Bitte um Ihre Meinung/Rückmeldung trotz langen Beitrags

Für fachliche Fragen an die Spezialistin Frau Zeitler

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Moderator: sonjazeitler

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Muse7505
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Bitte um Ihre Meinung/Rückmeldung trotz langen Beitrags

Beitrag von Muse7505 »

Sehr geehrte Frau Zeitler, meine 1.IVF verlief leider nicht so gut (Antogonistenprotokoll mit Gonal-F).9 EZ wurden punktiert,waren reif und wurden.auch alle befruchtet.Die Klinik hat nach dt. Mittelweg 6 EZ weiterkultiviert.Eine EZ hat 3Vorkerne statt 2 entwickelt (war also genetisch defekt) u.die übrigen 4EZ sind zw.Tag 3-4 stehengeblieben sodass nur eine EZ es zur Blasto(B-Qualität) schaffte.Spermiogramm ist gut sodass es nicht an den Spermien liegen kann.Habe die Ärztin gefragt,warum die 3 Vorkerne (= 9 befruchtet- 6 weiterkultiviert) nicht eingefroren wurden u. man mir nur die Kryo von Blastos damals ankreuzen liess;die Ärztin meinte die Klinik würde es beim 1.Versuch dem Patient nicht vorschlagen um zusätzlichen Kosten(nochmal 500€)zu ersparen außerdem hätte es bei mir nicht viel gebracht, da die EZ ja ab Tag3 Probleme in der Entwicklung hatten (obwohl man es zu dem Zeitpunkt ja noch garnicht wusste?).Bei der 2.IVF sollen nun beruhend auf diesen schlechten Verlauf alle befruchteten EZ weiterkultiviert werden. Ist dies der sinnvollere Weg um die normale Blastorate (30-50% aller EZ entwickeln sich ja normalerweise zur Blasto) zu erreichen oder sollte ich diesmal doch wenn es die befruchtete EZ-Anzahl hergibt) „vorsichtshalber“ paar Vorkerne einfrieren lassen für den Fall dass doch wieder die EZ ab Tag3 stehenbleiben?

Nach diesem unterdurchschnittlichen Ergebnis stelle ich mir auch die Frage ob der Transfer an Tag 3 oder 4 nicht eher sinnvoller ist bei mir..? Auch ich bin generell für einen Blastotransfer, frage mich aber ob es Sinn macht „auf Risiko“ damit zu gehen wenn man an Tag 3 sieht, dass die Eizellen stehengeblieben sind. Kann die Klinik dann nicht evtl. den Transfer vorziehen quasi vorher schon agieren? Wenn am Punktionstag 9 EZ entnommen und alle auch befruchtet werden, muss doch an Tag 1 eine Art von PN-Scoring erfolgen, welche Eizellen das beste Entwicklungspotenzial haben und weiterkultiviert werden oder? Gibt die eine genetisch intakte Eizelle die drei Vorkerne hatte, nicht einen Hinweis für den zu erwartenden Verlauf also kann man da nicht schon „wach“ werden und die restlichen 5 quasi garnicht erst riskieren und zur Blastokultur schicken/daraus ableiten, dass man die normale Entwicklung zur Blasto ehe nicht erreicht wird..? ich möchte wissen ob man in diesem Schritt einfach anders hätte vorgehen können bevor die übrigen 4 EZ zwischen dem 4-zeller u.10-zellerstadium stehenbleiben? Bitte um eine ehrliche Bewertung der Situation und Erklärung des richtigen Procederes wie Sie es gehandhabt hätten bzw. andere Kliniken da vorgehen. Mir geht es wirklich nur darum bei der 2.IVF nicht diegleichen Fehler aus Unwissenheit zu erlauben.

Man sagt ja dass der Einbruch an Tag 3 ein Hinweis auf Spermien gibt, da die Spermien bzw. das männl.Genom in dieser Phase ins Spiel kommt allerdings bin ich immer davon ausgegangen dass eine 100% Befruchtungsrate und auch unser unauffälliges Spermiogramm, welches wir vor der IVF beim Urologen machen lassen hatten und wonach die Klinik entschied dass wir IVF-Kandidaten sind und keine ICSI-Kandidaten, diesen Gedanken eher unwahrscheinlich macht? Bedeutet ein uneingeschränktes Spermiogramm und 100%ige Befruchtungsquote nicht, dass es mit den Spermien nicht zusammenhängen kann? Kann man das Sperma bei der 2.IVF irgendwie dennoch „aufbereiten“? Unsere Chromosomenanalyse war übrigens unauffällig.

Ich hoffe auf Ihre Rückmeldung. Vielen Dank und liebe Grüsse!
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

die Ausgangsbedingungen für die BC-Kultur waren in Ihrem ersten Behandlungszyklus sehr gut:
eine gute Anzahl EZ und 100% Befruchtungsgsrate. Der Transfer einer guten BC ist ein gutes Ergebnis für eine Chance auf eine SS.
Es entspricht der üblichen Vorgangsweise bis zu 6 befruchtete EZ in die BC-Kultur zu nehmen, um den Embryo zu identifizieren,
der ein hohes Potential für die Einnistung und Weiterentwicklung zeigt. Das Alter der Patientin und die Eigenschaften der EZ spielen dabei die entscheidende Rolle.
Mittels PN-scoring und weiterer Parameter für die EZ-Qualität können die befruchteten EZ beurteilt werden und an Hand des weiteren Entwicklungsverlaufs
kann entschieden werden, ob ein ET an Tag3 oder Tag5 empfohlen wird. Manchen Patienten ist es für ihre weiteren Entscheidungsfindungen sehr wichtig zu wissen,
in welchem Maß ihre Embryonen das Potential haben sich zu BC zu entwickeln und bevorzugen einen Tag5-ET auch wenn eventuell die gewünschte Anzahl BC nicht erreicht wird.
Häufiger wird jedoch entschieden den ET auf Tag3 vorzuziehen, wenn die Embryonen an Tag3 große Unterschiede im Entwicklungsstand oder der Embryoqualität erkennen lassen.
Ob die BC-Rate im statistisch erwarteten Rahmen liegen oder eventuell unter/überdurchschnittlich ausfallen wird kann am Tag der Befruchtungskontrolle nicht erkannt werden.
Erst das Ergebnis der Embryokultur des 1.Behandlungszyklus liefert weitere, individuelle Informationen, die zur Beurteilung der EZ-Qualität bzw. dem Entwicklungspotential beitragen.
Falls ein 2.Zyklus folgt, kann mit diesen Resultaten die Behandlung individuell optimiert werden (Stimulationsprotokoll, Anzahl befr.EZ für Kultur, Anzahl Embr. für ET, Kulturbedingungen).
Bei guter EZ-Qualität wird das Einfrieren von überzähligen Vorkernstadien empfohlen. Wenn die BC-Kultur eine erniedrigte BC-Rate erkennen ließ, sollte dies beim Auftauzyklus berücksichtigt werden.
Hinweise, dass die Spermienqualität ursächlich für die BC-Rate in Betracht kommt sehe ich nicht. Eine Bestimmung des DNA-Fragmentierungsgrads wäre zur weiteren Einordnung denkbar.


Alles Gute
Sonja Zeitler
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