1. menschliche Gebärmuttertransplantation

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Chrischn
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1. menschliche Gebärmuttertransplantation

Beitrag von Chrischn »

Chirurgen in Saudi Arabien haben die erste menschliche Gebärmutter verpflanzt – eine Operation, die bisher von vielen Aerzten als technisch zu anspruchsvoll und kompliziert angesehen wurde und von der auch einige glauben, dass sie ethisch nicht zu rechtfertigen sei.

Komplikationen zwangen die Chirurgen dazu, das Organ nach 99 Tagen wieder zu entfernen. Aber Aerzte bezeichneten die Operation als grundsaetzlich erfolgreich, und einige deuten bereits an, dass Frauen, die aufgrund einer Hysterektomie ihre Gebärmutter verloren haben in naher Zukunft schwanger werden und ihre eigenen Kinder austragen koennen.

Viele Frauen die ihre Gebärmutter aufgrund von Krankheit oder Operation verloren haben und die die einzigartige Erfahrung der Schwangerschaft machen wollen koennten sich fuer diese Prozedur entscheiden, sagen Aerzte. Aber die Operation ist besonders in moslemischen Laendern sehr gefragt. Das liegt daran, dass die islamische Tradition grossen Wert darauf legt, dass Frauen ihren Ehemaennern – durch die die Familienlinie bestimmt wird - Kinder schenken, gleichzeitig sind im Islam die meisten Adoptionen und Leihmuettervertraege verboten.

Die Operation laesst auch die ethischen Warnglocken schrillen. Wie schon bei kuerzlichen Versuchen von Handtransplantationen stellt sich die Frage, ob Patienten erhebliche chirurgische Risiken auf sich nehmen sollten, um ein fuer das Ueberleben nicht wirklich notwendigen Koerperteil zu erhalten. Im Falle der Gebärmutter, die einer Frau eine allgemein als tiefgehend angesehene Erfahrung ermoeglicht, ist der Balance-Akt von Risiko und Vorteil besonders schwierig, persoenlich und emotional.

“Fuer einige Menschen ist Schwangerschaft und Geburt das groesste Ereignis im Leben,” schreiben die Gynaekologen Louis G. Keith und Guiseppe Del Priore in einem Leitartikel zum Forschungsbericht in der Maerzausgabe des International Journal of Gynecology & Obstetrics. “Fuer solche Personen sind die Transplantation von Fortpflanzungsorganen nicht frivol oder unnoetig, selbst wenn diese Organe nicht lebensnotwendig sind.”

Die Empfaengerin des Organs war eine 26-jaehrige Frau aus Saudi Arabien, deren Gebärmutter sechs Jahre zuvor aufgrund von unkontrollierten Blutungen nach der Geburt ihres ersten Kindes entfernt worden war. Sie wollte ein weiteres Kind, sagte die Chirurgin Wafa Fageeh des King Fahad Krankenhaus und Forschungszentrums in Jeddah.

Die Organspenderin war eine 46-jaehrige Frau aus Jemen mit einer Erkrankung der Eierstoecke, die die Entfernung der Eierstoecke und der gesunden Gebärmutter erforderte. Der Islamische ‘Jurisprudence’ Rat, der religioese Doktrin interpretiert, hielt eine Gebaermuttertransplantation fuer akzeptabel, solange keine Eizellen transferiert wuerden.

Eine der Hauptschwierigkeiten bei Gebärmutter Transplantation ist, dass das Organ nicht durch einige wenige grosse Blutgefaesse sondern durch viele kleinere versorgt wird, von denen jedes einzelne mit Hilfe mikrochirurgischer Techniken wieder verbunden werden muss, sagte Fageeh. In den Sechziger Jahren fuehrten Wissenschaftler einige Uterustransplantationen bei Hunden durch und erzielten sogar Schwangerschaften danach, aber seitdem ist kaum Fortschritt gemacht worden. Fageeh und ihre Kollegen trainierten daher an 16 Baboon-Affen und 2 Ziegen, um das Wiederverbinden von Blutgefaessen zu perfektionieren, bevor die beiden Frauen im April 2000 in die OPs gerollt wurden.

Das Team benutze extra Blutgefaesse aus dem Bein der Frau aus Saudi Arabien, um die Entfernung zwischen den Blutgefaessenden des Uterus und denen in ihrem Koerper zu ueberbruecken. Obwohl sie das Immunsystem unterdrueckende Medikamente nahm, begann ihr Koerper das Organ nach 3 Tagen abzustossen. Aber 10 Tage intensiver medikamentoeser Therapie konnte diese Reaktion beenden.

Aerzte gaben der Frau Hormoninjektionen um ihre eigenen Eierstoecke zu unterstuetzen – die bei ihrer Hysterektomie nicht entfernt worden waren – und Ultraschalluntersuchungen zeigten, dass die Gebärmutter mit einem monatliche Aufbau des Gebaermutterschleimhaut reagierte. Sie menstruierte sogar monatlich. Aber nach 3 Monaten, als Aerzte gerade mit dem Versuch begannen, ihr zu einer Schwangerschaft mittles IVF-Behandlung zu verhelfen, ergaben Tests, dass das Organ ploetzlich abstarb.

Als das Team das Organ entfernte, fand es mehrere durch Blutgerinnsel verstopfte Blutgefaesse.
Trotz Absterben des Organs sollte die Operation als Anfangserfolg angesehen werden, schliessen sowohl Keith – einer der Herausgeber des Magazins – als auch Del Priore (Northwestern University Medical School and New York Medical Center). Aber einige stimmen dem nicht zu.


Das Team verliess sich auf Ultraschalluntersuchungen anstatt auf die verlaesslicheren Biopsie-Tests um zu beweisen, dass die Gebärmutterschleimhaut normal auf Hormone reagierte, sagte Kutluk Oktay, ein Reproduktionsspezialist vom Cornell University's Weill Medical College in New York.

Oktay stellte auch die Frage nach der Ethik von Reproduktionsbehandlungen bei einer Frau, die Immunssytem-unterdrueckende Medikamente nimmt, was Komplikationen bei der Geburt erhoehen kann.

"Dies wird ein grosses ethisches Problem," sagt Oktay. "Fuer mich sieht das nach einem riskanten Experiment an Menschen aus. Man bringt Mutter und Foetus in Gefahr."

Aber Fageeh hofft bald eine weitere Transplantation versuchen zu koennen und sagt, juengste Daten zeigen, dass Komplikationen bei der Geburt im Zusammenhang mit Immunssytem-unterdrueckende Medikamente selten sind und meist geringfuegig, wie z.B. ein niedriges Geburtsgewicht oder voruebergehende Entwicklungsverzoegerungen – etwas, was viele Frauen in Kauf nehmen moegen fuer die Chance, ein Kind zu bekommen.
“Eine Frau koennte diese Option bevorzugen, selbst wo Leihmutterschaft eine Moeglickeit ist, weil das Austragen des Babies eine echte Bindung erzeugt,” sagt Fageeh. “ Es muss die Frau selbst, nicht andere, entscheiden, ob sie bereit ist, das Risiko in Kauf zu nehmen.”
Abdulaziz Sachedina, ein Professor fuer Religioese Studien an der Universitaet von Virginia in Charlottesville, sagt, er koenne sich vorstellen, dass es in einigen Teilen der Welt einen Markt fuer diese Prozedure gibt.
“In der moslemischen Kultur wird Kinderlosigkeit von der Gesellschaft als Stigma angesehen,” sagt Sachedina. "Heutzutage gibt es schon mehr Toleranz diesbezueglich in moslemischen gebildeten Kreisen, aber es existiert immer noch einen starke Tradition, und in dieser traditionellen Kultur will jeder ein (eigenes) Kind.
Viele Grüße
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** 11.07.2021 - klein-putz ist schon 20 Jahre alt! **
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