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Verfasst: 22 Apr 2004 19:59
von Ovaria
@Stella und Colonia,
wie soll man das denn unter der "gesteigerten Eigenverantwortung" verstehen...soll ich mir die von Endo zugedrückten Eileiter "freimeditieren" oder was ist mit so einer grünen Aussage gemeint? Was soll denn durch mehr Eigenverantwortung (meint die damit Geld???) für die konkrete KiWu-Situation positiv verändert werden???
Sorry, wenn das jetzt wütend rüberkommt, aber mit solchen Sprüchen kann man mich echt zur Weißglut bringen

...was ist eure Interpretation dazu?
Liebe Grüße, Ovaria
Mailaktion
Verfasst: 22 Apr 2004 20:43
von colonia
Hallo Ovaria!
Tja, was soll uns das sagen?
Für mich klingt es nach "seien sie doch froh, dass sie nicht 100% zahlen müssen, sondern nur die Hälfte".
"Eigenverantwortung" klingt doch auch viel besser, als "Eigenanteil"...
Gruß
colonia
Verfasst: 23 Apr 2004 00:49
von rebella67
Mit Eigenverantwortung ist natürlich auch gemeint, daß die Leute dafür sorgen sollen, daß sie nach Möglichkeit gar nicht erst irgendwelche Krankheiten bekommen, weil es ja sonst teuer wird. Den Gedankenansatz zumindest finde ich schon o.k. Aber die Rechnung geht so schlecht auf, weil es ja so viele unverschuldete Krankheiten gibt. Was können wir für den Genfehler meines Mannes? Was kann ein Kinderwunschpaar dafür, wenn Ärzte / Eltern im Kindesalter einen Hodenhochstand nicht beachtet haben? Was kann der einzelne gegen globale Umweltverschmutzung ausrichten? ? Und für die Ursachen ungewollter Kinderlosigkeit, wo man vorbeugen könnte: Warum gibt es so wenig bzw. keine Aufklärung zu dem Thema?
Verfasst: 23 Apr 2004 09:44
von Stella38
und wo bleibe in dem Zusammenhang die Eigenverantwortung von Rauchern, Trinkern, Drogenabhängigen; Eltern rauchender Kinder, Leuten die unbedingt Motoradrennen fahren müssen und und und....die kriegen alles bezahlt.
Können wir etwas für die Weichmacher, die wie Hormone wirken? Hat Hendrik die Krampfader weil er irgendwo gesündigt hat? Hab ich meine GM in den Verkleinerungsapparat gelegt und gesagt ich will eine unvollständige Frau sein weil ich lieber ein Junge wäre?
Soll ich meine Mutter zur Kasse bitten weil sie während der SS geraucht hat?
Und was mich am meisten in den ganzen Feedbacks ankotzt ist die Selbstbeweihräucherung dass sie uns so toll in den Verhandlungen die 50% gerettet haben und sie hätten ja so viel für uns getan. Mensch, ohne unsere Aktion hätten sie es ganz gestrichen. Wo ist da die Großzügigkeit wenn am wichtigsten, an der Zukunft, gespart wird?
Und, Ovaria, das kommt nicht zu wütend rüber!
Antwort
Verfasst: 26 Apr 2004 11:53
von colonia
Hallo @ all!
Für den Fall dass es jemanden interessiert, hier eine weitere Reaktion:
Von: Gitta Connemann
Datum: 04/26/04 11:04:58
An: xxx
Betreff: Anspruch auf Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung
per Mail an:
xxx
Berlin, den 26.04.2004
Anspruch auf Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung
Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,
Ich komme zurück auf Ihre E-Mail vom 20. April 2004, in der Sie die Politik der Regierung bezüglich der Reproduktionsmedizin kritisieren. Mir ist bewusst, dass es Ihnen sicher nicht leicht gefallen ist, sich in einer so persönlichen Angelegenheit an eine Ihnen persönlich Unbekannte zu wenden.
Ich will versuchen Ihnen die Position der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in diesem Brief näher zu bringen und zu erklären.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion lehnt es ab, die künstliche Befruchtung generell und vollständig in die Eigenverantwortung der Versicherten zu übertragen. Dennoch sind auch auf diesem Gebiet der medizinischen Dienstleistungen dringend Einsparmaßnahmen notwendig, um das deutsche Gesundheitssystem, das mit seiner gesetzlichen Krankenversicherung weltweit nach wie vor als ein Vorbild gilt, aufrechtzuerhalten.
Die Pläne der rot-grünen Koalition zielten auf eine vollständige Abschaffung des Anspruchs auf ärztliche Maßnahmen zur Herbeiführung einer Schwangerschaft durch eine künstliche Befruchtung. Diese Pläne konnten die Verhandlungsführer der Union in den Konsensverhandlungen zur Gesundheitsreform abschwächen. Die Kassen werden deshalb auch zukünftig die Kosten einer künstlichen Befruchtung erstatten, wenn auch nicht mehr in der gleichen Höhe wie in der Vergangenheit.
Bislang sind vier Versuche eine Schwangerschaft über eine künstliche Befruchtung herbeizuführen getragen worden. Die Anzahl der Versuche ist auf drei reduziert worden. Des Weiteren wird die Altersgrenze für Frauen zwischen 25 und 40 Lebensjahren und für Männer zwischen 25 und 50 Lebensjahren festgelegt. Die oberen Altersbegrenzungen dienen auch einer stärkeren Berücksichtigung des Wohls des erhofften Kindes und der Frau. Im Übrigen ist eine Eigenbeteiligung von 50% festgeschrieben worden.
Uns ist bewusst, dass angesichts stetig sinkender Geburtenzahlen, der Anspruch auf eine künstliche Befruchtung für die Versicherten aufrechterhalten und auch in Zukunft staatlich finanziell unterstützt werden muss. Wir haben uns deshalb auch für Ihre Interessen im Vermittlungsausschussverfahren stark gemacht und werden dies auch zukünftig tun.
Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass auch in anderen Gebieten des Gesundheitswesens massiv gespart wird, und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen quer durch die Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund wäre es nicht angemessen und ungerecht, einzelne Bereiche auszunehmen oder zu bevorzugen. Auch wenn die medizinische Behandlung und deren Finanzierung im konkreten Einzelfall für die Betroffenen sinnvoll erscheint.
Ich hoffe, dass Sie einen Einblick in die politischen Hintergründe unserer Entscheidung gewonnen haben und wünsche Ihnen in Bezug auf ihren Kinderwunsch alles Gute für die Zukunft.
Mit freundlichen Grüßen
Gitta Connemann MdB
--
Gitta Connemann
Mitglied des Deutschen Bundestages
Vorsitzende der Enquête-Kommission
"Kultur in Deutschland"
Wahlkreis Unterems
www.gitta-connemann.de
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel.: 0 30/2 27-73 015
Fax: 0 30/2 27-76 066
Warum meinen eigentlich alle Politiker immer, uns die Bedingungen wie Altersgrenzen und Anzahl der Versuche mitteilen zu müssen? Halten die uns für so blöd? Als wenn wir das nicht selbst am Besten wüssten!
Ich denke, viele von uns sind mittlerweile so informiert, dass sie schon Vorträge zum Thema halten könnten...
Gruß
colonia
Verfasst: 26 Apr 2004 12:21
von Stella38
Und dann tun sie immer so als wäre es ihr Verdienst, dass es nicht komplett weg ist. Menno, ohne unsere Aktion wäre alles gestrichen gewesen. Das muss dringend aus Steuergeldern finanziert werden, sollen sie doch den Tabak verteuern.
Verfasst: 26 Apr 2004 13:04
von Rehauge
Richtig Stella, meinetwegen auch noch die Alkoholischen Getränke steuerlich verdoppelt!!!
Es gibt noch soviel möglichkeiten die Leute dazu zu bringen, etwas mehr auf die Gesundheit zu achten und dadurch uns die möglichkeit Kinder in diese Welt zu bringen!!!
Ich verstehe diese Logik einfach nicht!!
Im klartext,"ihr seit selber schuld" und"Politiker haben alles für uns getan"!!!
Wo soll das noch hinführen!!!
Verfasst: 26 Apr 2004 14:46
von Stella38
Aber meine Mutter, die ist an ihren diversen Krankheiten nicht schuld, hat ja bloß zwischen 17 und 60 geraucht, sich nie bewegt etc..., das dürfen wir alles solidarisch mitfinanzieren....ein Euro auf die Zig. drauf für die Folgekosten, die Alcopops, die die Jugend versaut, mit hohen Steuern belegen, das wäre mal was.
Kann ich was dafür dass sie sogar ss geraucht hat und wer weiß ob ich deshalb nicht richtig funktioniere?
Verfasst: 29 Apr 2004 16:42
von Lara-C.
Hallo zusammen,
ich habe doch tatsächlich von meinen ca. 700 Mails endlich 1 (!) Feedback erhalten:
Sehr geehrte ...,
für Ihren Leserbrief danken wir Ihnen. Wir haben Ihre Meinung aufmerksam
gelesen und lassen sie in unsere tägliche redaktionelle Arbeit einfließen.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir nicht jeden Leserbrief
abdrucken können: Leider reicht dazu der Platz nicht aus, und unter
unseren gut 600 000 täglichen Lesern wollen viele an der öffentlichen
Diskussion teilnehmen. Deshalb müssen wir auswählen, deshalb können nicht
alle Meinungen zu Wort kommen.
Absagen wie diese fallen uns nicht leicht, weil wir wissen, dass Sie sich
mit Ihrem Brief viel Mühe gegeben haben. Sehen Sie es uns dennoch nach -
es geht leider nicht anders.
Mit freundlichen Grüßen
SCHWÄBISCHE ZEITUNG
Wilfried Lindner
Stellv. Chefredakteur
PS: Es kann durchaus sein, dass Sie diesen Absage-Brief bereits einmal in
ähnlicher Form zu einer anderen Einsendung erhalten haben. Haben Sie bitte
Verständnis, wenn wir nicht individuell antworten können, denn die Gründe
sind stets die gleichen.
Tja, ich sage nur: KEIN KOMMENTAR!!
Frustrierte Grüsse
Lara-C.
Antworten
Verfasst: 29 Apr 2004 19:16
von colonia
Hallo @all
Ich habe auch noch zwei Antworten bekommen:
Sehr geehrte Leserbriefschreiber,
um Ihren Leserbrief veröffentlichen zu können, brauchen wir Ihren vollen
Namen und Ihre Adresse.
Mit freundlichem Gruß
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Claus Wolber
komisch, dass das ausgerechnet die Zeitung schreibt, die Lara schon eine Absage erteilt hat. Ich werde unsere geforderten Daten mailen und bin mal gespannt, ob wir anschließend die gleiche Absage erhalten werden...
und die zweite Antwort:
An
xxx und xxx
per E-Mail: xxx@web.de
FRAKTION DER SPD
IM DEUTSCHEN
BUNDESTAG
Arbeitsgruppe
Gesundheit und Soziale Sicherung
Andreas Knische
Tel.: (030-227-54872
Fax: (030-227-56056
Die Wahl dieser Rufnummer vermittelt
den gewünschten Hausanschluß.
Platz der Republik
11011 Berlin
28. April 2004
AK/bu
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit bestätige ich den Eingang Ihres Schreibens vom.20. April 2004.
Sie kritisieren in Ihrem Schreiben die im Rahmen des Gesundheitsmodernisierungsgeset-zes getroffene Neuregelung zur Sterilitätsbehandlung
Auch ich sehe die derzeitige demographische Entwicklung als eine Herausforderung für die Stabilität unserer Gesellschaft sowie unserer sozialen Sicherungssysteme an. Zentraler Ausweg aus der derzeitig bestehenden Kinderarmut kann nur eine verantwortungsvolle Familienpolitik sein. Diese muss neuen Herausforderungen, wie der Parallelität von Beruf und Familie und der steigenden Zahl von Alleinerziehenden, begegnen. Ich sehe hier in erster Linie eine aus Steuermitteln zu finanzierende gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Bezugnehmend auf Ihre Einwendungen stellt sich die Frage, ob die Leistungen der künstli-chen Befruchtung, so wie Sie es fordern, aus Finanzmitteln der Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt werden müssen oder nicht. So sind zumindest theoretisch drei unterschiedliche Finanzierungswege möglich. Es ist denkbar, Kinderlosig-keit als Erkrankung zu definieren und daraus folgend eine 100%ige Finanzierung aus Mit-teln der gesetzlichen Krankenversicherung zu fordern. Ich entnehme Ihrem Schreiben, dass Sie diese Finanzierungsweise für richtig halten. Hingegen wäre in Zukunft auch denkbar, dass die Leistung der künstlichen Befruchtung eine gesamtgesellschaftliche Auf-gabe ist und zu 100% aus Steuermitteln finanziert gehört. Ebenso kann der Diskussions-prozess um die Thematik der Sterilitätsbehandlungen zu dem Ergebnis gelangen, dass es zu Lasten von Dritten keinen Anspruch auf leibliche Kinder gibt. Folgt man diesem Gedan-ken, dann wären die Leistungen der künstlichen Befruchtung privat zu finanzieren.
Diese drei grundsätzlichen Abwägungen sind in die Meinungsbildung zum Gesundheits-modernisierungsgesetz eingeflossen. Wie Sie sicherlich den Medien entnommen haben, wurde dieses Gesetz von einer interfraktionellen Arbeitsgruppe erarbeitet. Entsprechend mussten bei inhaltlichen, politischen Differenzen Kompromisse gesucht werden. Ich ver-stehe die jetzt gefundene Lösung zur Finanzierung der Leistungen der künstlichen Be-fruchtung als eine Lösung, welche eine Mischform der drei von mir skizzierten Finanzie-rungswege darstellt.
Es wurde beschlossen, dass der Anspruch auf Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung nicht gestrichen, aber eingeschränkt und mit einer Eigenbeteiligung von 50% belegt wer-den soll. Die gesetzliche Krankenversicherung wird demnach zukünftig drei statt wie bisher vier Behandlungsversuche der Reproduktionsmedizin mitfinanzieren.
Zusätzlich werden Altersgrenzen für die Beteiligung der gesetzlichen Krankenversicherun-gen an den reproduktiven Leistungen eingeführt. Die Verhandlungspartner haben sich da-bei auf die Lebensphase zwischen 25 und 40 Lebensjahren für Frauen beziehungsweise bis zum 50. Lebensjahr bei Männern festgelegt. Der zugrundeliegende politische und ge-samtgesellschaftliche Diskussionsprozess, den ich obenstehend skizzierte, wird sicher fortzusetzen sein.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Ausführungen behilflich sein und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
gez. Andreas Kniesche