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Verfasst: 17 Sep 2007 10:38
von Fischli
Hallo Moko,

ist ein zu hoher Folsäurewert im Blut schädlich? Oder baut der Körper die überflüssige Folsäure von selbst ab?

Gruß Fischli

Verfasst: 17 Sep 2007 10:57
von moko
Hallo Fischli,

also ich kann mir nicht vorstellen, dass ein zu hoher Folsäurewert im Blut schädlich ist; denn sonst hätte mein KiWu-Arzt ja nicht zu mir gesagt, dass ich weiterhin 5 mg Folsäure einnehmen soll.

Der Norm-Wert liegt zwischen 2,6 bis 14,6 und mein Wert war bei Kontrolle 32,9, also um 18,3 zu hoch!

Ich weiß nicht, ob Du den Text von Wunschkinder.net evtl. kennst, ich hänge die Kopie dessen (über MTHFR, Homocystein, Folsäure, ASS ...) mal an:

MTHFR = Methylentetrahydrofolat-Reduktase-Mutation = Umsetzungsstörunge des Folsäure-Stoffwechsels....
Man muss eine ganze Menge Folsäure einnehmen, um die gleiche Wirkung zu erzielen, die bei “gesunden” Personen eine Normalmenge erzielt.

Die häufigste Mutationsvariante bei diesem Enzym ist eine Punktmutation im Codon 677, dadurch entsteht bei homozygoten Trägern eine thermolabile Variante der MTHFR mit etwa 50%igem Aktivitätsverlust. Die heterozygote Mutation ist mit bis zu 40% der Bevölkerung sehr häufig, 5–20% sind homozygote Träger (homozygot: von beiden Elternteilen beigesteuert... heterozygot: von einem Elternteil ererbt). Ein erhöhtes Thromboserisiko ist bisher für heterozygote Träger nicht eindeutig nachweisbar, allerdings kann schon dieses den Erfolg einer Schwangerschaft erheblich beeinträchtigen.

Die Folsäure ist für den Aufbau des Nervensystems/Gehirns des Embryos unverzichtbar, ein Mangel an zur Verfügung stehender Folsäure führt zu Neuralrohrdefekten, das sind: – offener Rücken, – Anenzephalien (dabei schließt sich das Neuralrohr am Gehirn nicht, es entsteht kein funktionsfähiges Gehirn (!). Daher ist es sehr wichtig, gleichzeitig einen Mangel an Vit. B12 und Folsäure (Vit. B12 wird zur Umsetzung der Folsäure benötigt) zu beseitigen. Bei Erkrankungen, die einen Vit. B12 Mangel zur Folge haben (seltene Magenerkrankungen z. B.), kann die angebotene Folsäure NICHT verwendet werden. Hier muss beides hochdosiert zugeführt werden, um eine erfolgreiche Schwangerschaft zu untertützen.

Ein Folsäure-Mangel führt zu einem Anstieg des Homocysteins. Homocystein führt nicht nur zu Gefäßablagerungen («Verkalkung») und damit zu Herzinfarkten und Schlaganfällen, sondern ist auch schädigend für den Embryo/das Baby.

Daher immer auch den Homocysteinspiegel im Blut kontrollieren lassen. Dieses kann nur durch speziell ausgerüstete Labors geschehen, da die Blutprobe spezielle Aufbewahrungsmedien benötigt (zentrifugiert oder auf Eis! Bereits eine 1-stündige Lagerung der Probe bei Raumtemperatur führt zu falsch hohen Homocysteinwerten!!!)

Homocystein entsteht im Zellstoffwechsel aus dem Methioninabbau. Durch eine Erhöhung des Homocysteins im Blut werden die Gefäßinnenwände verletzt, die darauf wieder mit einer Verengung und einer Thromboseneigung in der Gebärmutter reagieren. Es kann wieder zu einer Unterversorgung und zum Absterben der Frucht kommen.

Laborwerte Homocystein:

• ok soweit: 5–12 µmol/l
• Milde Erhöhung: 13–30 µmol/l
• Moderate Erhöhung: 30–100 µmol/l

Milde und moderate Erhöhungen von Homocystein im Plasma (s.u.) sind häufig durch eine homozygote MTHFR-Mutation bedingt. Bei vorhandenen MTHFR-Gendefekten steigt speziell in Kombination mit einem Vitamin B12- und/oder Folsäure-Mangel der Homocysteinspiegel und somit das Thromboserisiko. Hier empfiehlt sich die vorsorgliche Gabe von Folsäure in höherer Dosierung (5 mg (!)/ Tag) als in der normalen Schwangerschaft sowie die Gabe von Vitamin B6 und Vitamin B12. Die Einnahme sollte VOR der Schwangerschaft beginnen – wenn sie nicht überhaupt lebenslang vorteilhaft ist.

Die Mutationen im Gen von Faktor II und Faktor V treten gehäuft kombiniert in jeweils heterozygoter Form auf. Das individuelle Thromboserisiko steigt bei solchen Kombinationen !!nochmals erheblich an. Daher immer beides untersuchen lassen.

Faktor VIII
In der Leyden-Thrombophiliestudie hatten Frauen mit einer erhöhten Faktor VIII-Aktivität ein 4-fach erhöhtes Risiko einer venösen Thrombose.
In Kombination mit oralen Kontrazeptiva steigt das Risiko auf das 10-fache. Äthiologie ist unbekannt, wahrscheinlich vererblich.

Sticky platelet Syndrom
Es handelt sich hier um ein autosomal-dominant vererbbares Syndrom, das zu arteriellen und venösen Thromboembolien führen kann. Es kommt hierbei zu einer erhöhten Reagibliät der Blutplättchen (Thrombozyten, engl. platelets) untereinander und hierdurch zu einem Verkleben. Neben den einschlägigen internistischen Erkrankungen bei Thrombophilie kann es auch hier zu einer Beeinträchtigung im Rahmen des Kinderwunsches kommen. Zur Behandlung der internistischen Erkrankungen bzw. zur Risikominderung wird ASS in niedriger Dosis eingesetzt.
In einer Studie zum Thema Fehlgeburten und Kinderlosigkeit wurden Frauen mit mehreren Fehlgeburten auf ihre Gerinnung hin untersucht. Von 351 an der Studie teilnehmenden Patientinnen hatten 312 eine Gerinnungsstörung und davon immerhin 20 % das Sticky platelet Syndrom. Sie wurden alle mit ASS behandelt sowie mit Heparin.

Viele liebe Grüße, Moko

Verfasst: 17 Sep 2007 11:23
von Fischli
Hallo Moko,

vielen Dank für deine ausführlichen Antworten! Also mein Homozysteinspiegel war in Ordnung. Deshalb bin ich mir nicht ganz sicher ob ich die 5mg Folsäure brauche?
Aber ich werde jetzt vorsichtshalber auf 5mg umsteigen! B-Vitamine nehme ich ja auch ein und C und E.
Bei der homozygoten Mutation ist der Homozysteinspiegel ja mehr gefährdet als bei der heterozygoten!
Du hast ja auch schon viel schweres durchgemacht, ich wünsche dir von Herzen alles Gute und ein gesundes Baby!

Gruß Fischli