An Dr. Petsch: 2. Hodenbiopsie sinnvoll?

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Gast

An Dr. Petsch: 2. Hodenbiopsie sinnvoll?

Beitrag von Gast »

Sehr geehrter Herr Dr. Petsch,

nachdem bei mir im Herbst von einem Urologen in München aufgrund des Spermiogramms Azoospermie diagnostiziert wurde, habe ich mich zu Prof. Köhn in die weitere Behandlung begeben.
Die Diagnosen ergaben einen leicht erhöhten FSH-Wert, der einmal bei 9 und einmal bei 12 lag. Ansonsten erschien alles im Normbereich. Auch die genetische Untersuchung auf AZF-Faktor ergab nichts auffälliges.
Dennoch war nun das Ergebnis bei der Hodenbiopsie negativ. Auf einer Hodenseite wurden nur Sertoli-Zellen gefunden, auf der anderen immerhin Hodenkanälchen und Spermatogonien.
Herr Köhn rät mir nun von einem zweiten Biopsieversuch ab, die Aussichten seien sehr gering und er selbst habe hier noch nie einen Erfolg erlebt.
Nun habe ich hier auf den Forumsseiten z.T. von anderen Erfahrungen und Empfehlungen gelesen. Was mich etwas irritierte, war, daß mir Prof. Köhn im Vorfeld sagte, die Chancen stünden nur ca. 50 %, obwohl sonst der Befund ja auf dem Papier eher besser erschien und FSH nur leicht erhöht war. Ferner sagte er mir nach der OP, daß rein äußerlich auch bei der Biopsie das Geweben "nicht schlecht" ausgesehen habe, aber zugleich räumte er ein, daß er diesen Eindruck für in der Regel wenig aussagekräftig hält. Ich bin natürlich nur Laie, aber ich hatte eigentlich angenommen, daß durchaus es möglich sein könnte, Areale ausfindig zu machen, bei denen höhere Chancen bestehen, aber offenbar hält Prof. Köhn diese Annahme für nicht nachweisbar. Natürlich frage ich mich dann umgkehrt, warum bei der Biopsie dann überhaupt der Hoden vorgelagert wird, wenn alles so "zufällig" ist. Auch erscheint es mir nicht so recht logisch, warum eine zweite Biopsie nicht ggf. doch anzuraten sein könnte, wenn eben so viel Zufall in Sachen Gewebeentnahme im Spiel ist.
Vielleicht können Sie mir einen Hinweis oder ihre persönliche Einschätzung geben. Falls ich mich für eine zweite Biopsie doch entscheiden sollte, dann würde ich natürlich an sich dazu neigen, den gleichen Operateur noch einmal ranzulassen, um die Kontinuität in der Behandlung beizubehalten, doch wenn es andere Vorgehensweisen gibt als die von Prof. Köhn favorisierte, die in meinem Fall vielleicht doch noch ein positives Ergebnis liefern könnte, dann würde ich auch einen Wechsel in Betracht ziehen. Ich muß zudem auch zugeben, daß mein Zutrauen zu Prof. Köhn, das ich anfänglich hatte, leider etwas gelitten hat, weil meine Frau und ich am OP-Tag und in der Nachbesprechung uns etwas eigentümlich behandelt vorkamen. Daß man nach einem solchen Befund zunächst ziemlich verzweifelt ist, scheint wohl irgendwie nicht ganz in sein Arzverständnis zu passen - zumindest kamen wir uns so dann etwas deplaziert vor.

Es grüßt Sie herzlich

B.
Dr. Petsch
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Beiträge: 292
Registriert: 29 Dez 2003 14:12

Beitrag von Dr. Petsch »

Hallo Berti,
Sie wollen ganz sicher sein, dass nichts unversucht bleibt, um vielleicht doch Spermien für eine ICSI zu finden. Prof. Köhn ist sicherlich eine sehr gute Adresse, und ich bin überzeugt, dass Sie bei Prof. Köhn fachlich excellent behandelt werden. Wenn Sie sich persönlich nicht so wohl gefühlt haben und vielleicht doch nochmals eine zweite Meinung einholen möchten, wenden Sie sich doch z.B. an Prof. Schwarzer in Freising.
Viele Grüsse aus Düsseldorf
Dr. Petsch
Dr. Martin Petsch
Urologie und spezielle urologische Chirurgie
Leiter Andrologie und urologische Mikrochirurgie
Fellow European Board of Urology
Paracelsus Klinik Golzheim
Friedrich Lau Str. 11
40474 Düsseldorf
Tel. 0211-4386-0
www.androdoc.de
www.paracelsus-kliniken.de/duesseldorf
Gast

Beitrag von Gast »

Hier noch für alle, bei denen die erste TESE nicht geklappt, eine erfreuliche Meldung zum Stand der Dinge: Ich hatte mich dann zu einem 2. Versuch bei Prof. Schulze im UKE/Hamburg entschlossen, und dort wurde nun wirklich doch noch Spermien gefunden, wenn auch nicht viele. Ob's zum Erfolg führen wird, wird sich noch zeigen, aber immerhin kann meine Frau nun doch ICSI versuchen.
Ohne Dr. Petsch zu nahe treten zu wollen, scheint mir Prof. Schulze wohl wirklich ein besonderer Spezialist für schwere Fälle auf dem Gebiet. Wer sich Tipps von anderen Paaren holen will, kann ja mal im Unterforum "Rund um den Kinderwunsch" in den "Glücksordner für TESE-Paare" reinschauen - da gibt es sogar ein Paar, bei dem nach der 2. TESE in HH inzwischen eine Schwangerschaft im 5. Monat vorliegt.
Gruß,
B.
Gast

Beitrag von Gast »

Jetzt muss ich leider noch einen Dämpfer zum Abschluss hintendransetzen. Letztendlich ist es bei uns leider nichts geworden mit einem gemeinsamen eigenen Kind. Der ICSI-Versuch mit den Proben, die im Juni 2005 gewonnen wurden, klappte leider nicht, weil man im FCH nur ein einziges Spermium finden konnte, das dann nicht angehen wollte. Wie uns erklärt wurde, liegt hier offenbar immer eine Unwägbarkeit, weil Prof. Schulze bei der Biopsie-Nachuntersuchung von Proben zwar auch vereinzelte Spermien sehen kann, aber es unsicher ist, ob diese auch von der Kinderwunschpraxis gefunden werden können, weil hier das Hodengewebe auseinandergenommen werden muss, um überhaupt an Spermien heranzukommen. Wir sind zwar auch den Eindruck nicht ganz los geworden, dass man beim FCH einen sehr vollen Terminplan hatte und so nicht genug Zeit für die Probenbehandlung in schwierigen Fällen hatte, aber das ist ein sicherlich sehr subjektives Gefühl.
Wegen dieses Gefühls und auch aufgrund des Zuratens von Prof. Schulze habe ich dann noch einmal eine Biopsie machen lassen, die aber vor einigen Tagen nun ein negatives Ergebnis brachte. Nun wurden leider auch dort, wo man im Juni noch vereinzelt brauchbare Spermien sehen konnte, nichts mehr außer Spermatogonien gefunden.
Das heißt natürlich nicht, dass man deswegen von 2. TESEn generell abraten müßte, denke ich als Laie, denn geraden Prof. Schulze hat da - siehe Fälle im "Glücksordner für TESE-Paare" hier im allgemeinen Forum "Rund um den Kinderwunsch" - schon öfter helfen können, aber es kann eben doch auch negativ ausgehen. Etwas Skepsis ist wohl auch vor allem dann angebracht, wenn nur wenige Spermien gefunden werden, denn dann braucht man einfach eine ganze Menge Glück, damit auch die Kinderwunschpraxis mit den Proben etwas anfangen kann.
Vielleicht kann ja auch die Forschung in einigen Jahren auch den Biopsie-Negativ-Fällen besser helfen, denn inzwischen können bei Mäusen Spermatogonien schon weiter entwickelt werden. Bis das bei Menschen klappt, ist für meine Frau und mich sicherlich zu spät (wir sind schon 36 und 37), aber wer noch biologisch gesehen einige Jährchen mit dem Familie-Gründen Zeit hat, könnte vielleicht auch auf den medizinischen Fortschritt etwas Hoffnung setzen.

Es grüßt alle Leidensgenossen und wünscht mehr Behandlungsglück *dd*
B.
Gesperrt

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