Granocyte das Richtige beim Geschwisterkind?

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Moderator: Dr.Peet

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kiwusecondabambina
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Granocyte das Richtige beim Geschwisterkind?

Beitrag von kiwusecondabambina »

Lieber Dr. Peet, ich erzähle erstmal etwas über uns und unsere Geschichte. Ich (34) und mein Mann (32) haben 2019 den Versuch auf ein Baby gestartet. Ich wurde sofort schwanger, allerdings kurz nach NMT verloren. Zwei Zyklen später genau so. HCG nie höher als 40. Danach folgten diverse Untersuchungen Genetik, Hormone, Spermiogramm.

Bei mir kam PCO mit Insulinresistenz heraus. Daraufhin nahm ich Metformin. Spermiogramm war top. Eine erneute SS wollte sich nicht mehr einstellen, wir sind daraufhin in die Kiwu. Kurz nach dem Erstgespräch bin ich wieder spontan schwanger geworden und wurde von der Klinik mit Prolutex, Utrogest und Clexane ohne wirkliche Indikation versorgt. Unsere Tochter wurde im Januar 2021 gesund geboren.

Nun versuchen wir es mit einem Geschwisterkind und es geht genau so weiter. Wir versuchen es seit 2 Zyklen und in beiden Zyklen bin ich sofort schwanger geworden. Allerdings wieder mit sehr geringen HCG (Einmal ab ES + 14 bei 61, und jetzt bei ES +12 nur bei 8,3).

Die Kiwu hat nun die Kir Gene getestet und mir fehlen alle 3 relevanten. Sie empfehlen Granocyte ab ES.

Ich bin mir so unsicher, ob das so notwendig ist. Schließlich haben wir schon ein Kind. Und wenn die HCG Werte immer so gering waren, spricht das doch eher für nicht intakte Embryonen oder? Ich möchte Granocyte nicht „einfach so“ spritzen.

Ich weiß, dass andere dankbar wären immer schwanger zu werden. Glaube aber irgendwie auch nicht mehr daran, dass es einfach immer nur Pech war.

Was ist Ihre Meinung dazu? Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.
DrPeet
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Re: Granocyte das Richtige beim Geschwisterkind?

Beitrag von DrPeet »

Hallo,
in Ihrem Fall würde ich eher eine chron. Geb.mu.schleimhautentz. ausschließen (Plasmazelldiagnostik), ggf zusätzl. Thrombophiliediagn.
ZUr Frage der Immuntherapie:
Auf der Suche nach möglichen allgemeingültigen Antworten auf die immer wiederkehrenden Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Immuntherapien finden sich in der aktuellen Fachliteratur folgende Zusammenfassungen / Empfehlungen:
The role of immunotherapy in in vitro fertilization: a guideline
Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine American Society for Reproductive Medicine, Birmingham, Alabama
(Fertil Steril 2018; 110:387-400. 2018 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Immuntherapien, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei der IVF-Behandlung zu verbessern, haben sich in der Regel als unwirksam erwiesen oder wurden nicht ausreichend untersucht, um endgültige Empfehlungen für ihre Verwendung zu geben.
________________________________________
The role of immunotherapy in in vitro fertilization and recurrent pregnancy loss: 
a systematic review and meta-analysis
Chiara Achilli, M.D., Montserrat Duran-Retamal, M.D., Wael Saab, M.R.C.O.G, Paul Serhal, M.R.C.O.G and Srividya Seshadri, M.D.
Centre for Reproductive and Genetic Health, London, United Kingdom
(Fertil Steril 2018; 110:1089-100. 2018 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Auf der Grundlage der in unserer Überprüfung vorgelegten Nachweise spielt die Immuntherapie keine Rolle bei der Verbesserung der LBR (Lebendgeburtenrate) bei Frauen, die sich einer IVF mit oder ohne RIF-Vorgeschichte unterziehen.
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Immune modulation treatments – where is the evidence?
Malene Meisner Hviid, M.D.a and Nick Macklon, M.D., Ph.D.a,b
a Department of Obstetrics and Gynecology, Zealand University Hospital, Roskilde, Denmark; and b Department of Obstetrics and Gynaecology, University of Southampton, Princess Anne Hospital, Southampton, United Kingdom
Steril 2017; 107:1284-93. 2017 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Die Auswertung von Studien zur Immunmodulation ist deprimierend. Auf der einen Seite fehlen echte Nachweise für die Wirkung dieser Therapien, zum anderen scheinen gelegentlich kommerzielle Interessen hinter ihnen zu stehen.
Dr. Peet, Juli 2019



Aktuelle Studie:
Immunotherapy for recurrent pregnancy loss: A reappraisal
Dt.: Die Immuntherapie bei Abortus habitualis (immer wiederkehrenden Fehlgeburten): Eine erneute Bestandsaufnahme
Autoren: Genevieve Genest,Walaa Almasri und viele andere
Veröffentlicht in „Fertility and Sterility“ 16.11.2021
Das Endergebnis der Studie unterstreicht die Einschätzung der oben angeführten Studien.
Dr. Peet Januar 2022

Auch ganz „brandaktuelle“ Studien bestätigen das oben gesagte!
Peet, Juni 2023

Grüße
Peet
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