"Studie zur PID vom Bundestag"

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Ovaria
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"Studie zur PID vom Bundestag"

Beitrag von Ovaria »

zur Info - eben beim surfen gefunden (Ärztezeitug):


Einmal zugelassen, ist die PID kaum beschränkbar
Studie zur Präimplantationsdiagnostik im Auftrag des Bundestags / Anwendungspraxis in sieben Ländern verglichen
BERLIN (fst). Dort, wo die Präimplantationsdiagnostik (PID) zugelassen ist, breitet sich diese Technik schnell aus, wenn es keine strengen Kontrollen und gesetzlichen Reglementierungen gibt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Büros für Technikfolgenabschätzung des Bundestags über die Anwendung der PID in sieben Ländern.

Ist die PID einmal zugelassen, stellt sich in den betreffenden Ländern "mit jeder neuen medizinischen Option (...) die Frage der Sinnhaftigkeit und Legitimität einer Einschränkung der Nutzung der PID erneut", heißt es in der Studie. Untersucht wurde die medizinische Praxis in Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen und in den USA. Wird die PID zugelassen, so ist nach einer kurzen Etablierungsphase mit "einer recht schnellen Ausweitung der Praxis zu rechnen", wenn ihr Einsatz rechtlich nicht strikt reguliert wird, heißt es.

Praxis der PID-Zulassung unterscheidet sich stark

Verbreitung der Präimplantationsdiagnostik in sieben Ländern
Land
Zahl der PID-Zentren
Jahr der PID-Einführung
Zahl der nach PID geborenen Kinder

USA
>50
1990
1200

Belgien
5
1993
118

Dänemark
3
1999
4

Italien
50
Mitte 90er
155

Frankreich
3
1999
22

Großbritannien
9
1990
38

Norwegen

Verbot bis Ende 2003


Quelle: Büro für Technikfolgen-Abschätzung

In den USA ist die Präimplantationsdiagnostik am weitesten verbreitet.

Dies zeigt sich am Beispiel der Praxis in Belgien, Italien und in den USA. Dort ist vor allem das Aneuploidie-Screening - dabei wird getestet, ob eine numerische Chromosomenstörung vorliegt - ursächlich für die Verbreitung der PID. Denn wenn dieses Screening eingesetzt wird, um die Erfolgsraten der In-vitro-Fertilisation (IvF) zu erhöhen, dann erweitert sich der Anwendungskreis von PID über die Paare mit bekanntem genetischen Risiko - "und wird zumindest potentiell als IvF-Routineangebot attraktiv", schreiben die Autoren der Studie.

In Belgien wird die PID für "ein weites Spektrum medizinischer Indikationen" eingesetzt, in den USA ist darüber hinaus die Nutzung der PID zur Wahl des Geschlechts des Embryos weit verbreitet. In Italien ist erst im Dezember 2003 der Einsatz der PID verboten worden. In Frankreich hingegen sorgt seit 1999 ein enger Rechtsrahmen und eine strikte Aufsicht dafür, daß der Einsatz der PID bislang "den vom Gesetzgeber gewollten Rahmen nicht überschreitet".

Insgesamt ist aus Sicht des Büros für Technikfolgenabschätzung "die praktische Anwendung der PID international weiter fortgeschritten, als in der Diskussion oft angenommen wird". Auf Basis der - unvollständigen - Daten gehen die Wissenschaftler von "mindestens 1600 Kindern" aus, die in den sechs untersuchten Ländern, in denen diese Technik zugelassen ist, als Folge einer PID zur Welt gekommen sind.

Für Deutschland hat Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) wiederholt deutlich gemacht, daß am Verbot der PID nicht gerüttelt werden soll. Nach Ansicht des SPD-Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg könnte im geplanten Gentest-Gesetz das Verbot der PID aufgenommen werden, um Deregulierungswünschen eine Absage zu erteilen.

Von den Bundestag-Fraktionen hat sich bisher nur die FDP für die Legalisierung der PID ausgesprochen. Die CSU hat hingegen betont, an einem Verbot festhalten zu wollen. In Deutschland würde die PID jährlich 80 bis 100mal angewendet werden, wenn das Verfahren nur bei solchen Paaren gestattet wäre, die bereits ein Kind mit einer früh-letalen genetischen Erkrankung zur Welt gebracht haben. Könnten auch Paare das Verfahren in Anspruch nehmen, die vor der Schwangerschaft von ihrem genetischen Risiko wissen, dann kämen bereits etwa 600 Paare für die PID in Frage, schreibt der Nationale Ethikrat.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar:
Rutschbahn-Effekt ist kein Mythos


...schon wieder dieser Dr. Wodarg (SPD) - haben die keinen besseren "Experten", als diesen Fundamentalisten?

LG Ovaria
"All animals are equal, but some animals are more equal than others."

G. Orwell, Animal Farm
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Also, ich würde diese Daten ganz anders interpretieren. Bis auf die USA (die ja eh kein Maßstab für uns sind) hat sich doch in allen untersuchten Ländern die Anzahl der PID-Kinder sehr begrenzt gehalten, trotz teilweise schon mehr als 10-jähriger Zulassung! Es steht ja nicht dazu, ob die Zahlen pro Jahr oder für den gesamten Zeitraum sind, aber selbst pro Jahr finde ich 118 PID-Kinder in Belgien nicht sooo viel. Ja, und Frankreich hat es uns ja dann wohl vorgemacht, daß es mit sehr strengen Regeln auch geht. Traurig, daß sich das Ergebnis dieser Studie unter so einer Überschrift vermarkten lässt!
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Paulina
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Beitrag von Paulina »

Hallo, ich verstehe die ganze Aufregung über PID nicht!!! Was spricht denn gegen eine PID? Dass gesunde Kinder dadurch entstehen???
Ich habe nach 6 erfolglosen IUI´s und 4 erfolglosen ICSI´s in Deutschland noch 2 ICSI´s mit PID im Ausland gemacht. Beim letzten Versuch hat es nach 5 Jahren KiWu endlich geklappt!
Wir haben keine genetische Krankheit. Trotzdem wäre es unwahrscheinlich, dass wir ohne PID Eltern geworden wären. Oder wir hätten noch viiiele Blindversuche durch ICSI in Deutschland machen müssen.
Ist die PID nicht schon deshalb gerechtfertigt, weil sie den Betroffenen die psychische, physische und finanzielle Belastung durch unzählige Blindversuche nehmen kann???? Ich denke ja!
Außerdem ist das Argument mit der Verhinderung von Einpflanzung von schwerst behinderten Embryos nicht von der Hand zu weisen!
Und sonst? Man kann doch keine Augenfarbe oder Haarfarbe bei der PID erkennen! Gut, das Geschlecht..... aber ist das echt soooo schlimm???

LG
Paulina mit einer PID-Tochter im Bauch
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ja, Paulina, die Anti-PID-Fanatiker sind eben der Meinung, es handelt sich auch schon im Wenigzellstadium und Menschen, die man schützen müsse. Und bei der PID werden eben solche "Menschen" aussortiert. Darum geht es. Nur wollen sie nicht wahr haben, daß die Natur das auch macht und außerdem sind die gleichen Personen gleichzeitig für Abtreibung bis zur 12. Schwangerschaftswoche oder auch länger. Anscheinend verlieren die Embryonen dann für einen längeren Zeitraum erstmal wieder alles menschliche???
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Paulina
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Beitrag von Paulina »

Jede Wette, dass diese Fanatiker, wenn sie selbst betroffen sind, nach Ausland fahren und sich dort behandeln lassen.

Mein Arzt in Deutschland ist der Meinung, dass das Problem mit der Ablehnung von PID in der deutschen Geschichte liegt und man eben mit dem Begriff Selektion halt nicht unbefangen umgehen kann.....

Gruß
Paulina
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