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Verfasst: 01 Sep 2007 12:57
von Macchiata
Hallo Fischli,

Du hast ja Recht!!! Ich sehe es zwar weniger extrem als Du, z.B., was die individuelle Altersgrenze zum Sex angehst, aber natürlich ist es richtig, was Du schreibst.

Ich möchte jedoch zu Bedenken geben, dass es zwar schön ist, wenn ein Kind leben darf, aber ein Kind auch sehr darunter leidet, wenn es phasenweise immer wieder in neue Familien zur Betreuung gerät.

Offene Adoptionen werden in unserer Stadt eigentlich kaum ermöglicht. Meistens wollen es die leiblichen Eltern nicht, denn es ist ja schon eine andere Situation als Pflege, wo es Besuchskontakte gibt und die Eltern meist noch das Sorgerecht haben und auch eine Rückführung denkbar ist.

Übrigens sind Briefkontakte auch bei Inkognito- Ado´s üblich!


LG,

Macc

Verfasst: 01 Sep 2007 15:14
von Fischli
Hallo Rebella,

meine "Leute" sagen zu dem Thema KB eigentlich nichts. Wir haben andere Themen, was ich aber unter Freundinnen und Gemeindemitgliedern so herausgehört habe, haben sie nichts gegen KB wenn es wirklich nicht anders geht. Öffentlich nimmt meine Gemeinde dazu keine Stellung. Kinder sind dort sehr willkommen und wenn es bei einem Paar durch KB geschieht, freuen sie sich auch.

Zum Embryonenschutzgesetz äußert sich meine Gemeinde nicht. Ich denke man muß auch als Christ selbst darüber nachdenken und entscheiden was für einen o.k. ist und was nicht.

Ich sehe wohl, dass mit einer Adoption eines ungewollten Kindes nicht alles wunderbar ist, das ist viel Komplexer. Aber es ist eine gute Lösung!!!

Zwingen kann man die Frau natürlich nicht das Kind auszutragen und einsperren würde ich sie auch nicht! Aber ich würde mit ihr reden über Alternativen nachzudenken, Mut zu haben zu dem Kind zu stehen. Sie nicht alleine lassen, ihr Hilfen anbieten, eine Ausbildung ermöglichen usw. Ich denke durch so eine Situation wird die Frau reifen, selbstbewusster werden. Eine Abtreibung wird sie krass gesagt zerstören und sie wird ganz tief im Herzen immer darunter leiden. Auch wenn es oberflächlich nicht so aussieht.

Außerdem sind doch Ärzte da um zu heilen und nicht um Leben zu nehmen! Oder?

Meine Oma bekam noch 2 weitere Kinder.

Es ist doch ein gravierender Unterschied ob schon eine SS besteht oder ob durch Verhütung erst gar kein Kind entsteht!! Das sind doch zwei völlig verschiedene Sachen! Darüber möchte ich gar nicht diskutieren das ist mir einfach zu naiv!

Meine Meinung ist wenn du dich so für ungewollt Kinderlose einsetzt, sollte dir das ungeborene Leben genauso wichtig sein. Sonst verträgt sich das irgendwie nicht!?

Viele Grüße Fischli

Verfasst: 01 Sep 2007 15:23
von Fischli
Hallo Machiata!

Danke, dass du mir Recht gibst. Natürlich ist es für das Kind traurig wenn es von Familie zu Familie "geschubst" wird. Deswegen ist ja Adoption oder Dauerpflege sinnvoll.

Du meinst wahrscheinlich die halboffene Adoption?! Bei der Inkognito Adoption bricht der Kontakt zwischen Adofamily und leibl. Eltern völlig ab. Vielleicht ist das aber in eurer Stadt anders.

Viele Grüße Fischli

Verfasst: 02 Sep 2007 01:28
von rebella67
Hallo Fischli,

„deine Leute“ - ist das eine richtige Organisation, von der du die Meinung bzw. Nichtaussage des Kopfes eurer Organisation hier wieder gegeben hast oder ist das nur so eine Gruppe Gleichinteressierter? Ich meine, das sind ja in erster Linie Menschen mit einer menschlichen Meinung, die durchaus auch in einigen Punkten von der Meinung des „Kopfes“ abweichen können. Auch in den großen Kirchen gibt es ja viele Menschen (einfache Mitglieder), die die verschiedensten Formen assistierter Befruchtung befürworten. Du musst dich nur hier im Forum umschauen. Dennoch geben sie nicht die offizielle Meinung ihres Kirchenkopfes wider. Aber wenn du schreibst: „Zum Embryonenschutzgesetz äußert sich meine Gemeinde nicht.“ ist das ja auch schon mal was. „Nicht äußern“ ist zumindest ja schon mal gleich „nicht einmischen“. Also positiv. 

Ja, Adoption ist eine wunderbare Lösung und ich würde die abbruchwillige Schwangere ganz genau so, wie du es beschreibst, beraten bzw. unterstützen wollen. Nur eben, wenn sie dennoch nicht will, dann ist es ihre Sache. Du kannst das z.B. hier nachlesen: http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 52&start=0 . Ich habe mich in der Sache wirklich darum bemüht, dass es nicht zu einem Abbruch kommt. Ich habe sogar für die Frau herum telefoniert, obwohl es mir irgendwie auch peinlich war. Aber ich konnte nichts ausrichten. Fühle mich etwas schlapp, aber ich muss die Entscheidung des Abbruchs respektieren, weil nach meiner Philosophie die Frau das Recht hat, selbst zu bestimmen.

Du schreibst: „Meine Meinung ist wenn du dich so für ungewollt Kinderlose einsetzt, sollte dir das ungeborene Leben genauso wichtig sein. Sonst verträgt sich das irgendwie nicht!?“ -
Das Dilemma, dass sich irgendwas nicht verträgt, habe ich so und so. Denn wenn ich mich für ungewollt Kinderlose einsetze, dann setze ich mich genau für deren Selbstbestimmungsrecht über ihre Fortpflanzung ein. Wenn ich abbruchswillige Frauen dazu zwingen würde, ihr Kind auszutragen, dann würde ich ihnen das Recht, über ihre Fortpflanzung selbst zu bestimmen, absprechen. Diesen Widerspruch halte ich für größer. Nichtsdestotrotz liegt es mir natürlich am Herzen, dass diese Frauen sich eher dafür entscheiden können, ihr Kind auszutragen. Ich hatte sogar mal die Idee, Flyer zu drucken und an die Beratungsstellen zu geben, wo ganz ohne Keule drauf steht, dass es viele Paare gibt, die das Kind gern adoptieren würden. Nicht in dem Sinn, um der Frau ein schlechtes Gewissen einzureden, sondern in dem Sinn, dass sie sich sicher sein kann, dass auf jeden Fall sehr gut für das Kind gesorgt werden würde. In den meisten Fällen würde das sicher nichts bewirken. (Ich hatte diesbezüglich schon mal ein Gespräch mit einer Frau, die solche Beratungen durchführt.) Aber ich hätte auch was erreicht, wenn es in einigen wenigen Fällen was bewirken würde.

Das ungeborene Leben wird dennoch von mir nicht so hoch bewertet wie wahrscheinlich von dir. Emotional habe ich es zwar damals bei meiner eigenen IVF sehr hoch bewertet, da es ja für mich diese unglaubliche Hoffnung endlich auf ein Kind war. Aber rational muss ich einsehen, dass eben diese anfänglichen Wenigzeller nicht gleichzusetzen sind mit einem bereits geborenen Menschen. Für mich gibt es Stufen des Respektes vor dem werdenden Leben (abhängig vom Entwicklungsstadium), aber nicht diesen absoluten Menschenwürde- und Lebensschutz, wie er von der christlicher Seite gefordert wird. Der Wenigzeller ist rational betrachtet eine Ansammlung von totipotenten Zellen (d.h., nicht spezialisierte Zellen; jede der Zellen könnte sich einzeln zu einem Menschen entwickeln oder auch nur zur Plazenta oder zu jedem beliebigen Organ), die nicht leidensfähig sind. Entgegen der öffentlichen Meinung des Christentums, nach der sofort nach der Kernverschmelzung eine Seele eingehaucht wird, vertrete ich die Meinung, dass das, was ihr als Seele bezeichnet, also das „Ich“ frühestens im Zusammenhang mit der Entwicklung des Gehirns entstehen kann. Das jedoch ist beim Wenigzeller nicht gegeben. Daher stimme ich dem Verwerfen von frühen Embryonen zu, wenn es einen Sinn ergibt (PID, Vermeidung von Mehrlingsschwangerschaften, Erhöhung der Erfolgschancen).

Was würdest du tun, wenn du in ein brennendes Haus kommst. Darin befindet sich ein geborenes Kind (meinetwegen auch ein Erwachsener) und ein Kryobehälter mit 1.000 kryokonservierten Embryonen im Vorkernstadium (nach christlicher Lehre ist die Seele bereits eingehaucht; also 1.000 Seelen). Du kannst nur entweder das Kind oder die 1.000 Embryonen vor dem Feuer retten. Was tust du?


Du schreibst: „Außerdem sind doch Ärzte da um zu heilen und nicht um Leben zu nehmen! Oder?“ - Ist schon richtig. Aber stell dir vor, kein Arzt würde einen Schwangerschaftsabbruch durchführen. Dann würden viele Frauen selbst auf die abenteuerlichste Weise abbrechen. Kurpfuscher hätten wieder Hochkonjunktur - mit den schlimmsten Folgen für die Gesundheit dieser Frauen. Ich sehe das so: Kein Arzt kann dazu gezwungen werden, einen Abbruch durchzuführen (da er ja z.B. auch Religionsfreiheit hat). Wenn er es aber tut, dann ist das nicht unehrenhaft, denn er handelt im Sinne der Frau, die über ihren Körper selbst bestimmt.

Verfasst: 02 Sep 2007 10:35
von Macchiata
Fischli hat geschrieben:Hallo Machiata!

Danke, dass du mir Recht gibst. Natürlich ist es für das Kind traurig wenn es von Familie zu Familie "geschubst" wird. Deswegen ist ja Adoption oder Dauerpflege sinnvoll.

Du meinst wahrscheinlich die halboffene Adoption?! Bei der Inkognito Adoption bricht der Kontakt zwischen Adofamily und leibl. Eltern völlig ab. Vielleicht ist das aber in eurer Stadt anders.

Viele Grüße Fischli


...ja, die halboffene gibts auch....aber selbst bei der Inkognito- Ado kann es Briefwechsel, anonym und übers Jungendamt, geben, muss aber nicht 8)


LG,

Macchiata

Verfasst: 02 Sep 2007 11:42
von Fischli
Ach so, Danke Machiata für die Info, ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

Fischli

Verfasst: 02 Sep 2007 11:49
von Macchiata
Fischli hat geschrieben:Ach so, Danke Machiata für die Info, ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

Fischli

....gerne :knuddel: Interessierst Du Dich für Ado???? Auch einen schönen Sonntag :knuddel:

Verfasst: 02 Sep 2007 23:11
von Reb79
Guten Abend zusammen!

@ Fischli, wie schön, einen weiteren Christen hier anzutreffen! Es freut mich was Du schreibst, denn Du gibst das, was ich auch denke, in sehr passenden und treffenden Worten wieder. Danke!
Zu welcher Freikirche gehörst Du?

Zum Thema Abtreibung / Adoption:
Ich sehe es grundsätzlich so, dass Abtreibung Mord ist - ohne wenn und aber. Daher würde ich immer und auf alle Fälle versuchen, einer Abtreibung entgegenzuwirken. Der von Fischli aufgezeigte Weg, eine Frau von den Möglichkeiten einer Adoption zu überzeigen ist prima. Aber leider nicht immer durchführbar. Und gerade dann muss man ein Stückweit wohl respektieren, dass Frauen sich schweren Herzens zu einer Ado durchringen (und damit meine ich nicht die, die Abtreibung als Verhütungsmittel nutzen... :?).

Zum Thema KB / Embryonenselektion:
Ich hab mir in den letzten Wochen und Monaten so meine Gedanken zu dem Thema gemacht, angeregt durch die Diskussion hier.
Ich denke nach wie vor, dass KB grundsätzlich erstmal ok ist. Ich denke, dass ich persönlich vermutlich nicht so weit gegangen wäre, aber dennoch finde ich die Sache für viele Paare sicherlich gut und richtig. Denn: Es findet hier ja "nur" eine Verbindung von zwei Zellen statt - und ob Leben entsteht liegt nicht in der Hand von den Ärzten. Das ist (und hier spreche ich aus meiner Überzeugung als Christ) noch immer das, was nur Gott tun kann: Leben entstehen lassen!
Und hier ist der springende Punkt: In dem Moment wo Menschen künstlich zwei Zellen verbinden ist alles weitere nicht mehr uns überlassen, sondern Gott. Und daher finde ich die Selektion und Vernichtung von Embryonen nicht richtig.
rebella, ich kann Deinen Gedankengang gut verstehen dass Du sagst, dass das "Ich" erst mit Bildung des Gehirns entsteht. Aber ich sehe die Entstehung des "Lebens" schon viel weiter vorher. Den Punkt ab wann ein Leben enstanden ist, kann und will ich dabei gar nicht genau definieren. Daher finde ich, dass der Mensch ab einem Gewissen Punkt Gott (oder dem Schicksal - so wie es einige nennen) überlassen sollte.
Auch die Selektion wie sie in einigen Ländern erlaubt ist, Embryonen nach Gesundheit, Geschlecht, Haarfarbe usw. auszuwählen finde ich nicht ok. Denn jedes Leben ist lebenswert - egal ob blond oder braun, gesund oder auch behindert...

@rebella Deine Frage zum brennenden Haus finde ich total unpassend, beantworte sie aber trotzdem: Ich würde das Kind retten - und nicht den Kryo-Behälter. Wie vermutlich jeder Mensch auf der Welt.

Verfasst: 03 Sep 2007 11:32
von Fischli
Hallo Zusammen,

wir sind eine sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden selbsttragende ev. Freikirchliche Gemeinde.
Wir gehören zu keiner Organisation. Sind aber ein eingetragener Verein.
Wir sind mit vielen anderen im Umkreis sich befindenden Gemeinden verbunden und es gibt regelmäßige Leitertreffen. Wir fragen nach Gott und der Bibel und versuchen danach zu Leben.
Jeder kann im Gottesdienst etwas beitragen. Ob Jugendlicher, Single, Kinderloser, Kinderreicher usw.

Das mit dem Kryobehälter finde ich auch sehr unpassend. Jeder vernünftige Mensch weiß wohl was er zu tun hätte...!!

Zur Selektion usw. denke ich muß jeder Mensch oder Christ für sich selber entscheiden was man vor sich und Gott verantworten kann. Es gibt Fragen, die kann man nicht immer mit einem klaren ja oder nein beantworten.

Ich denke immer "Für das Leben" und danach versuche ich zu handeln.

Um noch mal zum eigentlichen Thema zu kommen, ich finde es nicht richtig , dass Forumsschreiberrinnen aufgrund ihres Christl. Glaubens hier verurteilt und vergrämt werden. Diese Frauen brauchen doch auch den Austausch und haben das Recht hier zu schreiben! Ich finde auch das Forum sollte Wertfrei sein, Rebella du hetzt ja mehr oder weniger gegen diese Frauen oder ihren Glauben. Hast du das Recht dazu hier im Forum das so zu machen??? Bist du hier so eine Art Aufseherin, die alles Christl. sofort eliminieren will. Auch Gläubige Frauen sollten hier eine Stimme bekommen.
Das mit dem Emryonenschutzgesetz ist ja auch keine leichte Sache. Aber du solltest Frauen hier wegen ihrem persönlichen Glauben nicht angreifen. Es gibt ja auch das Antidiskrimminierungsgesetz!!!

Aber ich freue mich, dass wir wegen der Abtreibung uns doch sehr in der Meinung angeglichen haben.

@Reb 79 Freue mich auch über dich und finde es toll, dass du dich hier nicht einschüchtern liesest!

Viele Grüße Fischli

Verfasst: 03 Sep 2007 11:47
von Reb79
Fischli hat geschrieben:Ich denke immer "Für das Leben" und danach versuche ich zu handeln.
*dd*

Gut zusammengefasst!!!

Und ich denke auch, es ist nicht alles schwarz und weiß, ja oder nein. Es gibt so viel Spielraum, so viele Graustufen... da muss jeder für sich selber nach Antworten suchen und diese finden.

Es gibt immer Extreme. Viele Christen sind vielleicht extrem in die Richtung dass sie KB und Embryonenselektion verurteilen. Du, rebella und viele andere, ihr seid sehr extrem und offen für alles.
Ich find gut, dass keinem Extrem nachgegeben wird, sondern dass es in Deutschland einen Mittelweg gibt.