Kleiner Zwischengedanke..............

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Maggie + Tim
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Beitrag von Maggie + Tim »

tja dann machen sie entweder was falsch (was mich nicht überraschen würde) oder der Sachbearbeiter hat keine Ahnung (was mich noch weniger überraschen würde) und sagte mir was falsches...
Gruß und Gung ho von Tim

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Murdock
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Beitrag von Murdock »

Ich habe heute unseren Doc gefragt, wie das bei der 50% Lösung abgerechnet wird. Er sagte, darüber ist noch nichts bekannt. Er vermutet, daß es nach der teureren (GOÄ?) abgerechnet wird, damit der Verlust Ärzte durch den Wegfall vieler Patienten kompensiert wird. Genaues wußte er nicht, aber da die ganzen Entscheidungen alle zu Gunsten von Ärztelobby und Pharmaindustrie gemacht wurden, dürfte das dann wohl auch so passieren.

Wobei das natürlich ein Riesenhohn ist. Wenn beispielsweise eine ICSI (ich erfinde jetzt mal Zahlen, weil ich keine genauen kenne) bisher nach GKV-Kassenrechnung 1000 EUR kostet, was die Krankenkasse zu 100% übernimmt, kostet es ab nächstem Jahr 1800 EUR, von dem die Krankenkasse nur noch 900 EUR blechen muß und die Patienten natürlich auch.

Wie gesagt, ich hab hier einfach mal erfundene Zahlen genommen um das zu versinnbildlichen, was der Doc mir versucht hat zu erklären. Wenn es denn so kommt, daß die teurere Abrechnungsmethode genommen werden muß (er redete immer von muß!?) dann spart die Krankenkasse keinesfalls die 50% sondern nur viel viel weniger.

Haben sie das in dem Fall nicht absolut genial gelöst? :evil:

Grüße,
Heiko
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

:D Gut, ihr Lieben!

Jetzt haben hier einige mitbekommen, wie das läuft, mit EBM, GOÄ 1fach und -mehrfach läuft, ich musste mich ja auch mal in die Materie vertiefen.

Ich denke, dass wir hier alle kollektiv über die Problematik aufklären sollten, wenn klar wird, dass die restlichen 50% nicht aus Steuergeldern gezahlt werden. Dass die Ärzte 50% vom GOÄ-Satz bei Kassenpatienten berechnen wollen, ist das hinterletzte.

50% vom IVF-EBM= 250 bis 400 EUR (geschätzt, hängt vom genauen Punktwert ab)
50% vom IVF-ICSI-EBM= 400-550 EUR ("")

50% von IVF-ICSI mit 1fachem GOÄ bei meinem derzeitigen Doc= 1300 EUR

Ich verstehe vollkommen, dass auch die Docs ihre wirtschaftlichen Zwänge haben, aber entweder sie entscheiden sich für eine Kassenzulassung und Kassenpatienten, oder sie sind so ehrlich und geben ihre Kassenzulassung zurück. Dies hatten ja die Ärzte vor dem 1.7.2002 angedroht, aber bis auf einen (!!) Arzt nicht gemacht - da haben sie dann doch kalte Füße bekommen....

Vorhin habe ich mit ein paar Leuten über die Gesundheitsreform gesprochen; eine Frau erzählte: "wisst ihr, was meine Ärztin jammernd gesagt hat? Sie sagte, sie müsse sich die Haare jetzt selber färbern! Und dann hat sie mir eine Liste mit IGEL-Leistungen in die Hand gedrückt"

Jaja, soweit sind wir in diesem Land schon gekommen...dass die Ärztinnen sich ihre Haare selber färben müssen....da habe ich dann schon eher Mitleid mit den Ärzten, die 48h Krankenhausdienste schieben müssen etc.

LG Vero
Murdock
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Beitrag von Murdock »

Ich hab früher mal als Admin bei einem Steuerberater gearbeitet und der hat einige Ärzte als Mandanten gehabt. Die jammern grundsätzlich rum, wie arm sie dran sind, wollen die Rechnung drücken etc. Auch ein befreundetes EDV-Unternehmen, daß Software für Ärzte vertreibt berichtete mir von großem Katzenjammer. Man könnte glauben, sie nagen alle am Hungertuch.

Erste Zweifel an diesem Eindruck kommen auf, wenn man das Auto sieht, daß vor der Türe parkt. Ein Blick auf Bilanz und Buchhaltung gibt einem dann Gewissheit, so schlecht geht es denen wirklich nicht. Vielleicht ein paar kleinen Allgemeinmedizinern mit wenigen Patienten, ok, aber der Masse und erst Recht den Repromedizinern geht es richtig gut.

Das Problem ist das selbe wie bei unseren Politikern: Die haben den Bezug zur Realität verloren. Die wissen gar nicht, mit was für Einkünften sich Otto-Normalverbraucher rumschlagen muß. Die haben sich an einen gewissen hohen Standard gewöhnt und mußte ein paar Abstriche bei den Einkünften machen. Klar ist das ärgerlich, wenn man sich mal nicht sofort das neue Auto kaufen kann oder jedes Jahr zu dem Reiseziel der Träume fliegen kann. Die Rate für das Eigenheim bleibt auch konstant und die Praxismiete steigt evntl. Die Angestellten wollen mehr Geld, da kriegt man schonmal das Jammern - man selber kann ja die Preise nicht erhöhen und unterm Strich bleibt einfach weniger (immer noch genug, aber das muß man ja keinem erzählen - sonst denken die noch, da kann man noch mehr holen)

Grüße,
Heiko
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Maggie + Tim
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Beitrag von Maggie + Tim »

Heiko, dein zweiter Vorname ist irgendwie "Pauschalisierung", kann das sein?
Gruß und Gung ho von Tim

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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Hallo Heiko, :D

jetzt schüttest Du aber doch ein wenig das Kind mit dem Bade aus?

Ärzte in Krankenhäusern werden wirklich nicht reich und die Länge der Arbeitstage dort sind in Deutschland jedem LKW-Fahrer verboten. Ein Chirung darf oder muß auch noch nach 20 Stunden Arbeit/Bereitschaftsdienst noch eine kritische OP ausführen, wohingegen ein LKW großen Ärger kriegt, wenn er mehr als 10 Stunden fährt und dann einen Unfall baut.
Also das ist wirklich kein Zuckerschlecken.
Ich wurde am Anfang meiner Kiwu-Behandlung von einer Ärztin in einem Krankenhaus behandelt, und die antwortete, auf die langen Schichten angesprochen, dass sie es ja gut hat, weil sie muss nur 16 und nicht 24 Stunden im Stück arbeiten und Bereitschaft haben. Nennst Du das Gejammere? Für mich ist das sehr positives Denken und die Frau tut mir auch für die 16 Stunden leid.
Diese Verantwortung unter diesen Arbeitsbedingungen - ich weiss doch, was bei mir nach 16 Stunden Arbeit herauskommt. Und mein Job ist nicht so verantwortungsvoll, da geht es nicht um Menschenleben. Ich kann mir denken, dass das Bewußtsein der Verantwortung in Kombination mit Übermüdung eine permanente Belastung darstellt.

Und der normale Allgemein- oder Kinderarzt fährt sicher auch keinen Mercedes. Und selbst, wenn er das doch tut, sagt das fast überhaupt nichts übers Einkommen aus, denn es gibt in Deutschland haufenweise Leute, die ein fettes Auto fahren, auch wenn sie sonst nichts haben und sich das Auto vom Munde absparen müssen.

Im übrigen würde auch ich mich über ein gutes Einkommen freuen. Wenn ich ehrlich bin, wär ich am liebsten in der Lage, von meinen Zinsen zu leben zu können und überhaupt nicht arbeiten zu müssen. :D Geht es Dir nicht so?
Ich kann es jedenfalls nicht so pauschal verdammen, dass auch Leute, die in sozialen Berufen arbeiten, deshalb einigermaßen verdienen möchten. Das halte ich für allgemein menschlich.

Was mich an der Gesundheitsreform ärgert, ist, dass sie mal wieder primär auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird. (Hab irgendwo gelesen, dass 80% der Belastungen die Patienten betreffen. ) Und dass die Krankenkassen, nicht für ihre Kunden, die Patienten kämpfen, sondern nur Ärzte und Pharma sich bei der Reform durchsetzen.
Ich will damit sagen, dass ich mich nicht über Leute ärgere, weil sie viel verdienen wollen, aber über Politiker, weil sie keinen gerechten Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen schaffen und über Institutionen wie Krankenkassen, die scheinbar völlig vergessen haben, wer sie finanziert und damit in gewissem Sinne ihre Auftraggeber sind.

Und dann noch dieses heuchlerische Gerede von Einsparungen. Wir sparen garnichts, sondern müssen nur an anderer Stelle - und mehr - zahlen.
Aber die Leute wählen die Parteien ja trotzdem. Die nächste Wahl gewinnt bestimmt wieder die CDU, obwohl die maßgeblich dazu beigetragen haben, die ganzen geplanten strukturellen Änderungen zu streichen. Und eine Reform kann nur etwas strukturelles sein, eine Kostenverlagerung verdient den Namen Reform nicht.

Liebe Grüße

Mondschaf
Murdock
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Beitrag von Murdock »

Ich kann nur von den Ärzten sprechen, die ich bei diesem Steuerberater mitgekommen habe. Da waren keine Krankenhausärzte dabei. Das waren Allgemeinmediziner und div. Fachärzte.

Außerdem habe ich schon geschrieben daß kleine Allgemeinärzte nicht unbedingt zu den Wohlhabenden zählen.

Über Krankenhausärzte kann ich 0 Aussage treffen, weil ich noch nichtmal als "Gast" in einem Krankenhaus war, geschweige denn über die finanziellen Verhältnisse eines dort arbeitenden Arztes irgendwas weiß.

Grüße,
Heiko
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Maggie + Tim
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Beitrag von Maggie + Tim »

Siehst du, das hört sich doch schon ganz anders an 8)
Gruß und Gung ho von Tim

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Koenigstigerin
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Beitrag von Koenigstigerin »

Veronique hat ja geschrieben:
Veronique hat geschrieben: ...
50% vom IVF-EBM= 250 bis 400 EUR (geschätzt, hängt vom genauen Punktwert ab)
50% vom IVF-ICSI-EBM= 400-550 EUR ("")

50% von IVF-ICSI mit 1fachem GOÄ bei meinem derzeitigen Doc= 1300 EUR

....
Auch wenn Sie sicherlich jetzt in erster Linie an uns die Patienten gedacht hat so kann man die Rechnung doch auch mal für die GKV aufmachen:
100% IVF-EBM: 500-800€
100% ICSI-EBM: 800-1100€

50% von IVF-ICSI mit 1fachem GOÄ bei ihrem derzeitigen Doc= 1300 EUR

Jetzt frage ich mich was sparen die GKVs wenn sie bei IVF statt 800€ nun 1300€ zahlen und bei ICSI statt 1100€ auch 1300€? Vielleicht haben mich ja meine mathematischen Fähigkeiten verlassen, aber für mich sieht das so aus als ob sie dann draufzahlen. :evil:
Falls es wirklich so kommen sollte dann sollte man den Politikern das mal sagen damit sie die Ärzte zwingen GKV-Patienten weiterhin nach EBM abzurechnen. Oder ist es einfach nur Augenwischerei? So nach dem Motto: Wir sagen den Leuten sie zahlen 50% und die GKV zahlt 50% aber in wirklichkeit zahlt bloß der Patient aber halt nur den 0,5 fachen GOÄ? Immerhin da würden die Ärzte ja immernoch mehr verdienen als jetzt über GKV, bei IVF 400€ (50%!!!!) mehr und bei ICSI 200€ (gute 18%) mehr. Also da würde ich als Arzt auch mitmachen.
Ich bin mal gespannt wie es weitergeht.

Liebe Grüße an alle,
chrissy
Murdock
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Beitrag von Murdock »

Koenigstigerin hat geschrieben:Veronique hat ja geschrieben:
Jetzt frage ich mich was sparen die GKVs wenn sie bei IVF statt 800€ nun 1300€ zahlen und bei ICSI statt 1100€ auch 1300€? Vielleicht haben mich ja meine mathematischen Fähigkeiten verlassen, aber für mich sieht das so aus als ob sie dann draufzahlen. :evil:
Falls es wirklich so kommen sollte dann sollte man den Politikern das mal sagen damit sie die Ärzte zwingen GKV-Patienten weiterhin nach EBM abzurechnen. Oder ist es einfach nur Augenwischerei? So nach dem Motto: Wir sagen den Leuten sie zahlen 50% und die GKV zahlt 50% aber in wirklichkeit zahlt bloß der Patient aber halt nur den 0,5 fachen GOÄ? Immerhin da würden die Ärzte ja immernoch mehr verdienen als jetzt über GKV, bei IVF 400€ (50%!!!!) mehr und bei ICSI 200€ (gute 18%) mehr. Also da würde ich als Arzt auch mitmachen.
Ich bin mal gespannt wie es weitergeht.
Der Clou ist wohl einfach der, daß durch die Zuzahlung Leute abgeschreckt werden sollen, IVF oder ICSI zu machen. Das wird ja wohl bei nicht wenigen aus finanziellen Gründen so sein. Setzt man mal voraus, daß nur noch 33% in Zukunft auf Grund der Zuzahlung bereit sind, IVF und ICSI durchzuführen, dann ergibt sich ein ganz anderes Bild:

Beispiel: Damals (mal angenommen) 10.000 Patienten, nach der Gesundheitsreform nur noch 3.300.

10.000 x 1100 x 4 Behandlungen = 44 Mio
3.300 x 1300 x 3 Behandlungen = 12,8 Mio

Na, wie haben sie das gemacht. Schaffen es, daß die Ärzte mehr Geld für weniger Leistung bekommen und entlasten auch noch die Krankenkassen. Wer der Verlierer bei dieser Rechnung ist, brauche ich sicher nicht zu erläutern.

Grüße,
Heiko
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