Petra Thorn ist jetzt Mitglied des Deutschen Ethikrates

free
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Beitrag von free »

Mondschaf hat geschrieben:naja,wenn hier die eizellspende oder leihmutterschaft erlaubt werden würde, geht es doch auch um geschäft.
wenn ich hier in de über google leihmutterschaft eingebe,erscheint in fast jeder aufgerufener seite das wort geschäft und genau um diese innere haltung und eingeengte sichtweise geht es hier.du formulierst auch nicht tragemutterschaft,sondern sofort leihmutterschaft und geschäft.in britischen medien findest du überwiegend tragemutterschaft und altruistisch wenn du über die suchmaschinen gehst.mir geht es hier um die zulassung und gesetzlich geregelten spende aus altruistischen gründen und um die gleichstellung der daraus entstandenen kinder.aber so langsam verändert sich auch bei uns im lande etwas.die frauen,deren kinder aus einer tragemutterschaft entstanden sind,lesen sich gehäufter in der öffentlichkeit :prima: ich finde carla-lauras beitrag zum thema ethikkommission aber auch sehr passend....einen schönen frühlings-abend noch lg free
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe free,

das Thema Leih- oder Tragemutterschaft wird ja noch nicht besonders lange in größerem Umfang von ungewollt Kinderlosen in Deutschland anvisiert. Man sieht das zum Beispiel hier im Forum sehr gut. Vor Jahren gabn es dazu nur sehr vereinzelte Anfragen. Derzeit vergeht kein Monat mit Pi mal Daumen 1 - 3 neuen Anfragen dazu. Insofern gab es in der Vergangenheit dazu auch in unserem Land nicht so viel Beratungsbedarf. Und deshalb wiederum haben hier ansässige Beraterinnen noch nicht ganz so viel Erfahrungen damit. - Das im Gegensatz zur Eizellspende, die schon seit ein paar mehr Jahren häufiger genutzt wird. Das aber auch noch lange nicht so lange wie die Samenspende. - Petra Thorn beschäftigt sich mit dem Thema Samenspende intensiv mindestens seit den 90-er Jahren. Ich habe mit ihr dazu bereits 1997/98 telefoniert als wir damals in Behandlung waren. Anfang dieses Jahrtausends hat sie zum Thema Samenspende promoviert.

Allerdings ist sie gar nicht festgefahren auf dieses Thema. Gerade weil sie in ihrer Beratungspraxis und der von BKID (von ihr initiiertes Beratungsnetzwerk zum Kinderwunsch) immer häufiger mit dem Thema Eizell- und Embryonenspende konfrontiert wird, engagiert sie sich auch zunehmend in diesem Bereich. Dazu gibt es auch Publikationen von ihr, die - natürlich - auch viel internationale Recherche beinhaltet. Ich weiß, dass bei BKID intensiv zum Thema "Netzwerk Embryonenspende" diskutiert wird und wie da am Besten beraten werden sollte, wie sich die Rahmenbedingungen zum Wohle der Beteiligren mitgestalten lassen. - In ihrem Verlag FamArt ist auch ein Buch zum Thema Leihmutterschaft in den USA erschienen: "Ein schmaler Grat" Hier z.B. http://www.famart.de/wp-content/uploads ... T-2016.pdf auf Seite 10. - Das Thema "Leihmutterschaft" oder "Tragemutterschaft" könntest du garantiert mit ihr diskutieren. Ich schätze sie nicht so ein, dass sie da festgenagelt ist. Viel eher wird sie deine Kritik an dem Begriff gern anhören. Ich selber habe mit ihr gerade erst über den Begriff "gespaltene Mutterschaft" gesprochen und sie ist da z.B. ganz auf meiner Seite, dass das ein Un-Wort ist.

In ihren Publikationen befindet sich z.B. auch das:

"Psychosoziale Kinderwunschberatung im Rahmen der Gametenspende – ein Fortbildungsmanual"
"Psychosoziale Kinderwunschberatung – Zur Internationalisierung von Familienzusammensetzungen und den Implikationen für Beratungsfachkräfte"
"Die Zukunft der psychosozialen Kinderwunschberatung – neue Themenbereiche, neue Zielgruppen, neue Formen"
"Die anonyme Eizellspende aus der Sicht des so gezeugten Menschen, Gynäkologische Endokrinologie, 2014"
"Expertise „Reproduktives Reisen“ des Pro Familia Bundesverbands 2008"
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Zum Thema Philosophie zur Beurteilung wissenschaftlicher Erkenntnisse: Da bin ich ganz auf der Seite von Mondschaf, dass man diese braucht. Im Gegensatz zur Theologie sucht man in der Philosophie nach sehr vernünftigen Gründen, warum man wie mit bestimmten wissenschaftlich entdeckten Neuerungen umgehen sollte. Die Philosophie hat da eine ganze Reihe von wunderbaren Werkzeugen. ich habe schon einiges aus der Philosophie-Ecke zum Thema Reproduktionsmedizin gelesen und fand das jedenfalls fast immer ganz vernünftig.

Die Philosophie ist auch in der Regel unbeeinflusst von religiösen Wertvorstellungen. Gerade das schätze ich so an ihr. Deshalb kann ich sie durchaus akzeptieren. Aber ich akzeptiere sie nicht nur, ich schätze sie.

Theologen haben auch immer irgendwie was mir Philosophie zu tun. Nur wird diese hier mit religiösen Wertvorstellungen vermischt. Deshalb ist das für mich nicht akzeptabel, wenn es darum geht, Gesetze für alle Menschen in einem Land zu schaffen. Und ich habe deshalb auch das Problem, dass so viele Theologen in unserer Politik mitmischen. - Was nicht heißen soll, dass ich denen nicht zugestehen wollte, für die Rechte der Anhänger ihrer Religion einzustehen. Also z.B. mit ihrer Theologie zu begründen, dass katholische Frauen keine Reproduktionsmedizin nutzen müssen. Das dürften sie immer. - Ich habe nur etwas dagegen, wenn religions- und bekenntnisfreie Menschen dazu genötigt werden, auf ein reproduktionsmedizinisches Verfahren, das ihnen helfen könnte, zu verzichten, damit nicht die Jungfräulichkeit von Maria infrage gestellt wird. - Das wird natürlich ein Theologe nie so sagen. ....

Leider haben wir noch keine wirkliche Trennung von Staat und Kirche. so lange müssen wir eben wieder darauf hinweisen, dass wir religiöse Bevormundung ablehnen.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Mondschaf hat geschrieben: theologen: nun ja, sie vertreten wie du schreibst, anteilig einen teil der gesellschaft. in diesem anteil - nicht in einem darüber hinausgehenden - können sie von mir aus auch vertreten sein. das ist, auch wenn es uns vielleicht nicht gefällt, pluralismus. ethik ist nun mal kein rein wissenschaftliches thema.
natürlich können wir mit gleichem recht fordern, dass z.b. auch humanisten oder rabbis in der kommission vertreten sind - ebenfalls anteilig.
Es sind aber keine Rabbis in der Ethikkommission. Und Humanisten schon gar nicht. Das ist leider ein Manko.

Anteilig einen Teil der Gesellschaft vertreten und Pluralismus, Demokratie das ist schon sehr wichtig. Leider istes eine Schwäche der Demokratie, dass durch sie Mehrheiten über Minderheiten mischen. Damit will ich sie nicht als Ganzes infrage stellen, nur eben darauf hinweisen. Wenn 60% Theologen in der Politik 60% unserer Bundesbürger vertreten, die entweder in einer Kirche sind oder gläubig (oder auch beides), dann sind die die Mehrheit. Ale anderen müssen dann in vielen Lebensbereichen nach christlichen Wertvorstellungen leben. Und das ist dann eben nicht mehr lustig.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Mondschaf hat geschrieben: naja,wenn hier die eizellspende oder leihmutterschaft erlaubt werden würde, geht es doch auch um geschäft.
Aus Sicht bestimmter Berufsgruppen kann man es als "Geschäft" bezeichnen. Wir hatten das Thema ja gerade woanders. Man sollte sensibel mit diesem Begriff umgehen. Denn letztlich wäre dann auch der Job einer total engagierten Ärztin oder eines Arztes ein Geschäft, die ihren Lebensunterhalt mit der Ausübung des Arztberufes bestreitet und nebenher vielleicht sogar noch sozial engagiert ist und am Wochenende kostenlos Obdachlose versorgt.

Ich möchte jedoch Ärzte, die ihre Berufung ernst nehmen, nicht mit solchen Ärzten über einen Begriff wie "Geschäft" vergleichen, die ihren Job tatsächlich nur als Geddruckmaschine betrachten und recht wenig Interesse am Menschen haben.

Und ich frage mich, warum man beim Thema z.B. Eizellspende eher an ein Geschäft denkt als beim Thema Orthopädie. Es kann nämlich überall solche und solche geben.
Liebe Grüße, Rebella
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