Hallo Fischli,
„deine Leute“ - ist das eine richtige Organisation, von der du die Meinung bzw. Nichtaussage des Kopfes eurer Organisation hier wieder gegeben hast oder ist das nur so eine Gruppe Gleichinteressierter? Ich meine, das sind ja in erster Linie Menschen mit einer menschlichen Meinung, die durchaus auch in einigen Punkten von der Meinung des „Kopfes“ abweichen können. Auch in den großen Kirchen gibt es ja viele Menschen (einfache Mitglieder), die die verschiedensten Formen assistierter Befruchtung befürworten. Du musst dich nur hier im Forum umschauen. Dennoch geben sie nicht die offizielle Meinung ihres Kirchenkopfes wider. Aber wenn du schreibst: „Zum Embryonenschutzgesetz äußert sich meine Gemeinde nicht.“ ist das ja auch schon mal was. „Nicht äußern“ ist zumindest ja schon mal gleich „nicht einmischen“. Also positiv. 
Ja, Adoption ist eine wunderbare Lösung und ich würde die abbruchwillige Schwangere ganz genau so, wie du es beschreibst, beraten bzw. unterstützen wollen. Nur eben, wenn sie dennoch nicht will, dann ist es ihre Sache. Du kannst das z.B. hier nachlesen:
http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 52&start=0 . Ich habe mich in der Sache wirklich darum bemüht, dass es nicht zu einem Abbruch kommt. Ich habe sogar für die Frau herum telefoniert, obwohl es mir irgendwie auch peinlich war. Aber ich konnte nichts ausrichten. Fühle mich etwas schlapp, aber ich muss die Entscheidung des Abbruchs respektieren, weil nach meiner Philosophie die Frau das Recht hat, selbst zu bestimmen.
Du schreibst: „Meine Meinung ist wenn du dich so für ungewollt Kinderlose einsetzt, sollte dir das ungeborene Leben genauso wichtig sein. Sonst verträgt sich das irgendwie nicht!?“ -
Das Dilemma, dass sich irgendwas nicht verträgt, habe ich so und so. Denn wenn ich mich für ungewollt Kinderlose einsetze, dann setze ich mich genau für deren Selbstbestimmungsrecht über ihre Fortpflanzung ein. Wenn ich abbruchswillige Frauen dazu zwingen würde, ihr Kind auszutragen, dann würde ich ihnen das Recht, über ihre Fortpflanzung selbst zu bestimmen, absprechen. Diesen Widerspruch halte ich für größer. Nichtsdestotrotz liegt es mir natürlich am Herzen, dass diese Frauen sich eher dafür entscheiden können, ihr Kind auszutragen. Ich hatte sogar mal die Idee, Flyer zu drucken und an die Beratungsstellen zu geben, wo ganz ohne Keule drauf steht, dass es viele Paare gibt, die das Kind gern adoptieren würden. Nicht in dem Sinn, um der Frau ein schlechtes Gewissen einzureden, sondern in dem Sinn, dass sie sich sicher sein kann, dass auf jeden Fall sehr gut für das Kind gesorgt werden würde. In den meisten Fällen würde das sicher nichts bewirken. (Ich hatte diesbezüglich schon mal ein Gespräch mit einer Frau, die solche Beratungen durchführt.) Aber ich hätte auch was erreicht, wenn es in einigen wenigen Fällen was bewirken würde.
Das ungeborene Leben wird dennoch von mir nicht so hoch bewertet wie wahrscheinlich von dir. Emotional habe ich es zwar damals bei meiner eigenen IVF sehr hoch bewertet, da es ja für mich diese unglaubliche Hoffnung endlich auf ein Kind war. Aber rational muss ich einsehen, dass eben diese anfänglichen Wenigzeller nicht gleichzusetzen sind mit einem bereits geborenen Menschen. Für mich gibt es Stufen des Respektes vor dem werdenden Leben (abhängig vom Entwicklungsstadium), aber nicht diesen absoluten Menschenwürde- und Lebensschutz, wie er von der christlicher Seite gefordert wird. Der Wenigzeller ist rational betrachtet eine Ansammlung von totipotenten Zellen (d.h., nicht spezialisierte Zellen; jede der Zellen könnte sich einzeln zu einem Menschen entwickeln oder auch nur zur Plazenta oder zu jedem beliebigen Organ), die nicht leidensfähig sind. Entgegen der öffentlichen Meinung des Christentums, nach der sofort nach der Kernverschmelzung eine Seele eingehaucht wird, vertrete ich die Meinung, dass das, was ihr als Seele bezeichnet, also das „Ich“ frühestens im Zusammenhang mit der Entwicklung des Gehirns entstehen kann. Das jedoch ist beim Wenigzeller nicht gegeben. Daher stimme ich dem Verwerfen von frühen Embryonen zu, wenn es einen Sinn ergibt (PID, Vermeidung von Mehrlingsschwangerschaften, Erhöhung der Erfolgschancen).
Was würdest du tun, wenn du in ein brennendes Haus kommst. Darin befindet sich ein geborenes Kind (meinetwegen auch ein Erwachsener) und ein Kryobehälter mit 1.000 kryokonservierten Embryonen im Vorkernstadium (nach christlicher Lehre ist die Seele bereits eingehaucht; also 1.000 Seelen). Du kannst nur entweder das Kind oder die 1.000 Embryonen vor dem Feuer retten. Was tust du?
Du schreibst: „Außerdem sind doch Ärzte da um zu heilen und nicht um Leben zu nehmen! Oder?“ - Ist schon richtig. Aber stell dir vor, kein Arzt würde einen Schwangerschaftsabbruch durchführen. Dann würden viele Frauen selbst auf die abenteuerlichste Weise abbrechen. Kurpfuscher hätten wieder Hochkonjunktur - mit den schlimmsten Folgen für die Gesundheit dieser Frauen. Ich sehe das so: Kein Arzt kann dazu gezwungen werden, einen Abbruch durchzuführen (da er ja z.B. auch Religionsfreiheit hat). Wenn er es aber tut, dann ist das nicht unehrenhaft, denn er handelt im Sinne der Frau, die über ihren Körper selbst bestimmt.