Hallo Ones!
Ich habe gerade von Deinen Sorgen gelesen und fühlte mich sehr an meine Anfangszeit in meiner heutigen Familie erinnert:
Wir hatten mit "unserem" Sohn (mein Stiefsohn) die SChwierigkeit, dass er mit sieben Jahren noch regelmäßig ins Bett machte. Wir haben bis dahin auch schon lange Zeit alles mögliche selbst versucht. Windeln fanden wir allerdings nicht gut, da er auch schon vermittelte, dass er keine Windel möchte und sich zu alt dafür fühlte. Er wusste natürlich, dass andere Kinder in dem Alter schon "trocken" sind, hat ja auch bei anderen übernachtet oder Freunde zu Besuch gehabt und es war ihm sehr peinlich, selbst noch ins Bett zu machen. Auch wenn es bei Jungen häufig länger braucht als bei Mädchen, fanden wir es dringend, das zu ändern. Zum einen waren wir mit unseren Kräften psychisch am Ende, zum anderen wurde es unserem Sohn zunehmend peinlich und er wollte beispielsweise nicht mehr mit auf die (kurzen) Reisen seines Schülerladens mit fahren....
Lange Rede, kurzer Sinn. Ihr kennt das sicherlich alles. Das einzige, was unserem Sohn letztlich innerhalb ca. eines viertel Jahres geholfen hat, war eine Kindertherapie. Wir sind mit ihm zu einer Kinderpsychotherapeutin gegangen, die wir ganz ok fanden (wir hatten eine Empfehlung von Freunden). Diese hat mit ihm, mit dem Vater und der leiblichen Mutter intensive Gespräche geführt, um zu entscheiden, ob eine Kindertherapie Sinn macht. Das fand sie dann und hat die Therapie bei der Krankenkasse beantragt. Sie hat am Anfang mit einer Kombination aus Klingelhose (auch über die Krankenkasse bekommen) und Spieltherapie gearbeitet, aber bald war die Klingelhose schon nicht mehr notwendig! Unser Sohn konnte in der Spieltherapie seine Gefühle ausdrücken und die Therapeutin hat ihm geholfen, diese zu verstehen und zuzulassen. Und dies hat ihm offensichtlich den Harndruck genommen

Es war wirklich toll, das zu erleben!
Und ich muss dazu sagen, dass er sonst überhaupt kein "Problemkind" war! Er ist ein sensibler, Fussball-liebender Junger mit vielen Freunden und wird sehr geliebt. Aber er hatte eben auch die Trennung seiner Eltern hinter sich und musste aushalten und verstehen lernen, dass diese getrennt leben, sich immer nochmal wieder gestritten haben, dass er nicht nur ein Zuhause hat, sondern zwei, dass schließlich ich in sein Leben dazu kam... das war sehr viel, zu viel für ihn alleine. Und in der Therapeutin hatte er das erste Mal eine "neutrale" Ansprechpartnerin, bei der er keine Angst haben musste, sie zu enttäuschen oder zu belasten, wenn er seine Wut, seine Trauer und sonstige Gefühle auslebt.
Ich weiß, das klingt nach einem sehr langen und harten Weg. Aber hart war es hauptsächlich für uns, uns einzugestehen, dass er eine solche Unterstützung brauchen konnte und ihn dann regelmäßig dort hin zu bringen und eine Stunde später wieder abzuholen. Andererseits war es schön, zu sehen, dass es ihm bald gelang, nicht mehr ins Bett zu machen (welch eine Erleichterung!!) und dass er auch sonst nicht mehr so angespannt war. Er wirkte einfach lockerer und entspannter. Und meistens hat er die Termine bei der Psychologin gerne wahrgenommen. Es war selten, dass er einmal nicht hin wollte (was natürlich nicht ging). Vor allem war er unglaublich stolz, "es geschafft" zu haben und plötzlich war es wieder kein Thema mehr, bei anderen zu übernachten!
Wir sind heute sehr froh, diesen Weg mit ihm gegangen zu sein (er ist inzwischen zehn Jahre alt). Und weil hier noch niemand solch einen Weg beschrieben hat, wollte ich Dir zumindest den Hinweis geben. Vielleicht steht auch Deine Tochter irgendwie unter Druck. Du könntest ja einfach mal zu einem Kinderpsychologen gehen und diese/n gucken lassen, ob er/sie meint, in Eurem Fall auch helfen zu können.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und drücke die Daumen, dass Ihr einen für Euch alle guten Weg findet!
Liebe Grüße
twiga