Krampfader/OP?????

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nicole28
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Krampfader/OP?????

Beitrag von nicole28 »

Hallo Herr Dr. Krisp :)

Danke, dass sie für unsere Fragen zur Verfügung stehen :)

Bestimmt können sie mir einige beantworten :help:

Bei meinem Mann wurde vor zwei Jahren am linken Hoden eine Krampfader entdeckt.
Die Spermiogramme in der Kiwu-Praxis waren auch immer sehr schlecht, schwanken aber in der Anzahl.
5 Mill, 12 Mill, 8 Mill, und 2 Mill., aber immer nur WHO A 5% , WHO B 5%, WHO C 5%, WHO D 85%, Normal geformte Spermien 10%.

Nun wurde uns vor zwei Jahren aber gesagt, dass die Entfernung der Krampfader keine Besserung bringen bringen würde.

Nach drei negativen ICSI überlegen wir aber doch, was wir zur Verbesserung machen könnten.

1. Was halten sie von einer OP???
2. Wie würde diese aussehen?????
3. Könnte das schlechte Spermiogram noch andere Ursachen haben???
4. Kann man es noch durch andere Mittel erbessern z.B.Vitamine???

Ich danke ihnen für ihre Mühe :)

Viele Grüße
nicole
Andreas Krisp
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Registriert: 15 Okt 2002 19:52

Beitrag von Andreas Krisp »

Hallo,

Das Thema Varikozelentherapie ist tatsächlich ein heftig diskutiertes Thema.

Da Sie nichts zur Ausprägung der Varikozele geschrieben haben, hier die Einteilung:

I. Subklinische Varikozele: Nur dopplersonografisch nachzuweisen
II. Nur unter Valsalva Manöver sichtbare oder palpaple Erweiterung
III. Tastbares, aber nicht sichtbares Venenkonvolut
IV. Durch die Haut sichtbare Venenerweiterung

Männer mit einer Varikozele haben im Mittel niedrigere Samenzellzahlen und "schlechtere" Ejakulatparameter als solche ohne Varikozele. Auch Varikozelenträger, die bereits ein Kind gezeugt haben, haben niedrigere Samenzellzahlen als andere fertile Männer. Die beschriebenen Befunde jedoch sind nicht für die Varikozele spezifisch. Neben den "klassischen" Ejakulatparametern Zahl, Motilität und Morphologie weisen auch die Parameter der "erweiterten Ejakulatdiagnostik" keine varikozelenspezifischen Befunde auf.

Das Ausmaß der Schädigung der Spermatogenese ist von der Größe der Varikozele unabhängig. Die progressive Schädigung durch die lange bestehende Varikozele wird kontrovers diskutiert, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, ob nicht eine frühzeitige Behandlung der Varikozele, besonders im Adoleszentenalter, eine spätere Schädigung hintanhalten könnte.

Die Beseitigung einer Varikozele führt zu einer Verbesserung der Ejakulatparameter. Besonders auffallend ist der Anstieg der Samenzellmotilität. In kontrollierten Studien war dieser Effekt allerdings auch bei der unbehandelten Kontrollgruppe zu sehen, was Zweifel an der ursächlichen Wirkung der Varikozelenbehandlung aufkommen läßt. Die Verbesserung der Samenzellparameter geht jedoch nicht immer auch mit einer gesteigerten Fertilität einher, obwohl auch funktionelle Parameter der Samenzellen nach Behandlung der Varikozele eine Besserung zeigen.

Unterm Strich sagen die Leitlinien derzeit folgendes:

1. Bei Kindern und Heranwachsenden sollte die Indikation zur Therapie großzügig gestellt werden, insbesondere, weil die Datenlage derzeit keine eindeutigen Aussagen zu den späteren Befunden gibt.

2.Bei deutlich eingeschränktem Ejakulatbefund sollte die Indikation zur Therapie nach Ausschluß anderer Ursachen (erblich, entzündlich) auch progressiv gestellt werden. Anhaltspunkte sind hier vermindertes Hodenvolumen und weiche Konsistenz. Auch morphologische Einschränkungen und niedrige Inhibin B Spiegel können Hinweise sein.

3. Bei normaler Hodengröße und gering eingeschränkten Ejakultparametern ist eine abwartende Haltung gerechtfertigt. Jährliche Kontrolluntersuchungen sollten den Verlauf dokumentieren.

Als therapeutische Methoden stehen die Sklerosierungs- (Verödungs-) Therapie oder die hohe Ligatur (Abschlingung des Gefäßes) zur Verfügung. Beides sind Eingriffe, die ambulant durchgeführt werden können. Bei bestimmten Risikofaktoren könnte jedoch auch ein stationärer Aufenthalt erforderlich sein.

Derzeit existieren keine überzeugenden Studien, die eine positiven Nachweis der Wirksamkeit verschiedenster Präparate (Vitamine usw.) erbringen konnten.

Ich hoffe, mit diesen Hinweisen können Sie sich nun selbst ein Bild zum Thema machen. Bitte seien Sie so freundlich und verlangen Sie von mir keine therapeutischen oder diagnostischen Tips im Forum.

Erörtern Sie etwaige Bedenken mit Ihrem behandelnden Arzt. Er wird Ihnen seinen Standpunkt sicher umfassend erläutern.

Viele Grüße aus Marburg

A.Krisp
Dr. med. Andreas Krisp
Klinik für Andrologie und Venerologie
Philipps-Universität Marburg
http://www.med.uni-marburg.de/d-einrich ... dermandro/
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