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25.06.18 Expertenanhörung im Familienausschuss zur KÜ

Verfasst: 01 Jul 2018 21:55
von rebella67
Am 25.06.2018 gab es eine öffentliche Expertenanhörung im Familienausschuss zum Antrag der FDP: „Kinderwünsche unabhängig vom Wohnort fördern“ der FDP.

Ich kann allen, die sich für das Thema „Kostenübernahme bei assistierter Befruchtung“ interessieren, wärmstens ans Herz legen, sich diese Expertenanhörung anzuschauen:

https://www.bundestag.de/mediathek?vide ... =mediathek

Es wurde nämlich (fast) all das angesprochen, was wir hier schon seit 15 Jahren, nämlich seit Beschluss dieser unsäglichen „Gesundheitsreform 2004“ immer wieder sagen. Hier wichtige Aussagen der Experten. Die meisten dieser Aussagen wurden von den meisten Experten geteilt.

(1) Einkommensschwache Menschen sind keine schlechteren Eltern als wohlhabende.

(2) Wenn Kosten für reproduktionsmedizinische Behandlungen von der Gesellschaft bereitgestellt werden, dann sollte dies aus ethischer Sicht nach dem Gleichheitsgrundsatz geschehen. Z.B. ist es Diskriminierung, wenn man einer fortpflanzungsbehinderten lesbischen Frau die Kostenübernahme für die IVF nicht gewährt, wenn eine heterosexuelle Frau diese Kostenübernahme erhält.

(3) Es sollte wieder nur eine Stelle geben, die die Kosten übernimmt. Alles andere ist viel zu viel Verwaltungsaufwand. Eine Kostenübernahme nur von einigen Bundesländern sorgt immer für Ungerechtigkeit.

(4) Die Solidargemeinschaft sollte wieder 4 statt nur 3 Versuche bezahlen.

(5) Die Altersgrenze „unter 25“ ist beliebig. Es macht keinen Sinn, diese weiterhin aufrecht zu erhalten. Während 5% der Patienten im Beratungsgespräch unter 25 sind, erscheinen in IVF Register nur 1% der Behandelten als unter 25.

(6) Es sollten Ausnahmeregelungen für 40 – 45-jährige Frauen zugelassen werden, z.B. , (in Anlehnung an ein BGH-Urteil) wenn die Chance auf eine Schwangerschaft mindestens 15% ist.

(7) Social Freezing wird nur dann für eine Kostenübernahme befürwortet, wenn eine medizinische Indikation vorliegt.

( 8 ) Es wäre zu empfehlen, wenn alle Menschen, die sich in reproduktionsmedizinische Behandlung begeben, ein niedrigschwelliges Beratungsangebot erhalten.

(9) Der Gesetzgeber sollte endlich den elektiven SET ermöglichen, damit wir Mehrlingsschwangerschaften und damit auch Folgekosten reduzieren können.

(10) Es macht wenig Sinn, sich bei der Diskussion der Kostenübernahme von reproduktionsmedizinischen Leistungen am Krankheitsbegriff zu orientieren. Besser wäre es, zu sagen, Paare mit Kinderwunsch haben eine Legitimation und wir wollen die Erfüllung des Kinderwunsches fördern, weil er nicht pathologisch, sondern nachvollziehbar ist.

Verfasst: 01 Jul 2018 22:09
von Mondschaf
hallo rebella,

da gebe ich dir recht, klingt gut.
einen vorschlag habe ich:
(6) Es sollten Ausnahmeregelungen für 40 – 45-jährige Frauen zugelassen werden, z.B. , (in Anlehnung an ein BGH-Urteil) wenn die Chance auf eine Schwangerschaft mindestens 15% ist.
ich entsinne mich, dass laut DIR ein wirklicher einbruch erst ü40 kommt (war es zwischen 41 und 42??). zwischen den wahrscheinlichkeiten mit 39 und 40 gab es jedenfalls kaum einen unterschied.
hier sollte man nochmal ins DIR schauen anstelle dass man eine runde zahl willkürlich herausgreift.

liebe grüße

mondschaf

Verfasst: 01 Jul 2018 22:42
von rebella67
Liebes Mondschaf,

ich habe hier nur das wiedergegeben, was die Experten in der Runde gesagt haben. Ich hoffe, dass da nun mal dran gefeilt wird. Es waren auch Prof. Krüssel und noch eine weitere Ärztin da, die für das D.I.R. arbeiten.

Hier finde ich es nur ersteinmal beachtlich, dass das alles dort vorgetragen und angehört wurde. :-)

Verfasst: 02 Jul 2018 17:45
von sowahr
Danke rebella für die Infos! :)
Wie ist das weitere "Prozedere" (in der Politik) jetzt? Kannst du hierzu noch ggf Infos geben?

Verfasst: 02 Jul 2018 21:30
von rebella67
So ganz genau weiß ich es nicht. Ich vermute, der Familienausschuss wird nun eine Empfehlung aussprechen.

Wie es dann weiter geht - Vielleicht gibt es ja hier noch andere, die sich damit auskennen?

Verfasst: 06 Jul 2018 22:45
von rebella67
Hier findet ihr die schriftlichen Stellungnahmen der Experten zum Download:

https://www.bundestag.de/ausschuesse/a1 ... men/560278


Ich finde, es lohnt sich, auch diese zu lesen.

Verfasst: 07 Jul 2018 20:04
von sowahr
Danke rebella! :)

Verfasst: 12 Sep 2018 21:41
von rebella67
Gern informiere ich euch heute darüber, dass ich heute als Vertreterin von DI-Netz e.V. ein Gespräch mit Katja Suding und Katrin Helling-Plahr von der FDP hatte.

Die beiden waren sehr offen und gut vorbereitet. Hinsichtlich der Kostenübernahme der heterologen Insemination auch bei heterosexuellen Paaren liegen wir auf einer Linie.

Aber auch darüber hinaus gibt es Engagement bei der FDP, das ganz im Sinne von Menschen mit Kinderwunsch ist, die reproduktionsmedizinische Hilfe benötigen. So wollen sie etwas für die Zulassung der Eizellspende tun und auch für Erleichterungen bei der Embryonenspende.

Nun kommt es darauf an, wie es im Bundestag weitergeht. Es gibt demnächst eine nicht öffentliche Debatte im Ausschuss und danach eine öffentliche Debatte im Plenum. Wir werden darüber informiert.

Verfasst: 12 Sep 2018 23:11
von Tomatenzuechterin
Hallo zusammen,

Der antrag der fpd ist ja recht fortschrittlich. Normales geschäft wäre, dass er von der mehrheit der im bundestag vertretenen parteien abgelehnt wird, weil die fdp in der opposition ist. Aber man weiß natürlich nie.
Wer den antrag (oder teile davon) unterstützen möchte, kann z. B. eine mail an seinen wahlkreisabgeordneten schicken und darauf verweisen. Oder zu ihm/ihr in die wahlkreisbürosprechstunde gehen. Dann wissen die jeweiligen abgeordneten, dass das ein thema auch jenseits der fdp ist und setzen sich im besten falle, auf welchem wege auch immer, dafür ein. Die anderen parteien haben sich ja dazu in ihren wahlprigrammen bislang ziemlich zurückgehalten.
Und man könnte auch gleich noch etwas zur ezs erwähnen...


Lg
Tomatenzuechterin

Verfasst: 12 Sep 2018 23:23
von rebella67
Das ist eine gute Idee, liebe Tomatenzüchterin.

Wir haben das hier schon einmal gemacht, dass möglichst viele User zu ihrem Wahlkreisabgeordneten gegangen sind. Da gab es zumindest auch ganz positive Gespräche. Ich war damals auch bei unserem. ...

Damals wurde die Gesundheitsreform 2004, die erhebliche Verschlechterungen für uns brachte, trotzdem umgesetzt. Heute könnte es uns vielleicht gelingen, Teile davon rückgängig zu machen. Da wäre eine breite Unterstützung aus dem Forum hilfreich.