daß ich nach nicht erfolgreicher Schwangerschaft eine Ausschabung hatte.

Daher bin ich darauf vorbereitet, daß irgendein doofer Spruch kommt! :evil:

Ich kann Dir nur raten, freut Euch über die Schwangerschaft und was die anderen denken kann Dir egal sein. Es ist euer Leben!!!! :wink:

Wünsche Dir alles erdenklich Gute

Silbermond
dochnoch
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Beitrag von dochnoch »

Hallo Kosmee,
einerseits theoretisch zu wissen, welchen Weg du gehst (nicht im Detail) und auf der anderen Seite zu wissen, was du jeden Tag, jede Minute dabei fühlst ist etwas ganz anderes.
Vermutlich fühlen wir uns deshalb auch hier so oft so gut verstanden, weil wir alle nachvollziehen können, welche Gefühle man bei jedem einzelnen Schritt her erlebt.

Aber egal, ob sie es wissen oder nciht, sie haben sich für dich gefreut, das ist doch das Wichtigste finde ich. Egal, wie ungeschickt sie sich dabei ausgedrückt haben :-)
Freu DU dich doch für dich einfach am meisten!!!

Ich drück dri die Daumen, dass du bald aus dem KH kommst und dien e Schwangerschaft geeinsam mit deinem Mann dann so richtig genießen kannst.

Alles Liebe!
Jahrgang '67
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11.08. US bei 8+3 - alles gut!
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30.10. Feindiagnostik beim FA, alles top, es wird definitiv ein Junge
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