Mögliche Kosteneinsparungen bei IVF - Info für die Presse?

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Veronique
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Mögliche Kosteneinsparungen bei IVF - Info für die Presse?

Beitrag von Veronique »

Ihr Lieben!

Ich wollte Euch noch einmal auf ein paar Punkte aufmerksam machen, die mir in der Schlacht um IVF/ICSI als Kassenleistung wichtig erscheinen; vieles wurde ja schon in den Beiträgen hier angesprochen. Wenn ihr die Presse kontaktiert, könnt ihr diese Punkte ja noch einmal ausdrücklich erwähnen.

Die dt. Repromedizin ist ein Paradebeispiel für mich, wie uneffizient das deutsche Gesundheitswesen ist:

- das EmbryonenschutzG zwingt dazu, mehr Behandlungszyklen durchzuführen, als es der jetzige Wissensstand eigentlich erforderlich macht (=> Weiterentwicklung aller befruchteten EZ bis zum Blastozystenstadium; in D ist nur die Weiterentwicklung von max. drei EZ erlaubt; Blasto-Transfer ist nicht die Regel)

- An den IVFs verdient vor allem die Pharma-Industrie; bei Frauen, die mit rekombinanten FSH behandelt werden und die wenig auf die Medis reagieren, steigt die Rechnung der Medikament schnell auf über 2000 EUR, eine Wahnsinns-Summe!
Ein Ansatzpunkt wäre hier, mit der Pharma-Industrie die Preise für Medis neu zu verhandeln

- Die Repromediziner führen i.d.R. keine vertiefte Diagnose der Sterilitäts-Ursachen bei Mann und Frau durch oder arbeiten mit völlig überalteten Standards. Ergebnis: Viele Paare werden vorschnell zu IVF-ICSI-Kandidaten; die Indikationen für IVF haben sich aus Unkenntnis und Faulheit der Ärzte immer mehr ausgeweitet.

Das krasseste Beispiel sind für mich Frauen, die auf natürlichem Wege ss geworden sind, eine FG erleiden, eine neuerliche SS auf sich warten lässt, und denen innerhalb kürzester Zeit eine IVF angeboten wird. Nach Ursachen wird in diesen Fällen entweder nicht gesucht oder eben mit überholten Standards. Ein weiteres Beispiel ist das von mir viel zitierte Nicht-Erkennen von banalen, leichten Schilddrüsen-Unterfunktionen, die alleine schon ausreichen, um eine SS zu verhindern.
=> Ein Qualitätsmanagement der medizin. Behandlungen würde dazu beitragen, dass die Kosten erheblich gesenkt würden. Das würde aber auch bedeuten, dass eine Reihe von Ärzten weniger Arbeit haben werden. Ob die uns leid tun sollen, ist eine andere Frage....

Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich finde die Unsummen, die in unserem Fall schon über den Tisch gegangen sind, ganz abartig und kann verstehen, dass sich einige "Fuzzies" von irgendwelchen Kommissionen sagen: boah, da müssen wir den Hahn zudrehen. Dass der Hahn völlig zugedreht wird, wollen wir ja unbedingt verhindern, aber ich denke, dass es nicht schaden kann, wenn wir immer wieder auf Kosteneinsparungsmöglichkeiten aufmerksam machen. Und diese würden ja letztenendes uns Betroffenen zugute kommen (weniger und gezieltere Behandlungen).
Wie gesagt: die Punkte wurden schon an anderer Stelle genannt; ich wollte sie nur noch einmal zusammenfassen. Das ist Futter für die Presse.

In diesem Sinne Veronika
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Hi Veronique,

kleine Anmerkung zu den Kosten. Da ich Lowresponderin war (bin) kann man bei den Kosten für die Medis einen noch viel höheren Beitrag einsetzen - so hatte ich z.B. Ende 2001 eine Stimulation, bei für knapp 16.000,00 Mark Medis eingesetzt werden mussten. Auch die übrigen Stimulationen beliefen sich auf Kosten von round about 5.000 Euro nur für Medikation. Die Phama-Industrie verdient sich in Deutschland eh eine goldene Nase - das sieht man ja schon allein beim Vergleich Anti-Baby-Pille - glücklich seien die, die an der holländischen Grenze wohnen :-)

Übrigens - diese Kosten sind bestimmt auch anzusetzen in deiner Rechnung, bei der es um den Durchschnittswert einer IVF/ICSI-Behandlung geht, da es doch ziemlich viele Low Responder gibt.
Lieber Gruß
Iris





Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi Veronika,

der Schuß, Außenstehende auf die "Mißstände" beim Kiwu-Geschäft explizit hinzuweisen, könnte nach hinten losgehen.
Motto: "Wir wußten doch immer, daß hier einiges im Argen liegt. Da sich KVs, Ärzte etc. nicht auf eine bessere Qualität und die Einsparung von Kosten einigen werden, streichen wir den Bereich besser völlig."

Weiterhin bezweifle ich, ob es gut ist, das Paket immer größer zu schnüren. Das ESchG würde ich draußen lassen, darum geht es jetzt nicht. Außerdem ist die öffentliche Meinung hier meines Erachtens nicht auf unserer Seite.

Viele Grüße. Andreas
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

:D Hallo!

Ist schon klar, dass solche Zusammenhänge die Öffentlichkeit à la Bild überfordern; bei denen zieht eher: die bösen, bösen Politiker wollen verhindern, dass wir die süßen, süßen Babys bekommen.

Aber ansonsten muss man sich auch überlegen, was man da eigentlich fordert, ein bißchen Problembewusstsein seitens der Betroffenen kann da nicht schaden. Da ich die Steuer 2002 gerade mache, habe ich die Kosten für die erste ICSI noch einmal zusammengeklickt; bei den Medis fielen über 2700 EUR an; bei der letzten ICSI waren es über 3100 EUR; alles für die Katz'. Beim letzten Mal wollte ich eher das billigere Menogon, nein, Doc wollte Gonal wg. besserer Ergebnisse.
Ich für meine Person kann nicht "wollen", dass die Gemeinschaft der Beitragszahler durch solche irrsinnigen Kosten belastet wird - dass die KK diesen Posten loswerden wollen, kann ich voll und ganz verstehen.

Wg. des EmbSchG: ich denke nicht, dass es in der dt. Öffentlichkeit angekommen ist, um was es geht. Leider versteigen sich die Journalisten oft in komplizierte Abhandlungen (über PID etc.), bei denen das Eigentliche untergeht.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht - wenn ab nächstem Jahr die Sache teilweise oder ganz zu Lasten der Betroffenen geht, wird sich ja vieles auf dem Markt der Repromedizin von alleine regulieren.
LG Veronika
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Mahlzeit alle,

ja, ich fürchte leider auch, dass gutgemeinte und auch wichtige Kritik am Kinderwunsch-Geschäft derzeit leicht missverstanden werden könnte und Wasser auf die Mühlen der Regierung darstellt. Dazu kommt noch, dass die Uninformiertheit über die Repro-Medizin ohnehin sehr hoch ist und bei breiten Teilen der Bevölkerung sehr abenteuerliche Vorstellungen - um nicht zu sagen Vorurteile - darüber bestehen, die dann durch gerechtfertigte Kritik von Gutinformierten noch bestärkt werden.

Ein Argument von Veronika halte ich dennoch für sehr relevant, nämlich die Preise bei den Medikamenten. In Deutschland sind die Medikamentenpreise ja im Verhältnis zum internationalen Markt völlig überteuert, und zwar auch im Vergleich zu Ländern, bei denen nicht ohnehin ein Währungsgefälle herrscht. Das hat ja wohl jeder gemerkt, der sich in den USA mal Vitamintabletten gekauft hat. Meinen Informationen zufolge kostet z.B. Menogon in Polen oder der Türkei nur die Hälfte und ich gehe mal davon aus, dass das auf die anderen Medis übertragbar ist.

Ich kann beim besten Willen keinen Grund erkennen, warum die Beitragszahler in Deutschland einen überproportionalen Anteil der Pharma-Forschung finanzieren sollten. (wenn daran die Option hängen sollte, dringend benötigte Medikamente in "Entwicklungs"ländern preiswerter verkaufen zu können, könnte man dies zielgerichteter durch Entwicklungshilfe regeln.)

Das gilt ja nicht nur für die teuren KiWu-Medikamente, sondern auch für andere Behandlungen, ich nehme mal an, dass Medikamente in der Chemotherapie, bei Organtransplantationen usw. auch nicht gerade ohne sind.

Hier sehe ich ein enormes Sparpotential. Die Idee, endlich den Versand-Arzneihandel freizugeben, geht ja schon in die richtige Richtung. Weitere Ideen wären

* Unterstützung für die Patienten durch die Krankenkassen beim Kauf ausländischer Medikamente (Qualitätskriterien, Fälschungsrisiko...)
* Bonussystem für GK-Patienten, die ihre Medikamente im Ausland preiswerter kaufen.

Wenn sich die Gesundheits"reformer" mit solchen echten strukturellen Verbesserungen statt dem Umherschieben von Kosten befassen würden, könnte jede in Zukunft locker 6 statt 4 Versuche machen, 40+ müsste überhaupt nicht mehr zur Diskussion stehen und es würden immer noch riesig viel Kosten gespart - da hätten wir doch wirklich alle was von.

Liebe Grüße

Mondschaf
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