Hallo Rebella
und wieder einmal ich.
Danke, mein Sonntag war schön - wir hatten Besuch und haben "Siedler" gespielt. Kennst du das Spiel? Macht Spass.
Wieder zu unserm ausgeuferten ReligionsPhilosophieKirchenGlauben...Thema. Wir haben da schon sehr grundsätzlich verschiedene Einstellungen.
Dich überzeugt wohl einfach nur das, was beweisbar ist.
rebella67 hat geschrieben:Wenn ?es? mal eines Tages bewiesen ist (solange ich noch lebe), dann glaube ich es auch.

Solange das aber nicht der Fall ist, brauche ich mir einfach keine Gedanken darum machen. Für mich ist das relevant, was bewiesen bzw. erforscht ist.
Mit dieser Sichtweise kannst du ja die Kirchen fast nur für einen einerseits völlig überflüssigen und irrationalen Club mit andererseits schädlichen Begleiterscheinungen ansehen. Mit Mitgliedern, die halb böswillig und zur andern Hälfte unaufgeklärt, naiv und irregeführt sind. Da hab ich einfach ein anderes Weltbild. Ich denke, dass es naive und schwarz-weiss denkende Menschen unter "Gläubigen" und "Ungläubigen" gibt, wie immer man das definiert.
Was du über deine Vorstellung einer neuen Toleranz zwischen Religiösen und Nichtreligiösen geschrieben hast, find ich jedenfalls sehr gut:
rebella67 hat geschrieben:Ja, und irgendwann, wenn der Zustand erreicht ist, dann wird es verschiedene Gruppen geben, die sich aber alle wunderbar akzeptieren können.
Hm, na, wir könnten ja mangels neuer Paradigma mal mit der Toleranz anfangen. Und das seh ich schlussendlich absolut auch so, das ist unser gemeinsamer Nenner (-: :
rebella67 hat geschrieben:Der Wert eines Menschen hängt für mich überhaupt nicht von der Weltsicht ab. Ich würde den Wert eines Menschen eher durch sein soziales Verhalten bestimmt sehen.
Ich habe aber nur abgesehen vom
Handeln der Menschen (ok, am wichtigsten.) an dich appelliert, auch andere, in diesem Fall religiöse,
Weltsichten nicht einfach geringzuschätzen.
rebella67 hat geschrieben:Ich habe ja nicht gesagt, diese Menschen wären bescheuert. Es ist in unserem von den Kirchen stark bestimmten Staat wohl reichlich schwer, hinter das Geheimnis zu kommen. Ich selbst habe es ja auch nur mehr oder weniger zufällig herausgefunden.
Aaalso... die Menschen sind also nicht bescheuert, nur dumm und unaufgeklärt? oder so. So kommt das bei mir an, entschuldige, und
diese Beurteilung find ich einfach kurzsichtig, und sie wirkt ziemlich herablassend. Dass ich die Kirchen also nicht pauschal verurteile, liegt also nur an meinem Unwissen? Na na na. (Ok, ich gebe schon sofort zu, ich weiss auch nicht ganz alles

)
Also über das, was nicht gut ist an der Kirche, bzw. an der Einstellung/ Dogmen/Bestrebungen gewisser Teile /Machtträger in den Kirchen, brauchen wir uns gar nicht zu streiten. Ich heisse das selbstverständlich auch nicht alles gut. Das ist für mich aber wie gesagt kein Grund, nichts mehr an den Kirchen positiv sehen zu können.
Nochmals zur Vereinbarkeit/Unvereinbarkeit der christlichen Kirchen mit den Menschenrechten:
rebella67 hat geschrieben:usw... läuft in einigen Entwicklungsländern nicht alles, was die Kirche tut, menschenrechtskonform ab.
Natürlich nicht, und das ist bedauerlich. Allerdings läuft auch nicht alles, was unsere jeweiligen Staaten oder ihre VertreterInnen tun, menschenrechtskonform ab. Das ist ja dann auch nicht unbedingt ein Grund, total anarchistisch zu werden. Und wenn der Staat die Menschenrechte nicht hochhält, würdest du wohl doch nicht sagen, dass er dann unvereinbar damit sei, oder? Nein, meine Haltung wäre dann eher, dann das ändern zu wollen, was ich nicht gut finde. Dass eine Institution Fehler macht, heisst nicht, dass sie nicht besser werden kann. Aber man muss natürlich daran arbeiten. Und Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man grundsätzlich die guten Seiten an der Institution auch sehen kann. Und das kann ich sowohl beim Staat wie bei den Kirchen. (Die aber schon lieber getrennt sein müssen, und so ist es ja Gottseidank (-: sowohl in CH als auch in D.)
rebella67 hat geschrieben:Nun, fangen wir mal hier mit dem Sinn dieses Forums an. Ein Verstoß gegen die Menschenrechte ist die Einmischung der Kirchen in unsere Fortpflanzungsrechte. Daneben gibt es noch die Diskriminierung von Homosexuellen und Einwirkung auf die Gesetzgebung, damit die nicht gleichberechtigt sind. Eine weitere unzulässige Einmischung der Kirchen entgegen der Menschenrechte haben wir im Bereich der Sterbehilfe.
Hm. Dieses Forum hat ja verschiedene Zwecke/"Sinne" (geht gar nicht richtig in Mehrzahl). Ich interpretiere jetzt mal - korrigiere mich, wenn ich falsch liege: Für dich ist ein wichtiger Sinn die Aufklärung und das Wecken von Toleranz für medizinische Hilfe beim Kinderkriegen in weiteren Bevölkerungskreisen, so dass niemandem in dem Bereich Steine in den Weg gelegt werden sollen? Man könnte sagen, der Kampf für unsere "Fortpflanzungsrechte". - Mein Schwergewicht liegt zumindest momentan an andern Orten. Ich möchte mich gern austauschen, meine Probleme teilen und auch meine Zweifel, Lösungsansätze, Hilfreiches und was eben alles dazugehört. Für mich ist das nicht nur ein reines "Zusammen-während-den-Behandlungen-hypern-Forum", sondern ich möchte mich auch drumherum gern austauschen.
Ich habe den Eindruck, dass DAShier:
Einmischung der Kirchen in unsere Fortpflanzungsrechte wohl eigentlich einer der allerspringendsten Punkte in dieser Religions-Diskussion ist. Es ist wahrscheinlich der Hauptgrund oder jedenfalls der Auslöser, warum du mit den Kirchen so Mühe hast. Dass die Kirchen politisch nicht neutral sein können, d. h. sich nicht immer aus dem praktischen Leben der Menschen heraushalten können und wollen, finde ich persönlich trotzdem richtig so. In den von dir verlinkten Thesen von Dr. Salomon
„Weltanschaulich neutral“ kann und darf sich der Staat nur dort verhalten, wo (keine) die humanistischen, auf den Menschenrechten beruhenden ethischen Prinzipien des Grundgesetzes (...) auf dem Spiel stehen.
schreibt er Ähnliches über den Staat. Und die Weltanschauung einzelner Politiker prägt natürlich ihre Handlungen, das ist ganz klar. Sie
soll sie auch prägen, meine ich. Ob man im Einzelnen dann einverstanden ist oder nicht, ist dann ganz individuell.
Ich habe mich jetzt nicht speziell damit befasst, wo die Kirchen in Bezug auf Repromedizin /künstliche Befruchtung im Einzelnen Grenzen ziehen möchten bzw. "Verbote" aufstellen. Gewisse Fragen und Bedenken sind aber bestimmt nicht unvernünftig oder unberechtigt, und auch nicht-kirchliche bzw. nichtreligiöse Menschen (Ethiker, Philosophen, Betroffene und Unbetroffene ...) stellen sie. (Z. B. Was passiert mit den überflüssigen Embryonen? Wo fängt das Leben an? Was hat es psychologisch für Auswirkungen auf die Kinder, wenn sie durch KB entstanden sind ? ev. andere biologische Elternteile haben als ihre offiziellen Eltern? Ganz zu schweigen von Handel und Missbrauch in diesem Geschäft ... )
Im Detail müssten wir hier wohl ausführlich diskutieren, wo unsere Grenzen jeweils wären. Und die sind sicher von Mensch zu Mensch verschieden. Das muss dann auch nicht direkt mit der "Religiosität" zusammenhängen.
Du hast auch die Sterbehilfe erwähnt. Auch da gibt es durchaus heikle Bereiche, wo der Staat Richtlinien aufstellen sollte. In der Schweiz gibt/ gab es vor kurzem eine Debatte um den sog. Sterbetourismus. Da ging es darum z. B. zu verhindern, dass jemand, der isoliert und in einer verzweifelten Situation ist, aus einer Kurzschlusshandlung heraus z. B. in die Schweiz einreist und sich ohne Weiteres und mehr oder weniger anonym eine solche Dienstleistung in Anspruch nehmen kann und am gleichen Tag noch stirbt. Ich habe dabei nicht gehört, dass die Kirche pauschal gegen die Sterbehilfe wäre, nur gegen Auswüchse. Aber Teile der Kirche vertreten natürlich immer extremere Positionen, das ist ja überall in der Gesellschaft auch so.
Das mit der Diskriminierung der Homosexualität ist für mich auch eine dunkle Seite der Kirche. Auch hier ist die Haltung innerhalb der Kirche nicht einheitlich. Aber der Staat und die Öffentlichkeit waren und sind da auch nicht gerade tolerant. Zudem wissen viele nicht, dass in Europa über eine lange Zeit die Kirche diesbezüglich sogar viel toleranter war und weltliche Gerichte dieses "Vergehen" viel härter bestraft haben als die Kirchen. Kein Witz. Wen es interessiert: Jean-Claude Guillebaud: "Die Tyrannei der Lust".
Verlagskommentar: "Der Autor untersucht historisch und soziologisch das Phänomen Sexualität in unterschiedlichen Gesellschaften. Er analysiert den Wechsel zwischen repressiven und freizügigen Phasen in der Geschichte, das Verhältnis von Sexualität zu Krankheit, Tod und Fortpflanzung. Er zeigt den Einfluss von Religion, der Psychologie und sozialer Revolutionen auf das Verhältnis von gesellschaftlicher Toleranz bezeichungsweise Intoleranz gegenüber dem sexuellen Verhalten von Minderheiten. Im Brennpunkt steht jedoch die Diskrepanz zwischen der totalen Emanzipation, welche die moderne Gesellschaft vom Individuum verlangt, und dem konformistischen Verhalten, das die vermeintliche Befreiung des Individuums mit sich bringt."
In diesem Buch stehen noch andere interessante Sachen über die Haltung der christlichen Kirchen in früheren Zeiten. Z. B. ein lustiges Detail: Lange wusste die Medizin nicht so genau, wie das mit der Fortpflanzung so funktioniert, und was genau vom Mann kommt und was von der Frau. Ein griechischer Arzt, Galenos, ca. 100-200n. Chr., der bis in die Renaissance sehr angesehen war, hat die Theorie aufgestellt, dass Mann und Frau je einen Saft produzieren würden, der sich dann mischt und so ein Kind entstehen könne. Dazu mussten aber BEIDE, Mann+Frau, einen Orgasmus haben. - Diese Theorie wurde später von der Kirche aufgenommen, und die Kirche empfahl im Einklang mit dieser Theorie den Männern, sich gut ums Vergnügen ihrer Frauen zu kümmern, wenn sie Kinder zeugen wollten (-:
Find ich eine sehr sympathische Theorie

Man muss der Kirche auch einmal etwas einfach glauben ...
So, wieder einmal ein Beitrag in Rekord-Länge ...

Vielleicht wird der nächste ja kürzer ?
Liebe Grüsse
Mymla