Gründe für Nullbefruchtung bei IVF und weiteres Vorgehen?

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Grinsecat_1980
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Gründe für Nullbefruchtung bei IVF und weiteres Vorgehen?

Beitrag von Grinsecat_1980 »

Lieber Doktor Peet,
ich bin ganz neu hier im Forum und habe mich angemeldet, da ich nun wirklich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Mein Mann, 33, und ich, 38, haben einen gemeinsamen Sohn (natürlich entstanden, ca 8 ÜZ), geboren im Juli 2014, und nun klappt es seit etwa drei Jahren nicht mit Nummer zwei. Bauchspiegelung, Clomifen und GV nach Plan, zwei stimulierte IUIs haben wir schon hinter uns. Ich habe eine hohe Eizell-Reserve. Im Januar dann die erste IVF, 18 EZ, davon aber nur neun reif, davon zwei degeneriert, und letztlich haben sich zwei befruchten lassen. Sie wurden mir an Tag 3 eingesetzt, keine Schwangerschaft. Die Ärztin sagte, kein gutes Ergebnis, aber es kann Zufall sein. Ich hatte da schon icsi angesprochen. Nun die zweite IVF, diesmal Stimulation statt Gonal mit Pergoveris, kürzere Stimulationsdauer, eine geordneteres Wachstum und weniger Beschwerden für mich, ich war sehr optimistisch. Dann heute der niederschmetternde Anruf:Von zwölf Eizellen hat sich keine einzige befruchten lassen. Die Biologen wissen nicht warum, eventuell ein Kommunikationsproblem, sagte der Arzt. An den Spermien soll es nicht liegen. Unreif waren die Eizellen auch nicht.
Was meinen Sie, kann ein Interaktionsproblem zugrunde liegen? Und was bedeutet das genau? Oder was könnte der Grund sein? Warum klappte es dann damals bei unserem Sohn und warum ließen sich bei der 1. IVF doch zwei befruchten? Kann so ein Problem kommen und gehen? Der Arzt meinte, wir sollten wahrscheinlich doch zu ICSI umschwenken. Die Assistentin wiederum meinte, die Natur habe sich dagegen entschieden und dann sei es vielleicht auch besser so...?! Sollten wir uns immunologisch untersuchen lassen? Oder sonst irgendwelche Maßnahmen ergreifen? Der nächste Versuch wird wahrscheinlich unser letzter sein, da die Krankenkasse ja nur drei übernimmt, zwei schon verbraucht sind und wir entweder die ICSI komplett selbst bezahlen müssen oder zumindest den ICSI- Aufpreis dazu zahlen müssen. Denn beim ersten Mal war es ja keine Nullbefruchtung. Was raten Sie?
Tausend Dank und herzliche Grüße, Grinsecat
Dr.Peet
Praxis für Fertilität - Kinderwunsch
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Beitrag von Dr.Peet »

Hallo,
ich denke nach dem letzten Zyklus könnte man den ICSI Antrag stellen.
Alternativ könnten Sie den ICSI Aufpreis zahlen.
Immunologie:
Auf der Suche nach möglichen allgemein gültigen Antworten, auf die immer wiederkehrenden Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Immuntherapien, finden sich in der aktuellen Fachliteratur folgende Zusammenfassungen/ Empfehlungen:

The role of immunotherapy in in vitro fertilization: a guideline
Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine
American Society for Reproductive Medicine, Birmingham, Alabama
(Fertil Steril_ 2018;110:387–400. _2018 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt(Peet):
Immunthotherapien, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei der ivf-Behandlung zu verbessern, haben sich in der Regel als unwirksam erwiesen oder wurden nicht ausreichend untersucht, um endgültige Empfehlungen für ihre Verwendung zu geben.

The role of immunotherapy in in vitro fertilization and recurrent pregnancy loss: a systematic review and meta-analysis
Chiara Achilli, M.D., Montserrat Duran-Retamal, M.D., Wael Saab, M.R.C.O.G, Paul Serhal, M.R.C.O.G,
and Srividya Seshadri, M.D.
Centre for Reproductive and Genetic Health, London, United Kingdom
(Fertil Steril_ 2018;110:1089–100. _2018 by American Society for
Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt(Peet):

Auf der Grundlage der in unserer Überprüfung vorgelegten Nachweise spielt die Immuntherapie keine Rolle bei der Verbesserung der LBR (Lebendgeburtenrate) bei Frauen, die sich einer IVF mit oder ohne RIF-Vorgeschichte) unterziehen (RIF: Repeated Implantation Failure/ Einnistungsversagen.

Immune modulation treatments—where is the evidence?
Malene Meisner Hviid, M.D.a and Nick Macklon, M.D., Ph.D.a,b
a Department of Obstetrics and Gynecology, Zealand University Hospital, Roskilde, Denmark; and b Department of
Obstetrics and Gynaecology, University of Southampton, Princess Anne Hospital, Southampton, United Kingdom
Steril_ 2017;107:1284–93. _2017 by American Society for Reproductive Medicine.)

Endergebnis übersetzt(Peet):

Die Auswertung von Studien zur Immunmodulation sind deprimierend. Auf der einen Seite fehlen echte Nachweise für die Wirkung dieser Therapien, zum anderen scheinen gelegentlich kommerzielle Interessen hinter ihnen zu stehen.
Die Auswertung von Studien zur Immunmodulation sind deprimierend. Auf der einen Seite fehlen echte Nachweise für die Wirkung dieser Therapien, zum anderen scheinen gelegentlich kommerzielle Interessen hinter ihnen zu stehen.


Immunthotherapien, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei der ivf-Behandlung zu verbessern, haben sich in der Regel als unwirksam erwiesen oder wurden nicht ausreichend untersucht, um endgültige Empfehlungen für ihre Verwendung zu geben.
Auf der Grundlage der in unserer Überprüfung vorgelegten Nachweise ergibt die Immuntherapie keinen Vorteil bei der Verbesserung der LBR bei Frauen, die sich einer IVF mit oder ohne RIF-Vorgeschichte unterziehen.

Grüße
Peet
Disclaimer:
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Dr. Peet gibt Antworten auf Fragen aus seiner persönlichen Fachkenntnis und seiner persönlichen Einschätzung heraus. Seine Antworten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, gelegentlich sind es auschließlich Meinungen und Eindrücke, die sich auf den betreffenden Fall beziehen.
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