Enterococcus faecalis im Ejakulat

Für andrologische Fragen an Herrn Dr. Petsch.
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Mauerblümchen
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Enterococcus faecalis im Ejakulat

Beitrag von Mauerblümchen »

Hallo an alle,
Nach 3 Monaten haben wir letzte Woche die Auswertung des Spermiogrammes erhalten.
Insgesamt ist es ähnlich wie in der letzen Andrologie ausgefallen.
Nur etwas hat mich stutzig gemacht:

Es wurden 20,1 Mill/ml Enterococcus faecalis Bakterien im Ejakulat gefunden.
Laut Befund liegen jedoch keine Anzeichen für eine Samenleiterinfektion vor und man vermutet am "EHESTEN" eine laborbedingt Verunreinigung.
Letzteres wäre mir persönlich lieber obwohl ich diesen Umstand auch wenig erfreulich finde.
Kann man wirklich eine Infektion sicher ausschliessen ?
Wie häufig kommen solche Laborverunreinigungen vor ?
Ist "Enterococcus faecalis" ein typischer Darmkeim den man sicher auf eine Laborverunreinigung zurück führen kann ?
Könnte nicht doch eine latente Infektion vorliegen welche eine Ursache für das eingeschränkte Spermiogramm ist ?
Ich muss dazu sagen, dass mein Mann einige Wochen zuvor Hodenschmerzen hatte die wir auch angegeben haben. Trotzedem schliesst man eine Infektion aus und ich frage mich aufgrund welcher Tatsachen (Leukos nicht erhöht ?).

Die Fertilitätseinschränkung wird übrigens auf eine Pylorusstenose , Zustand nach Frenulumplastik, als Säugling zurück geführt.
Ist das eine typische Ursache ?

Vielen Dank an alle und ein Paar schöne Weihnachtsfeiertage
Mauerblümchen
Dr. Petsch
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Beitrag von Dr. Petsch »

Hallo Mauerblümchen,
vielleicht sollten Sie das Spermiogramm nochmal wiederholen lassen.
Verunreinigung bedeutet, die Keime sind nicht in den Samenwegen, sondern z.B. am Penis, im Transortgefäß oder z.B. an der Hand und so in die Probe gekommen. Solche Verunreinigungen kommen öfters vor.
Enterococcus faecalis ist ein Darmkeim.
Ob eine latente Infektion vorliegt, sollte der behandelnde Arzt beurteilen.
Viele Grüsse
Dr. Petsch
Dr. Martin Petsch
Urologie und spezielle urologische Chirurgie
Leiter Andrologie und urologische Mikrochirurgie
Fellow European Board of Urology
Paracelsus Klinik Golzheim
Friedrich Lau Str. 11
40474 Düsseldorf
Tel. 0211-4386-0
www.androdoc.de
www.paracelsus-kliniken.de/duesseldorf
Mauerblümchen
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Beitrag von Mauerblümchen »

Hallo Dr. Petsch,
erst einmal ein FROHES NEUES JAHR und vielen Dank für Ihre Bemühungen im vergangenen Jahr. Ich denke, dem schließen sich hier alle an.

Zum Befund:
Vermutlich ist eine Infektion, wie im Bericht erwähnt, am EHESTEN auf eine Verunreinigung zurück zu führen.
Nur hatten wir im Anschluß ein persönliches Gespräch in dem dieses Ergebnis leider unerwähnt blieb. Bis zum Erhalt des schriftlichen Berichtes sind zwischenzeitlich 3 Monate vergangen und uns wäre an einer früheren Abklärung gelegen gewesen.
Im mündlichen Vorabgespräch, 2 Wochen nach dem Spermiogramm, wurde uns mitgeteilt, dass der Befunde vergleichbar mit denen aus unserer vorhergehenden Andrologie sei.
Dort war die Spermienanzahl knapp normal, die Mobilität mit 20% eingeschränkt und es lagen nur 9% Normalformen vor.
Vorwiegend lagen Kopfdefekte vor die nicht näher erläutert wurden.
Jetzt war die Spermienanzahl identisch zum Vorbefund, die Mobilität bei 40%, allerdings liegen 0% normale Formen vor.

Ist das ein vergleichbarer Befund ?
Können die Unterschiede sozusagen im "Auge des Betrachters" liegen bzw. von der Andrologie abhängig sein?
Hat sich das Spermiogramm generell verändert oder sind diese Veränderungen nicht relevant ?

Ursprünglich hatten wir eine Insemination geplant und deshalb wurde zeitgleich
1 ml Ejakulat probeweise mit aufgereinigt.
Es konnten bewegliche Spermien in ausreichender Anzahl aufgereinigt werden. Allerdings seien "konventionelle reproduktionsmedizinische Maßnahmen, bedingt möglich", siehe Formen.

Da wir von vorne herrein nur über eine Insemination in diesem KH nachgedacht haben und uns für den Fall einer IVF/ICSI an ein anderes Zentrum wenden wollten und uns weiterhin auch nicht sicher sind ob wir das wollen, sind wir nun etwas verunsichert.
Macht eine Insemination unter diesen Werten überhaupt Sinn ?

Die Form hat meines Wissens nach nichts mit dem genetischen Material zu tun allerdings stand im Bericht weiterhin: "gestörte Chromatinanfärbung".
Das ist doch eine Färbung der Nucleinsäuren, richtig ?
Kann man von einer gestörten Chromatinanfärbung auf genetische Defekte rückschließen und wäre dann nicht generell eine humangenetische Beratung vorab sinnvoll ?


Vielen herzlichen Dank für Ihre fachliche Meinung, Mauerblümchen
Dr. Petsch
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Beitrag von Dr. Petsch »

Hallo Mauerblümchen,
inwieweit hier relevante Veränderunen vorliegen, sollten Sie am besten nochmals mit Ihrem Arzt besprechen. Ich stimme Ihnen zu, die Aussagen sind doch etwas verwirrend.
Es ist natürlich schwierig für mich, anhand Ihrer Schilderungen eine Aussage zu machen. Generell kann man sagen, dass IUI auch bei geringer Zahl normal geformter Spermien erfolgreich sein kann. Auch gehen die Meinungen, was 'noch normal geformt' ist und was nicht, von Labor zu Labor auseinander. Leider ist das Spermiogramm keine Automatenuntersuchung, die immer gleich ausfällt, sondern im allgemeinen von Laborantinnen ausgeführt wird, sodaß die Ergebnisse unterschiedlich ausfallen können. Es werden zahlreiche Anstrengungen von Seiten der Deutschen Gesellschaft für Andrologie unternommen, um die Werte einheitlich zu beurteilen. So können sich die Labore z.B an sogenannten Ringversuchen beteiligen, d.h. es werden Proben verschickt und vom Labor untersucht, deren Werte bei der Studienzentrale schon bekannt sind. Vielleicht sollten Sie einmal nachfragen, ob Ihr Labor an solchen Ringversuchen teilnimmt.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. Petsch
Dr. Martin Petsch
Urologie und spezielle urologische Chirurgie
Leiter Andrologie und urologische Mikrochirurgie
Fellow European Board of Urology
Paracelsus Klinik Golzheim
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Mauerblümchen
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Beitrag von Mauerblümchen »

Vielen Dank Dr. Petsch,
so ähnlich hatte ich das aus eigener Berufserfahrung bereits vermutet.
Interessant, dass es in der Andrologie Labore gibt die an Ringversuchen teilnehmen und andere die das nicht tun. Scheint kein generelles MUSS zu sein.
In allen anderen diagnostischen Bereichen der Medizin gehört die Teilnahme an internen und externen Ringversuchen verbindlich dazu bevor Patientenwerte überhaupt frei gegeben werden dürfen.
Natürlich können Spermiogramme aber auch schwanken und ich denke die Umsetzung fällt hier schwerer.
Ganz sicher spielt aber auch die individuelle Beurteilung der zuständigen TA eine nicht unerhebliche Rolle.
Das kennte man auch aus dem histologischen Bereich im Hinblick auf PAP Abstriche und co.

Vielen Dank für Ihre Anregungen, Mauerblümchen
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