Versorgungsstrukturgesetz 2012 - Zuzahlung f. Kiwu erkämpfen

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Reverie
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Beitrag von Reverie »

rebella67 hat geschrieben: Hallo Reverie, die Sache mit den Krippenplätzen ist eine andere Baustelle. Die scheint mir auch eher abhängig von den Bundesländern zu sein. In Berlin sind wir da (gegenüber den anderen Bundesländern) ziemlich weit. Hier bekommt man auch den Krippenplatz.

Eine Aufklärung darüber, ab wann die Fruchtbarkeit abnimmt (und wie weit) halte ich für grundsätzlich wichtig, da auch das viele Frauen nicht so recht zu wissen scheinen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Frauen gibt, die sich darauf verlassen, dass schlimmstenfalls die Medizin noch helfen kann. Dass das aber bei Weitem nicht immer der Fall ist und was für eine schwere Zeit man da durchmachen muss, ist auch nicht jeder Frau klar. Ich denke, so eine Aufklärungskampagne könnte durchaus auch das Verständnis in der Bevölkerung verbessern. Es sollte darin auch nicht nur um das Alter der Frau gehen, sondern auch über so Ursachen wie Hodenhochstand, Mumps, Clamydien, Rauchen, Übergewicht, Schilddrüse, ... .

Natürlich kann eine Aufklärungskampagne nicht die späteren Lebensläufe aller Frauen beeinflussen. Auch ich hätte mir trotz vorhandener Krippenplätze neben dem Studium kein Kind angeschafft. Auch hätte ich nicht mit 20 den erstbesten Mann zu meinem Lebenspartnrt erwählt. Aber ich kann nicht von meinem eigenen Lebenslauf auf alle anderen schließen. Es studieren nicht alle Frauen und es gibt auch viele Frauen, die mit Mitte 20 schon den Partner für´s Leben haben und sich dann überlegen, ob sie erstmal Karriere machen oder das Leben genießen wollen oder ob sie gleich eine Familie gründen wollen. Für diese Frauen könnte ein größeres Bewusstsein über die Fruchtbarkeit im Lebenszyklus einen Vorteil bringen.
Mmh, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis sieht es da anders aus. Da hätten theoretisch alle unter Mitte 20 gerne Kinder gehabt, aber keiner hat sie letztlich bekommen. Das lag daran, dass ein Kind neben dem Studium/der Ausbildung schlichtweg nicht hätte ernährt werden können. Nicht jeder hätte in dem Fall finanziell von den Eltern unterstützt werden können. Auch sind Männer, die früh Kinder wollen, zumindest in den Großstädten im Westen Mangelwaren. Und gerade als Berliner muss man für den ersten Job örtlich flexibel sein, so mies, wie hier der Markt ist...

Natürlich ist es ein Problem, wenn junge Frauen wenig Gedanken an ihre Fruchtbarkeit verschwenden, denn, hey, bei Sarah Jessica Parker und anderen Promifrauen klappt es doch auch. Die benötigen schon Denkanstöße.

Aber ich habe einfach totale, rein egoistische Angst davor, dass eine solche Kampagne letztlich diskriminierend gegen ungewollt Kinderlose wirkt. Wer weiß, wie lange ich noch in Kinderwunschbehandlung sein muss? Vielleicht tut sich in den nächsten 5 Jahren nichts und dann bin ich Mitte 30, seit 6 Jahren in Kinderwunschbehandlung und die Leute sehen mich an und denken "Ach ja, wieder so eine, die zu lange gewartet hat. Steht doch heutzutage auf jeder Littfasäule, dass man das nicht tun soll." Der Gedanke ist für mich unerträglich. :(
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Der Gedanke, Reverie, gefällt mir auch nicht. Vermutlich müssen wir genau aufpassen, WIE diese Aufklärung denn nun aussehen wird. Es kann nicht einzig und allein darum gehen, dass man mit Mitte 30 zu alt zum Kinderkriegen ist und es sich eben hätte anders überlegen sollen. Eine gute Aufklärung sieht so aus, dass man über verschiedene Ursachen einer ungewollten Kinderlosigkeit spricht und auch darüber, dass nicht alle diese Ursachen von den Betreffenden verhindert werden können.

Ein Kind neben dem Studium hätte ich nicht nur wegen der Finanzen verhindert, sondern auch deshalb, weil ich ausreichend Zeit für dieses Kind hätte haben wollen. Die Betreuung eines Kleinkindes incl. Stillen ist nun mal ein Fulltime-Job. Ich war aber auch schon mit 25 mit meinem Studium fertig, weil ich noch in der DDR studiert habe. Für mich heute nicht besonders Karriere fördernd, aber eins war dort gut: Wir hatten keine Studiengebühren und der Unterhalt, den wir damals bekamen (nach meiner Erinnerung waren das 150 Mark im Monat), reichte zum Leben. Keiner war genötigt, während des Studiums zu arbeiten und damit die Studienzeit zu verlängern. - Davon abgesehen gäbe es gewiss noch so einiges, was die Politik tun könnte, um den jungen Paaren auch hier entgegen zu kommen. Ich würde das nur deshalb hier nicht so stark thematisieren, weil ich das Familienministerium seit Jahren gerade deshalb kritisiere, da sie alles Mögliche tun, damit junge Paare sich für ein Kind entscheiden, jedoch nichts dafür, damit die, die sich schon für ein Kind entschieden haben, jedoch Hilfe brauchen, diese bekommen.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Heute habe ich mal wieder eine Antwortmail aus dem Ministerium von Frau Schröder erhalten:

"Frau Bundesministerin Dr. Schröder dankt Ihnen herzlich für Ihr Schreiben vom 21. November 2011. Aufgrund der Vielzahl der täglich eingehenden Schreiben ist es Frau Dr. Schröder leider nicht möglich, jedes Schreiben persönlich zu beantworten. Sie hat mich deshalb gebeten, Ihnen zu antworten.

Frau Bundesministerin Dr. Schröder möchte erreichen, dass der Wunsch nach einem Kind für möglichst viele Paare in Erfüllung gehen kann. Die Einschränkungen der Krankenkassenleistungen durch das Gesundheitsmodernisierungsgesetz von 2004 haben dazu geführt, dass die Kosten für die Behandlungen für alle Paare vom ersten Versuch an sehr zu Buche schlagen. Damit Kinderwünsche nicht alleine am fehlenden Geld scheitern, wird die Bundesregierung mit allen Beteiligten, darunter den Ländern, darüber beraten, wie den Betroffenen geholfen und mit welchen konkreten Maßnahmen sie besser unterstützt werden können. Das Beispiel Sachsen zeigt, dass dabei auch von Seiten der Länder innovative Wege beschritten werden und Kooperationsbereitschaft besteht.

Da wir mit den Gesprächen gerade erst beginnen, kann eine eindeutige Aussage, wann hierzu möglicherweise eine neue Regelung erfolgt, zum jetzigen Zeitpunkt nicht getroffen werden.

Gerne möchte ich darauf verweisen, dass der Freistaat Sachsen Zuwendungen zu den Kosten der zweiten bis vierten Kinderwunschbehandlung für Invitro-Fertilisations (IVF) und Intrazytoplasmatische Spermieninjektionsbehandlungen (ICSI) gewährt. Angaben zu der Höhe der Zuwendungen finden Sie unter http://amt24.sachsen.de/ZFinder/verfahr ... d=207710!0

Zudem kann die Unterstützung kinderloser Paare mit dem Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Versorgungsstrukturgesetz) verbessert werden, das der Deutsche Bundestag am 1. Dezember 2011 beschlossen hat. Danach kann die Krankenkasse in ihrer Satzung zusätzliche Leistungen im Bereich der künstlichen Befruchtung vorsehen.

Unabhängig davon, hält es Bundesfamilienministerin Schröder für wichtig, die Fragen ungewollter Kinderlosigkeit stärker auf die politische Agenda zu setzen, das Thema reproduktionsmedizinischer Behandlungen zu enttabuisieren und nach neuen Wegen umfassender Hilfe für die Frauen und Männer zu suchen, die auf natürlichem Wege keine eigenen Kinder bekommen können. Dies gilt neben der finanziellen Unterstützung insbesondere auch im Bereich psychosozialer Beratung und Begleitung vor, während und nach den physisch und psychisch belastenden reproduktionsmedizinischen Behandlungen.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute."
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

rebella67 hat geschrieben:Da wir mit den Gesprächen gerade erst beginnen, kann eine eindeutige Aussage, wann hierzu möglicherweise eine neue Regelung erfolgt, zum jetzigen Zeitpunkt nicht getroffen werden.
Ich zitiere das hier mal, weil das ein entscheidender Satz ist. Bisher hieß es immer, es soll bis April eine Regelung geben. Jetzt wurden die Schreiben offenbar so geändert, dass man sich zeitlich wieder nicht festlegen will. ...
Liebe Grüße, Rebella
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Reverie
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Beitrag von Reverie »

rebella67 hat geschrieben: Vermutlich müssen wir genau aufpassen, WIE diese Aufklärung denn nun aussehen wird. Es kann nicht einzig und allein darum gehen, dass man mit Mitte 30 zu alt zum Kinderkriegen ist und es sich eben hätte anders überlegen sollen. Eine gute Aufklärung sieht so aus, dass man über verschiedene Ursachen einer ungewollten Kinderlosigkeit spricht und auch darüber, dass nicht alle diese Ursachen von den Betreffenden verhindert werden können.
Volle Zustimmung. Aber irgendwie traue ich den momentan auftretenden Wortführern in Punkto Aufklärungskampagne solche Differenzierungen nicht zu. Ich vermute eher, dass hier ein Thema instrumentalisiert wird, um munter das eigene Welt- und Wertebild zu propagandieren. Und gerade bei Problemen wie Schilddrüse, Hodenhochstand, Azospermie kommt man letztlich doch nicht um das Thema künstliche Befruchtung herum und deren Erfolgsrate spielen CSU und Co ja ja momentan auf Teufel komm raus runter. Also wäre es aus ihrer Sicht am konsequentesten, sich nur auf das Alter zu fokusieren...

Das Schreiben von Kristina Schröder macht mir auch Sorgen. Ich bin ihr von Herzen dankbar, dass sie sich für uns einsetzen will. Aber vermutlich braucht das Thema jemanden, der sich noch mehr vor die Presse drängt und das Problem penetrant gegen jegliche Widerstände promotet. So hört es sich momentan wirklich an, als würde sich die Sache irgendwie in Geschwafel auflösen.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Reverie, ich teile deine Befürchtungen. Es bleibt uns jedoch wirklich nichts anderes, als permanent die Politik zu beobachten und unseren Senf dazu zu geben. ...
Liebe Grüße, Rebella
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Davinja
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Ich bin JUNG und kann trotzdem nicht schwanger werden

Beitrag von Davinja »

Da mein Mann und ich uns zur Zeit eine Pause vom Thema Kinderwunsch behandlungen gönnen war ich schon lange nicht mehr hier!
Habe das Thema ziemlich durchgelesen und möchte erstmal allen Danken, die sich hier für eine Kostenübernahme stark gemacht haben danken! DANKE!DANKE!DANKE!
Vielleicht werden wir auch noch davon profitieren!

Aber diese Diskussion um das Alter nervt mich echt gewaltig!!!! Mein Mann und ich wünschen uns seit 4 Jahren ein Kind, damals waren wir beide 23 Jahre alt! Aber egal wie Jung wir gewesen wären, die Tatsache das er keine Spermien produzieren kann, weil der Bereich der für die Spermienproduktion zuständig ist komplett fehlt, wäre selbst im Alter von 17 Jahren (als wir uns kennen gelernt haben) keine Schwangerschaft möglich gewesen!
In unserem näheren Bekannten-bzw.Freundeskreis kennen wir persönlich noch 3 weitere Paare, die mit anfang/mitte 20 schon einen Kinderwunsch hegten, aber Aufgrund von fehlendem Eisprung oder schlechter bis fehlender Spermien keine Kinder ohne Medizinische Hilfe zeugen können!

Das würd ich auch gerne mal den superschlauen Politikern erzählen, dass es genug Paare gibt die eigentlich im besten Zeugungsalter wären, aber die Natur halt nicht mitspielt!!! :cry:

Könnte ich da eigentlich auch einen Brief zu diesem Thema an die ganzen Abgeordneten schreiben, deren e-mailadressen Becky aufgelistet hat oder nur an Frau Bär bzw. denkt ihr, dass sowas überhaupt Sinn macht?

Liebe Grüße und ALLES GUTE IM NEUEN JAHR!!!!!
Zuletzt geändert von Davinja am 01 Jan 2012 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
Früher 3 mal HI erfolglos. Scheidung
Diagnose PCO, Endometriose
Neues Partner, neues Glück?
Reverie
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Re: Ich bin JUNG und kann trotzdem nicht schwanger werden

Beitrag von Reverie »

Davinja hat geschrieben: Aber diese Diskussion um das Alter nervt mich echt gewaltig!!!! Mein Mann und ich wünschen uns seit 4 Jahren ein Kind, damals waren wir beide 23 Jahre alt! Aber egal wie Jung wir gewesen wären, die Tatsache das er keine Spermien produzieren kann, weil der Bereich der für die Spermienproduktion zuständig ist komplett fehlt, wäre selbst im Alter von 17 Jahren (als wir uns kennen gelernt haben) keine Schwangerschaft möglich gewesen!
In unserem näheren Bekannten-bzw.Freundeskreis kennen wir persönlich noch 3 weitere Paare, die mit anfang/mitte 20 schon einen Kinderwunsch hegten, aber Aufgrund von fehlendem Eisprung oder schlechter bis fehlender Spermien keine Kinder ohne Medizinische Hilfe zeugen können!

Das würd ich auch gerne mal den superschlauen Politikern erzählen, dass es genug Paare gibt die eigentlich im besten Zeugungsalter wären, aber die Natur halt nicht mitspielt!!! :cry:
Hi Davinja,
da sprichst Du mir wirklich aus der Seele. Ich könnte jedes Wort von Dir unterschreiben und mit Ausrufezeichen versehen. Kompliment an Eure Tapferkeit und Euren Kampfgeist!
Könnte ich da eigentlich auch einen Brief zu diesem Thema an die ganzen Abgeordneten schreiben, deren e-mailadressen Becky aufgelistet hat oder nur an Frau Bär bzw. denkt ihr, dass sowas überhaupt Sinn macht?
Ich denke das macht auf jeden Fall Sinn, Davinja. Abgeordnete hängen ganz stark von der Gunst ihrer Wähler bzw. der öffentlichen Meinung über sie ab. Wenn sie viele Zuschriften zu einem Thema bekommen, hilft das 100%ig, die Sache wieder auf die Agenda zu setzen, auch wenn wir nicht jeden Einzelnen überzeugen werden können. Selbst wenn die Politiker ihre Mails nicht selbst lesen oder beantworten, bekommen sie es doch von ihren Referenten und Mitarbeitern mit, zu welchem Thema sich die Zuschriften äußern.

Mails oder Briefe bringen also eine ganze Menge und ich hoffe, dass sich hier noch einige beteiligen (zur Not auch mit falschem Namen unter einem neutralen Mailaccount, wer sich partout nicht"outen"möchte). Noch ist es nicht zu spät!

Liebe Grüße und für Euch das allerbeste!
Zuletzt geändert von Reverie am 01 Jan 2012 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
Reverie
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Re: Ich bin JUNG und kann trotzdem nicht schwanger werden

Beitrag von Reverie »

Sorry, Doppelpost. :oops:
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Davinja,

ich kann mich den Worten von Reverie nur anschließen. Ich freue mich, wenn du mehrere Abgeordnete oder vielleicht sogar alle anschreibst. Weil, die Sache scheint sich erst dann richtig einzuprägen, wenn sie immer wieder mit diesem Thema konfrontiert werden. Und natürlich gibt es auch viele jüngere Kinderwunschpaare, die ohne medizinische Hilfe niemals Eltern werden können. Man sieht das a auch, wenn man in das Deutsche IVF Register schaut.

Bei Schreiben an Politiker sollte man allerdings nach Möglichkeit immer mit dem richtigen Absender schreiben. Manchmal erhält man auch Antwort per Post. Briefe an Politiker ohne Absender werden meines Wissens nicht geöffnet. Mails werden offenbar trotzdem gelesen. Ich gebe meinen Namen und meine Adresse auch nicht überall bekannt. Bei den Schreiben an die Politiker habe ich das jedenfalls getan, weil ich auch ernst genommen werden will.
Liebe Grüße, Rebella
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