Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zur Embryonenspende

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rebella67
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Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zur Embryonenspende

Beitrag von rebella67 »

Heute wurde die Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zur Embryonenspende mit dem Titel "Embryospende, Embryonenadoption und elterliche Verantwortung" veröffentlicht:
http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/ste ... ortung.pdf

Hier die etwas kürzer gefasste Pressemitteilung:
http://www.ethikrat.org/presse/pressemi ... ng-02-2016
Liebe Grüße, Rebella
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Katharinchen
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Beitrag von Katharinchen »

Sehr schön, aber dass der "deutsche Mittelweg" in Frage gestellt wird und die Dreierregelung
gesetzlich festgelegt werden soll, damit keine überzähligen Embryonen entstehen, finde ich
so pauschal nicht in Ordnung. Wenn nach der zweiten ICSI klar ist, dass aus beispielsweise
sieben befruchteten EZ am fünften Tag nach PU nur noch ein oder zwei Embryonen zum TF übrig sind,
ist das doch unnötige Quälerei des betreffenden Paares, das gezwungen ist, nicht lebensfähige
Vorkerne einzufrieren und in mehreren Anläufen zu kultivieren, um am Ende auch nur einen
oder zwei Embryonen zum TF übrig zu haben. Und durch das Einfrieren wird die Qualität auch
nicht mehr besser. Soll das ethisch vertretbarer sein, als die überzähligen Embryonen an
Wunscheltern zu spenden?
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ja, Katharinchen, da habe ich auch die Befürchtung, dass wir wieder kämpfen müssen. Falls es da eine Gesetzesinitiative geben sollte, müssen wir kommunizieren.

Schade ist nur, dass unsere Userinnen aus dem Embryonenspendeforum hier so wenig aktiv sind.
Liebe Grüße, Rebella
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Else13
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Beitrag von Else13 »

Ich kann die PDF leider nicht vom Smart Phone öffnen.....was bedeutet "Dreierregelung"? Dass nicht mehr als 3 Embryonen bis Tag 5 weiterkultiviert werden dürfen? Also schon grundsätzlich mehr befruchtet werden dürfen, dann nur als 2 PNer kryokonserviert werden müssen? Macht doch gar keinen Sinn. Aber um ehrlich zu sein: viele kultivieren auch mehr als 6 weiter.....natürlich nicht offiziell. Ist doch sonst NonSens.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Genau, liebe Else. Es dürften dann tatsächlich wieder nur maximal drei kultiviert werden. ...
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich habe jetzt die vollständige Stellungnahme gelesen, die über 130 Seiten geht. - Das ist ein sehr schöner und gut differenzierter Text, an dem ich nur wenige Kritikpunkte finde. Danke an den Ethikrat.

Trotzdem bleibt meine Hoffnung, dass es für den deutschen Mittelweg kein Aus gibt.

Und auch, dass es dazu kommt, dass eine Spende von PN-Stadien ermöglicht wird.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich schreibe jetzt mal was zu den Schwachstellen in der Stellungnahme des Ethikrates. Vielleicht hat ja hier einer Lust, mit mir darüber zu debattieren? Es sind wirklich nur wenige Stellen. Überwiegend ist es einfach beeindruckend, wie weitsichtig das Papier geschrieben wurde.

S. 19: "Für den Fall, dass ein Spenderpaar mehrere Embryonen spendet, steht ihm die Entscheidung frei, ob diese nur an ein oder an mehrere Empfängereltern übertragen werden dürfen." - Das sehe ich etwas kritisch, da es für die daraus entstehenden Kinder gewiss besser ist, nur in einer anderen Familie aufzuwachsen. Nur in dem Fall, dass die Empfängereltern keine weiteren Embryonen annehmen können und noch welche vorhanden sind, sollt das Spenderpaar entscheiden, ob weitere Empfängereltern o.k. wären.

S.64: Da steht etwas zur Dokumentation der Spenderidentität, aber nichts Genaues, welche Daten denn nun dokumentiert werden sollten.

S.112: Die Existenz von Halbgeschwistern sollte bekannt sein, wegen möglichem Inzest. Das erscheint dem Ethikrat wichtiger als das Interesse, überhaupt Halbgeschwister kennenlernen zu können? Einfach nur aus sich selbst heraus?

S.113: "Wenn Embryonen sogar gegen Entgelt für Dritte erzeugt werden, ... treten ... auch Fragen der Instrumentalisierung der Keimzellspender hinzu." - Da bin ich der Auffassung, dass das nicht unbedingt eine Instrumentalisierung von Keimzellspendern bedeuten muss. Eine Instrumentalisierung wäre nur in bestimmten Fällen möglich. Zum Beispiel, wenn die Spender schlecht aufgeklärt wurden, so dass ihre Spende unter falschen Vorstellungen erfolgte.

Auf Seite 112 und 113 wird auch schön eine Definition von Begriffen wie "Kommerzialisierung" und "Objektivierung", die ja gern als Waffen gegen solche Verfahren überhaupt eingesetzt werden, vorgenommen. Mit einer solchen Definition könnte man sich gut abgrenzen, indem man z.B. sagt, o.k., ab dieser Grenze wäre es Kommerzialisierung. Leider erfolgt die Definition für mich nicht ausreichend. Insbesondere in Bezug auf die Dienstleistung des Arztes müsste man Kommerzialisierung noch spezifizieren. Ab wann wann wäre diese Diestleistung Kommerzialisierung? Das müsste für mich ein Punkt sein, an dem sich der Arzt über die Interessen der Beteiligten hinwegsetzt.

Seite 115: Da wird geschrieben, je nachdem, ob man den moralischen Status des Embryos höher bewertet als den des PN Stadiums, müssten beide rechtlich gleich behandelt werden oder auch nicht. - Also für mich ist der moralische Status des Embryos schon höher als der des PN-Stadiums. Ganz einfach, weil er bereits weiter entwickelt ist. Aber trotzdem würde ich in beiden Fällen die Spende befürworten. Insofern spräche das für mich nicht gegen eine Gleichbehandlung.

Seite 130: Das verstehe ich nicht, wie das gemeint ist: "Der Gesetzgeber sollte durch saktionsbewehrte Vorschriften sicherstellen, dass das Recht auf Kenntnis der Abstammung durch einen im Ausland durchgeführten Embryotransfer nicht vereitelt wird."

Sonst: Das Sondervotum der drei kirchennahsten Ethikratmitglieder Heinemann, Losinger und Schockenhoff beinhaltet mir zu konservative Positionen. In diesem Zusammenhang und auch im Zusammenhang mit anderen zitierten konservativen Positionen hätte ich gern den Einfluss von Religion auf die vertretene Position diskutiert gehabt. Also: Religion -> konservative Position -> demokratische Abstimmung, bei der die konservative Position letztlich überwiegt -> Aufdrängen christlich begründeter konservativer Positionen auf die Betroffenen, die zum großen Teil der ursächlichen Religion nicht angehören. ...
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Grüße, Rebella
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