Nullbefruchtung ICSI/Tese

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Moderator: sonjazeitler

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Flora2415
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Nullbefruchtung ICSI/Tese

Beitrag von Flora2415 »

Hallo Frau Zeitler,

Ich (30) hatte diesen Monat meine erste ICSI mit Tese-Spermien, da mein Mann (31) Azoospermie hat, kommt nur diese Variante in Frage. Am Freitag hatte ich dann die Punktion, in der 5 Eier entnommen werden konnten. Gestern morgen kam dann das niederschmetternde Ergebnis, dass sich keine Eizelle befruchtet hat. Lt. Aussage des Arztes, waren 4 Eizellen befruchtungsfähig und auch die aufgetauten Spermien hatten eine gute Qualität. Nun meine Frage(n):
1. Ist dies eine Momentaufnahme und kann die Befruchtungsrate im nächsten Versuch wieder ganz anders aussehen?
2. wie wichtig ist es, dass die Biologen sich mit Tese-Spermien auskennen?
3. Das Ergebnis bekam ich bereits ca. 23 Std.nach der Punktion mitgeteilt. Kann man hier schon eine zuverlässige Aussage treffen?

Leider ist momentan Wochenende, sodass ich nicht im Labor anrufen kann. Würde gerne etwas mehr darüber erfahren.
Über ihre Antowrt wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Flora
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

bei einer ICSI erwartet man für reife EZ eine Befruchtungsrate von ca 60-70 %.
Bei einer ICSI mit TESE-Spermien kann die Befruchtungsrate niedriger ausfallen,
je nach dem wie stark die Spermienreifung eingeschränkt ist und die Befruchtungsfähigkeit
der Spermien dadurch abnimmt. Der "Johnson-Score" dient der Beurteilung der Spermien
aus dem entnommenen Hodengewebe:

Ein Johnson-Score von 1 bis 6 weist eine massive Reifungsstörung hervor.
Ein Johnson-Score von 6 bis 8 weist eine leichtere Reifungsstörung hervor.
Und ein Johnson-Score von 8 bis 10 weist eine weitgehend normale Spermatogenese hervor.

Für die Qualität der TESE-Spermien ist auch deren Beweglichkeit vor dem Einfrieren und nach dem
Auftauen entscheiden. Durch die Bewegung eines Spermiums kann es von anderen unbeweglichen
und somit eventuell avitalen (nicht befruchtungsfähigen) Spermien unterschieden werden.
Fragen sie bei ihrem Arzt nach, ob es ausreichend viele, bewegliche Spermien für die
Injektion gab d.h. ob Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien in der Probe gute Voraussetzungen
für eine Befruchtung ergaben. Das Ergebnis nach 23 Std. ist meist sehr zuverlässig,
nur selten kommt es vor, dass die Anzeichen für Befruchtung wesentlich später oder früher
auftreten und dadurch nicht erkannt werden.

Falls trotz guter Anzahl und Beweglichkeit keine Befruchtung eingetreten ist,
sollte in einem zweiten Versuch die Stimulation nach Möglichkeit so verändert werden,
dass eine höhere EZ-Zahl zur Verfügung steht, um dann die Befruchtungsrate besser einschätzen zu können.
Die Injektion und Nicht-Befruchtung von 4 reifen EZ lässt noch nicht all zu viele Folgerungen zu.
Da sie erst 30 J alt sind, haben sie gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen TESE-ICSI-Zyklus
und bekommen hoffentlich bald auch einen Embryotransfer.

Alles Gute
Sonja Zeitler
Flora2415
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Beitrag von Flora2415 »

Vielen Dank für die schnelle Antwort!
mariechen74
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Beitrag von mariechen74 »

Hallo,
zu deiner zweiten Frage möchte ich nach unserer Erfahrung sagen: ja, es ist wichtig, eine Kiwu zu wählen, deren Biologen sich gut mit Tese auskennen und das häufiger machen. Auch die Tese kann qualitativ unterschiedlich sein, je nachdem, wo sie gemacht wurde.
LG, Mariechen
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Else13
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Beitrag von Else13 »

Zu deiner zweiten Frage kann ich auch nur sagen, dass ein gutes Labor, in dem man sich mit Tese- material auskennt, wirklich wichtig ist!
- Diagnose obstruktive Azoospermie im März 2013 (CBAVD mit zwei Mutationen auf dem CFTR- Gen)
- MESA und TESE- OP bei Prof. Schwarzer in München: 12x MESA, 12x TESE- Proben
- 1. ICSI im April 2013: negativ, dann Diagnose Hashimoto
- Insgesamt 11 gute Embryonen (Versuche 1-6) haben sich alle nicht eingenistet
Dann im Dez. 2014: NK-Zellaktivität, TH1/TH2-Ratio und NK-Anteil im Endometrium deutlich erhöht. Behandlung in der 7. ICSI mit Intralipid, Cortison und Granocyte.

- ICSI Nr. 7 trotz 3 guter Embryonen wieder ohne Einnistung. Macht es überhaupt noch Sinn, weiter zu machen? Der Professor sagt ja, wir hätten mit ICSI Nr. 7 den allerersten realistischen Versuch gehabt....also nochmal von vorne, 2 Jahre und 6 ICSIs umsonst.
Nach Antibiotikakur NK-Aktivität im unteren Normbereich
- ICSI Nr. 8 auch nix
- ICSI Nr. 9 wieder negativ
- Eine NC-ICSI hat auch nicht geklappt.
NKa wieder deutlich angestiegen, die Bakterientheorie hat nicht gegriffen, doch autoimmuner Hintergrund. Ohne immunmodulierende Medis wird es nicht gehen...
- ICSI Nr. 11: Das erste Mal Blasto-Transfer....endlich schwanger, aber es ist ein MA wegen einer Trisomie 22 :cry:
- ICSI Nr. 12 negativ
- ICSI Nr. 13 negativ
- ICSI Nr. 14 auch keine Erfolgsgeschichte, nur noch TESE da
- nächster Transfer im ERA-optimierten HRT-Zyklus, Embryonen- Pooling läuft. Zusätzlich aktive Immunisierung.
- genug gepoolt: 3 exp. Blastos, eine frühere und drei vitrifizierte 2PNs: das reicht für drei Transfers :-)
Nach 16 ICSIs im Transfer Nr. 15 nochmal die große Chance: hCG an PU+16 429; PU+19 1465; 5+4: Fruchthöhle und Dottersack; 6+2: Herzschlag; ein Mädchen ...<a href="http://www.smilies.4-user.de"><img src="http://www.smilies.4-user.de/include/Ti ... er_313.gif" border="0" /></a>
Gesund geboren am 23.7.2018
Flora2415
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2 ICSI, 2 Nullbefruchtung

Beitrag von Flora2415 »

Hallo Frau Zeitler,

Ich hatte bereits im Mai schon einmal geschrieben (nach unserer ersten ICSI mit Nullbefruchtung) und muss nach Rücksprache mit den Ärzten und Biologen meine Aussage etwas korrigieren. Leider war es dort so, dass wir bei 4 befruchtungsfähigen Eizellen keine Befruchtung hatten. Die Biologin sagte mir, dass die Spermien von meinen Mann nicht beweglich waren und dadurch schwer zu selektieren.Wir hatten nun eine zweite ICSI, leider bekamen wir trotz hoher Stimulation nur 5 Eizellen (im US 9, jedoch 4 davon ohne Zellkern) bei der Punktion. Nun wieder das Ergbenis Nullbefruchtung. Laut Ärztin war durch Laser-Anwendung eine leichte Bewegung bei den Spermien zu erkennen, es ist jedoch nicht zur Befruchtung gekommen.

Die Andrologin meines Mannes hatte uns gesagt, dass es bei dieser Form der Azoospermie (nicht obstruktive Azoospermie mit niedrigem Testosteronwert) normal wäre, dass die Spermien unbeweglich sind. Score nach Bergmann und Kliesch 0,1

Sehen Sie für uns noch eine Möglichkeit mit diesem Material beim nächsten Mal Erfolg zu haben? Können wir irgendwas verändern? Wäre eine IMSI möglicherweise erfolgsversprechender?

Danke im Voraus für Ihre Einschätzung.
Flora
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Guten Morgen,

ein Bergmann/Kliesch-Score von 0.1 für die TESE-Proben bedeutet leider, dass die Wahrscheinlichkeit
überhaupt ein Spermium in der Probe zu finden äußerst gering ist, weil das Gewebe schwer geschädigt ist.
Hinzukommt, dass das Spermium nach dem Einfrieren/Auftauen noch vital sein muss, um eventuell befruchtungsfähig zu sein.
Ihre bisherigen Befruchtungsergebniss sind bei diesen Voraussetzungen nachvollziehbar.
Um die Erfolgsaussichten besser einschätzen zu können, können sie im IVF-Labor nachfragen,
ob Theophyllin eingesetzt wurde, um die Spermienmotilität zu aktivieren. Theophyllin ist ein Stoff,
der unbewegliche, aber vitale Spermien aktiviert, so dass sie sich bewegen und dadurch von nicht vitalen Spermien unterschieden werden können.
Denkbar wäre auch, an einer Probe eine Vitalfärbung durchzuführen, um festzustellen, ob bzw. wieviele
vitale Spermien in einer Probe enthalten sind.
Erfahrungsgemäß liegt die Befruchtungsrate bei derart stark eingeschränkten TESE-Proben nur bei 1 EZ von 20. In manchen Fällen erfolgt keine Befruchtung.

Alles Gute
Sonja Zeitler
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