D.I.R. 2004

Aktionen, (Leser-) Briefe, TV-Beiträge als Downloads, etc.
Antworten
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

D.I.R. 2004

Beitrag von rebella67 »

Ich habe mir jetzt das D.I.R. angeschaut und möchte Euch mitteilen, auf welche Auffälligkeiten ich dabei gestoßen bin.

Mir erschien es sinnvoller, die Stimulationszyklen der Jahre ohne Kryo zu vergleichen, um den Rückgang der Behandlungen zu bewerten. Dabei habe ich auch die Zahlen von 2002 mit einbezogen, weil 2003 und 2004 für mich nicht direkt vergleichbar sind (Ende 2003 gab es einen Ansturm auf die Fertilitätszentren. Viele Paare zogen ihre für 2004 geplante Behandlung auf 2003 vor.) Die Zahl der Stimulationen ohne Kryo war in 2002: 72.121, in 2003: 91.589 und in 2004: 42.565. Mal angenommen, die Zahl der Behandlungen hätte sich ohne die Gesundheitsreform von 2002 auf 2003 und 2003 auf 2004 nicht verändert, so hatten wir 2003 : 19.468 Behandlungen mehr. Wenn ich diese Behandlungen von 2003 auf 2004 verschiebe, dann ergibt sich immer noch ein Rückgang von gut 10.000 Behandlungen bzw. 14%. Die reale Differenz zwischen 2002 und 2004 beträgt knapp 30.000 Behandlungen bzw. 41%.

Die Seite 20 der neuen Statistik gibt nun Aufschluss darüber, wie sich dieser Rückgang auf die einzelnen Bundesländer verteilt. Hier wurden die Zahlen des Jahres 2002 und 2004 miteinander verglichen. Am höchsten war der Rückgang in Bremen (51,10), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (47,37%), Sachsen (46,59%), Thüringen (43,86%), Sachsen-Anhalt (42,09%), dem Saarland (41,65%) und Berlin (40,86%). Den geringsten Rückgang gab es in Baden-Württemberg mit 20,62%. Hier liegt ganz klar ein Rückgang vor, der analog zu der Vermögens- und Einkommenssituation in den einzelnen Bundesländern zu betrachten ist.

Die Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer hat sich faktisch nicht verändert (2003: 27,98%/ 2004: 28,12%). Der Anteil der Mehrlingsgeburten war weiterhin rückläufig. Die Anzahl der transferierten Embryonen pro Zyklus war ebenfalls rückläufig und liegt nun im Schnitt bei 2,15.

Bei der Indikationsverteilung konnte ich keine großen Auffälligkeiten finden, die darauf schließen lassen könnten, dass besonders Paare mit einer günstigeren Indikation (Chance auf ein Kind ohne diese Methoden) auf die teure Behandlung verzichtet hätten.

Erstmals gibt es eine Erfolgsstatistik in Abhängigkeit von der Spermagewinnung. Interessant sind hier die Erfolgszahlen nach Befruchtung mit Spendersamen, Kryosperma, TESE, Kryo-TESE und MESA, obwohl die Zahl der Behandlungen teilweise recht klein ist und sich manche Aussagen mit den Statistiken der kommenden Jahre noch bestätigen müssen. Zu meinem Bedauern tauchte die Spendersamenbehandlung nur bei der IVF und nicht bei der ICSI auf. So bekommen die Paare, die meistens die teurere ICSI angeboten bekommen, weil sie erfolgversprechender sein soll, weiterhin keine Vorstellung darüber, um wie viel besser die Heterologe ICSI gegenüber der Heterologen IVF ist.

Neu ist ebenfalls die Tabelle Klein. SS/ET in Anhängigkeit von der Medikation bei Kryotransferzyklen, eine kumulierte Statistik für die Jahre 1996 - 2004.

Die Unterschiede in den Erfolgen der einzelnen Praxen sind weiterhin erheblich. Dieses Mal ist eine solche Statistik kumuliert für die Jahre 2000 - 2004 und nur für die ?Ideale Patientin? herausgegeben worden. Als ideale Patientinnen betrachtete man alle behandelten Frauen zwischen 25 und 35 Jahren bei ihrem ersten IVF- bzw. ICSI-Zyklus. Während sich dabei die besten 3 Zentren über eine Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer von 47% freuen konnten, erreichte das schlechteste Zentrum gerade mal 10%. Ich möchte dazu bemerken, dass die alleinige Betrachtung der SS-Rate/ET zu falschen Schlussfolgerungen führen kann, da einige Praxen den Blastozystentransfer durchführen und damit bei der SS-Rate/ET glänzen, während die SS-Rate pro Stimulationszyklus deutlich niedriger ist. Das liegt daran, dass es bei einer 5-Tage Kultivierung seltener zum Transfer kommt. Es wäre schön gewesen, wenn man zwecks einer besseren Vergleichbarkeit den Blastozystentransfer ausgeklammert hätte. Jedoch ist auf dem Diagramm deutlich zu erkennen, dass im Schnitt die größeren Zentren am besten abschneiden. Ein Drittel aller Praxen erzielt bei der betrachteten Gruppe immerhin Schwangerschaftsrasten pro Embryonentransfer von über 35%. Ein weiteres Drittel liegt zwischen 28 und 35%.
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
Benutzeravatar
kleinerrabe
Rang2
Rang2
Beiträge: 1063
Registriert: 07 Feb 2005 17:34

Beitrag von kleinerrabe »

Hallo Rebella vielen Dank für deine super interessanten Ausführungen! Hast du einen Link wo man das Nachlesen kann. Mich würden vorallem die Erfolgschancen der Praxen interessieren.
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

Hallo kleinerrabe,

der Link: www.deutsches-ivf-register.de. Die Erfolgschancen der Praxen sind leider nicht direkt aufgeschlüsselt. Es läßt sich an dem Diagramm nicht ablesen, welcher Punkt zu welcher Praxis gehört. Das ist anscheinend nicht so gewollt. Das einzige, was Du tun kannst, ist, Deine Praxis nach einer relevanten Statistik zu befragen und sie dann dort selbst einzuordnen. In diesem Fall müßtest Du genau nach der Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer der 25 - 35-jährigen im ersten Versuch fragen. Oder Du schaust auf die Statistik von 2003, da sind pro Praxis ein paar mehr Parameter angegeben, die auch den sonst üblichen Statistiken entsprechen.

Gruß, Rebella
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
Benutzeravatar
kleinerrabe
Rang2
Rang2
Beiträge: 1063
Registriert: 07 Feb 2005 17:34

Beitrag von kleinerrabe »

Vielen Dank!!!
Antworten

Zurück zu „Gesundheitsreform und Versorgungsstrukturgesetz“