Ein schöner Brief für alle die uns nicht verstehen (lang)

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Kishalein
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Ein schöner Brief für alle die uns nicht verstehen (lang)

Beitrag von Kishalein »

Über Silke's unerfüllten Kinderwunsch

Silke weiß, dass du Sie liebst und ihr wünschst, dass sie glücklich ist . Aber in letzter Zeit scheint sie isoliert, deprimiert und besessen von ihrem Wunsch nach einem Kind.
Es ist wahrscheinlich nicht einfach für dich zu verstehen, warum der Wunsch schwanger zu werden in alle Bereiche ihres täglichen Lebens hineinwirkt. Silke hofft, dass Du durch diesen Brief besser verstehst welchen Schmerz sie fühlt . Hier erfährst du auch wie du ihr helfen kannst.

Einige Fakten über Unfruchbarkeit:

Es wird dich überraschen zu erfahren, dass jede sechste Frau mit Kinderwunsch nicht schwanger wird. Für diese düstere Statistik gibt es viele mögliche Ursachen: Verschlossene Eileiter, Erkran-kungen der Eierstöcke, hormonelles Ungleichgewicht, schlechte Spermienqualität oder zu geringe Spermienanzahl des Ehemannes sind nur einige davon. Mit über 35 Jahren wird es für eine Frau zusätzlich schwierig schwanger zu werden, da viele ihrer verbliebene Eier nicht mehr für eine Be-fruchtung geeignet sind.
Dies sind alles physische oder physiologische Hinderungsgründe für eine Schwangerschaft - es sind keine psychologischen! Eileiter verschließen sich nicht, weil eine Frau "sich zu sehr mit dem Kinder-wunsch beschäftigt". Antikörper, die Sperma abtöten, werden nicht verschwinden, nur weil eine Frau sich mehr ausruht. Und ein Mann kann seine Spermienqualität nicht dadurch verbessern, dass er optimistischer und gelassener wird.

Gut gemeinte Ratschläge:

Wenn jemand den wir mögen ein Problem hat, ist es normal, dass wir versuchen ihm zu helfen. Wenn nicht wirkliche Hilfe gegeben werden kann, versuchen wir gute Ratschläge zu geben. Häufig erzählen wir dabei von persönlichen Erfahrungen oder geben Anekdoten aus dem Bekanntenkreis wieder. Vielleicht kennst auch Du ein Paar, das Schwierigkeiten hatte schwanger zu werden, bis es während eines erholsamen Urlaubs auf einer schönen Insel unverhofft klappte? Also schlägst Du vor, dass Silke und ihr Mann auch einen Urlaub machen sollen.
Silke schätzt Deine Ratschläge, aber sie nützen ihr wegen der physischen Natur der Gründe für ihr Problem nichts . Sie kann Deine Ratschläge nicht nur nicht nutzen, solche Ratschläge bringen sie völlig aus der Fassung. Tatsächlich wird sie regelmäßig überschwemmt mit solchen Ratschlägen. Stell Dir bitte vor, wie frustrierend es für sie sein muss zu hören, dass andere Paare auf "magische" Art schwanger wurden, nur dadurch dass sie sich im Urlaub liebten. Für Silke, die eine belastende Kin-derwunschbehandlung durchmacht, hat "Liebe machen" und die Empfängnis eines Kindes sehr wenig miteinander zu tun - das war früher anders. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr sie versucht ein Kind zu bekommen und wie zerstörerisch es für sie ist, jeden Monat zu erfahren, dass es nicht funktioniert hat. Dein gut gemeinter Rat ist der Versuch, eine extrem komplizierte und missliche Lage in ein einfaches kleines Problem zu verwandeln. Durch die Verharmlosung ihres Problems auf diese Art, zweifelst du an der Werthaltigkeit ihrer Gefühle; sie fühlt sich nur noch wertloser, ihre Selbstzweifel werden mehr. Unter diesen Umständen ist es natürlich kein Wunder, dass sie ärger-lich und abweisend auf dich reagiert.
Die Wahrheit ist: Es gibt nichts konkretes, das du für Silke tun kannst. Die beste Hilfe ist, ver-ständig und unterstützend zu sein. Es ist einfacher unterstützend zu sein wenn du verstehst, welch verheerender Schlag es sein kann, unfähig zu sein ein Kind zu bekommen.






Warum ist es so schlimm kinderlos zu sein ?

Frauen wachsen mit der Erwartung auf, dass sie eines Tages ein Kind haben werden. Sie machen sich Gedanken über sich in der künftigen Mutterrolle seit sie mit Puppen gespielt haben. Es kann sogar sein, dass eine Frau sich solange nicht als vollständiger Teil der Gesellschaft fühlt, bis sie schwan-ger ist. Wenn Silke daran denkt, dass sie kein Kind haben kann, so fühlt sie sich wie "ein defektes Werkzeug". Kein Kind zu haben ist buchstäblich eine Angelegenheit von Leben und Tod. In der Bibel ist Rachel unfruchtbar. Sie sagte zu Jakob "Gib mir Kinder oder ich werde sterben ..." (Genesis 30:1). Manche interpretieren dies so, dass Eine ohne Kinder praktisch tot sei. So stark sind die Ge-fühle, die mit Unfruchtbarkeit verbunden sind, dass die Person sich wie tot, zumindest wert- und nutzlos fühlt
Schlimmer noch, Silke ist nicht wirklich sicher, dass sie niemals Kinder haben wird. Das grausamste jedoch was man jemanden antun kann ist es, Hoffnung zu wecken, ohne dass diese sich erfüllt. Die moderne Reproduktionsmedizin ist so ein zweischneidiges Schwert. Sie verspricht Hoffnung wo vorher keine war - aber es ist nur ein Hoffnungsschimmer.

Was kann die moderne Medizin unfruchtbaren Frauen anbieten?

Im letzten Jahrzehnt hat die Reproduktionsmedizin großartige Fortschritte gemacht, sodass Frau-en, die in der Vergangenheit niemals Kinder gehabt hätten, jetzt schwanger werden können. Der Einsatz von Hormon-Medikamenten kann die Anzahl und Größe der Eier, die eine Frau produziert, steigern und steigert so auch die Chancen auf eine Befruchtung. Bei der "in vitro Fertilisation"-Technik (IVF) wird der Frau ein Ei operativ entnommen und im Reagenzglas mit dem männlichen Sperma zusammengebracht, wo es zu einem natürlichen Befruchtungsvorgang kommt. Der Embryo wird dann nach wenigen Tagen zurück in die Gebärmutter der Frau transferiert. Es gibt noch viele weitere Optionen
Trotz der Hoffnung die diese Technologien bietet, ist es hart diesen Weg zu gehen. Manche high-tech-Prozeduren werden nur an wenigen Orten angeboten, die Silke dazu zwingen regelmäßig weite Wege zu fahren. Auch wenn die Behandlung vor Ort möglich ist müssen wiederholte Arztbesuche, tägliche Spritzen, veränderte Arbeitszeiten um die verschiedenen Prozeduren zeitlich unterzubrin-gen, ausgehalten werden. Schließlich müssen beträchtliche finanzielle Summen ausgegeben werden. Geld, das häufig, aber nicht immer, von der Krankenversicherung erstattet wird. All diesem ist eine ganze Anzahl von diagnostischen Untersuchungen vorangegangen, die beschämend, weil sehr intim und schmerzhaft zugleich sein können.
Unfruchtbarkeit ist ein sehr intimes, persönliches medizinisches Problem, eines das Silke mögli-cherweise nicht mir ihrem Arbeitgeber diskutieren will. So muss sie immer neue Ausreden und Ter-mine erfinden wenn ihr Behandlungsplan mit ihrer Arbeitszeit kollidiert. Gleichzeitig wendet sie beträchtliche Zeit und Energie auf, um Anträge und andere Unterlagen für die Krankenkasse zu-sammenzustellen.
Nach jedem medizinischen Versuch schwanger zu werden, muss Silke das Warteschleifenspiel spie-len. Dabei wechseln sich Phasen voller Optimismus mit verzweifeltem Pessimismus ab. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt über zwei Wochen hinweg. Sie weiß nicht, ob ihre geschwollenen Brüste ein Schwangerschaftszeichen oder ein Nebeneffekt der Medikamente sind. Wenn sie eine Spur von Blut auf Ihrer Unterwäsche findet, weiß sie nicht, ob gerade der Embryo einnistet oder ihre Peri-ode beginnt. Wenn sie nach einer IVF-Prozedur nicht schwanger ist, kann es sein, sie fühlt sich wie nach einer Fehlgeburt. Sie sorgt sich um ein Leben, das noch gar nicht existiert aber in ihren Ge-danken schon vorhanden ist und muss dessen Verlust erleben.





Während sie versucht mit dem Tumult der Gefühle fertig zu werden, wird sie zu einer Baby-Party oder Taufe eingeladen. Sie erfährt, dass eine Freundin oder Kollegin schwanger ist oder sie liest, dass ein Ein-Tage-altes-Baby in einem Mülleimer gefunden wurde. Kannst du dir ihren Neid und ihre Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens vorstellen? Da die Unfruchtbarkeit nahezu jede Facette ihres Lebens durchdringt ist es ein Wunder, dass sie an ihrem unerfüllten Kinderwunsch nicht zer-bricht.
Jeden Monat fragt sich Silke ob dies endlich IHR Monat sein wird. Wenn nicht, so versammelt sie ihre gesamte Energie, sofern sie noch genug hat, um es noch mal zu versuchen. Kann sie sich einen neuen Versuch leisten? Wie lange wird ihr Mann dies mitmachen? Wird sie gezwungen sein, ihre Träume aufzugeben?
Wenn du mit Silke sprichst, versuche dich in die Belastungen die auf ihren Gedanken und auf ihrem Herzen liegen einzufühlen. Sie weiß, dass du dich um sie sorgst und eventuell benötigt sie das Ge-spräch mit dir über ihre schwere Prüfung. Aber sie weiß auch, dass es nichts gibt, das du sagen könntest um sie schwanger werden zu lassen und sie fürchtet sich, dass du ihr einen Vorschlag machst, der sie nur noch mehr verzweifeln lässt.

Was kannst du für Silke tun ?

Du kannst ihr deine Unterstützung geben ohne sie für irgendeinen Schritt zu kritisieren, den sie unternimmt - z.B. die Ablehnung einer Patenschaft für einen Neffen, um sich selbst vor einem emo-tionalem Trauma zu schützen. Du kannst ihr zum Beispiel dies sagen:
Ich sorge mich um Dich. Nachdem ich den Brief gelesen habe kann ich besser verstehen, wie schwer es für Dich sein muss. Ich wünschte, ich könnte helfen. Ich bin da um Dir zuzuhören und um mit Dir zu weinen, wenn Du weinen möchtest. Ich bin da um Dich aufzurichten wenn Du fühlst als gäbe es keine Hoffnung mehr. Du kannst mit mir reden. Ich interessiere mich für Dich.
Das allerwichtigste ist, nicht zu vergessen, dass Silke verwirrt und sehr beunruhigt ist. Höre was sie zu sagen hat, aber verurteile sie nicht. Verharmlose ihre Gefühle nicht. Versuche nicht vorzu-täuschen, dass alles gut werden wird. Treib sie nicht in den Wahnsinn mit Aussagen wie "Was ge-schehen soll, wird geschehen". Wenn dies wirklich der Fall wäre, wozu sollte sie dann noch mit medi-zinischen Mitteln versuchen etwas zu vollenden was der Natur nicht gelingt
Deine Bereitschaft zuzuhören kann eine große Hilfe sein. Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch fühlen sich von anderen Menschen isoliert. Deine Fähigkeit zuzuhören und sie zu unterstützen wer-den ihr helfen den Stress auszuhalten. Ihr unerfüllter Kinderwunsch ist eine der schwierigsten Si-tuationen die sie je zu bewältigen haben wird.

Problematische Situationen

Ein gewöhnliches Zimmer kann für einen Blinden ein Hinderniskurs sein. Genauso kann der Alltag voll von Gefahren für eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch sein. Gefahren, die für Frauen mit Kinder nicht existieren.
Sie geht zu einer Geburtstagsfeier. Eine Frau stillt dort ihr Baby. Die Männer reden über Fussball, während die Frauen über Kinderprobleme reden. Sie fühlt sich ausgegrenzt und kann nirgends mit-reden.
Weihnachten ist ein Beispiel für die vielen Feiertage, die für sie besonders schwierig sind. Feierta-ge markieren den Fortgang der Zeit. Sie erinnert sich, was sie sich letztes Weihnachten vorgestellt hat - dass sie im kommenden Jahr ihrer Familie einen Sohn oder eine Tochter als neues Familienmit-glied präsentieren wird.
Jeder Feiertag stellt seine eigene einzigartige Belastung für ungewollt kinderlose Frauen dar. Va-lentinstag erinnert sie an ihre Romanze, Liebe, Heirat - und an die Familie, die sie unfähig ist zu gründen. Muttertag - Vatertag? Die Schwierigkeiten sind offensichtlich.
Alltägliches, wie ein Weg die Straße runter oder der Gang zum Einkaufen, sind mit Minen gepfla-stert. Frauen zu sehen, die Kinderwagen und Buggys schieben, kratzt an ihren Nerven. Beim Fernse-hen, wird Silke mit Werbungen für Windeln, Säuglingsnahrung und Schwangerschaftstests bombar-diert.
Auf einer Party fragt jemand wie lange sie schon verheiratet ist und wann sie Kinder haben wird. Sie möchte davon laufen, kann aber nicht. Falls sie über ihren unerfüllten Kinderwunsch spricht, erhält sie die freundlichen, gut gemeinten Ratschläge, die sie nicht braucht: "Denk an was anderes", "Keine Angst, es wird bald klappen" oder "Du Glückliche. Ich bin so belastet mit meinen Kindern - ich wünscht ich hätte Deine Freiheiten". Nach solchen Kommentaren möchte sie sich nur noch unters nächste Sofa verkriechen um dort zu sterben.
Die Flucht in Arbeit und Karriere ist auch nicht möglich. Sie wird Schwierigkeiten haben, Energie in ihre Karriere zu investieren, während sie monatlich die Scherben ihrer Träume zusammenkehrt. Um sie herum werden Kolleginnen schwanger. Zu einer Baby-Party zu gehen ist schmerzhaft - so distan-ziert sie sich mehr und mehr von den Kollegen.

Was soll werden ?

Weil sie ungewollt kinderlos ist, ist das Leben extrem stressig für Silke. Sie gibt ihr bestes um damit fertig zu werden. Bitte versteh das. Manchmal ist sie depressiv. Manchmal ist sie ärgerlich. Manchmal ist sie körperlich und seelisch erschöpft. Sie wird nie mehr die alte Silke sein, die sie versucht zu sein. Sie würde gern viele Dinge nicht tun, die sie tut.
Sie hat keine Ahnung ob und wann es überhaupt eine Lösung für ihr Problem gibt. Sie nimmt ein fi-nanzielles und emotionales Wagnis auf sich - mit einer geringen Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. Ins-gesamt sind nur 11 Prozent aller Frauen die eine Kinderwunschbehandlung beginnen erfolgreich, in-dem sie ein Kind bekommen. Für Frauen über 40 sind die Chancen noch geringer. Jedoch, je länger sie aushalten um so höher werden die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Vielleicht wird auch Silke eines Tages erfolgreich sein. Vielleicht wird sie es auch aufgeben und eine Adoption versuchen oder sie findet einen Weg ein erfülltes Leben ohne Kinder zu leben. Im Moment weiß sie nicht was kommen wird. Sie lebt von einem Tag zum nächsten. Sie weiß nicht, warum dies ihr Los ist, niemand weiß dies. Alles was sie weiß, ist die schreckliche Seelenqual, die sie jeden Tag er-lebt.
Bitte kümmere dich um sie. Bitte geh sensibel mit ihrer Lebenssituation um. Gib ihr deine Unter-stützung - sie braucht sie - und sie wünscht sie sich.
Danke.

Nuel
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Beitrag von Nuel »

suuuuuuuuuper, ich hab neulich schonmal über diesen "omynösen"brief gelesen :-) er ist wirklich klasse. wo hast du ihn her?
würde ihn gern auf meiner HP einbauen, aber müßte halt erstmal das urheberrechtlich abklären *grummel*

lg manu
liebe Grüße
Manu

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verheiratet (baujahr '77 und '72)
Kishalein
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der Link zum Brief

Beitrag von Kishalein »

Hallo Nuel,
super Website wirklich... bin übrigens auch Baujahr 1977 und ähnlich fertig über den GEsetzesentwurf wie du. Hab allerdings schon eine IVF hinter mir - NEGATIV.
Ich stell dir den Link mal rein, der Brief kommt von:

http://babystuebchen.de/booklet_print.htm

oder geh auf die Startseite von <www.babystuebchen.de> und klick unten bei den Nachrichten auf "Ein Hilfetext für Freunde und Verwandte".

Hoffe ich konnte dir weiterhelfen, mir sind bei dem Brief auch die Tränchen gekommen weil es wirklich wiederspiegelt wie ich mich fühle.
Alex1976
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Beitrag von Alex1976 »

Hallo,

möchte mich auch mal schnell einschalten, ich hab den Brief auch gerade mal gelesen, und finde ihn wunderschön :D

mir ist es heute auf der arbeit auch so ergangen. Da ich ja unterschriften sammle, bekam ich von einer arbeitskollegin zu hören: WAS INTERESSIEREN MICH DIESE LEUTE DIE SO KOMISCHE PROBLEME HABEN?

Meine Antwort war, das eine dieser komischen Leute vor ihr säße,...ihr ist die kinnlade runtergefallen, worauf ich noch einen drauf setzte:
WENN DU MIT SOLCH NIEDEREN KREATUREN NICHTS ANFANGEN KANNST BRAUCHST DU AUCH NICHT UNTERSCHREIBEN

Und was hat sie gemacht? Unterschrieben....
Man denkt ja immer, da die mehrheit mit diesem problem kämpft man wäre trotz allem ganz normal, aber hin und wieder wird man einfach in die ecke geschubst und abgestempelt, meist stehe ich drüber, an anderen tagen ist es nicht zu ertragen,... obwohl ich immer mit offenen karten spiele und es jeder wissen kann.

Es kann manchmal so schlimm sein:-(

Gruss alex
Niemals die Hoffnung aufgeben!!!
Sofie
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Registriert: 21 Mai 2003 23:48

Reaktionen anderer Leute

Beitrag von Sofie »

Hallo,

auch ich versuche in den letzten Tagen soviele Menschen wie möglich für das Thema zu sensibilisieren. Ich gehe mit (Ausnahme in der Firma) offen mit dem Thema um, unsere Freunde, meine Vereinskollegen etc. wissen Bescheid. Alle sind wahnsinnig nett und haben beim ersten IVF Versuch, der leider negativ verlief, die Daumen gedrückt.
Aber die Reaktionen, die ich jetzt erhalte, stimmen mich schon nachdenklich. "tja, es muss gespart werden", "es wird sich auf alle Fälle etwas ändern, so oder so", "ich hab sie nicht gewählt".....
Es ist traurig, wie wenig andere bereit sind uns zu unterstützen indem sie auch mal einen Brief schreiben, eine Email verschicken o.ä.
Irgendwie sind alle träge so lange es sie nicht persönlich trifft.
Und dann fange ich an, mir Gedanken zu machen. Warum bin ich persönlich bereit, mir einen Urlaub zu gönnen, ein unvernünftiges Auto zu fahren (nicht nach dem Motto "vier Räder, ein Motor, zuverlässig und sicher" sondern nach dem Prinzip ich will Spass), .... und warum widerstrebt es mir, mich auf selbstfinanzierte IVF Versuche einzulassen Warum würde ich diese Ausgaben als Druck empfinden? Warum weiss ich, dass es mich total belasten würde und mir Stress verursachen würde? Warum empfinde ich es als ungerecht?

Warum denke ich, dass die Nachbarn denken "wenn die sich zwei Autos leisten können, können sie auch IVF zahlen".
Warum traue ich mich kaum, die Nachbarn anzusprechen, nachdem ihre Kleine mit dem Fahrrad auf unserem Stellplatz gegen mein Auto gefallen ist und dort eine Schramme hinterlassen hat.
Weil ich Angst habe, dass jeder denkt "Kinderhasser", "Karrieresüchtiges Ehepaar", "lass die doch erstmal selbst Kinder haben".
Das ist das, was mich belastet und was wohl kaum einer nachempfinden kann, der nicht selbst lange auf seinen Nachwuchs warten musste oder gar eine KIWU Behandlung macht. Und genau die Personen, die all das nie empfunden haben, entscheiden über unsere Zukunft.

Traurig, depremierend und einfach zum Heulen.

Sofie
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Kröte
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Beitrag von Kröte »

Der Brief ist wunderschön und sagt genau das aus , was ich seit Jahren versuche meiner Mutter/SChwiegermutter zu erklären.

Ich werde ihn jetzt ausdrucken, dann bekommen sie ihn am Wochenende zu lesen.

Danke für den tollen Brief
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chris v. bernie
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Beitrag von chris v. bernie »

hallöchen,

ich hab den brief auch gelesen und mich zwischendurch immerwieder gefunden.wir machen aus unserem unerfüllten kinderwunsch kein geheimnis drauß.wieso den auch...können wir alle was dafür...das es nicht klappt wie gewollt.wir haben sehr viel posetives damit erlebt....aber auch immer wieder leute die es einfach nie kapieren wollen oder können...und natürlich ab und zu auch dumme sprüche...aber irgendwann hört man da nimmer hin.wir würden es jedezeit wieder so machen.ohne offenheit hätte ich es bestimmt nur schwierig hinbekommen ,für jede behandlung ca. 2 1/2 stunden fahrt einfach.ok,ich hab glück gehabt und mein chef hat verständnis....aber auch da gibt es ab und zu leute die dafür kein verständnis haben..und da kämpft man auch ab und zu...naja das ist das los halt von uns ungewollt kinderlosen paare....haltet durch!!!!!

aber ich bin auch am überlegen ob ich mir diesen tollen brief ausdrucken und ab und zu leute mal vorlege...die meinen es wäre ja ganz einfach.


servus
chris und bernie
Gast

Beitrag von Gast »

Gute Idee den Brief hier reinzustellen. Ich kannte ihn schon, hab ihn damals abgetippt und meinen Eltern geschickt. Sie haben mich zwar auch ohne den Brief verstanden, aber er hat ausgedrückt was ich sagen wollte und was ich gefühlt habe.

Wenn ich meine kleine süße Maus ansehe, dann kommen mir manchmal noch die Tränen. Ich hoffe für euch alle, daß eure Wünsche in Erfüllung gehen und ihr dieses Wunder auch erleben dürft!!!!!!!!!! Egal wie hart der Weg bis hierher war, man wird unendlich dafür entschädigt. *dd* :knuddel:

LG
Kerstin und Naemi
Nuel
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Beitrag von Nuel »

hallöchen,
nochmal danke für den brief :-)

dieses wochenende war meine mam da...ich hatte lange zeit das gefühl, daß sie uns nicht richtig versteht und habe ihr deshalb immer und immer wieder das thema "aufgedrückt"....sie zum zuhören und "mit mir reden" gezwungen.....und sie hat inzwischen gemerkt, daß es ein wirkliches problem ist und nicht nur ein flitzer...
nichtsdestrotrotz habe ich den brief ausgedruckt und ihr zum lesen gegeben...

sie hat ihn als "abendlektüre" allein lesen wollen und am nächsten tag hat sie mich von ganz allein drauf angesprochen.....mich in den arm genommen und gemeint "da muß ich mich wohl mit dazuzählen, bei den dummen-sprüche-klopfern"......

da fehlten mir die worte und wir haben uns einfach ne weile im arm gehalten.....als sie heut heim fuhr, bat sie mich noch um den link für meine HP....kann es besser laufen? ;-)

liebe grüße an euch aus thüringen :dance:
liebe Grüße
Manu

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verheiratet (baujahr '77 und '72)
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ein wunderbarer Brief. Obwohl bei uns alles schon länger her ist, muß ich manchmal weinen, wenn ich sowas lese. Ja, das sollten alle lesen, die uns nicht verstehen.

Gruß, Rebella
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