Bedeutung der Sperma-Qualität?

Für fachliche Fragen an die Spezialistin Frau Zeitler

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Moderator: sonjazeitler

Zil
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Beitrag von Zil »

Lilja hat geschrieben: Er meinte, man weiß, dass etwa 3% der Spermien genetisch nicht in Ordnung sind. Bei Frauen übersteigt die Marke der genetisch nicht intakten Eizellen mit zunehmendem Alter jedoch weit die 50%-Marke. Sinngemäß kann man folgern, dass die Spermien eine sehr, sehr untergeordnete Rolle beim Erfolg einer ICSI spielen und fast alles von den Eizellen abhängt.
Mmmh, aber es gibt ja auch Hinweise, dass die Zeugungsfähigkeit be älteren Männern abnimmt. Und 3% der Spermien nicht in Ordnung? Das bezieht sich doch sicher auf "gesunde" Männer und nicht auf unsere ICSI-Kandidaten-Männer? Leider wird doch oft gar nicht sooo viel untersucht im SG. Ich denke mir halt, wenn die DNA des Spermiums nicht in Ordnung ist, dann kann das doch nicht funktionieren, oder?
Wobei ich Frau Zeitler schon zustimme, dass das Labor und deren Arbeitsweise einen großen Unterschied machen - ich habe leider eine Vergleichsmöglichkeit (2 Praxen). Auch das Protokoll spielt sicher eine Rolle dabei, wie gut die EZ sind.
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

für die Qualität des genetischen Materials der Spermien und EZ werden zwei Faktoren betrachtet.
1. Die korrekte Anzahl und Struktur der Chromosomen:
In Spermien ist die Rate an Fehlverteilungen eher niedrig (ca 3-5 %)
In EZ ist die Rate wesentlich höher, je nach Alter der Frau 30 - 70 %, d.h. den EZ fehlen ganze
Chromosomen oder es sind überzählige Chromosomen vorhanden.
2. Die Struktur der DNA der Chromosomen :
Durch Fragmentierung wird die Funktion der DNA beeinträchtigt bzw. kann durch
Reparaturmechanismen nicht mehr vollständig ausgeglichen werden.
Ein erhöhter DFI (DNA Fragmentierungs Index)-Wert für Spermien wird in Zusammenhang mit
geringer Entwicklungsrate / erhöhter Abortrate gebracht.

Spermien aus ICSI-Befunden können daher bzgl. des Chromosomensatzes völlig in Ordnung sein, auch wenn die Motilität eingeschränkt ist.
Einen erhöhten DFI-Wert kann man sowohl "ICSI"-Spermien als auch bei Spermien aus einem Normalbefund finden.


Gruß
Sonja Zeitler
Lilja
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Beitrag von Lilja »

Hallo Frau Zeitler,

vielen Dank für die umfassende und verständliche Antwort. Jetzt ist mir endlich der Unterschied zwischen Chromosomenstörungen in Spermien und dem Fragmentationsindex der Spermien klarer.

Die Bedeutung des Fragmentationsindex ist ja unter Reproduktionsmedizinern sehr umstritten. Da die Rate an Chromosomenfehlverteilungen in Spermien generell so niedrig ist und in Eizellen abhängig vom Alter der Frau doch recht hoch, ist mir nun auch verständlicher, warum die Meinung unter den Reproduktionsmedizinern so weit verbreitet ist, dass ein erhöhter Fragmentationsindex keine Rolle spielt bzw. es nur auf die Eizelle ankommt.
Eisbärfrau
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Beitrag von Eisbärfrau »

Hallo Frau Zeitler,

auch von mir ein herzliches Dankeschön - es beruhigt mich, das man bei einem schlechten Spermiogramm hinsichtlich der Motilität nicht gleichzeitig auch auf Chromosomenstörungen schließen muss (wir hatten zwar bei der ersten ICSI eine gute Befruchtungsrate und auch die Weiterentwicklung war gut, aber trotzdem macht man sich ja dann immer wieder so seine Gedanken...).

Viele Grüße!
Babywunsch69
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Ist der DFI-Wert der Spermien beeinflussbar?

Beitrag von Babywunsch69 »

sonjazeitler hat geschrieben:Hallo,

für die Qualität des genetischen Materials der Spermien und EZ werden zwei Faktoren betrachtet.
1. Die korrekte Anzahl und Struktur der Chromosomen:
In Spermien ist die Rate an Fehlverteilungen eher niedrig (ca 3-5 %)
In EZ ist die Rate wesentlich höher, je nach Alter der Frau 30 - 70 %, d.h. den EZ fehlen ganze
Chromosomen oder es sind überzählige Chromosomen vorhanden.
2. Die Struktur der DNA der Chromosomen :
Durch Fragmentierung wird die Funktion der DNA beeinträchtigt bzw. kann durch
Reparaturmechanismen nicht mehr vollständig ausgeglichen werden.
Ein erhöhter DFI (DNA Fragmentierungs Index)-Wert für Spermien wird in Zusammenhang mit
geringer Entwicklungsrate / erhöhter Abortrate gebracht.

Spermien aus ICSI-Befunden können daher bzgl. des Chromosomensatzes völlig in Ordnung sein, auch wenn die Motilität eingeschränkt ist.
Einen erhöhten DFI-Wert kann man sowohl "ICSI"-Spermien als auch bei Spermien aus einem Normalbefund finden.


Gruß
Sonja Zeitler
Liebe Frau Zeitler,
kann man den DFI-Wert positiv beeinflussen?
Wie?
Liebe Grüße
BW
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

hallo,

schauen Sie bitte bei einer früheren Antwort. Dort habe ich den Unterschied beschrieben bzgl der Befruchtung/Embryoentwicklung zwischen genetisch intakten Spermien (Gen/Chromosomen-defekte) und Zustand der Spermien-DNA. (Strukturdefekte der DNA)

Gruß
Sonja Zeitler
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Entschuldigung,
ich hatte die Einträge nicht bis zum Ende auf meinem Bildschirm.
Es gibt einige Studien, die zeigen, dass Ernährungsempfehlungen, Schlafdauer und Stressmanagement dazu beitragen können, den DFI zu verbessern.
Leider ist es im Alltag meist nur beschränkt umsetzbar, so dass viele Pat. auf Nahrungsergänzungsmittel oder spezielle Präparate der Pharmaindustrie zurückgreifen.

Gruß
Sonja Zeitler
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