Dr. Teut, Frauenmanteltee?

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Randia
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Dr. Teut, Frauenmanteltee?

Beitrag von Randia »

Ich las hier im Forum, dass Frauenmanteltee gern in der Warteschleife getrunken wird, in dem Glauben, es fördere die Einnistung. Was halten Sie davon?

Vielen Dank, Randia
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Dr. Teut
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Beitrag von Dr. Teut »

Frauenmanteltee ist ein traditionelles Frauenheilmittel. Ich habe zu Kinderwunsch und Frauenmantel mal eine Recherche angestellt und leider nicht viel gefunden. Das heisst aber nicht, dass es nicht wirkt, es ist eben in Bezug auf Wirkungen und Nebenwirkungen kaum erforscht.
Es finden sich vor allem historische Quellen, die eben nicht den modernen Forschungsansprüchen genügen.
Beim Frauenmantel besteht ein Forschungsdefizit.

Eine interessante historische aber leider wissenschaftlich veraltete Quelle ist Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel (1935), (bitte nicht alles für wahr halten...)

Zitat:

"Geschichtliches und Allgemeines: Der Frauenmantel war schon bei den Germanen sehr geschätzt, die die Pflanze der Frigga, der Göttin der Natur und ihrer Fruchtbarkeit, geheiligt hatten und sie zur Zeit des abnehmenden Mondes zu gewissen Heilzwecken benutzten. In Schweden ist sie seit alten Zeiten als Mittel gegen Ergotismus im Volke gebräuchlich. Als mit der zunehmenden Christianisierung die Göttin Frigga durch die Jungfrau Maria abgelöst wurde, wandelte sich auch der Frauenmantel als Marienmantel in ein "Unser lieben Frawen" zugehöriges Marienblümchen um. Die hl. Hildegard empfahl ihn besonders gegen Kehlgeschwüre. Doch auch als Adstringens, Emmenagogum, Diuretikum, zu Mundwässern, Bädern, Umschlägen usw. ist er verwandt worden. Einen interessanten Sinau-Segensspruch führt Fossel an: "Wem ein Kind zerbrochen (Abortus), der nehme Sinau (Alchemilla) und halte es warm zu den Gemächten." Die Esten schreiben dem Tau, der sich auf den Blättern der Pflanze sammelt, eine heilende Wirkung bei Augenentzündungen zu, und in der Schweiz gilt das Waschen mit den betauten Blättern als gutes Mittel zum Vertreiben der Sommersprossen. Die Pflanze ist ein Lieblingsfutter der Pferde. Wirkung Paracelsus rühmt die Alchemilla, daß sie - getrunken - jede innere und äußere Wunde heile und auch Ulzerationen günstig beeinflusse. Als ein "recht Wundtkraut" lobt auch Lonicerus den Frauenmantel, der nicht nur äußere Wunden, sondern auch innere Verletzungen und Brüche heile und gegen Epilepsie (in Verbindung mit Aderlaß) und hitzige Geschwülste dienlich sei. Matthiolus schreibt das gleiche und berichtet, daß der Alchemillasaft, mit Leinentüchern auf die Brust gelegt, diese nicht größer wachsen lasse. Unter die Wundkräuter rechnen auch Hecker und Weinmann die Alchemilla. Letzterer nennt außerdem noch Fluor albus und Menorrhagien als Indikationen. Lange Zeit in Vergessenheit geraten, wurde der Frauenmantel nur in der Volksmedizin gebraucht, die ihn auch heute noch als Blutreinigungsmittel und Diuretikum, als Heilmittel bei Darmkatarrh, Menorhagien, Diabetes, bei akuten Entzündungen, aber auch langwierigen Eiterungen, inneren Verletzungen, nach der Entbindung und bei Hernien im jüngeren Lebensalter hochschätzt und ihn äußerlich als gutes Wundheilmittel verwendet. Eine nahe Verwandte, die Alchemilla alpina, wird im Volke gegen habituelle Fettleibigkeit und meteoristische Beschwerden gerühmt. In der russischen Volksmedizin wird u. a. Intertrigo an den Fingern mit pulverisierten Frauenmantelblättern behandelt. Auch Janson sah Erfolge von der äußerlichen Anwendung bei Fluor-Patientinnen. Im Volke wendet man die Pflanze (ähnlich wie Viburnum prunifol. oder opul.) zur Stärkung des Uterus bzw. Festigung der Frucht an: Ein gutes Beispiel für diese Anwendung bringt der Kräuterpfarrer Künzle, der schreibt: "Das Frauenmänteli stärkt die Muskeln der Frauen in geradezu auffallender Weise. Einer Frau im Glarnerland, welche schon 10 Geburten durchgemacht hatte, wobei die letzten drei sie zwischen Leben und Tod brachten, prophezeiten die Ärzte, die 11. Geburt werde ihr den sicheren Tod bringen. Diese 11. Geburt kam wirklich, brachte jedoch keineswegs den Tod, war auch keine Fehlgeburt, sondern die leichteste und beste von allen elfen, und das Kind war das schönste und stärkste von allen; wie war dies nun gekommen. Die gute Frau hatte auf den Rat eines Kräutermannes vom dritten Monat an täglich eine Tasse Frauenmänteli getrunken." Die gleiche Anwendung kennt auch die russische Volksmedizin. In der Schweiz soll das Kraut auch bei Arterienverkalkung und Apoplexie verwendet werden. Als chemische Bestandteile der Alchemilla vulgaris sind bisher nur Gerbstoff und Bitterstoff bekannt, während Alchemilla alpina u. a. viel Gerbstoff, einen Harzkörper, Lezithin, Öl- und Linolsäure und ein Phlobaphen enthält. Alchemilla wirkt nicht bakterizid bzw. fungizid. Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen): Dänemark: Als Wundheilmittel und gegen Geschwüre. Italien: Gegen Hydrops und Diarrhöe. Norwegen: Die Abkochung innerlich und äußerlich gegen Herpes zoster (I. R.-K.). Polen: Gegen Magen- und Darmkatarrh. Ungarn: Als Wundheilmittel und Diuretikum, bei Menorrhagien. Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage: Alchemilla wird als Fluormittel und als Wundmittel bei inneren und äußeren Wunden angewendet. Man verordnet sie auch gern in Form von Spülungen, z. B. bei Menorrhagie, Unterleibsentzündungen, unregelmäßigen Menses und Erschlaffungszuständen des Unterleibes. Nach Klöpfer soll Alchemilla eine gute Entbindung und restlose Ausstoßung der Nachgeburt sichern, wenn vier Wochen vor der Entbindung dreimal täglich eine Tasse des Tees getrunken wird. Auch bei Fettleibigkeit infolge ovarieller Dysfunktion wird das Mittel verordnet und allgemein bei krankhaften Schmerzen im Unterleib. Gern verordnet wird es auch bei Brand, Geschwüren, z. B. Panaritium, Ulcus cruris (wobei Reuter, Greiz, die frischen Blätter auflegt und durch eine Binde befestigt). Alchemilla wird weiter genannt bei Blutarmut, Diabetes und Hydrops (sie ist ein gutes Diuretikum), bei Diarrhöen, Ruhr, Magenkrampf, Fieber, Erkältungskrankheiten, Arteriosklerose, Rheuma, Schlagfluß. Bei kleinen Kindern soll sie die Muskulatur stärken. Auch Schlaflosigkeit soll günstig beeinflußt werden. Bei Fluor albus wird Alchemilla gern zusammen mit Bursa pastoris, Equisetum arvense, Salvia offic. und Lamium album u. a. gegeben. Zu Sitzbädern bei Unterleibsentzündungen wird empfohlen: Alchemilla mit Quercus, Salix, Equisetum und Haferstroh; als Wund- und Badetee: Alchemilla "
Randia
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Beitrag von Randia »

Herr Dr. Teut,
ich danke Ihnen für diese umfassende Antwort.
Nunja, so wird doch zumindest in der Historie der Frauenmanteltee immer wieder in Verbindung mit Uterus, Frucht und Geburt angeführt. Also muss irgendetwas schon dran sein...

M.f.G. Randia
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