Wem soll mann da denn noch vertrauen?

Für andrologische Fragen an Herrn Dr. Petsch.
Achtung: Forum geschlossen, da uns Herr Dr. Petsch nicht mehr zur Verfügung steht.
Wer hat Ideen einer möglichen Nachfolge?
Gesperrt
Cola
Rang0
Rang0
Beiträge: 2
Registriert: 17 Aug 2004 14:39

Wem soll mann da denn noch vertrauen?

Beitrag von Cola »

Sehr geehrter Dr. Petsch,

wegen unerfülltem Kinderwunsch habe ich mich letztes Jahr zur Behandlung beim Urologen begeben. Alle Untersuchungen verliefen gut, zwei Spermiogramme ergaben Normozoospermie bei grenzwertig normaler Mobilität.

Da meine Frau ohne medikamentöse Unterstützung keine Eisprünge hatte, sind wir davon ausgegangen, dass das Ausbleiben von Nachwuchs auf ihre Pobleme zurückzuführen sei.

Nun haben wir uns zur Behandlung in ein Kinderwunschzentrum begeben, die böse Überraschung kam mit dem ersten Spermiogramm.


Konzentration 1,8 Mio/ml

Motilität WHO A -> 0%
Motilität WHO B -> 27%
Motilität WHO C -> 33%
Immotil -> 40 %

Normal geformte Spermien 4%

Diagnose: Oligoasthenozoospermie

Ich fragte die behandelnde Ärztin im KiWu-Zentrum, wie die so unterschiedlichen Ergebnisse zu erklären seien, sie reagierte gereizt und sagte die Qualität der Sperma-Untersuchungen beim Urologen sei schlecht gewesen. Auf die Frage, ob sie sich mit dem Urologen in Verbindung gesetzt habe sagte sie, dass das keinen Sinne habe, da man sich dann am Telefon eh nur "fetzen" würde.


Ich suchte dann meinen Urologen auf. Er sagte, dass bei der Sperma-Untersuchung, die in seiner Praxis durchgeführt worden sei, es sich um ein standartisiertes Messkammerverfahren handele, die unterschiedlichen Ergebnisse könne er sich nicht erklären. Er deutete an, dass das Kinderwunschzentrum wohl unbedingt auf die kostspielige ICSI-Behandlung hinaus wolle.


Ich habe nun das Problem, dass ich nicht weis, wem ich noch vertrauen soll. Daher wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir bei der Beantwortung folgender helfen könnten:


1. Können bei der Untersuchung von Sperma und der Erstellung von Spermiogrammen Fehler in einem Ausmass gemacht werden, die bei gleicher Spermienqualität zu so unterschiedlichen Ergebnissen führen wie oben dargestellt,

oder

2. lassen sich solch unterschiedliche Ergebnisse nur mit tatsächlich unterschiedlicher Spermienqualität erklären

3. ist die Hinzuziehung eines dritten Arztes sinnvoll (hierzu wüsste ich gerne wie der Androloge aus Nordhorn heisst)

4. Haben sie sonst einen Hinweis zu den geschilderten Erlebnissen

MdG und bestem Dank vorab


Cola
Benutzeravatar
trulla
Rang0
Rang0
Beiträge: 39
Registriert: 19 Sep 2003 10:18

Ich kann da nur aus meinem Erfahrungsschatz

Beitrag von trulla »

berichten:

Mein Partner ist auch mit OAT "gestraft" und im Laufe unserer KiWu-Karriere haben wir schon diverse SGs machen lassen.

Zwar sind wir nie auf ein normales (gem. WHO) Ergebnis gekommen, doch schwankten die SGs - relaiv gesehen an der Gesamtzahl und der Zahl der a + b-motilen) GEWALTIG.

Bei einem KiWu-Zentrum sind wir generell IMMER auf 0% A-motile gestossen - und das gleich 3 x. Bei diesem Ergebnis wurde uns natürlich postwendend ICSI (was ja kostenintensiver ist) nahegelegt.

Da wir aber auch von 2 Urologen sowie einem anderen KiWu-Zentrum SGs hatten, haben wir uns nicht so sehr auf diese 0% fixiert.

Beim anderen KiWu-Zentrum durfte ich sogar im Mikroskop (allerdings erst NACH Aufbereitung) einen Blick auf die Spermien werfen und habe - selbst mit meinem Laienauge - gesehen, dass da - und nicht nur vereinzelt - ein paar flotte waren (die verschwinden nämlich immer schnell aus dem Gesichtsfeld).

Es gibt immer wieder Zentren oder Uros, die nicht nach einem standardisierten Verfahren auszählen sondern "HUSCH, HUSCH" und gerade bei KiWu-Zentren drängt sich dann natürlich der Verdacht auf, dass man bei der Auszählung Wert auf eine möglichst geringe Anzahl (Dichte) und A-Motilität legt.

Ist leider so - manche Ärzte vergessen halt bei Dollarnoten den hippokratischen Eid nur allzu gerne...

Kann Dir nur empfehlen, noch (natürlich woanders) ein oder 2 Zusatz-SGs machen zu lassen (zur Not aus eigener Tascha zahlen, haben wir auch). Natürlich darf auch bei Dir nicht unberücksichtigt bleiben, dass an dem Befund Deines letzten SGs u.U. eine fieberhafte Erkältung schuld war (da die Spermatogenese ja so um die 70 Tage dauert) und längeranhaltende - manchmal unbemerkte Entzündungen (Prostata?) oder
grippale Infekte mit Fieber sich negativ auf die Spermienproduktion auswirken ... können.

LG,

trulla
Dr. Petsch
Rang1
Rang1
Beiträge: 292
Registriert: 29 Dez 2003 14:12

Beitrag von Dr. Petsch »

Hallo Cola,
die starken Unterschiede scheinen mir auch merkwürdig. Lassen Sie das Spermiogramm von einer dritte Stelle kontrollieren.
Schwankungen im Spermiogramm sind häufig. Bei so gravierenden Unterschieden sollte man jedoch die Messung in Frage stellen oder nach den Ursachen forschen.
Für die Andrologensuche bitte PLZ Bereich angeben. Danke.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. Petsch
Dr. Martin Petsch
Urologie und spezielle urologische Chirurgie
Leiter Andrologie und urologische Mikrochirurgie
Fellow European Board of Urology
Paracelsus Klinik Golzheim
Friedrich Lau Str. 11
40474 Düsseldorf
Tel. 0211-4386-0
www.androdoc.de
www.paracelsus-kliniken.de/duesseldorf
Cola
Rang0
Rang0
Beiträge: 2
Registriert: 17 Aug 2004 14:39

Beitrag von Cola »

Vielen Dank an Trulla und Dr. Petsch für die Antworten :)

Das Untersuchungsergebniss vom KiWu-Zentrum anzuzweifeln hat für mich so einen Beigeschmack von sich einzureden, "das nicht sein kann was nicht sein darf".

Nichtsdestotrotz macht mich in diesem Fall misstrauisch, das gemäß dem protokollierten Spermiogramm die Untersuchung des Spermas um 08:40 h stattgefunden haben soll, ich es aber erst um 09:00 Uhr beim KiWu-Zentrum abgegeben habe.

Zu diesem Zeitpunkt war das gute Zeugs schon 50 Minuten alt, was auf dem Abgabebogen auch korrekt vermerkt war.

Dann steht da im Befund Mediumzusatz empfohlen da Agglutination, MAR-Test positiv und Viskopathie.

Was auch immer das als Gesamtaussage zu bedeuten hat, ich denke an einem Spermiogramm "auf neutralem Boden" führt kein Weg vorbei.

Meine Postleitzahlenbereich ist 498..

Mit bestem Dank vorab

Cola
Benutzeravatar
trulla
Rang0
Rang0
Beiträge: 39
Registriert: 19 Sep 2003 10:18

Ist wirklich etwas merkwürdig,

Beitrag von trulla »

was die Zeiterfassung angeht.

Dann steht da im Befund Mediumzusatz empfohlen da Agglutination, MAR-Test positiv und Viskopathie
Da sind ja gleich 3 Dinge im Argen, ich meine, im Vergleich zu den vorangegangenen SGs sind das ja Galaxien.

Ist ausser OAT keine andere Diagnose gestellt worden, oder, z.B. wegen der Agglutination oder des pos. MAR-Tests eine Bakterienkultur angelegt worden???

Wie dem auch sei, ICH würde - wie schon erwähnt - ein erneutes SG erstellen lassen. Der NEUTRALEN Stelle würde ich dann - auch so weit wie eben möglich - nichts von meiner Anamnese erzählen. Sollte ja auch uninteressant für die sein, wichtig ist nur, was DIE herausfinden, interpretieren kannste das dann schon selbst.

Wünsche Dir viel Glück - und dass das nächste SG besser ist.

Sich einreden, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, ist etwas, dass wir uns längst abgewöhnt haben. Wenn aber - wie bei uns geschehen - die Spermiendichte um 150% variiert (zwischen 1 und 12 Mio. / ml) und die A-Motiltät je nach Auszähler mal 0% und auch mal 20% war, ist sicher ein wenig Skepsis nicht verkehrt.

LG,

trulla
Dr. Petsch
Rang1
Rang1
Beiträge: 292
Registriert: 29 Dez 2003 14:12

Beitrag von Dr. Petsch »

Hallo,
Androloge per PN wie immer.
Viele Grüsse
Dr. Petsch
Dr. Martin Petsch
Urologie und spezielle urologische Chirurgie
Leiter Andrologie und urologische Mikrochirurgie
Fellow European Board of Urology
Paracelsus Klinik Golzheim
Friedrich Lau Str. 11
40474 Düsseldorf
Tel. 0211-4386-0
www.androdoc.de
www.paracelsus-kliniken.de/duesseldorf
Gesperrt

Zurück zu „Fragen an den Andrologen“