Nicht zu empfehlen: "Spenderkinder" von Oelsner/ L

rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Nera hat geschrieben:So ganz leuchtet mir das nicht ein, um ehrlich zu sein. Zumal diese Begriffe nun mal in der öffentlichen Diskussion existieren und nicht erst von den beiden Autoren erfunden wurden.
Es ist schlimm genug, dass solche Begriffe schon in der Öffentlichkeit existierten. Aber ist das ein Grund, diese dann unreflektiert selbst zu benutzen? Sogar, wenn man es auch aus seiner beruflichen Qualifizierung besser wissen müsste? Ist es ein Freibrief, Begriffe zu verwenden, "die es im Öffentlichen eben schon gibt"?

Wenn Oelsber und Lehmkuhl ein gutes Buch geschrieben hätten, hätten sie sich vielmehr mit solchen Begriffen qualifiziert auseinandergesetzt und hätten zu der Schlussfolgerung kommen müssen, dass ein wesentlicher Bestandteil eines offenen Umgangs mit der Samenspende für die Eltern wäre, dass sie sich in ihrer Entscheidung von der Öffentlichkeit respektiert sehen und nicht stigmatisiert. Nur der, der selbst frei ist, kann auch Freiheit weitergeben.
Zuletzt geändert von rebella67 am 05 Mär 2016 19:30, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Nera hat geschrieben: Hier ist an einigen Stellen der "Schmerz" der Betroffenen betont worden. Natürlich ist es schmerzhaft, wenn man erfährt, dass man auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen kann. Aber in der Regel ist es genau dieser Schmerz, der dann problematisch für das Kind wird (sofern man sich einen Spender oder eine Spenderin gesucht hat). Das Kind dient als Lösung für den Schmerz der Eltern. Dem Kind selbst tut man damit nichts Gutes. Nur sich selbst.
Der Schmerz ist aber damit, dass das Kind in die Welt kommt, weg. Das heißt, der Schmerz könnte damit für das Kind nicht mehr problematisch werden. Denn es wird von seinen Eltern in seinem Sosein (wie es eben ist) geliebt. Die einstige Spende tritt in den Hintergrund. Die Eltern sind ausgesöhnt. Viele sagen sogar explizit: „Ein Glück, dass wir genau DIESES Kind haben. Ein anderes ist für uns nicht vorstellbar.“ – Vor diesem Hintergrund kann ich nicht verstehen, warum für das Kind der einstige Schmerz der Eltern noch problematisch sein soll.

Es gibt auch Kinder, die nicht durch Gametenspenden entstanden sind, deren Eltern sehr lange warten mussten, bis es dann mal geklappt hat. Auch diese Kinder haben den einstigen Schmerz der Eltern aus der Welt gebracht. Würdest du auch DAS für ein Kind als problematisch betrachten?
Liebe Grüße, Rebella
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free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: @free: dein persönlicher Schmerz ist sicherlich schlimm. Und ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie es ist, mehrere Schwangerschaftsabbrüche erleiden zu müssen. Aber lass uns das nicht vermischen. Das Buch dient nicht dazu Traumata zu bearbeiten, und stellt nicht den Anspruch eines Therapieersatzes. Es geht schlichtweg darum die zugrunde liegenden Dynamiken sichtbar zu machen, und das halte ich für äußerst wichtig, um ein umfassendes Verständnis (in dem Fall in erster Linie für die Kinder!) zu gewinnen. Dafür ist es auch wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen und nicht mit Teddys o.ä. zu verweichlichen. Das wäre den Spenderkindern gegenüber (um die es hier geht) auch ziemlich respektlos.
was machst du da gerade mit mir?ich habe lediglich erklärt warum ich als betroffene in diesem forum die so von dir genannten "verweichtlichen"begriffe benutze.ich habe das gefühl du profilierst dich gerade auf meine kosten :-?
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free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Dafür ist es auch wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen und nicht mit Teddys o.ä. zu verweichlichen. Das wäre den Spenderkindern gegenüber (um die es hier geht) auch ziemlich respektlos.
wenn dir das bewusst ist,warum benutzt du im beisein der di-eltern spender-katalog und einkaufsliste?dann musst du doch wissen,dass sich das respektlos anfühlt.warum spaltest du?
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free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben:Der Kinderwunsch ist das eine, aber anscheinend muss das Kind durchaus bestimmten Erwartungen entsprechen. Puh...
und den eltern dienen....formulierst du ein paar sätze weiter unten.sprichst du aus selbsterfahrung?
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Sonneninsel
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Beitrag von Sonneninsel »

Danke rebella für den Buchtip, und ich möchte noch betonen unser Sohn kam natürlich gezeugt und mein Herz war voller Schmerz durch die vielen Fehlgeburten und ist das jetzt verwerflich ? Und meiner Erfahrung nach bearbeitet man durch das Kind nicht die Trauer die ist nicht weg . Man versöhnt sich ein wenig mit seinem Schicksal. Nach solchen Kriterien dürfte keiner Kinder bekommen ,den jeder Trägt ein Stück Geschichte in sich doch ein von Herzen gewünschtes Kind kann das Leben gelingen .Wer hebt eigentlich denFinger und mag beurteilen welche Form von Familie die Richtige ist ,haben Gleichgeschlechtige Liebespaare kein Recht auf den Wunsch ein Kind zu Lieben zu erziehen und den Weg fürs Leben zu begleiten ? Ich kenne doch auch Familien wo die Kinder in eine "" normale Familie " geboren wurden und das Leben nicht immer gelungen ist . Sorry ,aber ihre Sichtweise ist mir viel zu eng , demütigend und verletzend gegenüber all den Menchen die sich wirklich lange und viel mit diesem Thema beschäftigen und alles dafür tun diesen Seelen die bei ihnen gelandet sind zu begleiten .
Nicht müde werden sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten.
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo Nera

zu deiner antwort:
gebärmutter einer anderen frau mieten:

ich bin jetzt wirklich erschrocken, wie du so einen begriff jetzt - im gegensatz zu den autoren des buches ohne anführungszeichen - ganz selbstverständlich in deiner eigenen sprache verwendest.
wie ich schon schrieb:
es braucht mehr als eine gebärmutter um ein kind auszutragen und du reduzierst damit die leihmutter auf ein organ.
das erste zeigt, dass du dich offensichtlich mit schwangerschaften nicht gut auskennst und das zweite - einen menschen auf eine körperfunktion zu reduzieren - empfinde ich als respektlos.
Der Unterschied zwischen einem Kriegskind und einem Spenderkind ist, dass die Situation des Spenderkinds bewusst von den Eltern und Ärzten und Spendern herbeigeführt wird.
sehe ich anders. sicher gibt es eltern, die in ungünstigen situationen ungeplant schwanger werden.
es gibt aber auch genug eltern, die trotz widriger umstände - sei es nun krieg, seien es sehr schlechte gesundheitliche oder wirtschaftliche verhältnisse der eltern, seien es andere "nachteile" dennoch eine schwangerschaft ganz bewusst planen.
Ich denke hier muss man Schmerz von Schmerz unterscheiden. Denn der Schmerz von DI-Eltern liegt darin begründet, dass der Kinderwunsch nicht mit dem Partner als Vater des Kindes erfüllt werden kann. Das ist auf psychodynamischer Ebene sehr einschneidend für die Paarbeziehung. Es ist damit mehr als nur der Wunsch nach einem Kind, auf das man vielleicht ein bisschen länger warten muss.
ich bleibe bei meiner meinung. die schmerzen von DI-eltern sind etwas besonderes und trotzdem nur eine variante möglicher schmerzen. selbst in deiner sichtweise müssten doch mindestens alle adoptiveltern ja einen sehr ähnlichen schmerz empfinden. und stell dir z.b. eltern vor, die eine totgeburt hinter sich haben. oder irgendwelche anderen päckchen mit sich tragen.
menschen tragen schmerzen unterschiedlichster ursachen mit sich herum und in vielen fällen kann, aber muss nicht ein kind als lösung dieser schmerzen empfunden werden.

dazu kommt, dass jeder mensch situationen anders empfindet. je nachdem wie wichtig den eltern von vorneherein ein genetisch eigenes kind war und auch wie flexibel sie sich auf neue situationen einrichten können, werden sie viel schmerz, etwas schmerz oder vielleicht auch kaum einen empfinden.
zudem sich die bewertung von so etwas im laufe der jahre auch ändert.
ganz ehrlich, so ein besonderes kind wie unser adoptivkind hätten wir garnicht selbst hinbekommen. in meinen augen gehören wesentliche eigenschaften von ihm, wie eine sehr positive sichtweise und die fähigkeit aus allem das beste zu machen, nicht zu unseren kerneigenschaften. da verbindet sich liebe mit einem tiefen respekt, ich kann das schwer beschreiben.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
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Katharinchen
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Beitrag von Katharinchen »

Ich versuche mich gerade in ein Kind bzw. angehenden Erwachsenen hineinzuversetzen, der aus einer
Gametenspende stammt und mit solchen feindlichen und spaltenden Ausdrücken konfrontiert wird.
Für ein Kind bzw. angehenden Erwachsenen sind diese Begrifflichkeiten, die angeblich sachlich die
Vorgänge rund um die Zeugung beschreiben sollen, verletzend, und sie dienen dazu, Misstrauen und
Ablehnung den Eltern gegenüber zu entwickeln. Was hat ein Kind davon, so gegen seine Eltern
aufgehetzt zu werden, wenn es die Umstände seiner Zeugung in solch feindseligen Sätzen um die
Ohren gehauen bekommt?

Mir scheint, damit soll den heutigen Spenderkindern ein Teil der Schmerzen aufgebürdet werden,
die die spät-aufgeklärten Kinder, für die die Aufklärung natürlich ein Vertrauensbruch war, der sie
in ihren Grundfesten erschüttert hat, erlitten haben. Und die Eltern der heutigen Spenderkinder sollen
auch einen Teil der Schuld mittragen, die die Spät-Aufklärer durch den Schmerz ihrer Kinder erlitten
haben. Nur hilft das eben nicht weiter, um den Kindern, die nach wie vor aus Gametenspenden
geboren werden, den Halt und die Sicherheit zu geben, die sie brauchen, um stabile Menschen
zu werden. Solchen Begrifflichkeiten aber schüren Ablehnung und Misstrauen. Auf mich wirkt das
schon fast wie Rache, wenn mit diesen Begriffen negative Gefühle geschürt werden.
Einem offeneren Umgang zugunsten der zukünftigen Spender-Kinder dient das auf jeden Fall nicht.

Mich bestärkt diese Diskussion darin, weiterhin meinem Kind gegenüber offen und ehrlich über
unseren beschwerlichen Weg zu sein und ihm von den Umständen seiner Zeugung zu erzählen,
aber sie bestärkt mich auch, weiterhin unser Umfeld darüber im Unklaren zu lassen, auf welche
Art und Weise unser Kind gezeugt wurde, um es vor persönlichen Angriffen dieser Art zu schützen.
Wenn unser Kind mal älter wird, dann wird es auch nötig sein, ihn über die ablehnende Haltung
vieler Zeitgenossen aufzuklären, die sich ohne persönliche Betroffenheit anmaßen, ein Urteil über
uns abzugeben.
Sonneninsel
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Beitrag von Sonneninsel »

Katharinchen :prima:
Nicht müde werden sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten.
Nera
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Beitrag von Nera »

Puh, hier ist jetzt super viel geschrieben worden. Mein Zeitfenster ist knapp, deshalb kann ich leider nicht auf alles eingehen.

@Rebella,

Du assoziierst also „Sperma aus dem Katalog“ damit, dass Eltern von Spenderkindern kaltherzige berechnende Wesen seien, die aus reiner Kalkulation auswählen und ganz im Gegenteil zu anderen Eltern, die Kinder bekommen, ihr „Kind als Zweck“ betrachten“.

Dann nimmst du an, dass in dem betreffenden Absatz absichtlich ein Designer erwähnt wurde, um die Bedeutung auf Designerbabys zu lenken.

Weil die Autoren bewusst keine Eltern befragt haben folgerst du, dass sie deren Befindlichkeiten nicht interessieren. „Weil in ihren Augen sind die Eltern eh nur Monster.“

Durch das Zitieren bestimmter Begriffe, schließt du, dass sie den Begriff gut finden und selbst befürworten.

In meinem Fall nimmst du an, dass ich dir schlichtweg durch die Erwähnung einer Handlung, die nun mal stattgefunden hat (hier: Zahlung von Geld) selbiges zum Vorwurf mache mache.

Etc.pp.

Ich frage mich ernsthaft, wer hier die Stimmungsmache vorantreibt.
Das sind ja regelrechte Verschwörungstheorien... Nun ja, wenn ich Gespenster sehen will, sehe ich sie auch. Rational ist diese Argumentation aber nicht.

Zu deiner Frage: „Würdest du es auch Katalogauswahl nennen, wenn man sich einen Ehepartner sucht?“
Kommt drauf an, ob und wie ich „suche“ oder nicht. Wenn ich einem Menschen mehr oder weniger zufällig begegne, mich in ihn verliebe und ihn dann heirate, wäre es für mich keine Katalogauswahl. Wenn ich mich dagegen an einen Heiratsvermittler wende oder eine Dating-Seite nutze, wo ich womöglich auch noch eine Gebühr zahle, und dafür aus einer bestimmten Anzahl an Männern eine Auswahl treffe, dann ja. Ja, das ist für mich vergleichbar mit der „Auswahl aus dem Katalog“.

Dass ich diese Begrifflichkeit verwende, hat nichts mit Kaltherzigkeit zu tun, ich sehe durchaus das Potential, dass man auch durch Vermittlungsangebote o.ä. einen Partner finden kann, den man lieben und mit dem man glücklich werden kann. Trotzdem ist dem Ganzen doch ein Auswahlprozess voran gegangen. Gegen Geld.

Zwar hast du dir die Zeugungsunfähigkeit deines Mannes nicht ausgesucht, und dass das schmerzhaft ist, kann ich nachvollziehen. Die Samenspende selbst, lag aber sehr wohl in eurer Entscheidungsgewalt. Jedenfalls nehme ich an, dass euch niemand mit Knüppeln und Gewehren dazu gezwungen hat. Es gibt auch andere Wege, ein Kind zu bekommen oder auch ein Leben ohne Kind ist nicht gleich dem Tod geweiht. Man hat immer die Wahl. Wenn man sich für eine Samenspende entscheidet, dafür Geld zahlt und einen Spender anhand bestimmter Kriterien auswählt, dann ist das vielleicht nicht angenehm, aber etwas, für das du dich bewusst entschieden hast. Ihr habt aus genau diesen Gründen das Kind bekommen, das ihr euch gewünscht habt. Insofern sollte eine solche Formulierung nicht zu solch einer Aufregung führen, wie sie hier stattfindet.
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