Endlich ein Baby dank sanfter Nachhilfe
Autorin: Christiane Rose
Zeitschrift: Journal für die Frau
Viele Paare probieren Jahre vergeblich, ein Kind zu bekommen – selbst Hormontherapien scheitern. Doch Naturheil-Methoden haben erstaunliche Erfolge. Wie Heidelberger Ärztinnen Paaren zum Wunschkind verhelfen lesen Sie hier.
33 % aller Heidelberger Patientinnen, die bisher vergeblich ein Kind planten, werden schwanger
Drei Jahre haben wir’s intensiv versucht", erzählt Maria Weingart (26), "aber ich wurde nicht schwanger. Ich wusste, es würde schwierig, weil ich nie einen regelmäßigen Zyklus hatte." Zu viele männliche Hormone, kein Eisprung, stattdessen bildeten sich Zysten an den Eierstöcken. Maria studiert selbst Medizin und rannte von einem Arzt zum anderen. Sie ließ unzählige Untersuchungen über sich ergehen, schluckte Hormonpräparate, doch der Zyklus blieb unregelmäßig. "Die meisten Ärzte haben klar gesagt, dass ich wohl nie ein Kind bekommen könnte", erzählt sie. Aber einer gab ihr den Tipp, sich doch mal an die naturheilkundliche Ambulanz der Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg (Animed, s. unten) zu wenden. Wenn es für sie überhaupt eine Chance gäbe, dann dort. Maria war skeptisch. Mit Naturheilkunde hatte sie als angehende Schulmedizinerin nun überhaupt nichts im Sinn. Trotzdem gestattete sie sich wenigstens einen Versuch. "Eigentlich mehr, um mir zu bestätigen, dass diese Behandlung erst recht nichts bringt."
"Nachwuchsförderung" mit Vitaminen, Homöopathie und chinesischer Medizin
Bis zu 1700 Patientinnen jährlich kommen nach Heidelberg, um in der naturheilkundlichen Ambulanz (1993 von der Gynäkologin Professor Dr. Ingrid Gerhard gegründet) Hilfe zu finden. Eine einmalige Einrichtung in Deutschland: Sämtliche Frauenkrankheiten und Kinderwunschbehandlungen werden hier ausschließlich mit sanften Methoden wie Homöopathie, chinesischer Medizin, Pflanzenhormonen, Vitamin-Kuren usw. angegangen – ohne Nebenwirkungen und zu viel geringeren Kosten als sonst. Die Ambulanz finanziert sich hauptsächlich durch eine Stiftung des Weinheimer Ehepaars Hector und aus Spendengeldern. 7 Ärztinnen und Ärzte, schulmedizinisch und naturheilkundlich ausgebildet, und eine Ernährungswissenschaftlerin arbeiten dort. Berühmt geworden sind sie vor allem als sanfte "Babymacher": Jede dritte Frau, die wegen eines unerfüllten Kinderwunsches kam, ist während der Behandlung schwanger geworden. Alles Patientinnen wie Maria, bei denen viele andere Ärzte scheiterten. In puncto "Nachwuchsförderung" kann sich Animed sogar mit teuren High-Tech-Kliniken messen, die mit künstlicher Befruchtung arbeiten. "Aber wenn’s klappt, können wir natürlich nie sagen, ob es wirklich an genau dieser Behandlung lag, die wir vorgenommen haben", sagt die Oberärztin Dr. Cornelia von Hagens. "Man weiß ja nicht, was passiert wäre, wenn wir etwas anderes gemacht hätten."
Zuerst fahnden die Animed-Ärzte nach möglichen Ursachen der Unfruchtbarkeit: liegt’s an ihr, an ihm, an beiden – oder lassen sich gar keine organischen Gründe feststellen? Bevor sich eine Frau oder ein Paar auf die Reise nach Heidelberg macht, sollte geklärt sein, ob bei ihr die Eileiter überhaupt durchlässig sind. Dr. von Hagens: "Sonst können auch wir nichts ausrichten. Dann bietet höchstens künstliche Befruchtung noch eine Chance. Ebenso, wenn sich beim Mann kein befruchtungsfähiges Spermium findet. Dann ist keine natürliche Zeugung möglich. Solche Probleme sollten vorher klar sein, sonst verschwenden die Paare hier nur ihre Zeit."
Oft stehen Myome oder Endometriose dem Baby-Glück im Weg
Aber andere häufige Ursachen lassen sich durchaus in den Griff kriegen: Myome (gutartige Geschwülste in der Gebärmutterwand), die die Einnistung der befruchteten Eizelle verhindern. Oder Endometriose, bei der sich aus noch ungeklärten Gründen versprengte Gebärmutter-Schleimhautzellen im Bauchraum ansiedeln. Viele Frauen, die vergeblich auf ein Baby warten, leiden darunter. Auch Schadstoffe wie Pestizide, Insektizide und Schwermetalle, die übers Essen oder aus der Umwelt in den Körper geraten, können die Fruchtbarkeit stören. Hoch dosierte Vitamine und Mineralstoffe, chinesische Kräuter, Algenpräparate usw. können die Gifte ausschwemmen. "Aber dafür fehlen uns momentan die Kapazitäten", sagt Dr. von Hagens. "Wer da Risiken haben könnte, sollte sich vorher in einer lokalen Umweltambulanz untersuchen lassen und das Ergebnis mitbringen."
Auch eine bereits vorhandene Hormonanalyse wäre nützlich (kann aber auch in Heidelberg durchgeführt werden). Sie zeigt, ob und welche Hormonstörungen vorliegen. Ebenso hilfreich sind Aufzeichungen der morgendlichen Körpertemperatur über mehrere Monate. Die Kurven verraten, ob bzw. wann es zum Eisprung kommt. Überdies sollte die Schilddrüse überprüft worden sein, denn schon leichte Fehlfunktionen haben Einfluss auf Stoffwechsel und Hormonkreislauf.
Viele Frauen haben schlicht das ideale Alter fürs Mutterwerden verpasst
Die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit bei den Heidelberger Patientinnen sind jedoch Störungen im hochkomplizierten, hormongesteuerten Fruchtbarkeits-Zyklus. Mögliche Auslöser: Stress, falsche Ernährung, die schon erwähnten Körper-belastenden Schadstoffe, aber auch starkes Über- oder Untergewicht und – wohl heute der wichtigste Faktor: fortgeschrittenes Alter. Dr. von Hagens: "Viele Frauen wissen gar nicht, dass die beste Zeit fürs Mutterwerden bis 25 geht. Danach sinken die Chancen kontinuierlich. Nach 35 ist es fast schon ein Wunder, wenn’s problemlos klappt." Die Patientinnen müssen erst einmal umfangreiche Fragebögen ausfüllen. "Wir wollen wissen, wie sie leben, was sie essen, welche Hobbys sie haben, ob der Darm funktioniert, das Immunsystem intakt ist. Wir fragen nach Partnerschaft, Job, Sport, Problemen – alles kann wichtig sein, weil es sich auf die Fruchtbarkeit auswirkt", sagt die Oberärztin und nennt einige Beispiele:
• Stress setzt den Körper in Daueralarm – Gift fürs Hormonsystem bei beiden Geschlechtern.
• Falsche Ernährung kann einen Mangel an Nährstoffen zur Folge haben. Oft fehlen Selen, Zink, ungesättigte Fettsäuren, Folsäure und andere Vitamine, die für den Hormon-Kreislauf und die Fruchtbarkeit wichtig sind.
• Rauchen ist besonders schädlich. Nikotin verengt die Adern, behindert die Durchblutung – natürlich auch die von Eierstöcken und Gebärmutter. Dr. von Hagens: "Man hat Nikotinprodukte sogar in Eizellen und Eiflüssigkeit gefunden, und die Mangeldurchblutung verschärft die Altersproblematik noch. Bei Raucherinnen versiegt die Fruchtbarkeit im Schnitt 1 bis 4 Jahre früher als bei Nichtraucherinnen."
So spüren die Animed-Ärzte eventuelle Mängel in der Lebensführung auf, und mitunter heißt es dann: radikale Umstellung. "Vielen Paaren wird erst hier klar, was sie selbst beitragen können, damit Nachwuchs entsteht", sagt die Animed-Leiterin. "Wir machen für jedes Paar ein individuelles Coaching. Raten mal zu mehr Sport oder zügeln Intensiv-Joggerinnen, überlegen gemeinsam, wie Alltagsstress abgebaut werden kann oder welche anderen Maßnahmen für eine Schwangerschaft nützlich sind."
Bei Frauen wie Maria, die unter massiven Hormonstörungen leiden, haben die Heidelberger Ärztinnen gute Erfahrungen mit Homöopathie gemacht. Dr. von Hagens: "Gelingt es da, das richtige Mittel zu finden, regulieren sich Organfunktionen, die das Hormonsystem beeinflussen, und es kann zur Empfängnis kommen." Wie genau die Mittel aufs Hormonsystem wirken, ist nicht geklärt, aber sie funktionieren: Jede dritte Heidelberger Patientin wurde während der Behandlung schwanger. Dabei hatten bereits viele erfolglose Therapien mit künstlichen Hormonen hinter sich – Nebenwirkungen wie Eierstock-Zysten, Sehstörungen, Migräne, Hitzewallungen inklusive. Das gibt’s bei der Homöopathie nicht. Aber nur Patientinnen, die im 100-Kilometer-Umkreis wohnen, werden von den Animed-Ärzten selbst weiterbehandelt. Alle anderen bekommen ihre individuellen Behandlungspläne ausgehändigt und gehen damit zu Therapeuten in Wohnortnähe. Die Heidelberger Ärzte helfen dabei, einen geeigneten Experten zu finden (übrigens kann sich jeder Mediziner bei Animed über naturheilkundliche Behandlungen von Zyklus- und Fertilitätsstörungen informieren).
Mit Mönchspfeffer zum ersehnten Baby
Maria, der angehenden Ärztin, die vorher bei so vielen Kollegen aus der Schulmedizin gescheitert war, konnte sogar sehr einfach geholfen werden. Die pflanzlichen Hormone eines hoch dosierten Mönchspfeffer-Präparats, unterstützt durch homöopathische Mittel, bändigten ihren Überschuss an männlichen Hormonen – die weiblichen bekamen endlich die Oberhand. Der Zyklus pendelte sich schon nach 2 Monaten normal ein, und danach kam sie sogar völlig ohne Medikamente aus. "Die Behandlung hat super angeschlagen", lacht sie und hält den Beweis in die Höhe: ihre kleine Tochter Annika. "Als ich aus Heidelberg zurückkam, wurde ich ganz schnell schwanger. Aber eigentlich kann ich immer noch nicht fassen, dass wir unser Baby haben."
Fit für ein Kind: Was Sie selbst tun können
• Nicht rauchen! Nikotin mindert die Fruchtbarkeit.
• Alkohol stört die anfällige Hormonregulation.
• Zu viel Kaffee/Schwarztee belastet den Kreislauf.
• Sonst viel trinken: Kräutertees oder Wasser.
• Heiltees aus Goldrute oder Wacholder stärken die Beckenregion (aber nie länger als zwei Wochen trinken, sonst schaden sie).
• Viel Bewegung (an frischer Luft) steigert die Bauchdurchblutung.
• Gesund, vitalstoffreich essen: 5 Obst-/Gemüseportionen pro Tag.
• Wichtig für Fruchtbarkeit und Schwangerschaft: ungesättigte Fettsäuren (evtl. Nachtkerzenöl-Präparate).
• Stress ausgleichen mit Entspannung, Yoga, Autogenem Training.
• Mönchspfeffer (Agnus Castus) harmonisiert die Hormonregulation.
• Frauenmantel (Alchemilla) stärkt die weiblichen Organe, wirkt ausgleichend und anregend.
• Für Männer: sechswöchige Zink-Kur fördert die Spermien-Produktion.
Info:
Animed
Ambulanz für Naturheilkunde und integrative Medizin
Universitätsfrauenklinik Heidelberg
Voßstr. 9
69115 Heidelberg
Tel: 06221/568321
http://www.med.uni-heidelberg.de/frauen ... NHVAmb.htm
Beratungskosten werden von den Krankenkassen übernommen, Behandlungskosten nur zum Teil."
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Kinderwunsch und Naturheilkunde (Uni Heidelberg)
Hier einige Studien über die Wirksamkeit von Vitaminen in der KiWu-Behandlung.
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